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6.5.2020 - Nina Svensson

Voller Begeisterung für Informatik

Digitalisierung / Industrie 4.0

Christiane Niebuhr-Redder hat 1995 die Agentur WebMen in Bremen gegründet

Christine Niebuhr von Webmen

Von der Biologie über Biotechnologie zur Informatik: Der Weg von Christiane Niebuhr-Redder war immer von einer großen Neugier geprägt. Und von dem Wunsch, die Welt zu verstehen, sie aufzuräumen und zu sortieren. Darum ist die Informatik genau ihr Ding: 1995 hat sie zusammen mit drei Partnern die Agentur WebMen gegründet, die Websites und Anwendungen für Intranet und Internet entwickelt. Immer mit dem Anspruch, die Probleme der Kunden zu verstehen, zu sortieren und zu lösen.

Christiane Niebuhr-Redder studierte von 1979 bis 1986 Biologie an der Universität Bremen. „Ich wollte schon immer Dinge und Prozesse verstehen, die Biologie fand ich spannend“, erzählt sie. 1980 kaufte sie ihren ersten Computer, einen VC 20 von Commodore – und sie war sofort fasziniert. Während ihres Studiums lernte sie dann auch ihren Mann Volker Redder kennen gelernt, beide schlossen ihr Studium 1986 als Diplom-Biologen ab. In dem Jahr wurde auch ihre erste Tochter geboren. Während ihr Mann an der Uni Bremen Informatik studierte, wechselte Niebuhr-Redder an die Technische Universität Hamburg-Harburg in den Fachbereich Biotechnologie. „Da mein Mann noch studierte und die Großeltern uns bei der Kinderbetreuung unterstützten, konnte ich in Hamburg arbeiten. Dort war der Fachbereich Biotechnologie noch ganz jung, zusammen mit den Ingenieuren haben wir den Studiengang Bioverfahrenstechnik aufgebaut. Das war eine richtige Pionierleistung und ich fand es spannend, dabei zu sein.“

Zusammenarbeit im Team bei WebMen
Eine wertschätzende Zusammenarbeit im Team ist Christiane Niebuhr-Redder wichtig. © WFB / Frank Pusch

Gründung in einer abenteuerlichen Zeit

1991 wurde ihre zweite Tochter geboren, ihr Mann nahm eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni Bremen an und Niebuhr-Redder ging zurück nach Bremen und arbeitete in Teilzeit in einem Apple Systemhaus. „Wir waren jung und fühlten uns bereichert von den Möglichkeiten, die uns die Informatik bot. Mein Mann ist bis heute ein Visionär und Impulsgeber. Bald entstand der Wunsch, ein eigenes Unternehmen zu gründen.“ In der Biologie wäre ein eigenes Institut mit Labor ein riesiges Investment gewesen – aber in der Informatik? „Wir brauchten nur das Kapital für die GmbH, vier Rechner und einen Drucker – und los ging’s!“ Zusammen mit ihrem Mann und zwei Partnern gründete Niebuhr-Redder Ende 1995 die WebMen Internet GmbH. „Es war eine abenteuerliche Zeit“, sagt sie. „Damals wurde der Begriff Data Highway durchaus noch mit Autobahn verwechselt.“

Das WebMen-Team verfügte über gute Kontakte und akquirierte die ersten Projekte wie zum Beispiel den ersten Internetauftritt für KIA Deutschland, Online Shops und Websites. „Das erste Jahr war nicht einfach, umgerechnet haben wir alle für einen durchschnittlichen Stundenlohn von 3,50 Mark gearbeitet“, erinnert sich Niebuhr-Redder. „Es war auch alles noch so neu. Allein eine Domain kostete im Monat 279 Mark. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen.“ Aber ab dem 2. Jahr ging es stetig und schnell bergauf.

Ideen aus dem Kopf auf den Bildschirm

Reedereien zum Beispiel wollten auf die teuren Telexe verzichten und per Mail kommunizieren. Die Bremische Bürgerschaft wollte eine Datenbank für die Tagesordnungen. Bibliotheken erkannten schnell den Vorteil, ihre Datenbanken zu vernetzen. Volker Redder hatte inzwischen in Informatik promoviert, das fachliche Wissen war da und wurde stetig vergrößert. „Dazu kam unsere Intuition und unser Gefühl für Ordnung und Logik. Die Ideen, die wir im Kopf hatten, sollten auf den Bildschirm – das war unser Ansatz.“

Unter anderem hat WebMen eigene Redaktionssysteme für Kunden entwickelt bzw. angepasst sowie eine Systemsoftware für den Workflow von Ministerkonferenzen entwickelt, die seitdem bundesweit eingesetzt wird. „Die Software ist exakt an die Abläufe angepasst. Die Mitarbeiter haben alles, was sie brauchen, aber nichts, was sie nicht brauchen. Damals wie heute geht es uns darum, das Problem zu verstehen und die für den Kunden passende Lösung zu entwickeln.“ Außerdem arbeitet WebMen überwiegend mit Open-Source-Produkten, damit die Lösungen weiter entwickelt werden können und die Kunden nicht in einer technischen Sackgasse landen.

Von ihrem Büro an der Tiefer aus blickt Christiane Niebuhr-Redder direkt auf die Weser.
Von ihrem Büro an der Tiefer aus blickt Christiane Niebuhr-Redder direkt auf die Weser. © WFB / Frank Pusch

Persönliche Kontakte zählen

Christiane Niebuhr-Redder leitet neben der WebMen Internet GmbH auch die sourcing management GmbH. Während Webmen vor allem Websites sowie Internet- und Intranetanwendungen erstellt, betreibt die sourcing Management eine geschlossene Online-Beschaffungsplattform. Niebuhr-Redder hat die kaufmännische Geschäftsführung inne, berät Kunden und entwickelt Strategien.

WebMen hat heute rund 30 Mitarbeitende. Die mehr als 400 Kunden kommen überwiegend aus Bremen und der Region. „Trotz aller digitalen Möglichkeiten bleibt der persönliche Kontakt das wichtigste“, sagt Niebuhr-Redder. „Für den Kunden zählt nicht, ob wir den schönsten Quellcode entwickeln, sondern ob wir ihn und seine Anforderungen verstehen.“ Wunsch nach mehr Frauen in der Informatik Um dieses Ziel zu erreichen, zählt Niebuhr-Redder vor allem auf zufriedene Mitarbeiter. „Wir haben ein tolles Team, das sich mit seinen Aufgaben identifiziert“, sagt die Geschäftsführerin. „Sie haben das Gefühl, etwas Gutes zu schaffen, was anderen Menschen nützt. Der Projektrahmen ist jeweils definiert, aber unsere Mitarbeiter sind frei, wie sie ihn ausfüllen. Es gibt bei uns flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten.“

Es ist nicht nur die Flexibilität, die Christiane Niebuhr-Redder an IT-Berufen so sehr schätzt. „Die Chancen in diesem Berufsfeld in der Entwicklung als auch in der Anwendung sind so vielfältig. Gerade auch für Frauen. Bei der Entwicklung einer Software zum Beispiel geht es um ganz andere Budgets als beim Webdesign. Das spiegelt sich in den Gehältern. Auch Arbeiten in Teilzeit ist in der IT ohne weiteres möglich und der Bedarf an Anwendungsentwicklern wird auch in Zukunft hoch bleiben.“ Niebuhr-Redder, die auch 1. Vorsitzende des Business and Professional Women Germany Club Bremen e.V. ist, wünscht sich mehr Frauen in der IT, „aber es bewerben sich nur selten Frauen bei uns um einen Ausbildungsplatz. Umso mehr freue ich mich, dass wir im vergangenen Herbst einen jungen Mann und eine junge Frau als Auszubildende eingestellt haben.“

Im Büro von WebMen
Bei WebMen werden unter anderem Websites sowie Internet- und Intranetanwendungen erstellt. © WFB / Frank Pusch

Blick in die Zukunft

Eine ihrer Töchter hat nach ihrem Studium bei WebMen gearbeitet, ist vor einem Jahr aber in ein anderes Unternehmen gewechselt. „Sie muss raus und Erfahrungen machen. Wer weiß, was sich später noch ergibt.“ Ihre zweite Tochter arbeitet im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg als Regieassistentin. Bei WebMen wächst bereits eine junge Führungsebene nach – für die Zukunft ist Christiane Niebuhr-Redder sehr optimistisch. „Es gibt auf jeden Fall genug zu tun!“

Weitere Informationen zu Christiane Niebuhr-Redder und WebMen gibt es unter www.webmen.de.


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