Hinter Gläsern – Kommissionieren mit Datenbrillen und Wearable Computing-Lösungen von UBIMAX
Digitalisierung / Industrie 4.0Ein Warenregal im Schuppen 2 der Bremer Überseestadt. Vollgepackt mit Büroartikeln Fach für Fach. Stifte, Kleber, Tesafilm. Daneben ein Trolley mit noch leeren Kästen. Meine Aufgabe: Artikel aus dem Lagerregal einer Bestellung zuordnen – das sogenannte Kommissionieren. Mit Google Glass, einer Datenbrille mit durchsichtigem Display. Aufgesetzt, es geht los: Eine Grafik erscheint direkt im Blickfeld. Zweimal Kleber aus Regalfach 2.1 in Trolleyfach 3 ablegen. Ein Griff ins angezeigte Fach, den Barcode mittels der in der Datenbrille eingebauten Frontkamera eingescannt und in den Kommissioniertrolley abgelegt. Einfach. Die Datenbrille sitzt zunächst ungewohnt, ist mit ihren 54 Gramm jedoch bequem zu tragen. Das Display im rechten, oberen Blickfeld fühlt sich natürlich an und stört nicht. Und der große Vorteil: Die Hände sind frei.
Kommissionierliste und Handscanner sind damit Vergangenheit. Denn so werden heute in vielen Lagern noch Bestellungen verpackt: Mit ausgedruckter Liste und einem Kommissionierer, der auf der Suche nach den richtigen Regalfächern durch das Lager streift. Nicht so mit der Datenbrille. Neben den Bestandteilen der Bestellung kann sie auch den Weg durch das Lagerlabyrinth weisen.
Marktführer und Pionier zugleich: UBIMAX
Möglich macht das die Software „xPick“ des Bremer Wearable-Spezialisten Ubimax. In der Überseestadt entwickelt der europäische Marktführer Hard- und Software für die Verbindung von Mensch und Maschine. „Die Vorteile liegen auf der Hand: Beide Hände sind frei für die eigentliche Aufgabe, die Fehlerquote wird gesenkt durch detailgenaue, grafische Anweisungen und jeder Arbeitsschritt wird digital dokumentiert und ist jederzeit nachvollziehbar“, erklärt Leonid Poliakov, Head of Marketing und Projektleiter bei Ubimax, die Vorzüge des Systems.
25% Effizienzsteigerung in der Logistik
Ein Nutzer ist DHL. In einem Pilotprojekt Anfang 2015 wurden zehn Kommissionierer in einem niederländischen Distributionszentrum für drei Wochen mit Datenbrillen ausgestattet. Dazu wurde die Pick-by-Vision Lösung xPick direkt an das Lagerverwaltungssystem des Unternehmens angebunden. Das Ergebnis: Mit einer minimalen Fehlerrate kommissionierten die Testpersonen 20.000 Artikel für 9.000 Aufträge, schafften ein Viertel mehr als ihre Kollegen, die mit Handscannern unterwegs waren. Das Management horchte auf. Und bereitet nun mit einem erweiterten Pilotprojekt die Praxiseinführung vor.
Bedienbarkeit im Fokus
Der Erfolg liegt in der einfachen Bedienbarkeit. Die Anzeigen im Display sind selbsterklärend und fügen sich natürlich in das Blickfeld ein. So geht es mir auch. Ich mag die Brille gar nicht mehr absetzen – warum habe ich nicht immer nützliche Informationen im Blickfeld? „Der Mensch kann graphische Informationen schneller und fehlerfreier interpretieren als beispielsweise alphanumerische Zeichenfolgen wie Texte oder aber Töne. Darüber hinaus sind die Letzteren nicht persistent – das heißt sie verschwinden im gleichen Moment in dem sie abgespielt werden und stehen so dem Benutzer nicht mehr zur Verfügung“, erklärt Poliakov. Weshalb die Bremer großen Wert auf eine intuitiv gestaltete Benutzeroberfläche legen. Große Symbole, klare Botschaften. Ein weiterer Vorteil: Gerade in Betrieben mit hoher Fluktuation helfen Datenbrillen, Kräfte schnell anzulernen. Und: Durch die Anbindung an das ERP-System, das Planungssystem eines Unternehmens, das alle Prozesse abbildet, werden zudem alle Arbeitsschritte digital nachvollziehbar. Der Kunde storniert seine Bestellung? Ein Klick genügt um zu sehen, ob das Paket schon gepackt ist. Die Datenbrille ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Das überzeugte auch DHL.
Maßgeschneiderte Lösungen für Unternehmen
Weitere Branchengrößen wie Mercedes-Benz, VW oder die Schnellecke Group gehören zu den Anwendern von xPick. Die Software wird dabei an die Bedürfnisse vor Ort angepasst. „Wir analysieren zunächst genau den Kundenbedarf, entwickeln dann eine maßgeschneiderte Lösung, die sich an vorhandene Systeme anschließt und stellen zum Schluss die Hardware zur Verfügung“, erklärt Poliakov den Projektablauf. Ein neues System einzurichten dauert sechs bis acht Wochen. Neben Datenbrillen arbeiten die Bremer auch mit Smartwatches und intelligenten Armbändern. Nicht nur in der Kommissionierung, auch bei anderen Prozessen, in denen Datenbrillen helfen, wie z.B. die Unterstützung eines Mechanikers durch einen zugeschalteten Experten aus der Ferne. Wie kommissionieren mit Datenbrillen in der Praxis funktioniert, dazu hat DHL ein Video gedreht:
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Auf der CeBIT 2016 wurde das Unternehmen für "xPick" mit dem INNOVATIONSPREIS-IT 2016 für das Bundesland Bremen der Initiative Mittelstand ausgezeichnet. Mit ihren Wearables wollen sich jetzt weiter expandieren: So eröffneten Ubimax im Februar 2016 ihr erstes Büro in Atlanta in den Vereinigten Staaten. Und sind so auf dem Weg vom Europamarkt- zum Weltmarktführer.
Welche Services die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH bei der Digitalisierung ihrers Unternehmens bietet, finden Sie auf der Übersichtsseite Digitalisierung.
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zur BiS BremerhavenTheoretische Physikerin, industrielle Mathematikerin, Managerin – als Mitglied des Start-ups TOPAS schafft Dr. Shruti Patel Innovationen in Bremen. Als Frau in der IT war es nicht immer leicht für sie, als Vorbild wahrgenommen zu werden.
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