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7.8.2024 -

Verbunden über den halben Globus: Bremen und seine Partnerstädte

Internationales

Wie die Bremer Städtepartnerschaften entstanden

Weserpromenade Schlachte
Maritimes Flair an der Weserpromenade in Bremen © WFB/Ingrid Krause

Über Jahrzehnte hat Bremen freundschaftliche Beziehungen zu vielen anderen Städten aufgebaut. Dabei entstanden über Tausende Kilometer hinweg enge kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen: Acht aktive Städtepartnerschaften zählt man an der Weser. Wer die Partnerstädte Bremens sind und warum es sich lohnt, Freundschaften zu pflegen – davon erzählen wir hier. 

Haifa, Danzig, Riga, Dalian, Izmir, Durban, Windhoek und Odessa – sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind Städtepartner von Bremen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man eine weitere zentrale Ähnlichkeit zwischen der Hansestadt und ihren Partnerinnen: Bremens lange Handelstradition als Warenumschlag nach Übersee findet sich in fast allen Städten wieder (Windhoek hat keinen eigenen Hafen). Acht Orte, sieben Häfen und acht Verbindungen nach Bremen. Doch was bedeutet das genau? Dazu müssen wir wissen, was eine Städtepartnerschaft auszeichnet und warum es diese besondere Form der urbanen Freundschaft gibt. 

Von Hafenstadt zu Hafenstadt

Das Bremer Beziehungsleben zu anderen Städten hat seinen Ursprung im Jahr 1976. Nacheinander entstanden weitere Partnerschaften, die wir hier vorstellen.

1. Haifa (Israel)

Blick auf den Hafen Haifas
Haifa: Mediterrane Großstadt an der Mittelmeerküste © Stadt Haifa/Zvi Roger

Eine gemeinsame Kulturstiftung als Basis der Freundschaft – die „Haifa Arts Foundation“ entstand als Initiative des Bremer Senats und der Gemeinde Haifa in Zusammenarbeit mit dem israelischen Ministerium für Bildung und Kultur. Damit war der Grundstein für die Freundschaft zwischen den beiden Städten gelegt. Die Stiftung fördert junge Talente und ermöglicht sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Religion die Teilhabe an Kultur. Weltweit bekannt ist Haifa für sein internationales Filmfest, das jedes Jahr zum jüdischen Laubhüttenfest stattfindet. Hunderttausende Filmbegeisterte reisen inzwischen aus aller Welt für das Festival an, unter ihnen viele Bremerinnen und Bremer. Die Initiative für das Filmfest geht zurück auf die gemeinsame Kulturstiftung.

2. Danzig (Polen)

Blick auf die Altstadt Danzigs
Der Hafen und zahlreiche Werften machten Danzig im 14. und 15. Jahrhundert zur bedeutenden Hansestadt © Stadt Danzig/Maciek Nicgorski

Die zweite Hafenstadt im Bunde und seit dem 14. Jahrhundert Mitglied der Hanse – da war eine Städtepartnerschaft zwischen Bremen und Danzig quasi überfällig. Die freundschaftliche Verflechtung der beiden Hansestädte war die erste Beziehung dieser Art zwischen einer westdeutschen und einer polnischen Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Hier findet sich das zentrale Motiv während der Entstehungszeit der Städtepartnerschaften wieder: Bremen und Danzig agierten als Zeichen der Wiedergutmachung innerhalb der Entspannungspolitik der 1970er Jahre.

2021 feierten Bremen und Danzig nicht nur das 45-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft. Das Jahr stand zugleich im Zeichen des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages, der sich zum 30. Mal jährte. 

3. Riga (Lettland)

Stadt Riga
Riga, kulturelles Zentrum und wirtschaftlicher Knotenpunkt des Baltikums © Stadt Riga

Wer hätte es gewusst? Die lettische Hauptstadt an der Daugava gründete einst der bremische Domherr und Leiter der Domschule Albert von Buxthoeven. Im Zuge der Christianisierung entwickelten deutsche Kaufleute Handelsverbindungen mit den baltischen Staaten und Riga wurde Mitglied im mächtigen Bund der Hanse. Zwischen Bremen und Riga verkehrte ein so lebhafter Warenaustausch, dass in Riga zu Beginn des 19. Jahrhunderts sogar für vierzig Jahre ein bremisches Konsulat eingerichtet wurde. Zwei Weltkriege später nehmen die beiden Hansestädte ihre Freundschaft wieder auf: 1985 wird die Städtepartnerschaft als Ergebnis der Völkerverständigung ins Leben gerufen.

4. Dalian (China)

Delegation aus China  zu Besuch in Bremen
Die Vizepräsidentin der Volkskongresses der Stadt Dalian, Wang Yue, und der Leiter von CCPIT, Dong Zhenming zu Besuch in der Hansestadt © WFB

Hier steht die Marine Wirtschaft im Zentrum der Partnerschaft: Dalian ist, gemessen an den Umschlagszahlen, eine der größten Hafenstädte Chinas und somit – genau wie Bremen – ein wichtiger Knotenpunkt für die Region. Die Städtepartnerschaft entstand im Rahmen der wirtschaftlichen Reform- und Öffnungspolitik Chinas. Mit der Öffnung des Landes für ausländische Direktinvestitionen war man sich in Bremen sicher, dass die Beziehung zu Dalian strategische Möglichkeiten für die Wirtschaft bereithalte. Die Vermutung hat sich bestätigt: Seit Beginn der Partnerschaft pflegen Bremen und Dalian einen regen Technologietransfer. Inzwischen kooperieren die beiden Städte in den Bereichen Elektromobilität, Wind, Raumfahrt, maritime Logistik und Gesundheitswirtschaft.

5. Izmir (Türkei)

Izmir
Hochhäuser direkt am Meer: Stadtteil Bayrakli in Izmir © istock

Zu Beginn der 1990er Jahre sorgten in Deutschland mehrere ausländerfeindliche Anschläge auf türkische Wohnhäuser für Schlagzeilen. Auch Bremen ist die Heimatstadt vieler türkischstämmiger Menschen und bekundete Solidarität – die Partnerschaft Bremen-Izmir war geboren. Mittlerweile erzählt ein Kinderbuch die Geschichte davon, wie die Bremer Stadtmusikanten nach Izmir kamen (natürlich in beiden Sprachen). Aus der einstigen Solidaritätsbekundung entstanden nicht nur Jugendaustausche und Kooperationen zwischen Universitäten und Hochschulen. Seit 2011 betreibt Bremeninvest in Izmir eines von vier Auslandsbüros und fördert die wirtschaftliche Entwicklung zwischen den beiden Städten.

6. Durban (Südafrika)

Stadt vom Wasser aus gesehen
Durban bietet malerische Sonnenuntergang und ist ein Paradies für Wasserportler:innen. © unsplash/clark

Bremens zweitjüngste Beziehung verläuft über mehr als 9.000 Kilometer Luftlinie nach Südafrika. Durban ist hier die drittgrößte Stadt und besitzt außerdem den größten Hafen des ganzen Kontinents. Der Anlass für die Städtepartnerschaft reicht zurück in die 80er Jahre: Zum Ende der Apartheid engagierte sich die Bremische Evangelische Kirche für einen demokratischen Wandel in Südafrika. Deshalb begann auch die vertragliche Zusammenarbeit zwischen Bremen und Durban im kirchlichen Bereich. Später kamen Sport, Wissenschaft, Kultur, Umwelt, Wirtschaft und Bildung dazu. Die wichtigste Kooperation ist heute eine Klimapartnerschaft – hier tauschen sich Fachkundige über eine nachhaltige Wasserwirtschaft und Ressourcenschutz aus.

7. Windhoek (Namibia)

Kirche
Kirche in Windhoek - Afrikaans für "Windige Ecke" © pixabay/wboroma

Die namibische Hauptstadt ist rein geografisch betrachtet eine eher ungewöhnliche Partnerstadt - denn der nächste Hafen ist mehr als 200 Kilometer entfernt. Die Verbindung beider Städte ist aber trotzdem tief und alt. Bereits 1975 entstanden erste Kontakte, die sich dann mit der Unabhängigkeit des Landes in den 1990ern intensivierten. Genau wie in Durban stehen auch hier Klima- und Nachhaltigkeitsthemen wie auch der kulturelle Austausch im Kern der gegenseitigen Beziehungen. Bei einem Besuch von Bremer:innen 2022 stand etwa ein Austausch zum Thema Wasserqualität in Namibia mit der Bremer HanseWasser auf der Agenda, im Sommer 2024 wurde ein Wertstoffhof in Windhoek in Betrieb genommen, der in Kooperation mit Bremen entstand.

8. Odessa (Ukraine)

Opernhaus
Das Opernhaus Odessa, Teil des Weltkulturerbes © unsplash/Savchenko

Aufgrund der Schrecken des russischen Angriffs auf die Ukraine wurde diese Partnerschaft im August 2022 ins Leben gerufen. Als Hafenstadt verbindet Bremen und Odessa eine Menge Gemeinsamkeiten. Odessa ist der wichtigste Verkehrshafen der Ukraine, weitere wichtige Bereiche sind die maritime Wirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Tourismus. Aus der Partnerschaft sind bereits Besuche ukrainischer Jugendlicher in Bremen entstanden, ebenso wie Schulpartnerschaften. Zudem gab es bereits eine Wirtschaftsdelegationsreise sowie mehrere Projekte, in denen dringend benötigte Infrastruktur (Busse, Feldküchen, Krankenhausinventar) in die südukrainische Stadt geschickt wurden.

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