Saubere Saubermacher - wie Philipp von der Heide mit umweltfreundlichen Putzmitteln Branchen-Maßstäbe setzen will
ErfolgsgeschichtenReinigungsunternehmer verzichtet auf aggressive Chemiekalien
In Reinigern und Pflegemitteln fürs professionelle Putzen und den Privathaushalt stecken viele teils aggressive Chemiekalien. Das ist schlecht für die Umwelt und kann sich auch auf die Gesundheit der Anwendenden auswirken. Philipp von der Heide setzt in seinem Reinigungsunternehmen Dextra Facility Management deshalb weitgehend nur noch selbst entwickelte Saubermacher ohne petrochemische Zusätze ein. Nun vermarktet der 49-Jährige die Produkte über zwei eigens gegründete Unternehmen.
Der Markt für Reinigungsdienstleistungen ist in Deutschland hart umkämpft und wird geprägt von vielen Kleinunternehmen oder gar Ein-Personen-Anbietern. „Weniger als fünf Prozent der Betriebe sind wirklich groß und überregional tätig“, sagt von der Heide. Auch sein eigenes Unternehmen Dextra Facility Management versteht er als regionalen Dienstleister im Großraum Bremen und Bremerhaven. Seitdem er den Facility-Spezialisten übernahm, hat er die Firma von etwa 220 auf 350 Beschäftigte ausgebaut und zählt damit zu den Top 100 in der Bundesrepublik. „Der Wettbewerb wird im erster Linie über den Preis ausgetragen“, berichtet von der Heide.
Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit dank schlanker Strukturen gestärkt
Seine Strategie ist es, auf Qualität und Zuverlässigkeit zu setzen und dem Preiskampf aus dem Weg zu gehen. Statt auf ein niedriges Lohnniveau und hohen Arbeitsdruck setzt er auf schlanke interne Strukturen und senkt so die Kosten. Trotz der Unternehmensgröße hat von der Heide den Dextra-Führungskreis auf derzeit sieben und maximal zwölf Personen beschränkt; aus der Tagesarbeit hält er sich heraus: „Ich weiß, dass ich mich auf das Fachwissen in den Teams verlassen kann.“
Klares Bekenntnis zu unternehmerischer Verantwortung
Von der Heide, gelernter Bankbetriebswirt mit jahrelanger Finanzerfahrung, interessiert sich aber nicht nur für Zahlen. Das wird nicht nur nach seinem Wechsel in die Geschäftsführung in der Reinigungsbranche deutlich, schon in seiner Diplomarbeit befasste er sich mit der „Ethik in der Bankenlandschaft“. Den darin formulierte Bekenntnis zu unternehmerischer Verantwortung hat er augenscheinlich beibehalten. Gute Arbeitsbedingungen für seine Beschäftigten sind ihm offenbar mindestens genauso wichtig wie die geringen Kosten im Overhead seiner Firma.
Zum einen ist dies am Umgang mit Fehlern bei der Arbeit zu erkennen. Die Auftraggeber aus kleinen Büros und großen Verwaltungsgebäuden, Arztpraxen und Krankenhäusern, Dienstleistungs- und Industriebetrieben haben eins gemeinsam: sie erwarten von den Reinigungskräften Qualität und Zuverlässigkeit. Dass dies gelegentlich nicht gelingt, erträgt von der Heide mit Gelassenheit: „Fehler passieren, das ist einfach so“, sagt er, „die Frage ist nur: Wie gehen wir mit Fehlern um?“ Natürlich wäre es denkbar, Mitarbeitende für fehlerhafte Leistungen zu rügen. Von der Heide sucht und befasst sich aber lieber mit den Ursachen: „Es geht darum, aus Fehlern zu lernen und sie künftig zu vermeiden – keiner der Mitarbeitenden macht schließlich Fehler mit Absicht.“
Innovative Reinigungsmittel entwickelt
„Das Problem für die Beschäftigten in der Gebäuderreinigung sind die dort verwendeten Mittel“, sagt der Unternehmer. Zumeist kommen harte chemische Keulen zum Einsatz - mit der Nebenwirkung, dass die Reinigungskräfte häufig Hautschäden und Atemweg-Erkrankungen erleiden, sagt der 49-Jährige. Mehr oder weniger durch Zufall fand von der Heide eine Lösung dieses Problems: „Gemeinsam mit Cleaneroo und Clean Professional konnten wir Putzmittel entwickeln, die einfache physikalische Prinzipien nutzen, ohne Petrochemie auskommen und so wirkungsvoll sind, dass sie auch in Bereichen mit besonderen Hygiene-Vorschriften wie Krankenhäusern und in der Lebensmittelindustrie verwendet werden können.“
„Wir haben keine berufstypischen Hauterkrankungen mehr, Atemwegsprobleme sind selten geworden. Und insgesamt liegt unser Krankenstand unter der Hälfte des Bundesdurchschnitts.“
Zugegeben, von der Heide war zunächst skeptisch. Deshalb erprobte er die neuen Mittel (sie haben ionisiertes Wasser mit einem hohen ph-Wert als Basis) erst einmal an einzelnen Objekten im Kundenkreis von Dextra FM. Der Erfolg überzeugte, mittlerweile arbeiten die Dextra-Beschäftigten nahezu ausschließlich mit diesen Mitteln. Der Erfolg ist nicht nur in der Kundenzufriedenheit messbar: „Wir haben keine berufstypischen Hauterkrankungen mehr, Atemwegsprobleme sind selten geworden. Und insgesamt liegt unser Krankenstand unter der Hälfte des Bundesdurchschnitts.“ Beflügelt von diesem Erfolg hat von der Heide inzwischen zwei Firmen für die Vermarktung der in Eigenregie produzierten Reiniger gegründet: Cleaneroo ist für Privatkunden gedacht; Clean Professional richtet sich mit großen Gebinden und spezifischen Produkten an gewerbliche Nutzer.
Unternehmensgründung als Signal zum Umdenken
Hinter der Gründung steht aber nicht nur die Erwartung eines wirtschaftlichen Erfolges. „Jährlich werden in Deutschland mehr als 300.000 Tonnen chemischer Reinigungsmittel allein an Privathaushalte verkauft - da kann man sich schon vorstellen, welche Auswirkungen das auf die Umwelt hat“, sagt er. Und nicht nur die Umwelt wird durch diese massive Menge an harter Chemie belastet. „Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland rund 10.000 Kinder Vergiftungen durch Reinigungsmittel“, zitiert von der Heide eine Statistik der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.
Allein diese Zahl ist für ihn das Signal, dass die Zeit für ein Umdenken in Sachen Reinigungsmittel gekommen ist. An dieser Stelle wird der Unternehmer aber etwas zurückhaltender: „Vielleicht sind wir noch etwas zu früh dran“, meint. Zwar trifft er immer wieder auf großes Interesse an seinen Produkten - sogar in den Reihen der großen Hersteller: „Doch am Ende geht es immer nur um den Preis und die zu erzielenden Margen“, berichtet von der Heide. Als Mensch, der gerne nach vorne schaut und zudem gut rechnen kann, setzt von der Heide darauf, dass ein Argument schon kurzer Zeit mehr Gewicht bekommt: „Wenn man den Nutzen für Mensch und Natur mitrechnet, sind unsere Mittel schon heute ein Gewinn.“
Erfolgsgeschichten
MeVis Medical Solutions ist ein wahrer Bremer Hidden Champion, auf dem Gebiet der Software zur Krebsfrüherkennung führend. Wie hat dieser Nischenplayer über viele Jahre hinweg seine weltweite Marktführerschaft verteidigt? Welche Rolle spielt Bremen als Standort? All das und mehr in der neuen Folge unseres Podcasts.
zum PodcastWas 2013 als Hobby begann, ist heute ein florierender Handwerksbetrieb mit 22 Mitarbeitenden: Mit FSV Technik führt Sergej Martin ein wachsendes Unternehmen in Bremen – und ist stolz auf seine eigene Betriebsstätte. Eine Investition in die Zukunft.
zur BABBremen hat viel zu bieten, ob bei Sonnenschein oder Schietwetter. Das muss man natürlich auch festhalten in Form mitreißender Fotos. Hier unsere ganz persönlichen Highlights aus dem vergangenen Jahr.
Mehr erfahren