Der Chef, der nach Bremen zog
InternationalesYurudesign möchte den europäischen Möbelmarkt erobern – von Bremen aus.
Es ist Winter in Bremen. Der Himmel grau, die Bäume kahl, das Wetter kalt – jedenfalls für einen Türken aus der Seehafenstadt Izmir, wo es dieser Tage zwischen 15 und 20 Grad warm wird.
Çagri Yilmaz lässt sich trotzdem nicht von einem Spaziergang im Bremer Bürgerpark abbringen. „Ich freue mich schon auf den Sommer, wenn es hier so grün ist, wie ich es auf den Fotos im Internet gesehen habe“, sagt Yilmaz, einer der drei Unternehmensgründer von Yurudesign.
Seit Ende 2019 lebt Yilmaz in der Hansestadt. Er genießt die Atmosphäre vor Ort. „Bremen ist ruhig und friedlich verglichen zu türkischen Millionen-Städten wie Istanbul oder Izmir, die Menschen sind sehr hilfreich und freundlich.“
Tisch, Regal, Schrank – fertig ist der Onlineshop
Yilmaz ist einer von drei Geschäftsführern des türkischen Möbelunternehmens „Yurudesign“. 2014 taten sich die drei Mittdreißiger zusammen, um im Möbelgeschäft mitzumischen. Sie kannten sich, waren befreundet und jeder hatte eine passende Expertise: Der eine Produktionsprozesse, der zweite die Möbelbranche und der dritte Logistikerfahrung.
Daraus entstand Yurudesign – Einrichtungsgegenstände in frischem, aktuellen Design: Wohnzimmerfronten in Eiche und Pinie, Regale im Industrial Look oder elegant-weiße Schlafzimmerschränke. Das Geschäft läuft rein online über den eigenen Shop oder über Verkaufsplattformen wie Amazon und Ebay.
Stark anfangen, stärker nachlegen
Onlineauftritt und attraktives Design kamen bei den türkischen Kunden schnell an, heute beschäftigt das Unternehmen 60 Angestellte und fertigt in Izmir in einer rund 7.000 Quadratmeter großen Halle sämtliche Möbel selbst – und beschäftigt ein eigenes Design-, Marketing- und Logistik-Team.
2019 fiel dann die Entscheidung, nach Europa zu expandieren. „Wir sehen große Chancen hier. Aber uns war klar: Wenn wir nach Europa gehen, müssen wir auch vor Ort sein“, rekapituliert Yilmaz.
Die drei machen keine halben Sachen. „So ein Geschäft lässt sich nicht aus der Türkei steuern. Wir brauchen jemanden vor Ort, der Prozesse kontrolliert, die hohe Qualität sicherstellt, das muss man schon selbst machen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, nach Deutschland zu gehen“, sagt der Logistikprofi.
Dass es Deutschland werden sollte, war schnell klar. Der deutsche Markt ist attraktiv und die Logistikkompetenz hier hoch. Nach kurzer Recherche stießen die drei auf die Städtepartnerschaft zwischen Bremen und Izmir, meldeten sich daraufhin im türkischen Büro von Bremeninvest, der Auslandsmarke der Wirtschaftsförderung Bremen.
„Die Teams in Izmir und hier in Bremen haben uns sehr geholfen beim Start unseres Geschäfts, bei Behördengängen und bei Aufenthaltstiteln“, lobt Yilmaz die Betreuung durch die WFB, aber auch durch Behörden und Institutionen wie die Handelskammer. Zudem half die WFB bei der Vermittlung und Anmietung einer Logistikimmobilie, die künftig als Zwischen- und Versandlager dienen wird.
Ein Geschäft über Kontinente hinweg führen
Und bei noch einer Sache gab es ein wenig Starthilfe: bei der Wohnungssuche. Für Yilmaz fand Bremeninvest ein Appartement in Stadtteil Steintor. Die dortige Vermieterin hat den sympathischen Türken bereits ins Herz geschlossen: „Sie fragt gerne, ob ich alles habe oder noch etwas benötige“. Natürlich noch auf Englisch, denn der Geschäftsführer ist gerade erst dabei, Deutsch zu lernen.
Derzeit lebt er noch in allein in der Hansestadt, aber auch das wird sich bald ändern. Frau und Kind sollen ebenfalls nach Norddeutschland kommen, dann wollen sie eine größere Wohnung beziehen. Und auch seine zwei Mitstreiter lassen ihn nicht allein: Sie kommen regelmäßig nach Bremen, um gemeinsam wichtige Geschäftsentscheidungen zu fällen – etwa die Anmietung einer Lagerhalle. „Und auch sonst stehen wir täglich in Kontakt, das ist uns sehr wichtig“, betont er.
Bremen als Startrampe nutzen
Die ersten Chargen sind bereits per Container in Bremerhaven angekommen. Zu Beginn möchten die drei aber nur mit kleinen Stückzahlen den Markt testen, im Laufe des Jahres wollen sie in die vollen gehen. Bis zu 1.000 Artikel im Monat visieren sie bereits an.
Und noch weitere Pläne haben sie für die Hansestadt. Einen Showroom könnten sie sich eines Tages hier vorstellen und sogar eine eigene Produktion – wenn es gut läuft. Was es bereits gibt: Eine Möbellinie mit dem Namen „Bremen“, Wohnzimmer-Regale im minimalistisch-nordischen Design.
Online-Möbelgeschäft ist Wachstums-Markt
Damit sie in Europa erfolgreich sind, haben sie bereits einiges an Marktforschung betrieben. Denn die Geschmäcker in Deutschland, Frankreich und der Türkei sind durchaus verschieden. „In Deutschland sind Holzfurniere beliebt – etwa Eiche – während die Franzosen eher auf weiße Oberflächen stehen“, weiß Yilmaz.
Einen guten Riecher könnten sie dabei durchaus beweisen: Der Online-Umsatz im deutschen Endkundengeschäft mit Möbeln wächst seit Jahren und soll sich von rund 6,6 Milliarden Euro 2018 auf 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2022 vergrößern (Quelle). Er macht derzeit rund zehn Prozent des Gesamtmarkts aus.
Das Yurudesign in Europa erfolgreich sein wird, dessen sind sich die drei Unternehmer sicher. Und dass Yilmaz in Bremen eine neue Heimat findet, ebenfalls. Schließlich hat er sich bereits ein Fahrrad zugelegt und radelt fleißig durch die Stadt – womit er quasi seine inoffizielle Einbürgerung erfolgreich vorgenommen hat.
Clas B. Vögeding
Unternehmensservice und Standortentwicklung
Projektleiter Unternehmensbetreuung Bremen Süd | Gewerbegebietsmanager
+49 (0)421 9600-136
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