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Ein Uni-Wissenschaftler startet durch: Mit Mut, BRUT und optischen 3-D-Mess-Systemen erfolgreich auf den Markt

"Syperion" ist nur ein Beispiel – Bremer Programm fördert seit zehn Jahren ideenreiche Existenzgründerinnen und -gründer / Nächster Anmeldeschluss: 15. August

Eng ist es geworden. Das Unternehmen wächst, und das Büro ist eigentlich schon lange zu klein. Zeitweise arbeiten sie hier inzwischen zu fünft, aber umziehen will Jungunternehmer Dr.-Ing. Frank Elandaloussi noch nicht. "Erst einmal abwarten, wie sich die Geschäfte so entwickeln", meint er zurückhaltend. Dabei stehen alle Zeichen auf Wachstum. Im Oktober 2006 hat sich der Wissenschaftler der Universität Bremen mit der Syperion GmbH & Co. KG selbstständig gemacht – mithilfe des Bremer Programms zur Förderung von Unternehmensgründungen (BRUT) der Bremer Investitions-Gesellschaft mbH. Die Kernkompetenzen des Start-Ups liegen in der optischen 3-D-Messtechnik.

Nicht immer sitzt Elandaloussi an seinem Schreibtisch im Bremer Gründerzentrum Airport (GZA). Für seine Arbeit muss der Ingenieur oft weit reisen und auch hoch hinaus. Mit Sicherheitsgeschirr und Schutzhelm klettert er dann auf großem Gerät herum, bringt in 80 Metern Höhe sensible Messgeräte an, richtet sie aus und stellt sie ein. Sie vermessen das Gelände unter ihm auf den Dezimeter genau, denn es gilt, dort Hügel, Bachläufe und kleinen Seen zu gestalten, wo jetzt noch große Löcher klaffen. Über 2.500 Hektar erstreckt sich die Mondlandschaft, die die Braunkohlebagger hinterlassen haben. So groß wie 3.000 Fußballfelder ist sie. Nun soll hier wieder Landschaft werden. Rekultivieren nennen die Fachleute das, und die riesigen Maschinen, die hier die Erde nach genauen Plänen wieder auffüllen, heißen Absetzer.

Mit Erfolg konnte Existenzgründer Elandaloussi die Messidee auf dem Markt platzieren, gewann schnell Kunden, und noch 2006 stellte er die ersten Mitarbeiter ein. "Das war schon ein erheblicher Druck", sagt Elandaloussi. "Auf der einen Seite die große Verantwortung, und auf der anderen Seite gab es ja kein regelmäßiges, festes Einkommen mehr." Dazu die viele Arbeit: 60 bis 80 Stunden pro Woche sind normal, und neben den 12-Stundentagen im Büro gibt es meistens auch am Wochenende daheim noch etwas zu tun. "Aber inzwischen reicht es dafür, drei Vollzeitstellen zu finanzieren und Rücklagen zu schaffen", freut sich der sich 40-Jährige. Und es gebe vor allem auch Kapazitäten für neue, eigene Entwicklungen. So arbeitet Syperion derzeit an einem neuen Produkt: einem intelligenten Videomess-System zur Bewegungsanalyse.

Bisher sind Videomess-Systeme dafür ausgelegt, einzelne Bilder hinsichtlich bestimmter Merkmale zu analysieren. So können elektronische Baugruppen auf ihre Vollständigkeit oder der Jogurtbecher auf seine Form hin überprüft werden. Die Fähigkeiten des Menschen jedoch eine Bilderfolge zu bewerten und dann „nur“ die interessanten Bereiche näher anzuschauen, steckt noch in den Kinderschuhen. Bei Syperion wird aktuell ein Mess-System entwickelt, dass die Bewegung von Objekten in Videoaufnahmen bestimmt. So ist es möglich, für verschiedene Objekte die Bewegungsgeschwindigkeit und Bewegungsrichtung genau zu berechnen und auch zu bewerten. Auf diese Weise können beispielsweise Fahrerassistenzsysteme für Autos geschaffen werden, die Passanten, Fahrradfahrer oder andere Verkehrsteilnehmer im normalen Straßenverkehr erkennen und mögliche Kollisionen vorherzusagen.

Aus dem Laser-Labor zum Chef im eigenen Unternehmen

"Der Wissenschaft wird gerne nachgesagt, es fehle ihr an direkten Bezügen zum Markt, und die Universitäten stehen in dem Ruf, sie bereiteten den Nachwuchs nicht adäquat auf das Berufs- und Wirtschaftsleben vor", sagt Professor Dr.-Ing. Frank Vollertsen, Geschäftsführer des Bremer Instituts für angewandte Strahltechnik (BIAS). Auch der Syperion-Erfolg beweise einmal wieder das Gegenteil, sagt er. Mit einem innovativen, bedarfsgerechten Produkt habe sich ein Forscher am Markt platzieren können und erfolgreich ein Unternehmen aufgebaut. Ganz nach dem BIAS-Motto "Wissen schafft Wirtschaft".

Elf Jahre arbeitete Elandaloussi als Wissenschaftlicher im BIAS. Aus der Zeit habe er viele Erfahrungen in der Projektplanung und -organisation sowie in der Personalführung mitgebracht und profitiere noch immer von den vielfältigen Industriekontakten, die er dort aufgebaut habe "Bei Vertrieb, Marketing und den betriebswirtschaftlichen Grundlagen hat es allerdings die ein oder andere Lücke gegeben", ergänzt er. "Aber da hat mir BRUT sehr kompetent geholfen." Die Seminare seien hervorragend gewesen, und der im Programm erstellte Business-Plan sei ihm auch jetzt noch ein wichtiger Leitfaden.

Gewissermaßen ein "stiller Teilhaber" an dem Syperion-Erfolg ist BRUT-Programmbetreuer Andreas Mündl von der Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG). "Wir unterstützen die Gründer mit theoretischem Hintergrundwissen, praktischer Hilfe und Beratung", sagt er. Dass sich Mündl aber auch darüber hinaus einsetzt, wissen inzwischen Hunderte Bremer Existenzgründer. "Der Schritt in die Selbstständigkeit ist nicht leicht und Probleme bereiten da nicht nur Unternehmensorganisation oder Finanzplanung", sagt Mündl. Der Volkswirt ist zentraler Ansprechpartner für alle BRUT-Gründer. Er kennt deren Sorgen und hilft mit viel Verständnis: "Auch seinem persönlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass der Syperion-Start so gut gelaufen ist", sagt Elandaloussi.Existenzgründungsprogramm BRUT seit 10 Jahren erfolgreich

Seit zehn Jahren gibt es das Bremer Programm zur Förderung von Unternehmensgründungen (BRUT) inzwischen, und in dieser Zeit förderte es rund 150 Personen in 90 Gründungsprojekten. Daraus entstanden 65 Unternehmen mit knapp 240 Vollzeit-Arbeitsplätzen. BRUT richtet sich an Existenzgründerinnen und -gründer mit einer innovativen Geschäftsidee und fester Gründungsabsicht. Während des einjährigen Programms entwickeln die Teilnehmer ihren Business-Plan und bereiten die operative Geschäftsaufnahem vor. BRUT unterstützt sie dabei mit einer umfassenden Qualifizierung, intensiver Beratung und finanzieller Förderung. Das BRUT-Programm ist ein Baustein im Angebot der Hochschul-Initiative BRIDGE. Eine Bestätigung der Programmqualität und seines Engagements hat BRUT-Programmbetreuer Andreas Mündl im Frühjahr mit der weiteren Finanzierungszusage für das Programm bis 2013 erhalten. Der nächste Durchlauf beginnt am 25. September, Bewerbungsschluss ist der 15. August.

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