Wo Bremens Chancen in Kanada liegen
Luft- und RaumfahrtTransatlantischer Erfahrungsaustausch: WFB unterstützt den German Canadian Concourse
Die wirtschaftliche und innovative Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kanada stärken – dazu trägt seit rund fünf Jahren der German Canadian Concourse bei. Zentraler Bestandteil der Konferenzreihe ist ein Transatlantisches Symposium, dessen Networking-Empfang 2016 in der Bremischen Landesvertretung in Berlin stattfand. Welche Chancen der Dialog zwischen Deutschland und Kanada für Bremen bietet, das erläutert Dr. Matthias Mück, Präsident des „Canada Meets Germany Network“ und Leiter des German Canadian Concourse im Interview.
Herr Dr. Mück, was sind die wichtigsten Ziele des German Canadian Concourse?
Der German Canadian Concourse (GCC) versteht sich als innovative Plattform, die den Austausch zwischen Kanada und Deutschland zu aktuellen Themen fördert. Als transatlantische Konferenzreihe beinhaltet der GCC jährliche Symposien, die parallel in Deutschland und Kanada stattfinden, um so einen Austausch zu aufkommenden Trends zu ermöglichen. Der German Canadian Concourse hat sich seit seiner Gründung 2012 zu einem etablierten Format entwickelt und findet unter der Schirmherrschaft der Botschafter Kanadas und Deutschlands statt.
Wie ist dieses Veranstaltungsformat entstanden?
Der GCC geht zurück auf das Studienreiseprogramm „Canada Meets Germany – a Forum for Young Leaders“, das 2002 durch die Botschaften Kanadas in Berlin und Deutschlands in Ottawa initiiert wurde. Diese Idee der Vernetzung Kanadas und Deutschlands zu zukunftsweisenden Themen führt heute der gemeinnützige Verein Canada Meets Germany Network e. V. fort und hat aus diesem Grund auch die GCC-Konferenzreihe 2012 ins Leben gerufen.
Der German Canadian Concourse richtet jährlich ein Transatlantisches Symposium aus, das zeitgleich in Berlin und an wechselnden Orten in Kanada stattfindet. Über Videokonferenzen können die Teilnehmer an beiden Standorten miteinander kommunizieren. Welche Erfahrungen haben Sie mit diesem Veranstaltungsformat gemacht?
Das Transatlantische Symposium ist der zentrale Bestandteil des German Canadian Concourse. Dabei werden die beiden Veranstaltungsorte in Deutschland und Kanada virtuell miteinander verbunden, sodass Vorträge und Podiumsdiskussionen unter Mitwirkung des Publikums von bis zu 120 Teilnehmern transatlantisch in Echtzeit stattfinden können. Dieses Format ist im deutsch-kanadischen Austausch einzigartig und ermöglicht den Diskurs zwischen Gesprächspartnern, die sonst aufgrund der großen räumlichen Distanz nicht zusammenkommen würden. Mit diesem Konzept ist der GCC im Laufe der fünf Jahre seines Bestehens zur zentralen innovativen Plattform für Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kanada geworden und bietet ein Forum für Themen, die auf beiden Seiten des Atlantiks relevant sind.
Apropos: Die öffentliche Diskussion um CETA hat den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Europa und Kanada viel Aufmerksamkeit eingebracht. Inwieweit hat diese Situation auch den German Canadian Concourse 2016 beeinflusst?
Die Berichterstattung zu CETA hat die europäisch-kanadischen Wirtschaftsbeziehungen in den öffentlichen Fokus gestellt. Für die Teilnehmer des German Canadian Concourse war insbesondere von Interesse, inwiefern transatlantische Kooperationen zu innovativen Themen durch die jüngste Unterzeichnung des Freihandelsabkommens profitieren werden. Diese Fragestellung wird uns 2017 begleiten und eine wichtige Rolle beim nächsten GCC spielen.
Welche anderen Themen beschäftigen Sie im Hinblick auf die Verbindungen zwischen Kanada und Deutschland besonders?
Wir werden mit großem Interesse die allgemeine Entwicklung der transatlantischen Beziehungen beobachten. Es ist davon auszugehen, dass insbesondere die deutsch-kanadischen Verbindungen an Bedeutung gewinnen werden. Dafür spricht die Unterzeichnung der Absichtserklärung im September zur Stärkung deutsch-kanadischer Kooperationen bei innovativen Themen durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das kanadische National Research Council (NRC). Diese Vereinbarung untermauert die langjährige Partnerschaft beider Länder im wissenchaftlich-technischen Sektor, die auf das Bilateral Science and Technology Cooperation Agreement aus dem Jahr 1971 zurückgeht. In diesem Kontext werden sich interessante Themenfelder für zukünftige Veranstaltungen der GCC-Reihe auftun.
Neben dem Symposium gibt es alljährlich auch ein intensives Rahmenprogramm. Was erwartet die Teilnehmer hier?
An beiden Standorten führen wir Exkursionen, sogenannte Field Trips, zu Einrichtungen durch, die einen Praxisbezug liefern. Für den letztjährigen maritimen Themenschwerpunkt konnten wir die GEO Intelligence Sparte von Airbus Defence and Space und das GeoForschungsZentrum für eine Kooperation im Rahmen des Exkursions-Programms in Potsdam gewinnen, während das Centre for Ocean Ventures & Entrepreneurship (COVE) unser Field Trip-Partner in Halifax war. In vergangenen Jahren haben wir über die Einbindung namhafter Einrichtung wie die Charité in Berlin und das University Hospital Network in Toronto Einblicke in die Innovationen im E-Health-Bereich erhalten können. Networking-Empfänge, ergänzt durch virtuelle Chatrooms, bieten darüber hinaus Gelegenheit für intensive Vernetzung mit Ansprechpartnern aus beiden Ländern. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass es diese Kombination aus Symposium, Exkursionen und individuellem Austausch ist, der für unsere Teilnehmer den Mehrwert der Konferenzreihe ausmacht.
Ein wichtiges Thema auf dem German Canadian Concourse 2016 war der Umgang mit Ozeandaten und der Beitrag, den der Raumfahrtsektor dabei leisten kann. Welche Chancen kristallisieren sich hier heraus?
Die satellitengestützte Erdbeobachtung ist ein wichtiger Eckpfeiler für die Erhebung von globalen Meeresdaten. Durch Beiträge von Airbus Defence and Space auf deutscher Seite, sowie vom Unternehmen C-CORE in Kanada haben wir Einblicke in maritime Kooperationen erhalten, die auf Services im Raumfahrtsektor aufbauen. Insbesondere die maritime Sicherheit, die auf dem GCC anhand eines deutsch-kanadischen Projekts zur Lageerkennung in arktischen Gewässern veranschaulicht wurde, hat einen direkten Bezug zur Raumfahrt. Der Bedarf, ozeanbezogene Daten zusammenzuführen und zu analysieren ist groß und eröffnet neue Betätigungsfelder – immer mit dem Ziel, maritimen Akteuren bessere Entscheidungsmöglichkeiten an die Hand zu geben. Hier steckt Potential für Anwendungsprodukte auch aus dem Raumfahrtsektor.
Welche Möglichkeiten eröffnen sich hier für einen küstennahen Luft- und Raumfahrtstandort wie Bremen?
Bremens Industrie- und Forschungslandschaft umfasst gleich mehrere Kernkompetenzen für die Ozean(fern)-Erkundung und entsprechende Analysekonzepte. Als Standort der Raumfahrtunternehmen OHB System und Airbus Defence and Space beheimatet Bremen die Expertise für Erdbeobachtungssysteme aus dem Weltraum; mit Atlas Elektronik ist in Bremen das Know-how zu maritimen Systemen ansässig. Darüber hinaus hat die Forschungsstelle Maritime Sicherheit des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum DLR ihren Sitz in Bremen. In seinem Grußwort zum German Canadian Concourse hat Wirtschaftssenator Martin Günthner darauf verwiesen, dass die maritime Industrie heute stark verbunden ist mit Bremens Start-up-Szene im Raumfahrtsektor. Mit Blick auf die Entwicklung neuer Lösungskonzepte zur Verwertung maritimer Daten sehe ich insbesondere hier großes Potential in Bremen.
Welche Potentiale der Zusammenarbeit mit kanadischen Unternehmen sehen Sie in diesem Bereich?
Kanada intensiviert, nicht zuletzt durch beachtliche finanzielle Unterstützung von Regierungsseite, seine Aktivitäten im maritimen Bereich. Mit dem Ocean Frontier Institute (OFI) will Kanada neue Standards in der transnationalen Zusammenarbeit setzen; neben anderen deutschen Forschungseinrichtungen ist das Bremerhavener Alfred Wegener Institut Partner im OFI-Verbund. Durch Initiativen wie das OFI und das Centre for Ocean Ventures & Entrepreneurship entwickelt sich in den Atlantik-Provinzen Kanadas ein neues Umfeld für wirtschaftliche Unternehmungen mit maritimen Bezug und internationaler Ausrichtung.
Der German Canadian Concourse wird von Bremen aus mitorganisiert. Wie sieht der Bremer Beitrag zu dieser Veranstaltung aus?
Bremen trat beim German Canadian Concourse 2016 als Gastgeber des Networking-Empfangs auf. Als integraler Bestandteil des GCC-Konzepts bietet der Empfang im Anschluss an das Transatlantische Symposium in der Kanadischen Botschaft in Berlin den richtigen Rahmen, um Kontakte zu knüpfen und Ideen zu zukünftigen Kooperationen auszutauschen.
Aufgrund der thematischen Nähe zu Bremens wirtschaftlichen Aktivitäten war die Landesvertretung der Freien Hansestadt unsere erste Wahl als Kooperationspartner für diesen Teil des GCC-Programms.
Dr. Matthias Mück, Präsident des „Canada Meets Germany Network“ und Leiter des German Canadian Concourse
Wie gut fühlen Sie sich dabei von der Wirtschaftsförderung und den relevanten Branchennetzwerken am Standort Bremen unterstützt?
Die WFB hat uns hervorragend unterstützt. Der German Canadian Concourse ist ein junges Format zum deutsch-kanadischen Austausch, und wir freuen uns über die Offenheit der Wirtschaftsförderung Bremen für dieses innovative Konzept zur Vernetzung mit kanadischen Kooperationspartnern. Die WFB hat schon vor einigen Jahren die Möglichkeiten erkannt, über die GCC-Plattform Bremer Themen transatlantisch zu transportieren und wir begrüßen sehr, dass Bremen in diesem Jahr als offizieller Partner beim GCC mit an Bord ist. Ein besonderer Dank geht an Frau Dr. Barbara Cembella für Ihre persönliche Unterstützung und den regelmäßigen Austausch zu zukünftigen Themen.
Wie sehen Ihre Zukunftspläne für den German Canadian Concourse aus?
Im Zuge der unlängst unterzeichneten Absichtserklärung zwischen dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem kanadischen National Research Council zur Stärkung der innovativen Zusammenarbeit wird sich der German Canadian Concourse noch stärker positionieren als Plattform für den Austausch zu entsprechenden Themen.
Herr Dr. Mück, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zum Luft- und Raumfahrtstandort Bremen finden Sie hier auf unserer Seite.
Ihre Ansprechpartnerin zum Thema Raumfahrt ist Dr. Barbara Cembella, Referentin Industrie & Cluster Raumfahrt, 0421 9600-340, barbara.cembella@aviaspace-bremen.de.
Außerdem finden Sie auf unseren Seiten Informationen zu Bremen als Standort für die maritime Wirtschaft/Logistik und für Start-ups.
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