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16.2.2024 - Jann Raveling

Die Geschichte des Flugzeugbaus in Bremen – Teil 1: 1924 – 1945

Luft- und Raumfahrt

Chronologie der Luftfahrt in der Hansestadt

Menschen vor einem Flugzeug
Stolz versammeln sich die Beschäftigten der jungen Focke-Wulf-Werke vor der A16, des ersten Flugzeugmodells. © Airbusarchiv

Ein Jahrhundert Flugzeugbau in Bremen – die Geschichte beginnt 1924 mit der „Focke-Wulf- Flugzeugbau AG“. Sie markiert den Beginn eines der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Hansestadt.

2024 feiert Bremen „100 Jahre Flugzeugbau“ mit einem Jubiläumsjahr. Rund um das Ereignis ziehen sich Aktionen und Events sowohl für das Fachpublikum als auch für interessierte Flugzeugfans aus aller Welt. Die Anfänge des Flugzeugbaus in Bremen sind dabei bescheiden: Zwei Pioniere, fasziniert vom Fliegen, wollen mit eigenen Modellen den Himmel erobern.

Chronologie des Flugzeugbaus in Bremen, 1924 – 1945:

Vorgeschichte bis 1924

1911 begegnet der Bremer Flugzeugpionier Henrich Focke, der sich bereits mit ersten Luftfahrtprojekten befasst hatte, seinem späteren Freund und Geschäftspartner Georg Wulf. Sie bauen die Focke-Kolthoff-Wulf A 5 und anschließend an einer verbesserten Version A 6, werden aber durch den Krieg unterbrochen. Nach dem Krieg entwickeln sie von 1920 bis 1923 ein neues Flugzeug, die A VII „Storch“. Am 6. Mai 1923 wird der Focke-Wulf Eindecker A VII zum öffentlichen Luftverkehr zugelassen. Mit der A VII als Kapital beschließen Henrich Focke und Georg Wulf im Jahr 1923, sich selbständig zu machen. Sie überzeugen im Laufe des Jahres Bremer Kaufleute von namhaften Unternehmen wie der Haake-Beck-Brauerei oder von Kaffee HAG, in das Unternehmen zu investieren.

altes Flugzeug
Nachbau der Focke-Wulf A16 © Bremen Airport

1924

Zum 1. Januar 1924 steigen Henrich Focke und Georg Wulf in die Führung der „Bremer Flugzeugbau A.G.“ ein, deren Namen daraufhin in „Focke-Wulf-Flugzeugbau AG“ geändert wird und am 2. Januar offiziell den Betrieb startet. Die neue Firma mietet als Werkstatt eine Flugzeughalle auf dem Gelände des 1909 eröffneten Bremer Flughafens an. Erstes Modell ist die A 16, ein Passagierflugzeug mit drei Sitzplätzen und 500 Kilometern Reichweite. Mit ihr werden unter anderem Gäste von Bremen auf die ostfriesischen Inseln geflogen. Bereits Ende des Jahres arbeiten 100 Beschäftigte im Unternehmen.

1926

Das Unternehmen wächst stark und die Räume werden zu klein. Durch ein Darlehen der Bremer Finanzdeputation können die Flugzeugbauer nun ein eigenes Gebäude am Flughafen beziehen. Bereits damals zeigt sich die enge Beziehung zwischen Flugzeugbauindustrie und der Stadt. Eine Beziehung, die bis heute ihre Relevanz behalten hat.

29. September 1927

Georg Wulf stirbt bei einem Crash während eines Erprobungsflugs des Prototyps der F 19a „Ente“. Bereits 1909 hatte Henrich Fockes älterer Bruder Wilhelm ein Reichspatent für ein Flugzeug dieser Bauweise erhalten, bei der das Höhenleitwerk nicht am Heck der Maschine, sondern am Bug angebracht wird. Das Flugzeug erhält zwar eine Zulassung, das Konzept wird aber nicht weiterverfolgt.

30er Jahre

Die Focke-Wulf-Werke werden Teil der Aufrüstungsbestrebungen der Nationalsozialisten. Nach Planungen und Vorgaben des Reichsluftfahrtministeriums (RLM) wächst die Flugzeugindustrie in Bremen stark an, neben dem Stammwerk am Flughafen entstehen weitere Werkstätten in Hemelingen und Hastedt. Die Jahre bis 1933 prägten im Zivilbereich kleine Passagierflugzeuge in sehr konventioneller Bauweise in geringen Stückzahlen mit wechselhaftem kommerziellen Erfolg.

altes Flugzeug
Von der Focke-Wulf A33 Sperber werden drei Stück gebaut, sie konnte drei Passagiere transportieren. © Airbusarchiv

1933

Das ändert sich zu Beginn des Jahres 1933, als der Aufsichtsrat des Unternehmens beschließt, Kurt Tank, der ein Jahr zuvor von den Rohrbach-Werken in Berlin über Augsburg nach Bremen gekommen war, mit der technischen Leitung zu betrauen. Damit ist Henrich Focke entmachtet, der aus der Unternehmensführung ausscheidet. Er bleibt aber zunächst noch im Unternehmen und gründet später in Hoykenkamp bei Delmenhorst das Unternehmen Focke-Achgelis und beschäftigt sich mit der Entwicklung von Hubschraubern.

1934

Neben Focke-Wulf prägt ein zweites Unternehmen die frühen Jahre des Bremer Flugzeugbaus. Als Tochterunternehmen der bremischen AG Weser-Werft startet 1934 die Weser Flugzeugbau GmbH, die im Laufe des Krieges zum zweiten großen Flugzeugbauunternehmen in Bremen aufsteigt, dabei aber vor allem Muster anderer Hersteller im Auftrag fertigt.

1936

Erstflug des Fw 61 in Bremen, des ersten voll funktionsfähigen Hubschraubers der Welt, der in kürzester Zeit zahlreiche Weltrekorde aufstellt. In Serie werden später der Transporthubschrauber Fa 223 Drache (1939) und der Beobachtungs-Tragschrauber Fa 330 Bachstelze (1942) gebaut.

1937

Erstflug der viermotorigen Fw 200 Condor, des ersten zivilen Landverkehrsflugzeugs, das nonstop den Atlantik überquert. Von ihr werden, zunächst für den zivilen, später für den Kriegseinsatz 287 Stück gebaut. Die Maschine mit ihrer schlanken, modern anmutenden Linienform übt bis heute eine große Faszination unter Flugzeugenthusiasten und -enthusiastinnen aus. So groß, dass in Bremen sogar ein Exemplar der Maschine aufwändig von einem Team Ehrenamtlicher seit 2002 restauriert wurde. Sie steht heute auf dem Flughafen Berlin-Tempelhof und ist Teil des Deutschen Technikmuseums.

Flugzeug in Einzelteilen
In Einzelteilen wurde der Nachbau der Focke-Wulf 200 Condor von Bremen ins Deutsche Technikmuseum nach Berlin gebracht, wo das zusammengebaute Flugzeug heute steht. © Deutsches Technikmuseum Berlin

1938/1939

Der Flugzeugbau beschäftigt in Bremen rund 9.000 Personen und ist damit der zweitgrößte Wirtschaftssektor in der Hansestadt. Die starke Expansion der Unternehmen Focke-Wulf und Weser Flugzeugbau gelingt nur durch Darlehen aus dem RLM, die Unternehmen selbst sind dadurch hoch verschuldet.

Zweiter Weltkrieg

In den Kriegsjahren wächst Focke-Wulf zum zweitgrößten deutschen Luftfahrtkonzern mit mehreren Standorten in Deutschland und den besetzten Gebieten. Wichtigstes Produkt ist das Jagdflugzeug Fw 190, von dem in verschiedenen Varianten ab 1940 19.500 Exemplare gebaut werden. Für die Produktion werden, auch in Bremen, tausende Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet. Neben Focke-Wulf spielt auch die Weser Flugzeugbau GmbH eine bedeutende Rolle in der Kriegsproduktion als Lieferant und Auftragsfertiger verschiedenster militärischer Modelle. Auch hier werden Zwangsarbeiter:innen in größerem Umfang eingesetzt. Gegen Ende des Kriegs werden beide Werke größtenteils zerstört.

Quellen:

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