Ein Jahr Nachhaltigkeitsmanagement bei der WFB – wo stehen wir?
Über unsIm Gespräch mit WFB-Nachhaltigkeitsmanagerin Lisa Buschan
Vor einem Jahr hat die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH eine neue Stelle für Nachhaltigkeitsmanagement ins Leben gerufen. Wie hat sich das Thema im Laufe des Jahres entwickelt, welche Schwerpunkte stehen aktuell im Vordergrund und wie soll es weitergehen? Ein Interview mit Nachhaltigkeitsmanagerin Lisa Buschan.
Frau Buschan, Sie sind seit einem Jahr als Nachhaltigkeitsmanagerin bei der WFB tätig. Welche ersten Learnings haben Sie aus Ihrer Arbeit ziehen können?
Lisa Buschan: Das Wichtigste war, erst einmal ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, im Kollegium, aber auch im Allgemeinen als WFB. Denn jeder und jede versteht etwas anderes unter Nachhaltigkeit. Darüber hinaus musste ich aufpassen, mich nicht in der riesigen Palette an Themen zu verlieren und diese für mich sortieren. Die Kolleginnen und Kollegen, die verschiedenen Abteilungen, kamen mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen, Thematiken und Prioritäten auf mich zu, die ich erst einmal strukturieren musste. Dabei ging es sowohl um WFB-interne Themen wie Mülltrennung und Nutzung von Papier als auch um Nachhaltigkeitsfragen in bestimmten Gewerbegebieten. Eine Struktur und Priorisierung zu schaffen ist mir anfangs etwas schwergefallen. Dies ist aber äußerst wichtig, um die Nachhaltigkeit im Unternehmen vorantreiben zu können: erst ordnen, dann eine Strategie entwickeln.
Mit welchen Aufgaben beschäftigen Sie sich aktuell?
Buschan: Meine Hauptaufgabe ist im Moment, die ganzen Themen, die wir über das Jahr aus den verschiedenen Stabstellen und Abteilungen aber auch aus der Bremer Wirtschaft gesammelt haben, zu ordnen und eine Wesentlichkeitsanalyse zu erstellen. Es geht darum zu definieren, mit welchen Aufgaben wir uns in welcher Tiefe befassen möchten. Wir möchten und können uns nicht mit allen Themen im nächsten Jahr beschäftigen, sondern müssen uns fokussieren. Gemeinsam mit unserem internen Arbeitskreis Nachhaltigkeit, den wir gerade bei der WFB gebildet haben, werden wir diese Themen nun ordnen, priorisieren und die nächsten Schritte definieren.
Worum geht es bei diesem Arbeitskreis?
Buschan: Wir haben einen internen Aufruf gestartet, um Kolleginnen und Kollegen aus allen Abteilungen und Stabstellen in einen Arbeitskreis zum Thema Nachhaltigkeit mit einzubeziehen. So wollen wir alle Unternehmensbereiche und alle Perspektiven abbilden, um ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement zu etablieren. Im ersten Schritt haben wir ein gemeinsames Verständnis geschaffen und nun geht es darum, die Themen, die unter anderem während unserer internen Nachhaltigkeitswoche definiert wurden, in unsere Nachhaltigkeitsbetrachtung mit einzubeziehen.
Sie haben gerade die Nachhaltigkeitswoche erwähnt. Können Sie mehr dazu sagen?
Buschan: Im Rahmen der Europäischen Nachhaltigkeitswoche haben wir intern gemeinsam mit unserer Tochtergesellschaft BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven eine solche Woche veranstaltet. Zusammen mit einem abteilungsübergreifenden Team entwickelten wir niedrigschwellige Angebote und Maßnahmen. Uns war wichtig, alle Säulen der Nachhaltigkeit abzudecken, sprich, die ökologische, soziale und ökonomische Säule, um die Kolleginnen und Kollegen einmal zum Thema Nachhaltigkeit abzuholen und alle auf einen Wissensstand zu bringen.
Konkret fanden in der Woche vom 20. bis 26. September 2022 täglich Vorträge zu verschiedenen nachhaltigen Themen statt, an denen die Kolleginnen und Kollegen teilnehmen konnten. Darüber hinaus haben wir über die ganze Woche Mitmachaktionen angeboten, zum Beispiel eine Handyspendenaktion – die Erlöse daraus fließen in den Insektenschutzfonds des Nabu – sowie einen Nachhaltigkeitsideenbaum, an den die Kolleginnen und Kollegen Ideen und Anregungen pinnen konnten. Wir haben zudem eine CO2-Challenge organisiert, bei der alle interessierten Kolleginnen und Kollegen mitmachen konnten. Tatsächlich sind dabei sehr viele Fahrradkilometer zusammengekommen.
Ein wichtiges Ziel der Nachhaltigkeitswoche war, Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen und die Kolleginnen und Kollegen dafür zu sensibilisieren und sie zu motivieren, ihre eigenen Ideen einzubringen. Das Feedback der Belegschaft war sehr positiv und viele haben den Wunsch geäußert, solche Vorträge und Aktionen das ganze Jahr über immer wieder zu organisieren, damit das Thema präsent bleibt und sich das Verständnis weiterentwickelt.
Welche weiteren Projekte waren in diesem Jahr wichtig, um die Nachhaltigkeit bei der WFB voranzutreiben?
Buschan: Ein weiteres großes Thema war dieses Jahr bei uns die Zertifizierung als fahrradfreundliche Arbeitgeberin. Die WFB entwickelt bereits seit Jahren fahrradfreundliche Angebote. Hier kann ich zum Beispiel unser Projekt BIKE IT! nennen, das viele Fahrrad-Veranstaltungen für Bremerinnen und Bremer aber auch für Gäste von außerhalb organisiert.
Wir haben den ADFC – den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club – kontaktiert und eine Selbstevaluation durchgeführt, welche Maßnahmen wir bereits durchführen/eingeführt haben und haben dabei schnell festgestellt, dass wir über eine gute Basis verfügen. So wurden wir als erstes Unternehmen in Bremen als fahrradfreundliche Arbeitgeberin zertifiziert – erst einmal in Silber, aber mit Aussicht auf Gold, sobald wir unsere neuen Büroräume im Lloydhof beziehen.
Ein weiteres wichtiges Projekt dieses Jahr war, die Kommunikation innerhalb des Unternehmens voranzutreiben. Wir haben Intranetseiten für die Themen Nachhaltigkeit, Mobilität und Digitalisierung aufgebaut, auf denen alle wichtigen Informationen und die entsprechenden Ansprechpartner:innen zu finden sind. Wir verfassen regelmäßig Beiträge mit Tipps und Informationen zum Thema Nachhaltigkeit für den internen Newsletter, der mittlerweile einmal im Monat erscheint.
Durch die ganzen Maßnahmen, die wir intern eingeführt haben, konnten wir innerhalb des letzten Jahres sehr viel Sichtbarkeit für das Thema Nachhaltigkeit schaffen. Dies ist nicht nur intern für uns als WFB wichtig, sondern auch für die Aufgaben, die Richtung Bremer Wirtschaft und Bremer Unternehmen auf uns zukommen. Denn wenn wir uns intern mit dem Thema ernsthaft auseinandersetzen, können wir uns ganz anders präsentieren, wenn wir mit Unternehmen sprechen, Hilfestellungen geben und unsere Erfahrungen teilen.
Wie Sie es gerade angesprochen haben, wird einer der nächsten Schritte sein, mit Bremer Unternehmen im Bereich der Nachhaltigkeit in den Austausch zu kommen. Gab es bereits erste Gespräche?
Buschan: Ich habe bereits einige Austauschgespräche mit Unternehmen geführt, die im Grunde genommen am selben Punkt sind wie wir. Es ging dabei um Erfahrungswerte von Unternehmen zu Unternehmen. Wir überlegen, ob wir künftig ein Austauschformat anbieten können für alle, die Interesse an dem Thema haben.
Aktuell arbeiten wir mit der Partnerschaft Umwelt Unternehmen zusammen. Sie ist sehr aktiv im Bereich der Nachhaltigkeit im Land Bremen und unterstützt Unternehmen dabei, dieses Thema in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Wir freuen uns, Teil des Netzwerkes zu sein und an den Maßnahmen und Aktivitäten, die sie entwickeln, teilnehmen zu dürfen.
Gab es im Laufe des Jahres bestimmte Herausforderungen, die Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit meistern mussten?
Buschan: Wie ich anfangs bereits erwähnte, musste ich aufpassen, mich nicht in der Themenvielfalt zu verlieren und eine Struktur bilden. Akzeptanz für das Thema zu schaffen war ebenfalls eine Herausforderung. Es war wichtig zu erklären, dass Nachhaltigkeit nicht einfach ein Trend-Thema ist, sondern eine Notwendigkeit, mit der wir uns wirklich beschäftigen müssen, um zukunftsfähig zu sein und weiter auf dieser Erde gut leben zu können.
Wie geht es in Zukunft mit dem Nachhaltigkeitsmanagement bei der WFB weiter? Was können wir im nächsten Jahr erwarten?
Buschan: Wir werden selbstverständlich unseren Arbeitskreis fortführen und die interne Kommunikation weiterentwickeln. Auch die Nachhaltigkeitswoche werden wir nächstes Jahr wiederholen. Wir werden uns zudem mit strategischen Themen, der Öffentlichkeitsanalyse, Stakeholder-Analyse, weiter auseinandersetzen und diese vorantreiben. Wir müssen im nächsten Jahr zudem Kennzahlen entwickeln, weil wir einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen werden. Natürlich werden wir auch das Thema Mobilität weitervorantreiben – besonders, wenn wir in den Lloydhof ziehen. Darüber hinaus steht das Thema Qualifizierung bei uns ganz vorne auf der Agenda. Der Wunsch, zum Thema Nachhaltigkeit bei der WFB zu qualifizieren, kam nämlich aus der Belegschaft.
Und was die Bremer Wirtschaft angeht, möchten wir die Zusammenarbeit mit den Unternehmen weiter in den Fokus rücken. Wir überlegen, Austausch-Formate und Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit zu organisieren.
Nachhaltigkeit ist nicht einfach ein Trend-Thema, sondern eine Notwendigkeit, um zukunftsfähig zu sein und weiter auf dieser Erde gut leben zu können.
Lisa Buschan, Nachhaltigkeitsmanagerin bei der WFB
Haben Sie erste Tipps für Bremer Unternehmen, die sich mit dem Nachhaltigkeitsmanagement befassen möchten?
Buschan: Ein guter Tipp ist immer: erst einmal anfangen. Das bedeutet einerseits, mit den Abteilungen und Mitarbeitenden zu sprechen, aber andererseits auch mit externen Partner:innen ins Gespräch zu kommen. Es gibt spannende Praxisbeispiele, Leuchtturmprojekte aus den verschiedenen Bereichen, von denen man sich als Unternehmen inspirieren lassen kann. Informationen und Erfahrungsberichte dazu gibt es zum Beispiel bei Verbänden wie der Partnerschaft Umwelt Unternehmen, die ich vorhin erwähnte. Also: Interne und externe Gespräche führen und sich Wissen und Beispiele aus der Praxis aneignen – das sind die ersten Tipps, die ich geben kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
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