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Wein ist einer des ältesten und historisch wichtigsten Bremer Handelsgüter - Quelle: WFB/Rathke
12.11.2024 - Jann Raveling

Das sind 11 der ältesten Bremer Unternehmen

Erfolgsgeschichten

200 Jahre und älter: Traditionsbetriebe aus der Hansestadt

Die ältesten Bremer Unternehmen können ihre Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Es sind vor allem Logistikbetriebe, Handelsunternehmen und Apotheken, die sich mit viel Tradition bis in die Moderne gehalten haben. 11 Beispiele für traditionsreiche Unternehmen aus Bremen.

Logistik, Handel und Nahrungs- und Genussmittel sind Bremer Branchen, die Jahrhunderte zurückreichen und noch heute zu den Aushängeschildern der Hansestadt gehören. Mehr als 40.000 Menschen arbeiten zum Beispiel heute im Bereich Logistik und maritime Wirtschaft.

Um als Unternehmen Jahrhunderte zu überdauern, braucht es aber nicht nur ein sicheres Händchen fürs Geschäft, sondern auch Entschlossenheit, Standorttreue und Glück. In unserer Liste von 11 traditionsreiche Bremer Unternehmen finden Sie viele Beispiele dafür.

Gebäudeensemble Bremen
Das markante Gebäudeensemble am Bremer Marktplatz - und mittendrin seit Jahrhunderten die Raths Apotheke. © WFB/Abid

1532: Raths Apotheke

Wann genau die Raths-Apotheke am Bremer Marktplatz ihren Betrieb aufnahm, ist nicht genau belegt, aber 1532 stellte der damalige Bremer Bürgermeister eine Urkunde aus, mit der die Bremer Raths-Apotheker offiziell zugelassen wurden – ein wichtiges Dokument, um sich von allerlei Quacksalbern abzugrenzen. Die Apotheke befand sich nicht von Anfang an am historischen Marktplatz, sondern lässt sich erst ab 1594 dort nachweisen. Durch Brände, Kriegsereignisse und Abrisse hat sich das markante Gebäude im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert, wurde aber stets als Apotheke genutzt.

1644: Drewes & Runge / HERMANN RUNGE 

Zwei der ältesten Bremer Unternehmen gehen auf Hermann Runge zurück, der 1644 mit seiner Firma „Höker und Packer“ als Kaufmann und Schiffstauer begann. Der Familienunternehmer übergab sein Geschäft an seine Söhne, die es ausbauten und erweiterten. So gründete Hermann Runge der Zweite 1767 mit anderen Kaufleuten ein Versicherungsunternehmen, das nach mehreren Umfirmierungen und Fusionen heute als Drewes & Runge auftritt und Versicherungsleistungen in vielen Sparten anbietet. Ein zweites Unternehmen ist die Hermann Runge GmbH, die noch heute als Tallydienst arbeitet, was heißt, dass sie Ladungskontrollen oder Gütervermessungen vornimmt. Mit dem Geschäftsmodell der Gütervermessung begann Hermann Runge der Fünfte bereits 1797. Er war zugleich erster Präsident der Bremer Eiswette und damit ein angesehener Kaufmann.

1680: Alte Privilegierte Apotheke

Als 1680 in Bremerhaven die Alte Privilegierte Apotheke eröffnet wurde, gab es „Bremerhaven“ noch gar nicht – der Ort Lehe gehörte noch zum Königreich Schweden, das im Dreißigjährigen Krieg norddeutsche Gebiete erobert hatte. Durch alle Wirren und Machtwechsel hindurch blieb die Apotheke bestehen und überstand auch verheerende Brände – das ursprüngliche Gebäude von 1680 existiert heute nicht mehr. Am selben Ort wurde aus den Grundmauern im 18. Jahrhundert ein neues Gebäude errichtet, in dem sich noch viele alte Relikte, wie zum Beispiel ein Mörser aus dem 18. Jahrhundert, finden lassen.

1692: Ludwig von Kapff 

Seit 1405 wird im Bremer Ratskeller Wein gelagert. Wein und Bremen haben eine lange gemeinsame Tradition. Das älteste heute noch existierende Bremer Weinhandelsunternehmen begann allerdings nicht mit dem An- und Verkauf des edlen Tropfens: 1692 gründete Johann Nonnen eine Reederei. Eines Tages wurde eines seiner Schiffe von den Franzosen gekapert. Unwillig, das wertvolle Betriebsmittel aufzugeben, fuhr der mutige Bremer nach Frankreich und löste sein Schiff aus. Und weil er gerade mit einem leeren Schiff dort war, brachte er eine Ladung edlen französischen Weins mit. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte, und nach einer Namensänderung durch Nonnens Urenkel Ludwig van Kapff ist das Unternehmen auch heute noch ein bekannter und sehr aktiver Bremer Weinhändler, der inzwischen zur Eggers & Franke-Gruppe gehört, über die wir weiter unten berichten.

historische Aufnahme Schlachte
Anblick Schlachte im 19. Jahrhundert - Handarbeit war im Hafenbetrieb noch gefragt und Schiffsstauer war ein weit verbreiteter Beruf.

1773: Joh. Eggers Sohn 

Ein Hamburger, der sein Glück in Bremen fand – so lässt sich die Geschichte von Johan Eggers einleiten. Mittellos kam der Bauernsohn nach Bremen, lernte hier das Weinhandelshandwerk, heiratete die Witwe eines Weinhändlers, übernahm dessen Geschäft und begründete eine Weinhandelsdynastie. Alles richtig gemacht, könnte man sagen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bedeutendsten deutschen Importeure des edlen Tropfens. 2003 geriet das Unternehmen in Schieflage und meldete Insolvenz an. Die Namensrechte erwarb daraufhin die Eggers & Franke Gruppe, unter deren Führung das Unternehmen bis heute als eigenständiger Versandhändler agiert.

1792 Joh. Gottfr. Schütte

Noch heute steht ein „Schütte“ an der Spitze des Bremer Traditionsunternehmens: Die beiden Geschäftsführer Johann G. Smidt und Michael F. Schütte blicken auf die 7. beziehungsweise 8. Generation zurück, seit der Bremer Kaufmann Johan Conrad Schütte 1792 „Fein Toback bey Johan Conrad Schütte“ gründete. Damit gehört das Unternehmen zu den wenigen familiengeführten Traditionsunternehmen weltweit, die 200 Jahre und älter sind. Tabak zählt heute nicht mehr zu den Importgütern des Handelshauses, dafür aber Tee, Honig, Gewürze, Kräuter und Konsumgüter, die das Unternehmen aus aller Welt importiert.

1796: W.A. Fritze 

Ein weiterer „Johann“ reiht sich in die Liste der Firmengründer ein: Johann Friedrich Abegg startete 1796 mit einem Tabakbetrieb und wechselte 1812 in das Reedereigeschäft. Rund 20 Jahre später kam der Import von Wolle als Geschäftsfeld hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg expandierte das Unternehmen und machte sich mit Wolle, Papier, Maschinen und Ersatzteilen einen Namen. Nach dem Niedergang der Textilindustrie in Deutschland konzentrierte sich W.A. Fritze auf den Papier- und Kartonagenhandel, wo es heute in mehr als 40 Ländern aktiv ist.

1804: EGGERS & FRANKE

Der Name „Eggers“ taucht in dieser Aufzählung zum zweiten Mal auf – und das ist kein Zufall: Georg Heinrich Eggers war der Sohn von Johan Eggers, der bereits 30 Jahre zuvor eine eigene Weinhandlung in Bremen betrieb (siehe oben). Als Weinhandlung Eggers & Franke gestartet, entwickelte sich der Betrieb in der Weinstadt Bremen prächtig. Beide Unternehmen bestanden über Jahrhunderte, wenn auch nicht immer in Familienhand. 2003 kaufte Eggers & Franke nach der Insolvenz des „väterlichen Betriebs“ Joh. Eggers Sohn dessen Namensrechte, 2005 dann auch den Bremer Konkurrenten Reidemeister & Ulrichs sowie dessen Versandhaus Ludwig von Kapff. 2018 kam die bekannte Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH in Freyburg hinzu. Durch Zukäufe und Expansionen wie diese entwickelte sich die Eggers & Franke Gruppe zu einem der heute führenden Wein- und Spirituosenhandelsunternehmen in Deutschland.

1805: F.W. Neukirch

Aus der Zeit, in der Pferdestärken noch mit vier Beinen daherkamen, stammt FW Neukirch. Namensgeber Friedrich Neukirch gründete 1805 ein Fuhrunternehmen, das schnell wuchs. 1822 standen bereits 100 Pferde für ihn im Stall, Ende des Jahrhunderts stieg das Unternehmen auch ins Eisenbahn- und Schifffahrtsgeschäft ein. Nach den Weltkriegen musste FW Neukirch wieder bei null anfangen. Heute beschäftigt das Logistikunternehmen 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Transport- und Lageraufgaben, von der nationalen und internationalen Logistik über die Lagerung bis hin zu Umzügen.

1806: C. Melchers

Als Reederei und Handelshaus gründete Carl Melchers zusammen mit Carl Focke 1806 das Unternehmen. Schon früh zeichnet es sich durch weltweite Handelsniederlassungen aus, in den 1840er Jahren kommt eine Dependance in Mexiko hinzu, in den 1860er Jahren Hongkong. Immer wieder gehörte das Unternehmen zu den Pionieren in neuen Märkten – etwa 1990 mit dem Start in Vietnam, das sich erst kurz zuvor der Internationalisierung geöffnet hatte. Heute gilt das Handelshaus als ausgesprochener Asienexperte, 800 der 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in den 25 Niederlassungen vor Ort (50 weltweit). Das Unternehmen versteht sich als Türöffner in neue Märkte und bietet neben dem Handel viele weitere Dienstleistungen rund um Expansion und Markterschließung an.

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