Große Namen beim zweiten Landestourismusforum des Bundeslandes Bremen am 2. November 2021 im Fischbahnhof in Bremerhaven: Rund 110 Tourismusexpert:innen erlebten eine motivierende Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT), die getreu dem Motto des Abends „Buten un Binnen. Wagen un Winnen“ wichtige aktuelle Erkenntnisse des internationalen Marktgeschehens mitbrachte. Neben der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa (SWAE), Kristina Vogt, und Bremerhavens Oberbürgermeister, Melf Grantz, sprachen auch Team-Manager Alfred Prey von Bremerhavens Eishockey Bundesliga-Mannschaft Fischtown Pinguins sowie Rekord-Tanztrainer Roberto Albanese des Gründ-Gold-Clubs aus Bremen. Weitere achtzig Touristiker:innen verfolgten die Ausführungen digital und sahen auch die optimistisch gestimmten Tourismusgeschäftsführer, Dr. Ralf Meyer (Bremerhaven) und Oliver Rau (Bremen).
In ihrer Eröffnungsrede betonte Senatorin Vogt die Bedeutung des Tourismus als immens wichtigen Wirtschaftsfaktor für das Land Bremen. „Nachdem wir massive Umsatzeinbrüche durch die Beschränkungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie verkraften mussten, können nun wieder steigende Übernachtungszahlen verzeichnet werden“, so Vogt. Neben gutem Personal brauche die Branche aber auch viele nachhaltige und innovative Freizeit- und Tourismusangebote, die wirtschaftlich tragfähig, fair und sozial sowie klima- und umweltverträglich sind. Um die Corona-Auswirkungen abzufedern habe die Freie Hansestadt Bremen die Freizeit- und Tourismusbranche mit mehreren Millionen Euro gefördert. Dazu gehörten die Veranstaltungsförderung, das Aktionsprogramm Innenstadt, der Zukunftsfonds Innenstadt, sowie Gelder für das Standortmarketing, Tourismusförderung und diverse Projektförderungen aus dem Haushalt SWAE. „Die Bremer Tourismusstrategie hat 2021 ein Update erhalten, um wichtige Trends zu berücksichtigen“, erklärte die Senatorin. „Ich werde mich aber auch für weitere finanzielle Mittel für den Bremen-Tourismus einsetzen. Wir planen derzeit eine Senatsvorlage für den Tourismus im Jahr 2022.“
Der Forderung nach einem Landes-Aktionsprogramm für den Tourismus schloss sich Melf Grantz an. Rund 3000 Arbeitsplätze sind in der Seestadt davon abhängig, dass Gäste in die Stadt kommen. Er setzt aber auch auf die städtische Eigeninitiative und stellte weitere Ansiedlungen von Hotels in Aussicht. Mit Blick auf das Erreichte machte das Stadtoberhaupt den Anwesenden Mut, stolz auf sich zu sein.
Den Binnen-Blick auf Bremen und seine Angebote zu Freizeit und Tourismus wagten zwei Sportler, die mit ihren Mannschaften weltweit unterwegs sind. Der Trainer des Grün-Gold-Clubs, Roberto Albanese, holte mit seinem Team bereits zahlreiche Weltmeistertitel im Formationstanz. Er betonte: „Ich finde es wichtig, Positivität vorzuleben. Es ist nicht immer alles gleich schlecht, nur wenn Werder mal verliert. Wir haben so viele tolle Angebote in der Stadt.“ Auch was der Tourismus vom Sport lernen könne, war für ihn klar: „Wenn ich etwas gewinnen möchte, gehe ich auch mit der Einstellung ran, dass ich es gewinnen werde. Negative Gedanken oder Kleinmachen sind hier kontraproduktiv. Es kommt darauf an, Teams aufzubauen und zu formen, so dass sich jeder wertvoll vorkommt“, so der Tänzer.
Dass es sportliche Qualitäten gibt, die die Arbeit der Touristiker:innen beflügeln können, unterstrich auch Albert Prey von den Fischtown Pinguins: „Flexibles Handeln und Schnelligkeit sind wichtig. Und Fleiß, um die Pandemiefolgen zu bewältigen.“ Er störte sich besonders an Vorurteilen, die Bremen und Bremerhaven als „Armenhaus“ darstellen und betonte die besonderen Herausforderungen, denen sich Stadtstaaten gegenübersehen.
„Deutsche Städte können selbstbewusst sein, denn die Lust auf eine Städtereise ist der Motor für die weitere Tourismusentwicklung“, sagte Petra Hedorfer. Untersuchungen der DZT belegen, dass diese Reiseart bei internationalen Gästen auch in Corona-Zeiten zu den beliebtesten gehört. „Die Reisenden trauen sich wieder“, sagt Hedorfer. Ein Grund dafür sei, dass Deutschland als sicheres Reiseland gilt, deutsche Gründlichkeit auch in der Pandemie Marktanteile generiert. Als sogenannten „Game-Changer“ beschrieb sie das Thema Nachhaltigkeit, mit dem die DZT seit 2010 in vielen Kampagnen in aller Welt auf Deutschland aufmerksam macht und wofür sie immer wieder neu ausgezeichnet wird. Sie sparte zudem nicht mit Lob für die Anwesenden, denn diese würden ihre Reiseversprechen halten und internationale Reiseveranstalter:inen, Medienvertreter:innen aber auch Gäste stets mit glänzenden Augen aus Bremen und Bremerhaven verabschieden. Um die gute Bilanz zu halten, appellierte Petra Hedorfer an die Verantwortlichen in den Städten, weiter in Infrastruktur und Kommunikation zu investieren.
Dass Marketing notwendig sei, um auf die beiden Schwesterstädte aufmerksam zu machen, betonten auch die Tourismus-Verantwortlichen Bremens und Bremerhavens. So bestätigte Dr. Ralf Meyer, dass Investitionen in den städtischen Spitzensport der richtige Weg sind, um sich in Deutschland bekannt zu machen. Dazu soll auch die engere Vernetzung mit der Nordseeküste dienen, die die Seestadt gerade mit der Tourismus Agentur Nordsee (TANO) eingegangen ist. So werde ein Markt von rund 20 Millionen Urlaubern erreicht, die zunächst als Tagesgäste, später aber als Wiederholer auch als Übernachtungsgäste überzeugt werden sollen. Zwar arbeite man mit Bremen sehr gut im Geschäftsreisebereich zusammen, sehe sich aber als Wettbewerber bei der Ansprache von Privatgästen.
Positive Stimmung verbreitete Oliver Rau, der neue Geschäftsführer „Marketing und Tourismus“ der WFB Wirtschaftsförderung Bremen. „Es hilft uns nicht, zu reklamieren, wie schlecht es uns gegangen ist. Wir müssen nach vorne schauen, unsere tollen Themen und Angebote aktiv kommunizieren und uns auf keinen Fall selbstverzwergen.“ Aus den Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre nehme man viele Anregungen mit, von denen man im Städtetourismus profitieren könne. Dazu gehörten beispielsweise die Digitalisierung mit Projekten wie Open Data, die Entwicklung nachhaltiger Angebote und die Verbesserung der Qualität. „Wichtig ist aber besonders, dass wir noch besser kommunizieren –nach innen und außen – was wir tun. Bescheidenheit hilft uns nicht weiter.“
Abgerundet wurden die einzelnen Vorträge und Diskussionsrunden durch Auftritte des Bremerhavener Instant Impro Theaters, dessen Schauspieler:innen die Themen auf unterhaltsame Weise zusammenfassten.
Im Anschluss an den offiziellen Teil folgte erstmals seit vielen Monaten die Gelegenheit für Gespräche untereinander.
Hotelier Hans Jaich aus Bremerhaven, frisch mit dem Bremer Umweltpreis 2021 ausgezeichnet, bewertet das Landestourismusforum als hilfreiche Veranstaltung: „Dass uns das Ausland nicht so kritisch sieht wie wir das anscheinend tun, war sehr aufschlussreich. Auch der Blick von außen war spannend. Eine tolle Nachricht ist, dass Nachhaltigkeit für Gäste wirklich ein wichtiges Thema geworden ist. Das Thema passt gut zu Bremerhaven und es muss noch mehr gelebt werden.“
Ulrich Straten, Direktor des Bremer Residence Hotels sagte: „Veranstaltungen wie diese sind wichtig, damit wir uns untereinander verständigen, aber besonders, damit wir nach außen gehört werden und der Tourismus eine laute Stimmt bekommt. Bremen und Bremerhaven wachsen auf diese Weise besser zusammen.“
Die dritte Auflage des Landestourismusforums wird im Herbst 2022 turnusgemäß wieder in der Stadt Bremen stattfinden.