„Als kleines Unternehmen öffnet uns die Mitgliedschaft im ECOMAT neue Türen“
ECOMAT / LeichtbauWeserCAD profitiert vom Forschungstransfer in den Materialwissenschaften
Für Kleinunternehmen ist der Einstieg in neue Branchen und neue Zielgruppen oft eine Hürde. Michel Petkovic glückte mit seinem Start-up WeserCAD dieser Schritt. Das auf 3D-Druck und -Konstruktion spezialisierte Unternehmen wurde dafür Mitglied im ECOMAT.
WeserCAD unterstützt für ihre Kunden und Kundinnen unter anderem in Konstruktion und Entwicklungen im Maschinenbau, Prozessoptimierung und Validierung im eigenen Testlabor sowie Reverse Engineering Dienstleistungen bei Bestandsmaschinen. Hohe technische Expertise hat das Team zudem in Reverse Engineering und 3D-Druck: Das achtköpfige Team scannt beschädigte Bauteile oder Komponenten von Maschinen ein, konstruiert diese digital nach und produziert dann 3D-gedruckte Neuteile. Ein Vorteil überall dort, wo Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind.
Seit 2022 ist WeserCAD Partnerin im Forschungs- und Technologiezentrum ECOMAT. Mitgründer Michel Petkovic engagiert sich zudem seit Ende 2023 im Vorstand der Innovationsplattform ECOMAT e. V., dem Verein, in dem sich die Partnerinstitutionen des ECOMAT organisieren. Davon profitieren alle, wie er im Interview verrät:
Herr Petkovic, mit Ihrem Unternehmen sind Sie jetzt seit zwei Jahren Partner im ECOMAT, wie profitieren Sie davon?
Petkovic: Hier im ECOMAT erhalten wir Zugang zu Netzwerken und den entsprechenden Personen auf Arbeitsebene. Wie häufig kommt eine kleines KMU schon mit großen Unternehmen wie Airbus oder Forschungsinstitutionen wie Fraunhofer an einen Tisch? Den Zugang zu den richtigen Stellen zu erhalten ist gar nicht so einfach. Wenn man zum Beispiel eine E-Mail an die Geschäftsetage schreibt, hat man in der Regel kaum Erfolg, das geht einfach unter. Dafür ist das ECOMAT ideal.
Können Sie das konkret festmachen an einem Beispiel?
Ja, wir arbeiten aktuell mit einer Fraunhofer-Gesellschaft zusammen. Der Kontakt kam letztlich über eine Empfehlung zustande innerhalb des ECOMAT-Netzwerks und bietet uns jetzt die Möglichkeit, an einem spannenden Forschungsprojekt mitzuwirken, wo wir an 3D-Schweißrobotern arbeiten.
Welche Aufgaben übernehmen Sie da?
In der Regel ist es so, dass wir Konstruktionsaufgaben übernehmen. Technische Konstruktion oder kleine Berechnungen oder irgendwas Ähnliches. Nichts Weltbewegendes, aber viele kleine Zahnräder halten ein großes Getriebe am Laufen und das ist für uns sehr gut, weil wir innerhalb der Projekte neue Erkenntnisse im Bereich von vielen Technologien gewinnen. Das gibt uns am Markt natürlich einen Vorsprung.
Wie viel Zeit nimmt die Arbeit am ECOMAT ein?
Als Vorstandsmitglied jetzt für mich persönlich natürlich etwas mehr. Aber wenn es um unsere Arbeit geht: Wir sind vielleicht einmal die Woche hier am ECOMAT. Wir haben ja kein eigenes Büro oder Labor hier, sondern profitieren von den Einrichtungen unserer Partner:innen, mit denen wir in den Forschungsprojekten zusammenarbeiten. Und es bringt uns unserer Vision als Unternehmen näher.
Inwiefern?
Wir machen gerade einen interessanten Wandel durch. Wir waren ursprünglich ein reines Ingenieurs- und Konstruktionsbüro. Mittlerweile entwickeln wir uns weiter zum kleinen Systemhaus, wo wir an den Schnittstellen arbeiten, uns mit Software- und Hardwarelösungen sowie Elektrotechnik für die Maschinen auseinandersetzen, quasi alles Allround anbieten können. Uns kann man mit Problemstellungen beauftragen und wir testen und entwickeln Lösungen. Diese Kompetenzen entwickeln wir in Kooperationsprojekten weiter. Wir haben deshalb auch investiert, zum Beispiel in ein neues Test- und Prüflabor.
Als kleines Unternehmen ist das aber sicherlich auch mit Risiken verbunden, oder?
Absolut, diese Investitionen stemmt man nicht so einfach. Wir haben dazu natürlich mit unseren Kundinnen und Kunden gesprochen, die immer mehr auf unsere Kompetenzen setzen und mit der Zeit sehen, was wir können. Aber es braucht Vertrauen.
Mit diesen Herausforderungen haben alle jungen Unternehmen zu kämpfen.
Definitiv. Und deshalb engagiere ich mich auch im Vorstand der Innovationsplattform ECOMAT. Ich würde gern die Mitglieder mehr auf junge Unternehmen und Start-ups aufmerksam machen, weil die Industrie in Deutschland eher konservativ unterwegs ist und sich meiner Meinung nach mehr auf neue Ansätze von außen einlassen könnte.
Natürlich ist es auch so, dass viele Betriebe heute eine Größe haben, in der sie die Fragestellungen und Herausforderungen der Kleinen gar nicht mehr verstehen. Hier will ich gerne sensibilisieren. Es ist ja auch nicht jedes Start-up superschnell skalierend und kommt in die „Höhle der Löwen“. Viele KMU sind hochspezialisiert, wollen einfach ihre Dienstleistung anbieten und können mit ihrer Flexibilität viel beitragen, auch die „Großen“ weiterzubringen.
Sie haben vorhin gesagt, dass Sie in Forschungsprojekten mitarbeiten. Wie gestaltet sich das für Sie, würden Sie auch gern selbst ein solches Vorhaben leitend angehen, um zum Beispiel von der Förderung zu profitieren?
Es ist für KMU aus meiner Sicht meistens einfacher, bei solchen Projekten mitzumachen als selbst solche Anträge zu stellen. Als Juniorpartner ist das leichter umzusetzen, weil die anderen den Haupt-Dokumentationsaufwand haben und man selbst nur einen kleinen Teil beitragen muss. Ansonsten wird der Personalaufwand schnell sehr groß, gerade, wenn man nicht viel Know-how in der Durchführung von Förderprojekten hat. Die zahlreichen Initiativen, die am ECOMAT gestartet werden, bieten aber immer Anknüpfungspunkte.
Fehlt Ihnen noch etwas am ECOMAT?
Ich würde es begrüßen, wenn es einen Begegnungsort geben würde, wo man sich hinsetzen kann mit einem Kaffee und ins gemeinsame Reden kommt, auch mal abseits von festen Meetings. So kann man noch einfacher neue Kontakte knüpfen, über den eigenen Tellerrand schauen. Das wäre etwas für meine Amtszeit als Vorstand. Ach ja: Und vielleicht ein paar Pflanzen für die Flure (lacht).
Als abschließende Frage: Was würden Sie gern anderen kleinen, technologieorientierten Unternehmen auf den Weg geben?
Es lohnt sich, die Fühler zu Branchencommunities wie hier im ECOMAT auszustrecken und die Zeit dafür zu investieren. Es gibt viele verschiedene Anknüpfungspunkte. Bei uns als WeserCAD ist es der 3D-Druck und die Konstruktion / Entwicklung, aber am ECOMAT werden noch viele weitere Themenfelder bespielt, von Wasserstoff, Digitalisierung, Materialentwicklung hin zu Luft- und Raumfahrtthemen. Wenn man da Überschneidungen findet, lohnt sich ein Kennenlernen immer. Man sollte natürlich nicht die Illusion haben, als kleines Unternehmen sofort Aufträge und neue Kundinnen und Kunden zu erhalten. So ist es nicht. Es ist ein längerer Prozess, die Großen müssen sich erst an einen gewöhnen. Man nähert sich Stück für Stück, je länger man gemeinsam auf dem Weg geht.
Vielen Dank für das Interview!
Über das ECOMAT
ECOMAT ist ein Leuchtturm der Spitzentechnologie für klimaneutrales Fliegen, im Leichtbau, für innovative Materialien, Oberflächentechnologien und Digitalisierung von Entwicklungsprozessen. Seit 2019 erforschen in der Bremer Airport-Stadt 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam in einem Gebäude neue Technologien für die industrielle Anwendung. Sie arbeiten gemeinschaftlich an Projekten in einem stetig wachsenden Netzwerk, das Partner:innen aus der Region, aber auch national und international miteinander verbindet. Ihr Ziel: die Luftfahrt- und Raumfahrtindustrie von morgen mitzugestalten. Das ECOMAT wurde von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH gebaut und wird von ihr betrieben.
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