Briefe aus der Türkei: Ausgabe Frühjahr 2021
InternationalesWissen und Interessantes rund um die türkische Wirtschaft
Urlaub in der Türkei 2021 – wird das möglich? Und wie entwickelt sich die türkische Wirtschaft unter der Coronakrise? Diese und mehr Themen in unseren Länderbriefen im Frühling.
Direkt aus der Seehafenstadt Izmir berichtet Erol Tüfekҫi, Direktor des dortigen Bremeninvest-Büros der Wirtschaftsförderung Bremen, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land. Wenn Sie diesen Länderbrief regelmäßig als Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich hier an.
Unsere Themen im Mai:
Türkische Wirtschaft - Sonne und Schatten am Mittelmeer
Mit einem erwarteten Wirtschaftswachstum von fünf Prozent in 2021 erholt sich die türkische Wirtschaft rapide von der Coronakrise. Tatsächlich war die Türkei eines der wenigen Länder, die auch 2020 ein Wachstum (1,8 Prozent) verzeichneten. Das Land hat sich mittlerweile auf Platz 11 der größten Volkswirtschaften der Erde platziert. Besonders der Exportsektor trägt mit einem Wachstum von 16 bis 20 Prozent stark dazu bei. Angesichts der Erholung in der EU-Wirtschaft profitiert das Mittelmeerland von der steigenden Nachfrage – die EU ist größter Handelspartner der Türkei. Auf Seiten der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in die Türkei sank die Nachfrage in der Coronakrise zwar spürbar – aber weniger stark als in anderen Regionen der Welt.
Nach wie vor ist die hohe Inflationsrate jedoch ein Hindernis für die türkische Wirtschaft. Mit einem Wert von 17 Prozent im April 2021 führt sie zu stetig steigenden Preisen für die türkischen Konsumenten und damit einer geringeren Nachfrage im Inland. Besonders die ärmeren Bevölkerungsschichten spüren den Preisdruck. Zudem steigen auch die Preise für türkische Exportwaren, womit die Nachfrage nach türkischen Produkten im Ausland künftig sinken könnte. Gleichzeitig wächst jedoch in der Türkei der Bedarf an günstigen, ausländischen Importprodukten und damit nimmt der Import zu – der in der Türkei schon seit Jahren über den Exporten liegt (Folge: Handelsdefizit). Die geringere Nachfrage nach türkischen Waren, die hohe Inflationsrate, hohe Auslandsschulden von Unternehmen sowie politische Unsicherheiten führten in den vergangenen Monaten zu einer starken Abwertung der Währung – was zu weiteren Finanzierungsschwierigkeiten für den türkischen Staat bei der Beschaffung ausländischer Devisen führt.
Der Kampf gegen die Inflation ist eine wichtige Aufgabe für den Staat, um die Türkei künftig für ausländische Investoren interessant zu halten, die sich Sicherheit und ein stabiles Geschäftsumfeld wünschen. Trotz der Unwägbarkeiten halten viele Investoren bisher an ihren Plänen fest – denn nach wie vor ist das Land aufgrund seiner jungen Bevölkerung, engen Verbindung mit der EU, geringen Arbeitskosten und strategischen Lage ein attraktiver Ort für Geschäfte.
Kommen die Touristen 2021 zurück?
Mit einem harten Lockdown von Ende April bis Mitte Mai (teilweise verlängert bis Juni) hat die Türkei die exponentiell steigende Infektionskurve der dritten Welle gestoppt und wieder unter den Inzidenzwert von 100 gebracht. Das ist nicht nur für die Türkinnen und Türken ein gutes Zeichen – sondern auch für den Tourismus. Zwar waren Touristen von den Lockdownmaßnahmen nicht betroffen, aufgrund geschlossener Restaurants und Cafés, der hohen Infektionsrate und der damit verbundenen Unsicherheit waren aber die ersten Monate des Jahres 2021 für die Branche ein Reinfall.
Wie auch das komplette Jahr 2020: Rund 70 Prozent weniger Besucherinnen und Besucher kamen in die Türkei, die Umsatz brach um knapp zwei Drittel gegenüber dem Vorjahreswert 2019 ein. Dabei ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor im Land, macht rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, beschäftigt acht Prozent der Erwerbstätigen und bringt ausländische Devisen. Aufgrund einer negativen Leistungsbilanz sind diese wichtig für die türkische Wirtschaft.
Um die Besucherzahlen wieder anzukurbeln, liegt die Türkei daher großen Wert auf die Impfung von Angestellten in der Tourismusindustrie. Bis Ende Mai soll ein Großteil von ihnen immunisiert worden sein. Zudem setzt das Land weiter auf ausgedehnte Vorsorgemaßnahmen, die sicheres Reisen ermöglichen sollen (wir berichteten).
Natürlich hängt die Rückkehr der Touristen nicht allein am Geschehen im Land selbst – auch die Ausreiseländer müssen eine unkomplizierte Reise ermöglichen. Russland, wichtigster Ausgangsmarkt für Türkeireisende, hat von April bis Anfang Juni die meisten Flüge eingestellt. In Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt, gilt eine Reisewarnung für die Türkei, bei Rückreise in Deutschland muss ein negativer PCR-Text vorliegen.
Damit hängt die Zukunft der Reisebranche in der Türkei weiter vom Impfgeschehen und den damit verbundenen fortschreitenden Lockerungen der Länder ab – die Türkei selbst hat sich aber gut vorbereitet für die Rückkehr der Fans von Sonne, Sand und Meer.
TEKNOFEST – Luft- und Raumfahrtfestival im September 2021
Mit einer großen Messe zeigt sich die türkische Luft- und Raumfahrtindustrie im September 2021 auf der TEKNOFEST. Das Festival auf dem Gelände des Istanbuler Atatürk-Flughafens richtet sich an Fach- wie auch Allgemeinpublikum. Mit zahlreichen Wettbewerben, Seminaren, Flugshows, Ausstellungen, einem Hackathon, Meetings und Konferenzen soll die Messe auch in diesem Jahr wieder ein Millionenpublikum anziehen. Sie ist zugleich ein guter Showcase für die wachsende türkische Aerospace-Industrie.
Die wächst auch aufgrund der günstigen Lage: Die Türkei ist ein ideales Transitland für den Passagier- und Frachtverkehr im nahen Osten, der Flughafen Istanbul ist einer der meistfrequentierten europäischen Drehkreuze und wurde erst kürzlich stark ausgebaut. Aber auch der Raumfahrtsektor entwickelt sich: So wurde 2018 eine eigene türkische Raumfahrtagentur gegründet, die Türkei baut erste eigene Kommunikationssatelliten und hat 2021 eine ambitionierte Roadmap zur Weltraumerkundung veröffentlicht, die sogar eine eigene Mondmission vorsieht.
Für ausländische Investoren bietet die Messe einen guten Einstiegspunkt in die türkische Aerospace-Industrie.
Impfkampagne Türkei
Mit rund 18 Prozent Geimpften liegt die Türkei auf Platz 14 des weltweiten Impfrankings. Zugelassen sind in der Türkei die Präparate von Biontech, der russische Impfstoff Sputnik V sowie der chinesische Impfstoff CoronaVac. Nachdem die Ältesten und die Beschäftigten im Gesundheitssystem zuerst geimpft wurden, können sich nun Türkinnen und Türken mit Alter 55+ impfen lassen. Auch viele Jüngere hoffen, möglichst schnell an die Reihe zu kommen.
Aufgrund der hohen Rate an Nicht-Geimpften im Alter von 65+ Jahren (23 Prozent) hat die türkische Regierung zudem eine Impfkampagne gestartet, um auch diese Bevölkerungsgruppe, besonders in den ländlichen Regionen, zu erreichen. Betroffene werden angerufen oder bei einem persönlichen Gespräch mit ärztlichem Personal und lokalen Partnern aus der Dorfgemeinschaft über die Impfung aufgeklärt.
Erfolgsgeschichten
Bremen als neuen Unternehmensstandort? Ja bitte! Jedes Jahr entscheiden sich dutzende Unternehmen aus aller Welt für die Hansestadt. Einen entscheidenden Anteil daran hat unsere Marke „Bremeninvest“, die weltweit die berühmte Nadel im Heuhaufen findet.
Mehr erfahrenEin Blick auf die Statistik zur Bremer Wirtschaft 2024 offenbart: Das kleinste deutsche Bundesland hat viel zu bieten. Ein Überblick über den Industrie- und Dienstleistungssektor mit den wichtigsten aktuellen Zahlen.
zur StatistikDas Wetter auf See präzise vorhersagen, Treibstoffkosten sparen, Plastikverschmutzung reduzieren, die Fischzucht verbessern: Im Silicon Valley arbeiten zahlreiche Unternehmen an der maritimen Zukunft. Wie diese aussehen kann, dazu gibt uns Bürodirektor Tim Ole Jöhnk direkt vor Ort einen aktuellen Einblick.
ins Silicon Valley