Wasserstoff-Lastkraftwagen für das Abfallgewerbe made in Bremen
Großes Interesse europaweit nicht nur bei Kommunen
Flüsterleise und frei von schädlichen Abgasen rollen sie bereits heute durch Wohngebiete in Städten wie Berlin, Hannover oder im Ruhrgebiet: 60 Müllwagen aus dem Bremer Werk der ENGINIUS GmbH, einer Tochter des im Kommunalbereich bekannten Fahrzeugherstellers FAUN. Die 27-Tonner schonen nicht nur die Umwelt, sondern auch die Ohren der Anwohnerinnen und Anwohner – Win-Win für alle.
Dank einer Kombination aus einem 16 Kilogramm-Wasserstofftank und Elektrobatterie halten die Fahrzeuge problemlos einen Tag Betriebseinsatz mit bis zu 400 Kilometern Fahrtstrecke durch. „Für Nutzfahrzeuge ist Wasserstoff eine echte Alternative. Denn reine Batterieantriebe haben ein hohes Gewicht und senken damit Nutzlast und Reichweite, gleichzeitig fehlt oft eine Ladeinfrastruktur. Das Problem haben wir bei Wasserstoff nicht“, sagt Diplom-Ingenieur Thorsten Baumeister, seit 2023 Geschäftsführer von ENGINIUS. Das Tanken mit Wasserstoff funktioniere nahezu genauso schnell wie im herkömmlichen Dieselsegment.
Auch wenn das Tankstellennetz derzeit noch sehr klein sei, wie beispielsweise das des Anbieters H2 Mobility mit aktuell 91 Wasserstofftankstellen deutschlandweit, die Zahl wachse stetig. In der Nähe des Einkaufszentrums Weserpark, fast direkt neben dem Werksgelände, steht eine von ihnen. „Das ist natürlich für uns praktisch zur Erstbetankung und war ein Pluspunkt für unsere Bremen-Entscheidung“, so Baumeister, der auch für die Fabrikplanung zuständig war. Außerdem stellten einige Wasserstoffnutzer:innen ihren eigenen Treibstoff her: „Im Abfallbereich produzieren manche Versorger aus Müll Strom und nutzen diesen für die Herstellung von Wasserstoff für unsere Fahrzeuge“, weiß Baumeister.
Wasserstoff-Nutzfahrzeuge europaweit immer gefragter
Die eigens für die Entwicklung und Fertigung von wasserstoffbetriebenen Lkw gegründete ENGINIUS GmbH produziert zwar erst seit einem Jahr, aber dafür mit durchschlagendem Erfolg. Rund acht bis zehn Lkw verlassen monatlich das Bremer Werksgelände, Tendenz steigend. „Das Interesse ist groß“, so Baumeister. Aus gutem Grund: Bereits 2022 erhielt das Bremer Müllwagenmodell als erstes in Europa eine sogenannte Typengenehmigung, mit der es ohne behördliche Auflagen für den Straßenverkehr zugelassen werden kann – europaweit ein brancheninterner Meilenstein. „Bis 2030 wollen wir den Anteil mit Müllfahrzeugen mit alternativem Antrieb signifikant erhöhen“, gibt sich Baumeister zuversichtlich.
Auch die Nachfrage aus der Logistik-Branche steige spürbar. Doch noch sind die Kosten für Wasserstoff wie für die Fahrzeuge hoch und Subventionen wie Fördermittel wichtig, um der Branche den Weg zu bereiten. Erst wenn Skalierungseffekte greifen – also hunderte und tausende Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind und die Nachfrage nach Wasserstoff in die Höhe schießt, sinken die Kosten spürbar. „Von derzeit 10 bis 13 Euro muss der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff künftig deutlich sinken, damit es für Endnutzer:innen richtig spannend wird“, denkt Geschäftsführer Baumeister. Skalierungseffekte, welche die Batteriefertigung schon hinter sich hat: Zwischen 2011 und 2020 sank etwa der Preis von Batteriepacks pro Kilowattstunde um 85 Prozent.
Um den Einsatz von Wasserstoff-Lkw zu erhöhen, engagiert sich ENGINIUS in Projekten wie Clean Hydrogen Coastline. Das nordwestdeutsche Vorhaben arbeitet an einem flächendeckenden Versorgungsnetz im Norden und erprobt es anhand des Einsatzes von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeugen – wie von ENGINIUS. Der Fahrzeughersteller beteiligt sich außerdem als Industriepartner an dem von Bund und Land geförderten sogenannten „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI).
Vom Fahrgestellträger zum Wasserstoff-Lkw
Wer einen genauen Blick auf die moderne Wasserstofftechnik werfen will, muss schon beim Bau der Fahrzeuge dabei sein. In der 4.000-Quadratmeter-Halle von ENGINIUS am Bremer Kreuz stehen zu jeder Zeit ein halbes Dutzend Lkw in verschiedenen Baustadien. Hier werden in das fertig angelieferte Fahrgestell alle Komponenten eingebaut, die ein Wasserstofffahrzeug braucht: die Hochdrucktanks, die Brennstoffzellen, eine Pufferbatterie sowie jede Menge intelligenter Steuerungstechnik. Vier Wochen dauert es, bis aus einem Fahrgestellträger ein Wasserstoff-Lkw wird.
Forschung und Produktion an einem Standort
100 Angestellte arbeiten bereits auf dem Werksgelände. Neben Fachkräften für die Montage auch Ingenieurinnen und Ingenieure, die hier an der Weiterentwicklung der Technologie tüfteln. Für Baumeister gehören Fertigung und Entwicklung eng zusammen. Bremen könne da als ein wichtiger Hochtechnologiestandort punkten. Viele Forschungseinrichtungen und Hochschulen im Land haben ausgewiesene Kompetenzen in der Forschung zu und mit Wasserstoff. Sie unterhalten intensive Forschungsbeziehungen mit lokalen, regionalen und überregionalen Industrieunternehmen wie ENGINIUS.
„Wir fühlen uns hier in der Region wohl. In Bremen und umzu zu sein, ist für uns attraktiv, um neue Fachkräfte anzuziehen“, so der Geschäftsführer weiter. Das Unternehmen stellt außerdem regelmäßig bei Messen aus, etwa auf der „Hydrogen Technology Expo“, der weltweit führenden Fachmesse zu Wasserstofftechnologien. „Wir können Anwendungen in der Praxis zeigen, während viele andere noch im Planungsstadium sind“, erklärt Baumeister. „Gleichzeitig ist es natürlich auch gute Werbung für uns.“ Bis 2027 will das Unternehmen perspektivisch 900 Mitarbeitende einstellen.
Übersichtsbeitrag: Wasserstoff im Land Bremen – 24 Projekte, Unternehmen und Initiativen
Bremer Wasserstoffstrategie
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Bildmaterial
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Bild 1: Auf leisen Sohlen unterwegs - ein ENGINIUS Wasserstoff-Kommunalfahrzeug in Bremen © ENGINIUS
Bild 2: Geschäftsführer Torsten Baumeister © WFB/Raveling
Bild 3: Blick in die neue Halle: Hier werden die Fahrgestellträger ausgerüstet © WFB/Bahlo
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