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28.4.2021 - Reinhard Wirtz

„Wir haben keine Einzelbüros mehr, wir sitzen mitten in den Teams.“

Technologiepark Bremen

Die Sparkasse Bremen setzt in ihrer neuen Hauptstelle im Technologiepark Bremen auf agiles Arbeiten in Teams

Das neue Gebäude im Technologiepark Bremen
Das neue Gebäude im Technologiepark Bremen © Bahlo

Ein Sparkassen-Gebäude mitten im Technologiepark? Einige Bremerinnen und Bremer haben sich wohl verwundert die Augen gerieben, als die Sparkasse Bremen Ende vergangenen Jahres nach nur zwei Jahren Bauzeit ihre neue Hauptstelle im Technologiepark an der Universitätsallee bezog.

Auf einem Grundstück, das die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH vermittelt und zum Verkauf angeboten hatte. Mit einer Bilanzsumme von mehr als 13 Milliarden Euro, rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rund 75 Standorten ist die Sparkasse Bremen Marktführer für Finanzdienstleistungen in der Hansestadt und zählt damit zu den größten deutschen Sparkassen. Hinter der Entscheidung für einen maßgeschneiderten Neubau im Hightech-Umfeld des Technologieparks Bremen stehen weitreichende strategische Weichenstellungen, wie Dr. Tim Nesemann, Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Bremen, im folgenden Gespräch deutlich macht.

Dr. rer. nat. Tim Nesemann, Vorsitzender des Vorstands
Dr. rer. nat. Tim Nesemann, Vorsitzender des Vorstands © Sparkasse Bremen

Dass eine Sparkasse in einen Technologiepark zieht, ist bisher wohl nicht selbstverständlich gewesen. Was gab den Ausschlag?

Dr. Tim Nesemann: Bereits Ende 2016 haben wir die Weichen für drei grundlegende Maßnahmen im Hause gestellt, die die Sparkasse Bremen sowohl technisch als auch organisatorisch und kulturell auf die digitale Welt ausrichten soll. Dabei handelte es sich um den Ausbau zu einem Vermittlungsdienstleister, das Konzept der Stadtteilfilialen und die Verlagerung der Sparkassen-Zentrale vom Brill in den Technologiepark. Denn unsere Wettbewerber von morgen sind nicht die Banken von heute, sondern das sind die Googles, Apples und Facebooks. Und die sitzen nicht an der Wallstreet, sondern im Silicon Valley. Daher müssen wir uns mit Menschen umgeben, die forschen und Innovationen entwickeln. So war es unser Wunsch, einen ähnlichen Standort in Bremen zu finden.

Sie haben an Ihrem neuen Standort offenbar ein neues Raumkonzept verwirklicht, das unter anderem agiles Arbeiten und eine stärkere Vernetzung untereinander begünstigen soll. Haben Sie persönlich noch ein eigenes Büro? Was hat sich für Sie verändert?

Dr. Tim Nesemann: Das neue Bürokonzept setzt auf eine agile Unternehmens- und Arbeitskultur. Klassische Einzel- oder Doppelbüros gibt es bei uns nicht mehr, an ihrer Stelle gibt es sogenannte Home-Bases, an denen aufgabenbezogen gearbeitet werden kann. Trennwände sorgen für Diskretion und Ruhe. Alle Arbeitsplätze erfüllen die aktuellen Standards im Hinblick auf Gesundheit und Ergonomie, zum Beispiel arbeitet jeder Mitarbeitende an einem höhenverstellbaren Schreibtisch. Oder aber wer in absoluter Ruhe arbeiten möchte, kann zudem auf einen der speziellen „Quietrooms“ ausweichen. Dieses neue Konzept gilt auch für uns Vorstände. Wir haben keine Einzelbüros mehr, wir sitzen mitten in den Teams. Durch die Corona-Pandemie konnten wir leider Vieles noch nicht ausprobieren, aber schon jetzt ist spürbar, dass diese neue Form des Arbeitens zu mehr Agilität führt; d.h. dass wir schneller und kreativ innovative Ideen entwickeln und umsetzen werden.

Was sagen Sie Kritikerinnen und Kritikern, die Ihnen vorhalten könnten, Sie würden sich mit diesem Schritt ein Stück weit von Ihren Kunden und Kundinnen wegbewegen?

Dr. Tim Nesemann: Ich kann es nachvollziehen, dass unsere Verlagerung in den Technologiepark viele Emotionen hervorgerufen hat. Viele Bremerinnen und Bremer denken sofort an die wunderschöne Kundenhalle Am Brill. Fakt war aber, dass das Gebäude energetisch leider nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprochen hat. Und somit standen wir vor der Wahl, entweder das Gebäude aufwändig zu sanieren oder lieber mit wenigen architektonischen Restriktionen ein Gebäude maßschneidern zu lassen, das zu 100 Prozent unsere Bedürfnisse abdeckt. Des Weiteren investieren wir seit Ende 2017 viel Geld in unser neues Stadtteilfilialkonzept. Neben der Ausrichtung auf die digitale Welt sind wir der Überzeugung, dass dies nur mit einer engen Anbindung an die Stadtteile einhergeht. Mittlerweile sind fünf Stadtteilfilialen entstanden, zehn sollen noch folgen. Und im Übrigen beabsichtigen wir, im historischen Teil des Gebäudes am Brill perspektivisch auch wieder präsent zu sein.

Hat der Umzug der Zentrale Auswirkungen auf die Serviceeinrichtungen im Bremer Stadtgebiet? Wenn ja, welche?

Dr. Tim Nesemann: Nein, denn für unsere Privatkundinnen und -kunden ist es wichtig, dass wir den Service vor Ort in ihren Stadtteilen aufrechterhalten. Und das tun wir mit dem Stadtteilfilialkonzept. Im Mittelpunkt des Konzepts stehen die Stadtteilfilialen als lokale Treffpunkte für die Menschen vor Ort. Hier verbinden sich räumliche Nähe und digitale Beratungskompetenz. Darin sehen wir die Zukunft – gerade im beginnenden digitalen Zeitalter.

Sie haben in einer Pressemitteilung nach dem Umzug mitgeteilt: „Insgesamt fokussiert die Sparkasse Bremen in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie auf vier Themenbereiche: Natur und Umwelt, Mensch, Produkte und Dienstleistungen und Transparenz“. Können Sie kurz erläutern, was das Thema Nachhaltigkeit für die von Ihnen genannten Handlungsfelder konkret für die Sparkasse und Ihre Kundinnen und Kunden beziehungsweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedeutet?

Natur und Umwelt:
Dr. Tim Nesemann: Im Bereich Natur und Umwelt geht es um einen möglichst klimaneutralen Geschäftsbetrieb. Dabei können wir schon auf Erfolge zurückblicken. Seit 2014 hat die Sparkasse Bremen ihren CO2-Fußabdruck halbiert, unter anderem durch die Nutzung von 100 Prozent Ökostrom aus der Region. Seit März 2020 ist sie durch Kompensationsprojekte klimaneutral. Bis 2030 soll das auch ohne Kompensation gelingen. Dabei leistet der Neubau einen wichtigen Beitrag durch die Energiegewinnung zu zwei Dritteln aus Geothermie und die Installation einer Solaranlage auf dem Dach. Im Alltag geht es auch darum, die Mitarbeitenden für das Thema zu sensibilisieren. Die klimaneutrale Mobilität spielt dabei eine große Rolle. Also, wie kommen die Mitarbeitenden zur Arbeit? Im Neubau gibt es Fahrradstellplätze und Duschen mit Umkleidekabinen, E-Bike-Ladestationen, eine Zusammenarbeit mit Cambio, ein gut genutztes Job-Ticket für öffentliche Verkehrsmittel – also reichlich Alternativangebote zum Auto.

Mensch:
Dr. Tim Nesemann: Uns ist es wichtig, ein verantwortungsvoller Arbeitgeber zu sein. Förderung der Chancengleichheit und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind bei uns selbstverständlich, unter anderem durch die Kindertagesstätten kita-hanseatenkids. Auch die fortlaufende Qualifizierung der Mitarbeitenden, wozu auch die Vermittlung des Themas Nachhaltigkeit gehört, sowie die Nachwuchssicherung durch zahlreiche Auszubildende in insgesamt fünf Ausbildungsberufen haben einen hohen Stellenwert. Der Fairgleichen-Store im Weserpark, hier geht es um ein digitales Vergleichsportal für Strom-, Gas- und Versicherungstarife, liegt vertrauensvoll ganz in der Hand der Auszubildenden.

Produkte und Dienstleistungen:
Dr. Tim Nesemann: Wir wollen nach und nach alle unsere Produkte nachhaltig ausgestalten. Dabei gehen wir nach bestimmten Kriterien vor. Es gibt beispielsweise mit BremenKapital FairInvest einen eigens dafür entwickelten nachhaltigen Fonds, der Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Es wird nur in Unternehmen investiert, die nachgewiesen nachhaltig arbeiten. Das Thema wird auch in unsere Anlageberatungsgespräche integriert. Dabei ist der direkte Dialog mit unseren Kundinnen und Kunden besonders wichtig, um passgenau auf die Bedürfnisse einzugehen. Ein weiteres Produkt soll noch im ersten Halbjahr pilotiert werden, das nachhaltige Girokonto. Wir wollten wissen, wie viel CO2 verursacht eigentlich ein normales Girokonto. 22,5 Kilogramm CO2 Emissionen sind dabei herausgekommen. Da waren wir uns schnell einig, dass das reduziert werden muss.

Transparenz:
Dr. Tim Nesemann: Schon jetzt kann jeder die vielen Informationen auf unserer Website nachlesen. Hier haben wir beschrieben, wie wir Nachhaltigkeit definieren, auf welche Schwerpunkte wir uns dabei fokussieren und welche Ziele wir in einem ersten Schritt dabei erreichen wollen. Zu jedem Schwerpunkt machen wir transparent, wo wir gerade stehen. Ende März ist unser 80-seitiger Nachhaltigkeitsbericht erschienen. Bereits seit 2014 steht Nachhaltigkeit bei uns im Fokus, und wir veröffentlichen seitdem eine jährliche Bestandsaufnahme. Erst im Dezember letzten Jahres haben wir eine weitere Selbstverpflichtung für klimafreundliches und nachhaltiges Wirtschaften unterschrieben.

Herr Dr. Nesemann, vielen Dank für das Interview!

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