Motor(en) für die Energiewende
Maritime Wirtschaft und LogistikBremer Unternehmen ScanDiesel feiert 25-jähriges Jubiläum
Geschäftsführer Rainer Dierks feiert mit der ScanDiesel GmbH aus Bremen-Nord 25-jähriges Jubiläum. Als Spezialist für Diesel- und Gasmotoren sieht das Unternehmen in der Energiewende eine große Chance – trotz der Herausforderungen durch neue Energieträger oder vielleicht gerade wegen ihnen. Einige Produkte haben es sogar bis in die Antarktis geschafft.
Wenn der Rainer Dierks einen Abstecher nach Hamburg macht, freut er sich über jede Elbüberquerung. Denn in den Personenfähren, die täglich zwischen beiden Elbufern pendeln, sorgen seine Dieselmotoren zuverlässig für Antriebskraft.
Auf zahlreichen Binnenschiffen wie auch in Industrie und Wohnanlagen finden sich Motoren mit ScanDiesel-Plakette – vor allen in Blockheizkraftwerken, wo sie Biogas zu umweltfreundlicher Energie umwandeln. „Wir haben einen Marktanteil von 20 Prozent in unserem Segment, da sind wir stolz darauf“ sagt Dierks. Konkret bedeutet dies: Jährlich liefert ScanDiesel rund 100 Motoren in den Marine-Bereich und 500 bis 600 in die Industrie.
Darunter sind echte Kraftpakete: Aggregate verschiedener Hersteller von 50 bis 2.500 Kilowatt Leistung hat das Bremer Unternehmen im Angebot. Scania, aber auch Mitsubishi und AGCO Power zählen dabei zu den großen Markennamen.

Etwas Eigenes auf die Beine stellen
Das Bremer Unternehmen ist aber vielmehr als nur nationaler und europäischer Vertriebspartner für internationale Motorenhersteller – auch wenn genau das im Jahr 2000 der Ausgangspunkt war. Was einst als Vertriebseinheit für Scania-Motoren begann, entwickelte sich zu einer eigenständigen Gesellschaft mit technischem Anspruch und Weitblick.
Mit zwei Mann fing Dierks damals an, erinnert er sich: „Ziemlich schnell wurde für uns damals klar, dass wir mehr sein wollten als ein Vertriebspartner. Unsere Kundinnen und Kunden brauchten individuelle Lösungen und forderten mehr Produkte, als Scania im Angebot hatte.“ Und so begann das Unternehmen, auf die Kundinnen und Kunden zugeschnittene Aggregate zu entwickeln, Motoren umzurüsten und mit Zusatzkomponenten zu versehen.
Einen kräftigen Schub erhielt ScanDiesel durch die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2004. Biogasanlagen schossen wie Pilze aus dem Boden und das klimaneutrale Gas sollte wiederum in Blockheizkraftwerken (BHKW) verfeuert werden. Ob Biogas oder Pflanzenöl – ScanDiesel hatte die passenden Produkte im Angebot.
„Aggregate für Industrieanlagen beginnen ihr Leben als ganz normale LKW-Motoren, so laufen sie zum Beispiel bei Scania in Schweden vom Band. Hier in Bremen übernehmen wir dann die Umrüstung, um sie fit für den Einsatz in BHKWs zu machen“, schildert Dierks einen wesentlichen Teil seines Geschäfts.

Bremer Produkte unterwegs auf Rhein, Main und Ruhr
Auch ein anderes Geschäftssegment hat das Unternehmen der EU-Gesetzgebung zu verdanken. Dierks: „Die Euro-5-Abgasnorm wurde ab 2020 auch im Binnenschiffmarkt verpflichtend. Die LKW-Hersteller hatten bereits Erfahrung im Bereich der Abgasnormen und die passenden Motoren im Angebot. Und wir das nötige Know-how für die Umrüstung im Marinebereich. Das war ein Glücksfall für uns und hat uns den europäischen Binnenschiffmarkt eröffnet.“
Die Umrüstung umfasst dabei mehr als nur den Austausch von Motoren: Sie bedeutet Systemauslegung, Powermanagement sowie den Einbau von Range-Extendern (Batteriepacks) und Abgasanlagen – Prozesse, die tiefes Fachwissen und langjährige Erfahrung erfordern.
Deshalb besteht das 25-köpfige Team von Dierks längst nicht mehr nur aus Vertriebsprofis. Heute gehören ebenso Mechaniker:innen wie auch Ingenieur:innen dazu, die am Reißbrett – oder vielmehr am Computer – neue Anlagen entwickeln.
Energiewende im Blick
Sich stets auf die Bedürfnisse des Markts einzustellen, Lücken zu erkennen und Chancen zu nutzen – das sind wesentliche Erfolgsfaktoren für Rainer Dierks und sein Team. Wie sieht er da in die Zukunft? Denn die Abkehr vom Diesel als Treibstoff schreitet in vielen Branchen voran. Neue Antriebskonzepte werden intensiv erprobt, sei es im Marinebereich oder im Schwerlastsektor. Wasserstoff, Batteriestrom oder alternative Kraftstoffe wie Methanol und HVO (Biokraftstoff aus Pflanzenöl) stehen im Fokus der Diskussionen.
Dierks möchte die Energiewende aktiv mitgestalten. Ein Beispiel dafür ist die laufende Umrüstung eines Marinemotors auf den Betrieb mit Bio-Methan, die ScanDiesel derzeit übernimmt. „Das ist Pionierarbeit und einzigartig in Europa“, schildert er begeistert.

Auch die Motorenhersteller wie Scania arbeiten an neuen Antriebslösungen, die Dierks dann wiederum in sein Sortiment aufnehmen würde. Generell sieht er die Branche jedoch noch im Erprobungsstadium. „Wir begeistern uns für neue Antriebslösungen, aber bisher fehlt zum Beispiel im Marinesektor vielfach noch an der Infrastruktur in den Häfen, um neue Treibstoffe bereitzustellen. Auch die Zulassungszeiten für neue Konzepte sind lang. Am Ende brauchen wir eine Lösung, die nicht nur technisch funktioniert, sondern auch ökologisch Sinn macht“, betont Dierks.
Von Bremen-Nord bis in die Antarktis
Das Unternehmen ist seit 25 Jahren im Gewerbegebiet Blumenthal ansässig, in dem sich 85 Betriebe mit 1.000 Beschäftigen aus zahlreichen Branchen angesiedelt haben. Hier fühlt sich Dierks wohl. „Unser Personal kommt hier aus der Nähe und hat somit gute Anfahrtswege. In Zeiten, in denen es schwierig ist, technisches Personal mit hoher Reisebereitschaft zu finden, sind wir froh, hier vor Ort gute Möglichkeiten zu haben.“ Denn bei der Inbetriebnahme der Aggregate müssen ScanDiesel-Angestellte auch schon mal durch halb Europa reisen, um vor Ort Industrie- oder Schiffsmotoren abzunehmen.
„Einige unserer Motoren haben es sogar bis in die Antarktis geschafft, wo sie auf der Neumayer III-Station für Strom und Wärme sorgen. Bis dahin müssen wir unsere Angestellten aber nicht schicken – stattdessen schulen wir das Stationspersonal bei uns vor einer Expedition, damit sie die Motoren in der Eiseskälte selbst warten können“, schließt Dierks. Ein Erfolg, auf den er ebenso stolz ist wie auf das 25-jährige Jubiläum, das er in diesem Jahr mit seinem Team feiert.
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