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3.4.2024 - Jann Raveling

Haben Sie heute schon Ihren Bleistift gegossen?

Internationales

Scribbling Seeds bietet nachhaltige Büromaterialien mit eingearbeiteten Blumen- und Gemüsesamen

Scribbling Seeds
Die beiden Gründenden Anushree Jain und Paramjit Kohli © WFB/Jann Raveling

Bei Büromaterialien und Werbeprodukten setzen immer mehr Unternehmen auf Nachhaltigkeit. Wo sie nicht auf Papier und Stift verzichten wollen, bietet das Bremer Unternehmen Scribbling Seeds umweltfreundliche Alternativen, die Müll vermeiden und Neues entstehen lassen.

Den Bleistiftstumpf ins Blumenbeet gesteckt, die Grußkarte unter der Erde verbuddelt, etwas Wasser und dann heißt es: warten. Nach wenigen Tagen sprießen schon die ersten Triebe aus den ausgedienten Büromaterialien und wachsen in wenigen Wochen zu Dill, Petersilie, Basilikum, Tomaten oder Mangold heran. Die Papierreste verwittern.

Mit einem grünen Daumen schreibt es sich besser

Ein zweites Leben statt Mülldeponie, das ist die Idee von Anushree Jain. Die gebürtige Inderin kam vor fünfeinhalb Jahren nach Bremen, um hier ihren Master of Business Administration zu machen, geblieben ist sie wegen der Stadt: Sie liebt das Grün und die Ruhe der grünsten Großstadt Deutschlands.

Jetzt will sie der Natur etwas zurückgeben und hat dafür Scribbling Seeds erfunden. Eine Produktreihe aus Werbe- und Büromaterialien, in die Samen von Blumen und Nutzpflanzen eingearbeitet werden. Angeboten werden Kalender, Stifte, Gruß- oder Visitenkarten, Wachsmalstifte, Geschenkbänder und vieles mehr.

„Jedes Unternehmen kann die Produkte individualisieren, eigene Logos und Texte drucken lassen, ganz wie bei anderen Werbeprodukten“, schildert Jain, die vor ihrer Unternehmensgründung in Deutschland bei großen europäischen Konsummarken arbeitete. Nachhaltigkeit soll bei Scribbling Seeds mehr als nur ein Gimmick sein. Deshalb sind die Druck-Farben alle biologisch abbaubar und lebensmittelsicher. Das Papier stammt zu 100 Prozent aus recycelten Altpapieren und -stoffen.

Die Stifte von Scribbling Seeds
Bei den Stiften von Scribbling Seeds sind am Ende des Stiftes kleine Samenkapseln eingelassen © WFB/Jann Raveling

Für bessere Lebensbedingungen in Indien sorgen

„Auch die soziale Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen. Mit der Produktion unserer Materialien beschäftigten wir in Indien kleine Communities, in denen oft marginalisierte Bevölkerungsgruppen wie Frauen arbeiten. Unsere Bio-Samen stammen von nachhaltig arbeitenden Kleinbauern, nicht von den großen Saatgutkonzernen. Und das Altpapier wird von einfachen Arbeiter:innen per Hand gesammelt, denen wir eine sichere Einkommensquelle bieten“, ergänzt sie.

Über den Seeweg kommen die Materialien nach Bremen – und haben von Bremerhaven aus einen kurzen Anfahrtsweg. Auch ein Grund, weshalb Anushree Jain den Standort schätzt. Ein weiterer Vorteil ist das große Bewusstsein für Nachhaltigkeit: „Das hat Deutschland, aber auch Europa, vielen anderen Regionen voraus. Man kann noch viel mehr erreichen, und dabei will ich mithelfen.“

Zu ihren Kundinnen und Kunden zählen vor allem mittelständische Unternehmen, die ihre Produkte gleich in größeren Mengen abnehmen. Einen direkten Verkauf an Endverbraucher:innen hat sie derzeit noch nicht vorgesehen, da der Aufbau einer Versandinfrastruktur dafür zu teuer ist.

„Aber wir stehen erst ganz am Anfang. Im Januar 2024 haben wir nach drei Monaten Vorbereitungszeit offiziell losgelegt und sind dabei, überall auf uns aufmerksam zu machen. Es kann also noch viel passieren“, so die Inderin, die gemeinsam mit ihrem Partner und ersten Angestellten an ihrer Vision tüftelt.

Kalender von Scribbling Seeds
Das Papier als Ganzes unter die Erde gesteckt – schon wachsen Pflanzen und Blumen © WFB/Jann Raveling

Unterstützung aus Bremen beim Start ins eigene Unternehmen

In Bremen ist Jain gut vernetzt. Sie arbeitet im World-Trade-Center-Büro ihres Mitgründers Paramjit Kohli, der in Bremen schon seit 2011 mit New Ideas Craft ein eigenes Handelsunternehmen betreibt. „Als ich ihre Idee zum ersten Mal gehört habe, war ich gleich Feuer und Flamme“, erzählt Kohli. „Es ist toll, mit nachhaltigen Produkten zu arbeiten.“

Zu dritt haben sie im Zuge der Gründung mit der Hochschule Bremen kooperiert. In einem Studierendenprojekt im Bereich Sustainable Business and Entrepreneurship analysierte ein Team das Geschäftsmodell, erarbeitete neue Ideen und Ansätze. „Das hat uns definitiv weitergebracht, gerade im Bereich Marketing und Sales“, freut sich Anushree Jain.

Zustande kam die Kooperation auf Initiative des Foreign Business Clubs (FBC) der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Der FBC bringt Geschäftsführer:innen und leitende Angestellte aus internationalen Unternehmen zusammen, mit dem Ziel, neue Kontakte zu knüpfen, den Zusammenhalt zu fördern und die Identifikation mit Bremen zu stärken. Auf dem Programm stehen neben Netzwerktreffen Seminare, Vorträge, Ausflüge oder Kooperationsprojekte.

„Wir sind gern Mitglied im Business Club. Wie auch mit dem World Trade Center selbst schafft Bremen gute Bedingungen für ausländische Unternehmen“, so Anushree Jain. Mit ihren pflanzbaren Stiften geht sie diesen Weg Samenkorn für Samenkorn.

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