Sauberkeit mit System: Bremer Institution Söffge feiert 70 Jahre
ErfolgsgeschichtenSöffge Gebäudereinigung setzt seit 70 Jahren Maßstäbe für die Branche
Die Geschichte der Söffge Büro-, Gebäude- und Treppenhausreinigung GmbH & Co. KG beginnt so, wie es für die Zeit des Wirtschaftswunders typisch war. Mit Firmengründung 1955 fing Heinz Söffge an, die ersten Treppenaufgänge und Treppenhäuser mit einer Handvoll Mitarbeitenden zu reinigen. 70 Jahre später ist die Firma mit rund 2800 Beschäftigten Marktführer in Bremen, Oldenburg und Bremerhaven. Doch eins ist geblieben: „Wir sind weiterhin ein Familienunternehmen mit flachen Hierarchien“, betonen die Gründer-Enkel und heutigen Geschäftsführer Arne und Boris Söffge.
Der Begriff „Putzfrau“ wird oft verwendet, doch er wird der eigentlichen Tätigkeit nicht gerecht. Der korrekte und respektvolle Begriff lautet Reinigungskraft. Auf abwertende Begriffe reagiert Boris Söffge mit spürbarem Unmut – nicht nur wegen der Geringschätzung gegenüber Menschen, die in der Gebäudereinigung ihren Lebensunterhalt oder ein für die Familienkasse notwendiges Zubrot verdienen. Er ärgere sich auch über das verzerrte Bild einer Branche, die für Sauberkeit, Hygiene und Werterhalt sorge und in der seine Familie seit 70 Jahren mit Leidenschaft tätig sei.
„Die Gebäudereinigung bietet sichere Arbeitsplätze mit fairer Bezahlung.“
„Wir sind kein Niedriglohnsektor“, betont Söffge und hebt die Bedeutung der rund 700.000 Beschäftigten hervor, die mit ihrer Arbeit tagtäglich einen unverzichtbaren Beitrag leisten – in Büros, Pflegeeinrichtungen, Schulen, Mehrfamilienhäusern und unzähligen anderen Einrichtungen. Sein Bruder Arne ergänzt: „Die Gebäudereinigung ist der größte Handwerkszweig und bietet sichere Arbeitsplätze mit fairer Bezahlung.“

Seit 1988 ist der heute 61-jährige Arne Söffge Geschäftsführer der Söffge Büro-, Gebäude- und Treppenhausreinigung GmbH in Bremen-Mahndorf. Seit 27 Jahren führt er das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Boris als gleichberechtigter Mitinhaber. Ihnen ist es ein besonderes Anliegen, die Leistung der Reinigungskräfte wertzuschätzen und für mehr Anerkennung dieses wichtigen Berufsstands zu werben. „Sauberkeit ist keine Selbstverständlichkeit – sie ist das Ergebnis harter, zuverlässiger und professioneller Arbeit.“
Vom anerkannten Ausbildungsberuf über den Meisterbrief bis zum Dualen Studium
„Unsere Mitarbeiter sieht man eher selten, denn sie arbeiten zumeist außerhalb der Geschäftszeiten, erläutert Boris Söffge. Dass viele Menschen gar nicht wissen, wer in ihrem beruflichen Umfeld oder im Treppenbereich des Wohnhauses für Sauberkeit sorgt, mag zu dem ungenauen Bild von der Branche in der Öffentlichkeit geführt haben.
Doch tatsächlich hat das Handwerk der Gebäudereinigung vieles zu bieten: „Dazu gehört nicht nur der anerkannte Ausbildungsberuf Glas- und Gebäudereiniger, einschließlich Meisterprüfung in der Gebäudereinigung, sondern auch die Möglichkeit eines Dualen Studiums“, betont Boris Söffge. Er selbst hat den Meisterbrief in der Gebäudereinigung 1998 erworben und ist zudem Industriekaufmann. In seiner Funktion als Geschäftsführer ist er unter anderem für die Technische Leitung sowie weitere zentrale Bereiche des Unternehmens verantwortlich. Sein Bruder Arne ist gelernter Bankkaufmann und hat anschließend als Trainee in einem großen Berliner Reinigungsunternehmen umfassende Erfahrungen gesammelt: „Ich habe dort das Gleiche gemacht wie alle anderen Beschäftigten; davon profitiere ich heute noch“, sagt Arne Söffge, „auch wenn ich in der Geschäftsführung den kaufmännischen Part übernommen habe.
Aus Überzeugung für den Karriereweg im Familienunternehmen entschieden
Der bodenständige Karriereweg der beiden Geschäftsführer und Inhaber zeigt ihre persönliche Verbundenheit zu dem Unternehmen. „Es war unsere eigene Entscheidung, in den Familienbetrieb einzusteigen“, betonen beide unabhängig voneinander, „unser Vater hat uns da völlig freie Hand gelassen.“

Offenkundig sind die beiden aber von der Firmengeschichte geprägt worden, die ihr Großvater Heinz 1955 gründete. Das Unternehmen wuchs beständig, und die Mutter der beiden heutigen Geschäftsführer trieb die Entwicklung mit voran. Nachdem sich die Eltern getrennt hatten, stieg der bis dahin im Lkw-Verkauf von Mercedes tätige Vater vollständig ins Unternehmen ein. Ausschlaggebend für den Einstieg ins Unternehmen war es für die Söhne, „dass es ein vielseitiges Geschäft ist, in dem man mit Vorstandsvorsitzenden genauso guten und respektvollen Kontakt hat wie mit Arbeitern“, ergänzt sein Bruder.
Der familiäre Charakter ist wichtiger als die Firmengröße
Mit rund 2800 Beschäftigten an den Standorten Bremen, Bremerhaven und Oldenburg sowie 500 Mitarbeitenden in einer Tochterfirma in Leipzig gehört Söffge zu den Großen der Branche in Deutschland. Doch den beiden Geschäftsführern ist der familiäre Charakter ihres Unternehmens wichtiger als die Firmengröße. In ihrer Philosophie zählen zwei Aspekte: „Das Vertrauen der Kunden und die Wertschätzung der Beschäftigten“, bringt es Arne Söffge auf den Punkt. Beide pflegen den offenen Umgang mit ihren Mitarbeitenden und haben in der Firma schlanke Strukturen etabliert: Neben der Geschäftsführer-Ebene gibt es nur noch die Betriebsleitung für die praktischen Alltagsthemen sowie 60 Objektleiter, die den täglichen Einsatz der Reinigungsteams lenken und koordinieren.
Die Söffges streben nicht nach Expansion um jeden Preis, sondern konzentrieren sich lieber auf den Standort Bremen und dessen Umland: „Ich bin überzeugter Bremer“, sagt Arne Söffge – und das Unternehmen Söffge ist inzwischen eine bremische Institution. Der gute Ruf kommt nicht ungefähr. Um die Qualität zu halten, investiert die Firma in ihre Beschäftigten. Über die digitale Schulungsplattform „Mytutorial“ der Reinigungsbranche werden die Mitarbeitenden regelmäßig geschult. Die Video-Lehrgänge gehörten zum Pflichtprogramm und seien ein wichtiges Instrument, um die hohe Qualität der Arbeit zu halten. Vor allem aber: „Dass wir regional tätig sind, die kurzen Wege im Unternehmen und zu den Kunden, die bessere Organisation sorgen dafür, dass wir keine Angst vor dem Wettbewerb haben müssen.“
Schon frühzeitig auf die digitale Technik im Kunden-Management gesetzt
Investitionen in die interne Organisation zählen für Arne und Boris Söffge zu den größten Ereignissen in der jüngeren Unternehmensgeschichte. Bereits seit 1993 managen die Brüder die Kunden-Beziehungen mit Hilfe digitaler Technik. Ruft ein Kunde an, „zeigt der Computer automatisch alle relevanten Informationen an, sodass wir sofort im Thema sind“. Das steigert die Qualität der Kundenbeziehungen. Mittlerweile ist Söffge in einem weiteren Digitalbereich ein erfolgreicher Pionier: Für die Reinigung großer Flächen vertrauen die Brüder auf den Einsatz von Robotern – nicht um Geld zu sparen: „Das schafft uns Luft dafür, dass sich unsere Teams auf komplexere und anspruchsvolle Arbeiten konzentrieren können“, erläutert Boris Söffge.

Zu den komplexen Themen gehört auch Nachhaltigkeit, auf die Kunden immer mehr Wert legen. Die richtige Dosierung der Reinigungsmittel, der Umgang mit Verpackungen, der Einsatz umweltschonender Produkte – all dies wird immer wichtiger. Aber: „Der Preis bleibt trotzdem ein zentraler Faktor“, sagt Arne Söffge. „Wir bieten immer auskömmliche Preise“, betont sein Bruder, „aber wir wissen auch, dass die Kunden ebenfalls auskömmlich kalkulieren müssen.“ Dennoch halten sich die Brüder an Grundsätze und Grenzen: „Wir sagen es offen, wenn wir zu dem angefragten Preis nicht arbeiten können.“ Lohn-Dumping kommt für seriöse Gebäudereiniger nicht in Frage. In der Branche gibt es seit 2007 einen Branchenmindestlohn.
Und es bleibt ein Familienunternehmen. Lucia Söffge – die Tochter des jüngeren der beiden Geschäftsführer – ist bereits ins Unternehmen eingetreten. Sie hat eine fundierte Ausbildung absolviert und hat alle Möglichkeiten, das Unternehmen in Zukunft weiterzuführen. Ob noch jemand aus der vierten Generation in die Firma eintritt, ist offen. „Das muss jedes Kind für sich selbst entscheiden.“
Dennoch: Die gemeinsame Arbeit an der Spitze funktioniert. „Wir verstehen uns auch nach gemeinsamen 27 Jahren im Unternehmen sehr gut“, sagt Boris Söffge. Bestes Indiz: „Seit 27 Jahren gehen wir jeden Mittag gemeinsam essen“, berichtet Arne Söffge.
Mehr Geschichten aus der Bremer Wirtschaft in unserem Newsletter:
Erfolgsgeschichten
Eine Brauerei und große Bauprojekte aus der Vogelperspektive – das sind die schönsten Luftbilder aus dem Jahr 2024.
Mehr erfahrenBremens „Hightech-Perle” – wer bis in die kleinsten Bausteine unserer Welt vordringen will, braucht Massenspektrometer. Und an nur wenigen Orten weltweit gibt es so eine hohe Dichte von Fachkräften und produzierenden Unternehmen und Lieferanten aus dieser Branche wie in Bremen.
Mehr erfahrenZum diesjährigen Weltfrauentag stellen wir zehn beeindruckende Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Gründerinnen aus Bremen vor, die in ihren Berufen und in der Gesellschaft wichtige Impulse setzen.
Mehr erfahren