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15.11.2022 -

Briefe aus Vietnam – Herbst 2022

Länderbriefe

Informationen und Wissen rund um Wirtschaft und Investitionen in Vietnam

Bremen und Vietnam wachsen enger zusammen und Wasserstoff-Projekte aus Vietnam – das sind Themen in unserem Vietnam-Brief direkt aus Ho-Chi-Minh-City.

Direkt vor Ort sitzt Huong Thi Hoang, Direktorin unseres Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen. Wenn Sie diesen Länderbrief regelmäßig als Newsletter erhalten wollen, melden Sie sich gern hier an.

Unsere Themen im Herbst 2022:

Vietnamesische Wirtschaft wächst – aber kann sich der Weltwirtschaft nicht entziehen

Vietnam Skyline bei Nacht
Auf Wachstumskurs – Vietnam bleibt ein interessanter Fertigungsstandort für internationale Unternehmen

Nach zwei schwierigen Jahren kann Vietnam 2022 wieder ein starkes Wirtschaftswachstum verzeichnen – die Weltbank erwartet einen Zuwachs von 7,2 Prozent, ein Spitzenwert innerhalb der ASEAN-Länder. Dieser wird für eine für europäische Verhältnisse moderate Inflation von rund 4 Prozent begleitet. Anteil an diesen Zahlen haben etwa ein hohes Exportwachstum gerade in Richtung USA (+17 Prozent in den ersten neun Monaten) oder auch die Wiederaufnahme des Tourismus als Wirtschaftszweig, nach dem das Land lange Zeit aufgrund der Coronapandemie keine Tourist:innen hereinließ.

Etwas verhaltener sieht die Lage im Bereich der ausländischen Direktinvestitionen aus (FDI). Zwar markierten die ersten 9 Monate eine Rekordzahl an Investitionen bereits vorhandener Mittel, aber der Zufluss neuer FDI-Mittel liegt rund 15 Prozent unter dem Vorjahreswert. Gründe hierfür liegen einerseits in der lang anhaltenden Schließung des Landes für Reisende, aber auch der sich verschlechternden Weltwirtschaftslage, hohen Inflation in Europa und den USA und den gestörten Lieferketten. Zudem hat das Land selbst mit Energieknappheit zu kämpfen, an manchen Tankstellen muss Treibstoff rationiert werden.

Trotzdem sieht sich Vietnam in einer guten Ausgangslage. So bleibt das Land als „China+1“, also als zusätzlicher oder alternativer Fertigungsstandort neben China, interessant für viele internationale Unternehmen. Bei einem Besuch im Oktober sagte etwa der scheidende CEO von Adidas, Kaspar Rorsted, einen Ausbau der Fertigungskapazitäten zu. Erst kürzlich legte der dänische Spielzeugkonzern LEGO den Grundstein zu seiner neuen Fabrik, die mit einer Milliarde Dollar Investitionsvolumen künftig den asiatischen Raum beliefern soll.

Wasserstoff als Energieträger der Zukunft in Vietnam

Vietnams Infrastruktur sieht sich großen Herausforderungen entgegen: Einerseits muss das Stromnetz und die Energieversorgung schnell wachsen, um mit dem rasanten Wirtschaftswachstum mitzuhalten (allein bis 2030 um +100 Prozent), andererseits zwingt der Klimawandel das Land zum Umbau des bestehenden Systems. Die Regierung hat es sich zum Ziel gemacht, bis 2050 klimaneutral Strom im Land zu erzeugen.

Ein Baustein dazu ist die Erzeugung von klimaneutralem Wasserstoff, an dem sich auch Vietnam interessiert zeigt. Neben Infoveranstaltungen zu dem Thema gibt es bereits Investitionsprojekte: Mit einem internationalem Konsortium arbeitet etwa die vietnamesische The Green Solutions (TGS) Group daran, bis zu 30.000 Tonnen grünen Wasserstoff und 150.000 Tonnen Ammoniak im Land zu produzieren.

Damit der klimaneutrale Strom dafür aus Vietnam kommt, muss jedoch noch einiges geschehen: Denn Wind- und Solar machen bis heute nur einen kleinen Teil der Energieinfrastruktur aus (1 resp. 4 Prozent). Aufgrund seiner langen Küste ist Vietnam aber gerade für die Windenergie prädestiniert und könnte theoretisch mehr als 500 Gigawatt an Leistung installieren.

Zwar gibt es großes Investoreninteresse daran, Windparks in Vietnam zu entwickeln, manchmal scheitern diese jedoch an regulatorischen Hürden. So stoppte das Umweltministerium Vietnams im Oktober alle Zulassungsprozesse rund um Windenergieprojekte aufgrund von Bedenken, privaten Firmen die dafür nötigen Vermessungs- und Analysearbeiten an Land und See zu erlauben. Für internationale Investorinnen und Investoren bleiben regulatorische und verwaltungstechnische Hindernisse damit ein Faktor, der bei jedem neuen Projekt zu beachten ist.

Huong Thi Hoang, Direktorin des Bremeninvest-Büros in Vietnam, hofft aber, dass sich hier die Lage bis März 2023 verbessert und die Regierung genügend Kapazitäten schafft, um mit dem großen Interesse seitens internationaler Investor:innen am Energiesektor umzugehen und Projekte auf den Weg zu bringen.

Da Nang – Drehkreuz im Zentrum des Landes

Da Nang Dragon Bridge
Da Nang hat sich zu einem dynamischen Wirtschaftsstandort entwickelt.

Die fünftgrößte größte Stadt Vietnams mit ihren 1,3 Millionen Einwohnenden hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der dynamischten Standorte im Land entwickelt. Das resultiert unter anderem aus ihrer verkehrsgünstigen Lage: Die Stadt liegt genau in der Mitte zwischen Hanoi und Ho-Chi-Minh-City und verbindet so die beiden wirtschaftlichen Zentren des Landes. Das macht sich etwa im Verkehrssektor bemerkbar. Die Stadt ist hervorragend angebunden, sowohl per LKW, per Schiff als auch Flugzeug. Der internationale Flughafen Da Nang fertigte Prä-Corona rund 15 Millionen Passagiere im Jahr ab, der Seehafen ist in der Lage, die Fracht kleinerer Containerschiffe umzuschlagen und verfügt somit über eine Anbindung an internationale Schiffsrouten.

Ein großer Industriesektor treibt die Wirtschaft der Stadt an, die Konsum- und Elektronikprodukte fertigt und durch die günstige Verkehrslage profitiert. In den vergangenen Jahren hat sich die Region zudem einen Namen als IT-Standort gemacht, zahlreiche Unternehmen siedeln sich hier an. Dieser Sektor soll in Zukunft stark wachsen und dabei helfen, die Stadt zu einer „Smart City“ zu machen. Bereits heute sind Breitbandverbindungen gut ausgebaut, das Verwaltungs- und Gesundheitssystem der Stadt verfügt über einen hohen Digitalisierungsgrad.

Möglich macht das unter anderem ein großer Bildungssektor, der viele hochqualifizierte Fachkräfte hervorbringt. An 36 Universitäten und Hochschulen studieren über 40.000 Vietnamesinnen und Vietnamesen.

Zur Attraktivität der Stadt trägt auch seine hohe Lebensqualität bei. Lebenshaltungskosten sind vergleichsweise gering. Zudem ist die Stadt von kilometerlangen Stränden und Naturlandschaften umgeben und besitzt eine lange Geschichte mit vielen Sehenswürdigkeiten. Das macht sie zu einem idealen Reiseziel, weshalb der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftssektor ist.

All diese Faktoren ziehen internationale Investor:innen an, die auf das Wirtschaftswachstum des Standorts setzen, 2021 konnte Da Nang 40 neue Projekte mit mehr als 170 Millionen Dollar an Kapital für sich gewinnen. Die Stadt erwartet aufgrund der Weltwirtschaftslage ein moderates Wachstum, das über dem Landesdurchschnitt liegt.

Bremen und Vietnam im regen Austausch – Memorandum of Understanding unterzeichnet

Delegationsreise mit Kristina Vogt
Im August 2022 besuchte eine Bremer Delegation rund um Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt das südostasiatische Land.

Die Bande zwischen Vietnam und Bremen enger knüpfen, Kooperationen schließen und sich gegenseitig kennenlernen – die ersten drei Quartale 2022 standen im Zeichen des Austauschs.

Den Anfang machte das Investment-Forum Da Nang, das gemeinsam von Bremeninvest, der Auslandsmarke der WFB, sowie der Investment Promotion Agency of Da Nang im April in der mittelvietnamesischen Stadt veranstaltet wurde. Hier stellten wir die Hansestadt den Unternehmen aus Vietnam vor.

Daran schloss sich ein Gegenbesuch einer vietnamesische Investorenreise mit Vertreter:innen aus Politik und Wirtschaft an, die wir Anfang September in Bremen begrüßten. Neben einen Einblick in den Wirtschaftsstandort Bremen unterzeichneten hier die WFB und die Investment Promotion Agency Da Nang ein Memorandum of Understanding. Ziel ist es, die gegenseitigen internationalen Wirtschaftsförderungsaktivitäten in Zukunft zusammen effektiver zu gestalten.

Dazwischen – im August 2022 – lag zudem eine Investment-Promotion Roadshow in Hanoi und Ho Chi Min City. Eine Woche lang besuchte eine Delegation aus Bremen rund um Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa und Bremeninvest das südostasiatische Land. An zwei Abenden präsentierten sie die Hansestadt über 150 angemeldeten Gästen, zudem besuchten sie weitere Unternehmen und Institutionen. Neben Werbung für Bremen als Standort stand auch das Thema Fachkräfte auf der Agenda. Bereits auf den beiden Terminen zeigten sich zahlreiche Unternehmen an einer Gründung bzw. Geschäften interessiert – Vorhaben die jetzt gemeinsam mit den Bremer Standortvermarkterinnen und –vermarktern konkretisiert werden.

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