Personal aus dem Ausland einstellen
Unternehmensservice BremenWillkommensservice unterstützt Unternehmen dabei, Fachkräfte zu gewinnen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Ausland gewinnen: Das beschleunigt das noch junge Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Nach einem Jahr zieht Bremen eine positive Bilanz.
Sonnige 25 bis 30 Grad – das Klima der mexikanischen Stadt Monterrey lässt viele Bremerinnen und Bremern von Strand, Palmen und Badewetter träumen. Umso stärker muss der Gegensatz für die Pflegefachkräfte aus der lateinamerikanischen Millionenmetropole gewesen sein, die Anfang des Jahres in Bremen ankamen. Regen, Schnee und Frost begrüßten sie hier.
Und Tatjana Bechthold. Die Projektbeauftragte der Bremer Krankenhausgruppe GeNo – Gesundheit Nord kümmert sich um die Neuankömmlinge. „Auch wir haben mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen“, erzählt sie und ist deshalb froh über die Verstärkung. Mit voll eingerichteten Wohnungen und Regenschirm als Willkommensgeschenk nimmt sie die Pflegekräfte in Empfang.
Fachkräfteeinwanderungsgesetz macht Personalgewinnung einfacher
Der Weg nach Bremen ist dank einer neuen Gesetzesregelung nun deutlich einfacher. Sie gilt seit dem 1. März 2020. Das Gesetz klingt etwas sperrig – Fachkräfteeinwanderungsgesetz – macht in der Praxis aber vieles einfacher und vor allem schneller.
Es gilt dabei für die Einwanderung von Fachkräften aus dem Nicht-EU-Ausland. Bislang ein langwieriger Prozess, der oft Monate bis hin zu Jahren dauerte.
Vergleich alte Gesetzesregelung und neues Fachkräfteeinwanderungsgesetz:
alte Regelung | neue Regelung |
Einwanderung nur in Mangelberufen | Einwanderung in allen Berufen möglich |
keine Ausnahmen für Branchen | IT-Kräfte können auch ohne anerkannten Abschluss einwandern |
verpflichtende Prüfung, ob eine Stelle durch einen EU-Bürger besetzt werden kann | keine Vorrangprüfung |
lange Fristen | beschleunigtes Verfahren möglich (Kosten: 411 Euro) |
komplexe Verfahren | effizientere Genehmigungsprozesse |
Wie genau das Einstellen ausländischer Fachkräfte aus dem Nicht-EU-Ausland heute funktioniert, haben wir in unserem Leitfaden Fachkräfteeinwanderung zusammengefasst.
Resonanz auf neue Regelung groß
Die neue Regelung traf auch bei anderen Bremer Unternehmen auf Interesse. „Zum Programmstart im Frühjahr 2020 hatten wir eine erhöhte Nachfrage. Aufgrund der Lockdown-Maßnahmen rückte das Thema danach etwas in den Hintergrund. Für die Zukunft erwarten wir aber wieder einen steigenden Bedarf“, zieht Manuel Kühn vom Bremer Willkommensservice der WFB eine positive erste Bilanz.
Vor allem in der Gesundheitsbranche sei der Fachkräftemangel zu spüren, so der Fachkräfte-Experte, aber auch andere Branchen wie die IT-Industrie versprechen sich Verstärkung.
Willkommensservice ist erste Anlaufstelle
Viel zu tun also – besonders für den Willkommensservice, der Unternehmen beim Einstellungsprozess begleitet oder eingewanderte Fachkräfte beim Start ins Arbeitsleben unterstützt. „Wir sind für alle da und freuen uns über jeden Anruf“, erklärt Kühn. „Auch, wenn die neuen Verfahren deutlich einfacher und schneller sind, hilft es ungemein, jemanden zur Seite zu haben, der oder die den Prozess Schritt für Schritt kennt und begleitet.“
Eine Hilfe, welche die GeNo in Anspruch nahm. So hat der Willkommensservice mit Vertretern in der Projektgruppe des Förderprogramms IQ und der GeNo mitgearbeitet und unterstützte dabei vorrangig bei Fragen rund um Integration und Ankommen in Bremen.
Mehr als Behördengänge – echte Vernetzung
Als Regionale Koordinationsstelle Fachkräfteeinwanderung für das Bundesland Bremen dient der Willkommensservice als Schnittstelle zu den Anerkennungs- und Einwanderungsbehörden wie der Zentralen Servicestelle Berufsanerkennung (ZSBA), der Agentur für Arbeit und der Ausländerbehörden.
Der Willkommensservice hilft aber bei weit mehr als nur formellen Angelegenheiten. „Tatsächlich macht das nur einen Teil unserer Arbeit aus“, so Kühn. So bauen der Projektleiter und sein Team derzeit ein Fachkräftenetzwerk in Bremen auf und fördern Angebote zur Integration neuer Fachkräfte.
Denn die Neu-Bremerinnen und -Bremer aus dem Ausland wollen hier mehr als nur Arbeiten, sie wollen sich eine neue Existenz aufbauen und sich heimisch fühlen. Wie etwa die Mexikanerinnen und Mexikaner: „Sie müssen in einem fremden Land mit einer unbekannten Sprache zurechtkommen. Die Familie ist weit entfernt. Die Arbeitsbedingungen sind völlig anders. Hinzu kommt der Zeit- und Arbeitsdruck“, schildert Birte Rabiega von der Interkulturellen Organisationsberatung des Bremer IQ Netzwerks ihre Situation. Das IQ Netzwerk Bremen unterstützt Organisationen und Betriebe bei interkulturellen Öffnungsprozessen.
Gemeinsam ein Willkommen in Bremen gestalten
Es ist damit ein wichtiger Partner des Willkommensservices. „Wir arbeiten eng mit Institutionen aus ganz Bremen zusammen, um den Fachkräften den Einstieg so leicht wie möglich zu gestalten“, erklärt Kühn. Dazu gehört unter anderem die Webseite „Welcome to Bremen“ www.welcometobremen.de, die Leitfäden, häufige Fragen und Tipps zum Leben in Deutschland bietet – mehrsprachig natürlich. Eine weitere Kooperation besteht mit dem Personaler-Stammtisch der Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, wo Arbeitgebende zusammentreffen, um gemeinsam Herausforderungen des Arbeitsmarktes zu lösen.
„Darüber hinaus entwickeln wir noch weitere Angebote und Vernetzungen, um sowohl Arbeitnehmende als auch den Unternehmen den Start so einfach wie möglich zu machen“, so Kühn. Eine arbeitsintensive Aufgabe – seit Kurzem kann sich Kühn über zwei neue Kolleginnen freuen, die den Willkommensservice künftig stärken. Und damit auch den Standort Bremen.
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