Von Bremen ins All: Wohnen und Leben auf fremden Planeten
Luft- und Raumfahrt7 Bremer Wissenschaftler:innen, die den Weltraum erforschen
Geballte Kompetenz aus Bremen: Durch das weit verzweigte Netzwerk aus Forschungseinrichtungen gilt die Hansestadt als erstklassiger Standort für Wissenschaft und Technologie. Dabei forschen kluge Köpfe in Bremen abseits vom Elfenbeinturm, denn Wissenschaft und Wirtschaft sind eng miteinander verbunden. Wer sind die Expertinnen und Experten, die an zukunftsweisenden Themen und Technologien arbeiten?
Monatlich stellen wir in dieser Reihe ein Bremer Innovationscluster vor. Falls Sie die Bremer Wissenschaftsszene bis hierher verfolgt haben, mag die fünfte Ausgabe unserer Reihe überraschen. Denn sie widmet sich einem Forschungsbereich, der schon zu Beginn dran war: die Raumfahrt. Das hat einen genauso einfachen wie triftigen Grund: Bremen als Zentrum der Luft- und Raumfahrt liegt im europaweiten Vergleich ganz vorne – diesen Erfolg verdankt die Hansestadt zahlreichen Wissenschaftler:innen, die mit ihrer Forschung dazu beitragen. Nach den Raumfahrt-Expert:innen unseres ersten Beitrags folgen deshalb sieben weitere schlaue Köpfe, die von Bremen aus den Weltraum erforschen. Mit dabei: Ein Weltraum-Gärtner, eine Asteroidenforscherin – und eine Wissenschaftlerin, die dafür kämpft, die erste deutsche Frau ins All zu schicken.
1. Dr. Christiane Heinicke
… ist Geophysikerin am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen und Expertin für besonders anspruchsvolle Lebensverhältnisse: Sie entwickelt eine Station, in der Menschen eines Tages auf dem Mond oder sogar auf dem Mars (über)leben könnten. Dahinter steht das Forschungsprojekt MaMBA: „Moon and Mars Base Analog“. Wie das Leben auf dem roten Planeten aussehen könnte, hat Heinicke bereits getestet. 2015 zog sie mit fünf weiteren Wissenschaftler:innen für ein Jahr in Isolation auf einen hawaiianischen Vulkan – das Experiment simulierte die Bedingungen, die den Menschen auf dem Mars erwarten. „Die Erde hält für uns viel Interessantes zu entdecken bereit – vom Weltall ganz zu schweigen. Wir müssen es nur wagen, unsere vertraute Umgebung zu verlassen“, sagt die Wissenschaftlerin. Darin hat sie selbst wohl die beste Erfahrung.
2. Dr. Alexander Schneider
Seit fast 17 Jahren forscht er beim Bremer Raumfahrtkonzern OHB SE – zunächst im Projekt „Electra“, inzwischen im Projekt „Heinrich Hertz“. Beide Projekte sind im Bereich Kommunikation angesiedelt: Ging es bei Electra darum, einen Telekommunikationssatelliten mit rein elektrischem Antrieb zu entwickeln, widmet sich die Heinrich Hertz Mission neuen Kommunikationstechnologien – etwa im Umgang mit hohen Datenmengen wie bei der Breitbandkommunikation. „Telekommunikationssatelliten verbinden die Menschen und liefern Daten, Video, Fernsehen von A nach B und transportieren damit Bildung und Informationen“ – dem Produktionsingenieur zufolge „der Schlüssel zu einer besseren globalen Zukunft“. An Bremen schätzt Schneider neben der Wissenschaftsszene einiges mehr – zum Beispiel die vielen Fahrradwege, die er mit seinem E-Bike unsicher macht.
3. Claudia Kessler
Schon als Kind wollte sie Astronautin werden und studierte deshalb in München Luft- und Raumfahrttechnik – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Das sollte sich ändern: Die Diplomingenieurin gründete eine Stiftung mit dem Ziel, die erste deutsche Astronautin ins All zu bringen. Noch in 2021 soll sie den Weg zur internationalen Raumstation ISS antreten. „Zu meinem Weg in der Raumfahrt gehörte immer, Karrieren von Frauen zu fördern und junge Mädchen für technische und wissenschaftliche Berufe zu begeistern“, so die Raumfahrt-Expertin. Neben der gemeinnützigen Initiative gründete sie außerdem das gleichnamige Start-up „Die Astronautin GmbH“ sowie das europaweite Netzwerk „Women in Aerospace Europe“.
4. Dr. Paul Zabel
Gärtnern im Weltraum? Das ist sein Spezialgebiet: Der Luft- und Raumfahrtingenieur erforscht am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme in Bremen den Pflanzenanbau im All. Klar ist, nicht nur wir Erdbewohner:innen freuen uns über frische Mahlzeiten. Auch Astronaut:innen benötigen eine Vielzahl lebenswichtiger Nährstoffe, zumal Nahrung aus Dosen und Tuben wenig verlockend klingt. Für das Forschungsprojekt EDEN ISS überwinterte der Wissenschaftler zwölf Monate in der Neumayer-Forschungsstation III in der Antarktis und betrieb dort eine Testanlage eines Weltraumgewächshauses. Damit Pflanzen auch ohne natürliches Sonnenlicht gedeihen, bestrahlt Zabel sie mit LED-Licht – entscheidend sei dabei das richtige Verhältnis verschiedener Wellenlängen. Auch in Bremen mag es der Wissenschaftler grün, zum Beispiel im schönen Bürgerpark.
5. Dr. Tra-Mi Ho
Die Astrophysikerin leitet beim DLR-Institut für Raumfahrtsysteme das Projekt MASCOT („Mobile Asteroid Surface SCouT“): Hinter der Bezeichnung verbirgt sich ein robotisches Landegerät, das die Asteroidenforschung unterstützt. Asteroide gelten als Schlüssel für unser heutiges Leben – denn Einschläge auf die Erdoberfläche sollen für Wasser auf der Erde gesorgt haben. Nach fast vier Jahren Flugzeit auf einer japanischen Raumsonde landete MASCOT im Oktober 2018 auf dem erdnahen Asteroiden Ryugu. Ausgestattet mit wissenschaftlichen Instrumenten, untersuchte das Landegerät unter anderem dessen Oberfläche, Temperatur und Magnetfeld. Mithilfe eines Schwungarms kann MASCOT sogar hüpfen.
6. Dr. Martin Sippel
… leitet seit 2008 am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme die Abteilung Systemanalyse Raumtransport. Ein wesentliches Ziel seiner Forschung: den Zugang zum Weltraum günstiger zu machen. Dafür arbeitet er an Konzepten für zukünftige Raketen und Raumfahrzeuge. „Bremen ist inzwischen so etwas wie die deutsche Hauptstadt der Raumfahrt“, so der Experte. Fehlen würde nur ein Startplatz für Raketen. Wie seine Wahlheimat doch noch zu einem – zumindest benachbarten – Raketenstartplatz kommen könnte, erzählt Sippel im Interview.
7. Dr. Marco Scharringhausen
Auch er ist am DLR-Institut für Raumfahrtsysteme tätig – in der Abteilung Lande- und Explorationstechnologien. In seiner Forschung behält der Wissenschaftler stets das Zusammenspiel der Planeten im Blick. Vereinfacht dargestellt: eine weltraumschwarze Geisterbahn mit Kugeln in verschiedenen Größen und Farben, die eine Sonnenlampe zum Strahlen bringt. Am liebsten arbeitet Scharringhausen mit Stift und Papier, hält Gedanken und Ideen in seinem Notizbuch fest. Fortschrittlich betrachtet der Wissenschaftler nicht nur die großen Erfolge, etwa eine Landung auf dem Mars – gelungene Studien- und Abschlussarbeiten, zum Beispiel über zukünftige Raumfahrzeuge, zählten genauso dazu.
Erfolgsgeschichten
Vor seiner Pensionierung war er wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien sowie Leiter des Arbeitsbereich Wahlen und Parteien am Institut für Politikwissenschaft. Heute engagiert er sich beim Hannah Arendt Institut für politisches Denken und führt außerdem seine Forschung im Bereich "Regieren und Politik in Bremen" fort.
zum PorträtMit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
Mehr erfahrenWie sieht der ideale Arbeitsort der Zukunft aus? Sarah Hölscher, Consultant beim Bremer Roth Institut, erläutert im Interview, warum hybride Modelle die Lösung sein könnten. Sie betont wie wichtig es ist, Arbeitsformen an den Bedürfnissen der Organisation und der Mitarbeitenden auszurichten, und gibt Einblicke in die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt.
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