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6.5.2024 - Insa Lohmann

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Bremer Start-up setzt auf Künstliche Intelligenz in der Müllentsorgung

Zwar gilt Deutschland als Meister der Mülltrennung, aber bei weitem nicht alle Abfälle landen in der richtigen Tonne. Bisher muss "falscher" Abfall manuell aussortiert werden - ein kostspieliger Aufwand für die Entsorger. Das Bremer Start-up "WasteAnt" möchte diesen Prozess mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren.

Die Gründer von „WasteAnt“
Die Gründer von „WasteAnt“: Szymon Krupinski, Maximilian Storp, Christian Müller und Arturo Gomez Chavez (von links). © WFB/Jens Lehmkühler

In Deutschland wurden im Jahr 2022 von jedem Menschen rund 151 Kilogramm Hausmüll eingesammelt, dazu kamen getrennt entsorgte Wertstoffe, Bioabfälle und Sperrmüll. Weil die Zusammensetzung der Abfälle schwankt und die Trennung mitunter nicht optimal funktioniert, können sie in den Verwertungsanlagen nicht immer gleich gut verarbeitet werden. Was am Ende in den Müllheizkraftwerken ankommt, kann einer Wundertüte gleichen: Große Störstoffe wie Matratzen, Planen und meterlange Schnüre, alte Autoreifen oder sogar ganze Kühlschränke sind keine Seltenheit. Manuell müssen diese Störstoffe durch das Personal aussortiert werden, häufig nach Augenmaß und auf Papier dokumentiert - ein mühsamer und zeitaufwändiger Prozess. Jede Beschädigung oder Betriebsausfall verursacht in einer Müllverbrennungsanlage unnötige Verzögerungen und Kosten. Das Bremer Start-up "WasteAnt" (deutsch: Abfallameise) möchte diesen Prozess automatisieren und setzt dabei auf die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz.

Ausgeklügeltes Sensoren-System

"Es gibt bislang kein System, das in der Lage ist, großvolumige Abfallströme zu bewerten", erklärt Maximilian Storp von "WasteAnt". Auch Künstliche Intelligenz spiele bislang keine Rolle in der Mülltrennung. "Bisher wird das manuell gemacht." Das Start-up "WasteAnt" möchte mit seiner Idee nun die Abfallwirtschaft nach eigenen Worten nichts weniger als revolutionieren. Dafür haben die Gründer aus der Hansestadt ein ausgeklügeltes System mit Sensoren, Kameras und einer lernenden Intelligenz entwickelt. Es soll in der Lage sein, Abfallströme auf unerwünschte Schadstoffe zu überprüfen und so die Qualität eingehender Lieferungen sicherzustellen. Möglich sein sollen sogar Prognosen über die zukünftige Qualität des Abfalls. So könnten die Kapazitätsauslastungen der Abfallverwertungsanlagen optimiert werden, sagt Storp.

Hinter dem Start-up stecken neben Storp seine Kollegen Dr. Christian Müller, Arturo Gomez Chavez und Dr. Szymon Krupinski, die auf eine langjährige Erfahrung in der Robotik zurückgreifen können.  Zusammengefunden hat sich das vierköpfige Team an der Constructor University in Bremen-Nord, dort hat das Start-up auch seinen Sitz. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen bereits 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und will sich in naher Zukunft auch räumlich vergrößern.

2024 soll Produkt marktreif werden

"In diesem Jahr liegt unser Fokus darauf, unser bestehendes Produkt zu finalisieren und marktreif zu machen", sagt Maximilian Storp. Mehrere Systeme sind bereits im Einsatz, unter anderem in einer Müllverbrennungsanlage des Bremer Energieversorgers swb. Regelmäßig sind die Gründer aus Bremen vor Ort und scheuen auch nicht davor zurück, ausgerüstet mit Schutzanzug und Atemmaske selbst in den Müll zu steigen, um das System zu testen und zu optimieren. Die Funktionalität ist ein elementarer Faktor für die Künstliche Intelligenz, denn damit das System lernt, muss es sehr viele Daten zum Material sammeln.

Kameras und Sensoren
Mithilfe von Kameras und Sensoren wird der Abfall erfasst. © WFB/Jens Lehmkühler

Von gutem und schlechtem Müll

Obwohl sie vor ihrer Gründung mit dem Thema Müll keine Berührungspunkte hatten, sind die Jungunternehmer inzwischen Experten auf diesem Gebiet: "Abfall ist superinteressant", sagt Christian Müller. Seit er sich mit Künstlicher Intelligenz in der Entsorgung beschäftigt, hat er viel über das Thema gelernt. Er weiß inzwischen, was "guten" von "schlechtem" Müll unterscheidet. In Deutschland werde viel Abfall produziert, der eine niedrige Qualität habe, erklärt er. Damit ist zum Beispiel gemeint, dass der Müll aufgrund seiner Materialbeschaffenheit oder durch Störstoffe schlecht verbrennt. "Das ist unwirtschaftlich", fasst Müller die Problematik zusammen, vor der die Abfallindustrie steht. "WasteAnt" möchte Abfall zu einer wertvolleren Ressource machen. Das in Bremen entwickelte System soll auf mehreren Ebenen in der Lage sein, den an einer Anlage ankommenden Abfall zu analysieren: Aus welchem Material besteht der Müll? Sind Störstoffe enthalten? Wie hoch sind die Emissionen? Und wieviel Energie etwa in Form von Fernwärme lässt sich damit voraussichtlich erzeugen?

Box mit Sensoren, Kameras und Radar

Möglich macht das eine Box, die mit Sensoren, Farbkamera, Thermalkamera und einem Radar ausgestattet ist - und so Temperaturunterschiede und Materialeigenschaften des Mülls erkennen kann. Die Box kann flexibel an unterschiedlichen Stellen innerhalb der Müllverbrennungsanlage angebracht werden, zum Beispiel direkt an der Materialannahme oder an den Trichtern. "Besonders für die Kranführer ist das sehr hilfreich", erklärt Christian Müller. Denn die Kranführer waren bislang - beruhend auf Augenmaß und Erfahrung - dafür zuständig, Störstoffe im Müll zu identifizieren und gegebenenfalls auszusortieren.

"Künstliche Intelligenz in der Abfallwirtschaft ist ein komplett neues Feld", sagt Maximilian Storp. Die Gründer aus Bremen sind mit Versorgern aus ganz Deutschland im Gespräch. "Der Bedarf ist groß, entsprechend hoch ist das Interesse für unser Endprodukt."

Mitarbeitende arbeiten am PC im Büro
Das Start-up hat inzwischen 19 Mitarbeitende. © WFB/Jens Lehmkühler

Starkes Gründungsnetzwerk in Bremen

2023 wurde das Unternehmen mit dem Bremer Gründungspreis der Sparkasse Bremen und des Starthauses Bremen und Bremerhaven, der zentralen Anlaufstelle für Gründungsberatung, auszeichnet. Der Preis wird jährlich an Gründende vergeben, die es geschafft haben, ein Start-up besonders erfolgreich aufzubauen. Darauf ruht sich "WasteAnt" nicht aus: "Wir wachsen stetig und wollen noch größer werden", sagt Maximilian Storp, der seinerzeit in einem Online-Pitch auf das Start-up aufmerksam geworden war. Nach einer Probewoche kündigte er seinen sicheren Job als Unternehmensberater und stieg mit ein. "Ich fand das einfach so interessant", erinnert sich der 33-Jährige. Nun will das Team das Unternehmen gemeinsam zum Erfolg führen.

Dabei hilft ihm auch ein starkes Gründungsnetzwerk in der Stadt: "Es gibt in Bremen viele gute Anlaufstellen für Gründer", sagt Christian Müller. "Und es gibt hier von vielen Seiten eine große Motivation, Bremer Start-ups stark zu machen", ergänzt Maximilian Storp. So habe auch der Großteil der Investoren einen regionalen Hintergrund. Seine Zukunft sieht das Team von "WasteAnt" ebenfalls an der Weser: Nicht nur ein Umzug in größere Räumlichkeiten ist geplant, auch die Kooperation mit anderen Bremer Unternehmen - beispielsweise beim Bau der Sensorboxen - steht fest auf der Agenda.

Pressekontakt: Maximilian Storp, WasteAnt, Tel. +49 151 51917270, Mail: info@wasteant.com

Redaktion: Janet Binder im Auftrag von textpr+, E-Mail: pressedienst@wfb-bremen.de

Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Die Gründer von "WasteAnt": Szymon Krupinski, Maximilian Storp, Christian Müller und Arturo Gomez Chavez (von links)

Foto 2: Mithilfe von Kameras und Sensoren wird der Abfall erfasst. ©WFB/Jens Lehmkühler

Foto 3: Das Start-up hat inzwischen 19 Mitarbeitende. ©WFB/Jens Lehmkühler

Bei Fragen schreiben Sie einfach eine E-Mail an pressedienst@wfb-bremen.de.

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