„Unser Sortiment passt sehr gut in den Norden“
Innenstadt im WandelTaschenmarke BEADBAGS gehört zu den Gewinnern des Pop-up-Store-Wettbewerbs der WFB
Stefan Schult gehört mit seiner Taschenmarke BEADBAGS zu den Gewinnern des Pop-up-Store-Wettbewerbs der WFB. Für elf Monate steht ihm nun im Rahmen des Zukunftsfonds Innenstadt ein Ladengeschäft in der Bremer City mietfrei zur Verfügung. Für den gebürtigen Cuxhavener, der seine außergewöhnlichen Produkte seit acht Jahren erfolgreich online und über Händler:innen vertreibt, ist es der erste eigene stationäre Laden.
In einem Zeitungsbericht über Sie und BEADBAGS steht, dass Sie einem Eskimo einen Kühlschrank verkaufen könnten. Ist das eine zutreffende Beobachtung in Bezug auf Ihre Qualitäten als Verkäufer?
Ich würde eine kleine Ergänzung machen.
Und die wäre?
Dass ich ein guter, aber ehrlicher Verkäufer bin. Ich könnte also bestimmt etwas verkaufen, das gar nicht benötigt wird. Aber ich tue es nicht. Ich bin wirklich überzeugt von unseren Produkten und das spüren auch unsere Kundinnen und Kunden, wenn sie zu uns ins Geschäft kommen.
Sie bieten Handtaschen, Wäschesäcke, Geldbörsen, oder auch Kosmetiktaschen aus recycelten Materialien an. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Produkte aus alten Moskitonetzen, Fischfutter- oder Zementsäcken auf den Markt zu bringen?
Meine Frau und ich haben vor acht Jahren mit der Firma den Entschluss gefasst, das Sortiment komplett nachhaltig aufzustellen. Wir wollten nicht nur Materialien recyclen, sondern dabei auch soziale Aspekte berücksichtigen. Also habe ich mich weltweit auf die Suche nach möglichen Partnern gemacht, die in diesem Bereich tätig sind. Heute arbeiten wir mit zwei Projekten in Kambodscha zusammen, die das Gütesiegel der World Fair Trade Organization (WFTO) tragen und in ihren Produktionsstätten Landminenopfer und andere Behinderte beschäftigen, die sonst keine Jobs bekämen. Und die für unsere Taschen verwendeten Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern haben auch einen funktionellen Nutzen. Nehmen wir zum Beispiel die Fischfuttersäcke. Das Material ist so widerstandsfähig, dass es jegliche Feuchtigkeit abhält, sogar während Tropenstürmen. Das gleiche gilt für Zementsäcke.
In ökologischer Hinsicht wäre es allerdings noch nachhaltiger, wenn Sie in Deutschland produzieren würden statt in Kambodscha, oder?
Das stimmt, das würde die Transportwege minimieren. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sich Nachhaltigkeit auf allen Ebenen, also in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht, nur sehr schwer erreichen lässt. Das ist ein Stufenprozess, bei dem wir Stück für Stück besser werden. Wir haben zum Beispiel teilweise schon begonnen, in Deutschland produzieren zu lassen. In Remscheid arbeiten wir mit einer Behindertenwerkstatt zusammen, die Aktenordner recycelt. Daraus haben wir ein Schreibwaren-Sortiment mit Spiralblöcken und selbst designten Postkarten entwickelt. Außerdem bestehen die Schultergurte für unsere Taschen aus alten Spanngurten, die wir vom Bremer Unternehmen Eurogate beziehen. Üblicherweise landen diese Gurte, die zur Ladungssicherung in Containern genutzt werden, aus Sicherheitsgründen nach einmaliger Nutzung in der Müllverbrennungsanlage. Eurogate freut sich darüber, dass wir die Spanngurte mittlerweile tonnenweise abholen, aufarbeiten und als Schultergurte nutzen. Und bei den Kundinnen und Kunden kommt diese Kombination auch megagut an.
Sie leben im nordrhein-westfälischen Wermelskirchen, wo auch der Unternehmenssitz von Bead Bags ist. Wie kommt es, dass Sie nun Ihren ersten Laden in Bremen eröffnen?
Der Hauptgrund ist, dass die Bremer Wirtschaftsförderung sehr professionell ist und uns sehr gut unterstützt. Ich finde es total mutig und klasse, was hier versucht wird, um die Innenstadt wiederzubeleben. Außerdem bin ich der festen Überzeugung, dass unser Sortiment sehr gut in den Norden passt. Unsere Produkte erinnern von den Farben und Materialien an Strand, Urlaub und Meer. Und es gibt noch einen dritten Faktor, der uns mit Bremen verbindet: Meine Frau und ich kommen aus Cuxhaven. Als wir uns kennenlernten, war es das größte für uns, mit dem Motorrad zum Einkaufen in die Bremer Innenstadt zu fahren.
Seit Anfang März sind Sie mit Ihrem Unternehmen nun selbst Teil der Bremer City. Wie läuft es seit der Eröffnung?
Ich bin zufrieden mit den ersten Erfahrungen. Die Mehrheit der Kundinnen und Kunden ist wirklich begeistert. Die Leute kommen rein und gehen glücklich wieder raus. Die Knochenhauerstraße ist allerdings nicht so stark frequentiert wie etwa die Lloyd Passage oder die Obernstraße. Ich würde mir deshalb neben der Klientel, die gezielt wegen unserer einzigartigen Produkte zu uns kommt, auch noch mehr Laufkundschaft wünschen.
Auf dem Schild über Ihrer Ladentür steht „BEADBAGS and friends“. Verraten Sie uns zum Schluss noch, wer diese Freunde sind?
Wir wollen in Zukunft auch anderen Herstellerinnen und Herstellern die Möglichkeit geben, ihre Produkte bei uns im Geschäft zu präsentieren. Wir haben zum Beispiel Kontakte zu einem Hersteller, der maritimen Schmuck in Handarbeit fertigt. Außerdem kennen wir eine Hamburger Manufaktur, die im Siebdruckverfahren sehr schöne Motive auf Tischdecken oder Handtücher druckt. Und solche Partner:innen versuchen wir mit ins Boot zu holen, um noch mehr Spannung und Abwechslung in den Laden zu bringen.
BEADBAGS, Knochenhauerstraße 41, geöffnet von Montag bis Samstag jeweils von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Das Aktionsprogramm Innenstadt wurde am 25. August 2020 vom Senat beschlossen, um die Folgen der Corona-Pandemie abzufedern. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt der Senatskanzlei, der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, der Senatorin für Klima, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und dem Senator für Kultur – unter der Federführung von Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte und finanziert über den Bremen-Fonds. Das Aktionsprogramm Innenstadt umfasst insgesamt über 30 Einzelmaßnahmen, die bis Ende 2021 schnell und unkompliziert umgesetzt wurden und die Bremer City nachhaltig stärken. Der Zukunftsfonds Innenstadt schließt an das Aktionsprogramm Innenstadt an und fördert spannende touristische Angebote, kulturelle Impulse, neue Nutzungsangebote und vieles mehr.
Weitere Informationen unter www.bremenwirdneu.de.
Erfolgsgeschichten
Mit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
Mehr erfahrenWeserstadion, Seebühne oder Bremen Information, an immer mehr Orten steht die Karte als Zahlungsmittel an erster Stelle. Das spart Zeit, Geld und kommt auch bei Kundinnen und Kunden gut an. 6 Mythen rund um Bargeld und Kartenzahlungen – und warum sie ausgedient haben.
Mehr erfahrenAm 1. November 2024 öffnet das Kulinarium, ein Fine-Dining-Restaurant mit moderner französischer Küche, seine Türen im Forum am Wall in der Bremer Innenstadt. Mit einem innovativen Angebot will das Kulinarium die Bremer Gastroszene bereichern und ein neues kulinarisches Kapitel für die Stadt aufschlagen. Die Wirtschaftsförderung Bremen unterstützt das Konzept finanziell mit der City UpTrade-Ansiedlungsförderung, die einen Mietkostenzuschuss beinhaltet. Auch die Fläche in der Innenstadt vermittelte die WFB.
Mehr erfahren