Fliegende Roboter
PressedienstBremer Unternehmen plant Leitstelle für Drohnenflüge
Drohnen erobern seit geraumer Zeit die Lüfte. Als fliegende Roboter helfen sie auf vielerlei Weise, sei es in der Forschung, der Industrie, der Sicherheit oder im Umweltschutz. An der Küste und auf hoher See zum Beispiel werden sie für die Überwachung von Schiffen oder bei der Inspektion und Wartung von Offshore-Windkraftanlagen eingesetzt. Um die vielfältigen Drohnen-Aktivitäten zu koordinieren, wird in Bremen gegenwärtig am Aufbau einer Leitstelle gearbeitet. Das Ziel: Wer in Deutschland einen Drohnenflug anmeldet, bekommt das „Go!“ künftig aus der Hansestadt.
Maßgeblich an dem Projekt beteiligt ist das Bremer Unternehmen b.r.m. IT & Aerospace. Es will sich als europaweite Leitstelle für unbemannte Luftfahrtzeuge (Unmanned Aircraft Systems, kurz UAS) zertifizieren lassen. „Bislang waren für Drohnenflüge Einzelgenehmigungen nötig. Das hat die kommerzielle Nutzung der UAS erschwert“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Markus Rossol. Neue EU-Regularien erlauben es jetzt aber, auf die Einzelgenehmigungen zu verzichten. „Wenn die neue EU-Verordnung in deutsches Recht umgesetzt ist, kann die kommerzielle Nutzung einfacher erledigt werden und die bürokratischen Aufgaben werden für die Betreiber kleiner.“
Flugverkehr muss ebenso wie Straßenverkehr geregelt werden
In der bemannten Luftfahrt kümmert sich die Deutsche Flugsicherung um Koordination, Überwachung und Sicherheit. Bei den Drohnen kommt dafür nun die Leitstelle ins Spiel. Sie soll die Flugaktivitäten im „U-Space“ koordinieren — so nennt die Europäische Kommission den Luftraum für unbemannte Flugsysteme. „Wie jeder Verkehr, so muss auch der Drohnenverkehr geregelt und kontrolliert werden“, betont Rossol. So sollten sich zum Beispiel Freizeitpiloten oder Rettungsflieger nicht in die Quere kommen. Wer nutzt welchen Luftraum an Land und auf See, wer ist noch unterwegs, wer sagt wann wem vor einem Flug Bescheid? „All diese Informationen müssen an einer Stelle zusammenfließen. Das ist ein komplexes Datengeflecht mit vielen Quellen“, sagt Rossol.
Im Gegensatz zur Flugsicherung in staatlichem Auftrag setzt die Europäische Kommission bei der „Drohnen-Flugsicherung“ auf privatwirtschaftliche Unternehmen. Das Bremer Unternehmen b.r.m. IT & Aerospace bringt jahrzehntelange Erfahrung als Rechenzentrum und IT-Dienstleister mit. Am Flugplatz Oldenburg-Hatten betreibt es zudem das Drohnen-Testzentrum Hatten-UAS. „Wir haben bei unseren Erprobungen und Entwicklungen schnell bemerkt, wie schwierig es ist, mit so einem Fluggerät im Luftraum zu agieren“, betont Rossol. Gemeinsam mit Partnern entwickelt das Unternehmen nun Systeme für ein sicheres Miteinander von Drohnen, Flugzeugen und Hubschraubern.
Sicheres Miteinander in der Luft: Kooperation mit Fraunhofer-Institut
Die geplante Bremer Leitstelle soll einmal deutschland- und auch europaweit aktiv sein, nicht zuletzt mit Blick auf längere Drohnenflüge außerhalb der Sicht eines Fernpiloten. Um die Systeme dafür zu entwickeln, sammeln die Beteiligten zunächst Erfahrungen auf regionaler Ebene: auf einer Fläche von 3.600 Quadratkilometern im Nordwesten Deutschlands und in der Deutschen Bucht. Die wissenschaftliche Regie liegt dabei beim Bremer Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM. Die Organisation von Drohnenflügen soll einmal so einfach werden wie bei einem Hubschrauber-Start, sagt Diplom-Ingenieur Tim Strohbach vom Fraunhofer IFAM.
Drohnen überführen Umweltsünder auf der Nordsee
Notwendig geworden ist eine Leitstelle, weil der Markt für Drohnen stetig wächst. Bei den Produktionszahlen haben die Drohnen die Flugzeuge bereits übertroffen. „Der Markt wächst und wächst“, sagt Markus Rossol. „Generell sind Drohnen für Dinge da, die für Menschen zu gefährlich sind, die zu ressourcenintensiv sind oder bei denen man ressourceneffizienter werden kann.“ Rossol nennt Beispiele für Drohneneinsätze: Sie eignen sich zum Inspizieren kritischer Infrastruktur wie Stromtrassen. Dabei fliegen Drohnen die Strecken ab und liefern dem Inspektionsingenieur Luftbilddaten. Eingesetzt werden sie auch beim Aufspüren von Umweltsündern auf hoher See, wie die hierfür entwickelte Drohne der Bremer Firma Optoprecision. „Mit einer entsprechenden Gas-Sensorik ausgestattet durchfliegt die Drohne den Ausstoß des Schiffsschornsteins. Aus den gemessenen Schwefeloxydwerten kann man erkennen, was dort verbrannt wurde“, sagt Rossol.
Anlieferung von Kleinstteilen zum Offshore-Windpark per Drohne
Einen großen Bedarf sieht der Experte auch bei den Windparks in der Nordsee. „Die teure Anlieferung beispielsweise von Kleinstteilen per Schiff oder Helikopter für den Wartungstechniker vor Ort kann kostengünstiger mit Drohnen organisiert werden“, unterstreicht Rossol. Mit Blick auf die Inspektion von Offshore-Anlagen, das Messen von Oberflächen oder die Überprüfung von Beschichtungen wird die mobile Robotik von Helgoland aus getestet. Dort hat das Fraunhofer IFAM ein Testzentrum für maritime Technologien.
Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation habe die Partner aus Forschung und Wirtschaft frühzeitig an einen Tisch gebracht, sagt Tim Strohbach. Mittlerweile gehören zum Netzwerk der „Advanced Air Mobility Initiative Nordwestdeutschland und Deutsche Bucht“ mehr als 200 Interessensvertreter. „Rettungsflieger, Bundespolizei, Unternehmen, Naturschutzverbände, alle sind dabei“, sagt er. Alle mit einzubinden, das schaffe Vertrauen im Umgang mit einer neuen Technologie.
Drohnen sind vielseitig einsetzbar
Die Experten vom Fraunhofer IFAM arbeiten unterdessen an weiteren Einsatzmöglichkeiten für Drohnen. Bisher werden sie vor allem eingesetzt, um mit den Kameras Oberflächen zu betrachten. Die Forschenden wollen künftig aber auch mithilfe der Drohnen mit Dingen auf Tuchfühlung gehen. Möglich sein sollen „berührende Verfahren“: Schichtdicken- und Wandstärkenmessungen sowie Ultraschallprüfungen. Flächen — etwa an korrodierten Stellen von Windkraftanlagen — könnten künftig möglichweise gar mit Drohnen repariert werden. „Heute macht das ein Seilkletterer, in Zukunft macht es vielleicht eine Drohne“, erklärt Strohbach.
Parallel arbeitet das Fraunhofer IFAM daran, visuelle Inspektionsverfahren so zu vereinfachen, dass diese auch von nicht wissenschaftlichem Personal übernommen werden können. Starts und Landungen einer Drohne beispielsweise von Bord eines Schiffs sollen unkompliziert möglich werden. „So dass sie auch ein Captain machen kann, der mit einem Crew-Transporter ohnehin im Offshore-Windpark liegt und eine Leerlaufzeit hat“, sagt Strohbach. Die künftige UAS-Leitstelle in Bremen würde alles im Blick behalten.
Pressekontakt:
Markus Rossol, Geschäftsführer b.r.m. IT & Aerospace GmbH, Tel. + 49 421 341494, E-Mail: Markus.Rossol@brm.de
Tim Strohbach, Projektleiter am Fraunhofer IFAM, Tel. + 49 421 2246-7429, E-Mail: tim.strohbach@ifam.fraunhofer.de
Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1: Markus Rossol mit einer Drohne. ©WFB/Jens Lehmkühler
Foto 2: Tim Strohbach vom Fraunhofer IFAM. ©WFB/Jens Lehmkühler
Foto 3: Für Flüge mit Drohnen wie diese wird eine Leitstelle geplant. ©WFB/Jens Lehmkühler
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