Wo die Schule in den Ferien weitergeht
Social Entrepreneurshipclimb Lernferien organisiert in Bremen Schulferienzeiten
Für viele Schülerinnen und Schüler ist das schwer vorzustellen: auch in den Ferien in die Schule zu müssen. Für rund 90 Kinder im Grundschulalter eine Realität, auf die sie sich jeden Tag aufs Neue freuen – und das haben sie einem Bremer Sozialunternehmen zu verdanken.
Der 11-jährige Mohammed und die 7-jährige Miracle lieben es, in den Ferien zur Schule zu kommen: Sie machen hier Sport, malen, basteln und lernen spielerisch – ein bisschen wie Schule, aber auch ganz anders. Mittags gibt es etwas Leckeres zu essen, zwischendurch steht Obst bereit, denn Toben macht doch schnell hungrig. Die Betreuerinnen kennen jede Menge lustiger Spiele und sind immer gut gelaunt.
Lernferienprogramm an zwei Schulen in Bremen
Mohammed und Miracle sind zwei von insgesamt 45 Schülerinnen und Schüler der Grundschule Am Halmerweg im Bremer Stadtteil Gröpelingen, die für zwei Wochen in den Sommerferien wieder zurück in ihre gewohnte Lernumgebung kamen.
Zusammen mit einer weiteren Schule in Bremen-Nord sind sie Teil der „climb – Lernferien“. Das Ferienprogramm engagiert sich seit 2019 in Bremen, bisher an zwei Schulen, jeweils in den Oster-, Sommer-, Herbst- und Winterferien. „Bei uns geht es nicht darum, Mathe oder Deutsch im Frontalunterricht zu vermitteln. Wir wollen Zukunftskompetenzen lehren, zum Beispiel Durchhaltevermögen, Selbstbewusstsein oder Rücksichtnehmen. Unser Ziel ist es, Kinder darauf vorzubereiten, mit schwierigen Situationen umzugehen und auf ihre Stärken aufzubauen“, sagt Nele Tiedemann, die climb in Bremen die Koordination unterstützt.
Auch Erwachsene lernen bei climb
Tiedemann lebt seit zehn Jahren in Bremen, hat hier studiert und kam 2019 zu climb. Als Lokalassistentin hilft sie, das Programm in Bremen zu leiten und zu koordinieren. Sie ist aber auch zur Stelle, wenn Not am Mann oder der Frau ist – Obst schnippeln, Spiele vorbereiten, Spielsachen aufräumen. Denn den Unterricht machen andere: Freiwillige, die von Expertinnen und Experten angeleitet in den Schulen aktiv sind. Oft sind das Studierende, Abiturienten oder Quereinsteigende, die Erfahrung im pädagogischen Umgang mit Kindern sammeln möchten.
climb ist somit nicht nur ein Bildungsprogramm für Kinder, sondern für Erwachsene gleichermaßen. Nachdem das Betreuungsprogramm nachmittags endet, geht es für die Freiwilligen noch ins Seminar. Hier lernen sie pädagogische Tricks und Kniffe und bilden sich weiter.
Dieses doppelte Bildungsprogramm hat in den vergangenen neun Jahren im besten Sinne des Wortes „Schule gemacht“. Die gemeinnützige climb GmbH mit Sitz in Hamburg betreibt bundesweit mittlerweile 13 Standorte. Wie bei vielen anderen Sozialunternehmen wollen sie ihr Geschäftsmodell skalieren: Was an einer Schule oder in einer Stadt gut funktioniert, klappt auch an anderen Standorten. Es geht nicht darum, das Rad jedes Mal neu zu erfinden, sondern erprobte und erfolgreiche Programme möglichst vielen Bedürftigen zukommen zu lassen.
Bremen ein hervorragendes Pflaster für Sozialunternehmen
Wie etwa in Bremen. „In Bremen ist die Kinderarmut groß. Wir gehen in Schulen in einkommensschwächeren Stadtteilen. Dort können die Kinder unsere Unterstützung gebrauchen und entlasten gleichzeitig die Eltern. Denn die müssen selbst oft den ganzen Tag arbeiten und können sich in den Ferien kaum eine Kinderbetreuung leisten“, so Tiedemann.
Vor Ort suchen die climb-Standorte jeweils Kontakt zu lokalen Behörden und Institutionen. Über die Bremer Bildungsbehörde entstand der Kontakt zu Schulen, über Universitäten oder Veranstaltungen wie die „Aktivoli“, der Messe der Freiwilligen-Agentur Bremen, knüpfen sie Verbindungen zu potenziellen Kursleiterinnen und Kursleitern.
In Bremen ein Netzwerk für Kinder knüpfen
Für Tiedemann gibt es somit auch außerhalb der laufenden Programme viel zu tun. Gemeinsam mit ihren zwei Kolleginnen knüpft sie neue Kontakte, überzeugt Freiwillige, gewinnt Sponsoren und Spenden und überarbeitet das Curriculum in Zusammenarbeit mit der Zentrale in Hamburg. Langeweile kommt da nicht auf.
Besonders die Netzwerkarbeit ist für Sozialunternehmen wie climb überlebenswichtig. 2019 nahm climb als eines von sechs Sozialunternehmen am Stipendienprogramm des Social Impact Lab Bremen teil, das heute in Zusammenarbeit mit der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH die Ansiedlung von Sozialunternehmen in der Hansestadt betreut.
„Das hat uns den Einstieg erleichtert. Wir haben schnell den Kontakt zu wichtigen Akteuren hergestellt, haben erfahren, wo wir uns Unterstützung einfordern können. Wir konnten uns mit anderen jungen Sozialunternehmen austauschen und so unseren Platz in der Stadt finden. Außerdem haben entstand der Kontakt mit der Hansewasser GmbH, deren Räume wir noch heute für Seminare mit unseren Freiwilligen nutzen dürfen“, erläutert sie.
Engagement an erster Position
Ein Engagement von dem alle profitieren: Bremen, das Sozialunternehmen und vor allem die Kinder. Denn wie bei allen sozialen Unternehmerinnen und Unternehmern geht es auch für Nele Tiedemann und ihr Team nicht darum, möglichst viel Geld zu machen, sondern etwas Positives für die Gesellschaft zu erreichen:
„Der Bedarf in Bremen ist sehr hoch, aber auch das Interesse. Wir haben hier sehr viel Unterstützung erfahren, Menschen, die uns finanziell, aber auch mit Räumlichkeiten oder Coachings helfen wollen. Ich denke, dass noch mehr Sozialunternehmen ihren Fokus auf die Bekämpfung der Kinderarmut setzen sollen und können“, wünscht sich Tiedemann. Auch climb selbst möchte in Bremen noch weiter expandieren und das Ferienprogramm in weitere Schulen bringen – aber erst einmal gilt es, die Sommerferien hinter sich zu bringen. Und mit Mohammed, Miracle und knapp 90 weiteren energiegeladenen Kindern noch ein paar Mathe-Spiele auszuprobieren.
Video-Reihe "Sozialunternehmen in Bremen"
Teil 1: Joblinge Bremen - Eine zweite Chance für den ersten Job
Teil 2: climb Lernferien - Wenn die Schule in den Ferien weitergeht
Teil 3: weserholz - Wenn ein Möbelstück beim Sprachenlernen hilft
Teil 4: GemüseAckerdemie - Junges Gemüse erntet junges Gemüse
Teil 5: Der Standort Bremen für Sozialunternehmen
Gemeinsam für Sozialunternehmen in Bremen
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