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Drohnen sind günstig und vielfältig einsetzbar. Mit Künstlicher Intelligenz können sie autonom agieren – ob auf dem Acker oder in der Lagerhalle. Diese acht Unternehmen und Institute aus Bremen befassen sich mit ziviler, luftgestützter Drohnentechnologie. - Quelle: unsplash
16.5.2024 - Jann Raveling

8 Bremer Unternehmen und Institute, die auf Drohnen setzen

Luft- und Raumfahrt

Drohnenunternehmen und -projekte aus Bremen

Drohnen bieten für viele Unternehmen Mehrwerte: Sie können sich autonom in allen drei Dimensionen bewegen und dabei mit Kamera und Mikros Daten in großen Arealen erfassen. Sie können Lasten, Geräte oder Sensoren transportieren. Kombiniert mit einer Künstlichen Intelligenz erschließen sie so völlig neue Geschäftsfelder.

Im vergangenen Jahrzehnt hat die Drohnentechnologie enorme Sprünge gemacht. Sie sind heute günstig genug, dass sie unter dem Weihnachtsbaum liegen können, aber auch enorm vielfältig: von handtellergroßen Minimodellen bis hin zu schweren Multicoptern, die Lasten im Hunderte-Kilo-Bereich tragen können.

Drohnen existieren in unterschiedlichen Varianten. Etwa als Multicopter, die meist über vier oder mehr Rotoren verfügen, helikopterartige Drohnen oder flugzeugähnliche, die mit Propellern oder Turbofans angetrieben werden. Dazu kommen noch verschiedene Mischvarianten. Von wenigen Minuten bis zu dutzenden Stunden können sich die auch UAV (unmanned aerial vehicle) genannten Flugobjekte in der Luft halten.

Wie Unternehmen das volle Potenzial der Technologie ausnutzen können, zeigen diese Unternehmen und Institute aus Bremen:

8 Unternehmen und Projekte im Bereich zivile Luftfahrt-Drohnen aus Bremen

Drohen von oben
Drohne für das Projekt "Advanced Air Mobility Initiative Nordwestdeutschland und Deutsche Bucht" © WFB/Lehmkühler

Optoprecision GmbH

Das Unternehmen ist eine Spezialdienstleisterin in verschiedenen Ingenieursdisziplinen und fertigt in Kleinserien Hochpräzisionstechnik. Dazu kommen neuerdings auch verschiedene Drohnenprojekte: So entwickeln es etwa die „ROCHEN VT-4“-Drohne, die in der Nordsee für Überwachungszwecke eingesetzt werden soll (siehe unten). Das Fluggerät, das auch in harschen Wetterumgebungen autonom fliegen soll, hat bis zu 600 Kilometer Reichweite, hält sich sechs Stunden in der Luft und kann rund zwölf Kilogramm an Sensortechnik mitführen. Zudem arbeitet das Unternehmen noch an weiteren Drohnen, etwa in der Agrarindustrie.

Hanseatic Aviation Solutions GmbH

Eine ganze Reihe UAVs entwickelt und fertigt Hanseatic Aviation Solutions. Diese kommen vor allen in sicherheitsrelevanten Gebieten zum Einsatz. Ein Beispiel ist das Projekt LARUS, in dem eine Drohne für Seenotrettungsaufgaben entwickelt wurde. Sie soll bei Katastrophenfällen zum Einsatz kommen, um Rettungsschiffen vor Ort zusätzliche Informationen bereitzustellen. Die Modelle des Unternehmens können mehrere Stunden in der Luft bleiben und damit mehr als 600 Kilometer zurücklegen.

POLARIS Raumflugzeuge GmbH

The sky is not the limit – jedenfalls für POLARIS, das mit seinen Raumflugzeugen bis ins Weltall vorstoßen will. Sie sollen aber nicht wie Raketen starten, sondern auf Startbahnen wie herkömmliche Flugzeuge und dann in der Luft einen Raketenmotor zünden, der sie ins Weltall trägt. Auf dem Rückweg landen sie dann wieder auf der Startbahn und können wiederverwendet werden. Das ambitionierte Konzept soll gegen Ende des Jahrzehnts serienreif werden, derzeit fertigt das wachsende Team des jungen Start-ups Drohnen-Prototypen.

TRILITEC GmbH

Sensoren für den Industrie- und Agrarbereich sind das Steckenpferd der TRILITEC GmbH. Das junge Start-up begann mit der Entwicklung eines Sensorsystems, das es Landwirt:innen ermöglicht, im Feld Störobjekte automatisch zu erkennen. So können Traktoren und Mähdrescher rechtzeitig gestoppt werden, um Maschinenschäden zu vermeiden. Diese Idee geht mit dem Forschungsprojekt „Autodrohn“ in eine neue Stufe: Das Start-up entwickelt gemeinsam mit der Universität Bremen ein Drohnensystem, das autonom Tiere im Feld erkennt und so Landwirt:innen die Chance gibt, diese beim Erntevorgang zu schützen und Schäden an Landmaschinen zu vermeiden.

Leichter als Luft
Leichter als Luft - Drohnen für Innenräume erforscht das BIBA-Institut in Bremen © Aleksandra Himstedt / BIBA

b.r.m. IT & Aerospace GmbH

Kompetenzen im Bereich digitale Systeme und Luftfahrt kombiniert die b.r.m. – Know-how, wie geschaffen für Drohnensysteme. Auch deshalb ist das Unternehmen ein wichtiger Projektpartner im Forschungsvorhaben „Advanced Air Mobility Initiative Nordwestdeutschland und Deutsche Bucht“  und will sich als Drohnenleitstelle für unbemannte Luftfahrtzeuge (Unmanned Aircraft Systems, kurz UAS) zertifizieren lassen. Auch in weiteren Projekten kümmert sich das Unternehmen um die Verbesserung der Drohnentechnologie, unter anderem im Bereich des Mobilfunks.

Fraunhofer IFAM

Das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung in Bremen ist vor allem auf Klebtechnik, Oberflächen, Formgebung und Funktionswerkstoffe spezialisiert. In Bremen wird aber auch Fraunhofer AVIATION koordiniert, ein Zusammenschluss von über 30 Fraunhofer-Instituten im Bereich der Luftfahrt. Und so gehören auch Drohnenprojekte zu den zahlreichen Forschungsbereichen der Bremerinnen und Bremer. Eine Besonderheit ist der Offshore Drohnen Campus in Cuxhaven des IFAM, der eine Test- und Entwicklungsinfrastruktur für unbemannte Luftfahrtsysteme bietet. Aber auch in der praktischen Anwendung ist das Bremer Institut aktiv: In einem Projekt geht es etwa um das Zählen und Beobachten von Kegelrobbenpopulationen per Drohne.

BIBA – Bremer Institut für Produktion und Logistik

Nicht jede Drohne muss unter dem freien Himmel im Einsatz sein. Auch große Hallen bieten genug Platz für Drohnen: etwa in Werften oder Hochregallagern. Hier hat das Bremer BIBA-Institut auch zwei Projekte mit Leichter-als-Luft (LaL) Drohnen durchgeführt – quasi Ballonen mit Drohnentechnik. Das hat viele Vorteile: Luftschiffdrohnen sind leise, ausdauernd und können bei Fehlfunktionen nur wenig Schäden anrichten. Im BIBA-Projekt „safetyDrone“ entwickelten die Forscher:innen eine Drohne, die Arbeitsschutzmaßnahmen im Schiffsbau durchführt, während in „DroneStockein Luftgefährt den Bestand von Paletten in einem Lager überprüft. Auch in weiteren Gebieten setzen die Bremerinnen und Bremer auf Drohnen, etwa bei der Inspektion von Windenergieanlagen.

Universität Bremen (U Bremen Research Alliance)

Ein weiteres spannendes Forschungsprojekt ist in der Bremer Wissenschaft entstanden: Hier wurden eine Drohne und eine KI dazu eingesetzt, Bäume zu zählen und zu klassifizieren – genauer gesagt Mangroven. Dazu arbeiteten das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und das Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie (MPIMM) zusammen – beides Mitglieder der U Bremen Research Alliance, einem Verbund von zwölf Instituten und der Uni Bremen. Dank des Forschungsprojekts soll es künftig leichter werden, Veränderungen in Wäldern zu erfassen, so sind zum Beispiel Mangrovenwälder durch Veränderungen des Klimas stark betroffen.

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