„Bremen zeigt auf bundesweiter Ebene Flagge - auch auf dem Gebiet der Gesundheitswirtschaft“, lobte die Bremer Senatorin für Arbeit, Frauen , Gesundheit, Jugend und Soziales Ingelore Rosenkötter die Entwicklung der Bremer Gesundheitswirtschaft zu Beginn einer Fachtagung der Bremer Investitions-Gesellschaft mbH (BIG). Unter dem Titel „Gut versorgt zu Hause“- veranstalteten die Wirtschaftsförderer der BIG am 29. April 2009 ein Fachforum zum Thema Gesundheitsversorgung zu Hause im Bremer World Trade Center. Rund einhundert Teilnehmer, darunter Ärzte, Mitarbeiter von Pflegediensten, Vertreter von Krankenkassen, Verbänden, Unternehmen und Verwaltung informierten sich dort über neue Kooperationsmöglichkeiten zwischen Medizin, Technik und Wohnungsbau. Seit 2008 setzt Bremen mit dem Schwerpunkt „Der Gesundheitsstandort zu Hause“ auf die Förderung innovativer Produkte und Dienstleistungen für die Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität insbesondere älterer Menschen am Wohnort und positioniert sich damit auch bundesweit.
Zum Auftakt der Veranstaltung stellte Senatorin Rosenkötter die Siegerprojekte der Ausschreibung „Gesund und selbständig zu Hause leben“ vor. Der Ideenwettbewerb war im Oktober 2008 gemeinsam von der Senatorin und der BIG ausgerufenen worden, um neue Initiativen und Kooperationen auf dem Gebiet im Bundesland Bremen anzustoßen. Unter den 16 eingegangenen Projektideen von 31 Unternehmen und acht wissenschaftlichen Einrichtungen ermittelte die BIG mit Unterstützung des Gesundheitsexperten Dr. Josef Hilbert vier förderwürdige Schwerpunkte, zu denen sie jeweils ein Siegerprojekt auswählten:
Im Schwerpunkt „Wohnquartiersmanagement“ suchte die Jury das Projekt „Betreutes Zuhause im Quartier“ aus, das von vacances - Mobiler Sozial- und Pflegedienst GmbH und dem Bremer Pflegedienst GmbH durchgeführt und wissenschaftlich vom Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen begleitet wird. Im Rahmen des Projektes sollen bestehende Leistungen der ambulanten Pflege durch zusätzliche präventive Angebote und Dienstleistungen wie Notrufsysteme, Reinigungs- oder Wäscheservice, soziale und Beratungsangebote ergänzt werden. Der Pilotanwender, die Bremer Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA, koordiniert das gewünschte Serviceangebot aus einer Hand je nach individuellen Bedürfnissen seiner Mieter und stimmt die Angebote mit den verschiedenen Dienstleistern ab.
Im zweiten Förderschwerpunkt „Wohnungsgestaltung, Technik für ein gesundheitsorientiertes Wohnen“ wird das Mobile Research Center gemeinsam mit der Bremer Heimstiftung und dem Technologieanbieter IGEL GmbH im Projekt „IT-ASSIST“ eine elektronische Serviceplattform für Bewohner von Seniorenresidenzen entwickeln. Via Telefon, Fernseher sowie initiierten Treffen sollen die Bewohner stärker über den Service der Einrichtung und der Partnerunternehmen informiert und auch zu Mitmachangeboten wie beispielsweise Gymnastik aktiviert werden. Auf diese Weise wird nicht nur das selbstbestimmte Leben der Bewohner gefördert, sondern auch das Personal entlastet.
Das für den dritten Schwerpunkt „Rehabilitation und Prävention im Haushalt“ ausgewählte Projekt mit dem Titel „Ambulante Rehabilitation“ wird vom Neurologischen Rehabilitationszentrum Friedehorst gGmbH, Bremen in Zusammenarbeit mit dem Softwareentwickler avantro GmbH, Bremen durchgeführt. Es soll die gesundheitliche Versorgung beispielsweise von Patienten nach einem Schlaganfall oder Unfall auch nach der Entlassung aus der Rehabilitationsklinik verbessern. Die Projektpartner wollen hierfür eine Kommunikationspattform, ähnlich einem virtuellen „runden Tisch“ entwickeln. Mit Hilfe der Software soll eine Abstimmung zwischen Therapeuten, Dienstleistern und Hausärzten über die weiterführende Betreuung der Patienten erleichtert werden.
Im vierten Förderbereich „Pflegemanagement“ fiel die Wahl auf das Projekt: „Wissensbasierte Entwicklung und Einführung einer Software für Versorgungsnetze und Pflegeberatungsstellen und Pflegestützpunkte“ das von der atacama½Software GmbH Bremen durchgeführt wird. Im Rahmen des Projekts wird eine Software entwickelt, die weit über die Verwaltung von Pflegedaten hinausgeht. Pflegestützpunkte, Beratungsnetzwerke sowie Kranken- und Pflegekassen sollen zusätzlich Hilfen zur Entscheidungsfindung bei der gesundheitlichen und sozialen Betreuung je nach dem individuellen Hilfsbedarf ihrer Kunden erhalten. Diese fachlichen Empfehlungen orientieren sich jeweils an wissenschaftlich fundierten pflegerischen Konzepten.
„Alle diese Projekte haben Pilotcharakter und eine Ausstrahlung über die Grenzen von Bremen hinweg“, unterstrich Senatorin Rosenkötter ihre Bedeutung. Die Auszeichnung ist nicht mit einem konkreten Preis verbunden, sondern beinhaltet die Fördermöglichkeit aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in Höhe von maximal 200 000 Euro. Die erwähnten Projekte starten noch im Frühjahr 2009.
Während einer Podiumsdiskussion zum Abschluss der Veranstaltung, die Hans-Georg Tschupke, Abteilungsleiter Innovation bei der BIG, moderierte, diskutierten namhafte Vertreter aus Bremer Kliniken, Wohnungsbau, Gesundheitspolitik und Senioreneinrichtungen über neue Konzepte für die Gesundheitsversorgung zwischen ambulant und stationär. Dr. Diethelm Hansen, Geschäftsführer der Gesundheit Nord gGmbH, unterstrich die zunehmende Bedeutung sozialer Hilfsangebote neben der reinen medizinischen Gesundheitsversorgung bei älteren Menschen. Alexander Künzel, Vorstandsvorsitzender der Bremer Heimstiftung betonte die Rolle regionaler Netzwerke im Quartier im Sinne eines organisierten Gemeinwesens. Als eine der größten Herausforderungen für die Zukunft bewerteten die Referenten übereinstimmend eine Verzahnung von stationärer und ambulanter Gesundheitsversorgung. In diesem Zusammenhang unterstrichen Sie vor allem die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten.