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1.6.2017 - Nina Svensson

hey ju design: durch Inklusion zum Co-Designer

Unternehmensservice Bremen

Kreative Prozesse für marktreife Produkte aus sozialen Einrichtungen

hey ju design: Juie Jittinan Kitsumritiroj und Andreas Hensinger
hey ju design: Juie Jittinan Kitsumritiroj und Andreas Hensinger © WFB/Frank Pusch

Kunst, Design und Menschen mit Beeinträchtigung: Für zwei junge Designer aus Bremen ist das der spannende Kern ihrer Arbeit. Gemeinsam mit Werkstatt- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entwickeln und optimieren sie handwerkliche Produkte. Und sind immer wieder begeistert, auf wie viel Potenzial sie bei ihren Co-Designern stoßen.

Juie Jittinan Kitsumritiroj ist 31 Jahre alt und kommt aus Thailand. Dort hat sie studiert, ihren Bachelor gemacht und sich für soziale Projekte engagiert. Im Zuge einer Partnerschaft ihrer Universität mit der Hochschule Bremen kam sie für ein Semester an die Weser und hat die Hochschule für Künste (HfK) für sich entdeckt. Ende 2011 zog sie dann ganz nach Bremen, um an der HfK weiter zu studieren. Für ihren Master im Studiengang Integriertes Design, Studio System und Struktur, hat Juie Kontakt zum Martinshof aufgenommen und ein Konzept entwickelt, wie man nachhaltige Produkte zusammen mit Menschen mit Beeinträchtigung entwickeln kann. „Das hat mir so viel Spaß gemacht“, sagt Juie, „dass ich bald gemerkt habe, dass ich mich auch beruflich in diese Richtung entwickeln möchte.“ Während des Studiums hat sie Andreas Hensinger kennen gelernt. Der 32-Jährige hat in seiner Masterarbeit ebenfalls ein Projekt mit sozialem Hintergrund umgesetzt, um den Alltag von Menschen mit Demenz zu verbessern. „Jeder von uns hat ein soziales Thema sowie Menschen mit Beeinträchtigung in den Fokus genommen, außerdem haben wir uns gleich gut verstanden – darum haben wir uns entschlossen, uns zusammen zu tun“, sagt Juie.

Töpfern von Kerakgeschirr
Mit Technik, Sorgfalt und Gefühl wird das Keramikgeschirr von den Mitarbeitern der Delme-Werkstätten hergestellt. © WFB/Frank Pusch

Gesagt, getan. Anfang 2015 haben Juie und Andreas Kontakt mit Manuel Kühn vom Willkommensservice im Unternehmensservice Bremen aufgenommen und ihm von ihrer Idee erzählt. Er empfahl ihnen, sich für das BRUT-Programm, dem Bremer Förderprogramm für Unternehmensgründungen, zu bewerben. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir angenommen wurden, Ende 2015 haben wir mit dem Programm begonnen“, sagt Andreas. Zusammen mit ihrem Ansprechpartner Andreas Mündl von der BAB - Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven haben die zwei zwölf Monate lang ihre Gründung vorbereitet. „Wir haben unsere Idee immer weiter konkretisiert. Bedarf, Kundennutzen, Akquise, Kommunikation – was können wir? Wie wollen wir sein? Diese Fragen haben wir Schritt für Schritt beantwortet. So ist uns klar geworden, dass wir nicht als verrückte Designer auftreten, sondern vielmehr deutlich machen möchten, dass wir uns als Designer auf andere Menschen einstellen und mit ihnen arbeiten möchten.“

Ende 2015 fiel die Entscheidung, mit hey ju design den Schritt in die Selbstständigkeit tatsächlich zu wagen. Im April 2016 haben sie ihr Unternehmen dann offiziell gegründet.

In der Keramikmanufaktur der Delme-Werkstätten
Eine partnerschaftliche und gleichzeitig kreative Zusammenarbeit mit anderen Menschen war und ist das Ziel von hey ju design – hier in der Keramikmanufaktur der Delme-Werkstätten. © WFB/Frank Pusch

Um ihr Netzwerk zu erweitern und Aufträge zu akquirieren, haben sie unter anderem die Werkstätten-Messe in Nürnberg besucht, wo sie mit dem Dominikus-Ringeisen-Werk, Werkstatt für behinderte Menschen, in Unterfranken einen ihrer ersten Kunden gefunden haben. „Im BRUT-Programm haben wir zudem eine Umfrage bei etwa 40 Einrichtungen gemacht, um den Bedarf herauszufinden. Die Delme-Werkstätten südlich von Bremen waren sehr interessiert und haben uns zum Gespräch eingeladen. Es hat alles gleich gepasst, denn ihr Online-Shop war gerade fertig und sie wollten ihr Produktangebot erweitern“, sagt Juie. In der Keramikmanufaktur am Standort Delmenhorst entsteht zusammen mit den Mitarbeitern eine neue Kollektion: In Workshops erarbeiten die Designer mit den Mitarbeitern anhand kreativer Methoden, wie bestehende Produkte noch besser oder andere ganz neu entwickelt werden. In einem weiteren Schritt folgt dann die Umsetzung

Keramik
Die Mitarbeiter der Delme-Werkstätten haben jeweils ihr eigenes System für die Reihenfolge, in der sie die Farben für das Keramikgeschirr verwenden. © WFB/Frank Pusch

Unser Ziel ist, dass die gemeinsam entwickelten Produkte nicht nur für den guten Zweck gekauft werden, sondern tatsächlich mit ihrem Aussehen und Nutzen überzeugen.

Andreas Hensinger, Gründer hey ju design

Ein roter Faden für die Produktentwicklung wird zunächst gemeinsam erarbeitet. Andreas und Juie gehen dann mit den Mitarbeitern ins Detail. Sie sammeln Ideen, filtern sie nach Umsetzbarkeit. Im nächsten Schritt wird ein Prototyp hergestellt, dabei wird deutlich, welche Ideen gut funktionieren und welche nicht. „Wir wollen die kreative Kraft von Menschen mit Beeinträchtigung fördern“, sagt Juie. „Manchmal sehen diese etwas anderes als wir Designer, wir lassen uns dann gern überraschen und nicht durch unsere eigenen bisherigen Standards begrenzen.“ Sie bezeichnen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Workshops und Werkstätten als „Co-Designer“ und sind immer wieder überrascht, wie sehr diese sich wertgeschätzt fühlen, wenn sie ihre Ideen einbringen und umsetzen können.

Das BRUT-Programm haben Juie und Andreas im November 2016 abgeschlossen, nach wie vor haben sie Kontakt zu Andreas Mündl, der ihnen zur Seite steht. „Wir sind noch nicht so weit, dass wir davon leben können, darum müssen wir weiter akquirieren“, sagen die Gründer. „Das ist ein harter Brocken, gerade am Telefon, wo man die Person mit ihren Emotionen nicht so direkt wahrnehmen kann. Persönlich ist es einfacher, da lässt sich das Vertrauen schneller aufbauen.“ Darum haben sie auch in diesem Jahr wieder die Werkstätten Messe in Nürnberg besucht und wollen ihre Bekanntheit über die Teilnahme an Wettbewerben sowie über soziale Medien steigern.

Aus einem Klumpen Ton werden auf der Töpferscheibe Becher und Schalen hergestellt.
Aus einem Klumpen Ton werden auf der Töpferscheibe wunderbar runde Becher und Schalen hergestellt © WFB/Frank Pusch

„Die Arbeit mit den Menschen in den Werkstätten erfüllt uns, es ist genau das, was wir machen möchten“, sagen Juie und Andreas. Für beide ist es die ideale Kombination aus Design, Handwerk und sozialem Engagement. „Design und Handwerk haben beide etwas mit Gestaltung zu tun. Beim Design geht es oftmals mehr um das Aussehen, beim Handwerk eher um den praktischen Nutzen. Wir verbinden beides und sehen das zudem noch aus dem Blickwinkel besonderer Menschen.“ Ein weiterer Mehrwert sei für sie, dass sie mit verschiedensten Materialien wie Holz, Textil, Metall oder Keramik und somit auch verschiedenen Techniken arbeiten könnten. „Außerdem vermitteln wir Kreativmethoden, um Ideen zu entwickeln und zu strukturieren. Diese Methoden können die Einrichtungen auch weiterführen und sich somit immer wieder von der Kreativität ihres Teams überraschen lassen.“



Informationen zum Unternehmensservice der WFB finden Sie hier. Ihr Ansprechpartner im Willkommensservice ist Manuel Kühn, T 0421 163 399-477, manuel.kuehn@wfb-bremen.de


Wissenswertes rund um das BRUT®-Programm, weitere Informationen und Kontakte finden Sie hier. Für das Förderprogramm BRUT® ist Andreas Mündl, BAB - Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven, Ihr Ansprechpartner, T 0421 9600-341, andreas.muendl@bab-bremen.de





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