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23.8.2024 -

Briefe aus Vietnam: Sommer 2024 - Unterschätzen deutsche Unternehmen Vietnam?

Länderbriefe

Informationen und Wissen rund um Wirtschaft und Investitionen in Vietnam

Unterschätzen deutsche Unternehmen die Chancen von Investitionen in Vietnam? Und gräbt Kambodscha Vietnam das Wasser ab? Diese und weitere Themen in unserem Vietnam-Newsletter im Sommer 2024.

Aus Ho-Chi-Minh-Stadt berichtet Huong Thi Hoang, Direktorin unseres Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen im Land.

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Unsere Themen im Sommer 2024:

Unterschätzen deutsche Unternehmen die Chancen von Investitionen in Vietnam?

Brücke
© unsplash/Huong Ho

Deutschland ist der größte Handelspartner Vietnams in der EU (2023: 17,2 Mrd. Euro), aber belegt nur den 17. Platz im Ranking der größten Herkunftsländer ausländischer Direktinvestitionen (FDI) – mit europäischen Ländern wie den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich und Frankreich davor. Vietnam stand lange Zeit nicht im Fokus deutscher Ansiedlungsaktivitäten im Ausland – erst das Vietnam-EU Freihandelsabkommen 2020 sowie die Verschlechterung der Handelsbeziehungen USA-China (China plus One, wir berichteten) lassen viele Unternehmen das südostasiatische Land neu entdecken.

Besonders im vergangenen und in diesem Jahr verzeichnet das Land deshalb eine deutliche Zunahme der Investitions-Aktivitäten aus Deutschland. Bisher haben rund 472 Projekte 2,8 Milliarden Euro an FDIs nach sich gezogen. Jüngste Beispiele dafür sind etwa die Kärcher-Gruppe, die für 20 Millionen Euro eine Produktionsstätte in der Provinz Quang Nam im Sommer 2024 eröffnet hat und den Asia-Markt bedienen soll. Ein paar Wochen zuvor hat der Industrieventilatorenhersteller Ziehl-Abegg in der südvietnamesischen Provinz Dong Nai ein Werk eröffnet, ebenfalls mit 20 Millionen Euro Volumen. Neben den großen, langjährig aktiven Playern wie Bosch oder Mercedes zieht das Land damit zunehmend auch den Mittelstand an. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Schmiermittelhersteller Fuchs-Petrolub ein neues Werk eröffnet.

Neben geringen Lohnkosten und einer attraktiven Lage in Südostasien sind auch eine größere Unabhängigkeit von internationalen Lieferketten Argumente, die für einen eigenen Standort in Vietnam sprechen. Denn zuletzt hatten sich die Preise für Seecontainer (bedingt unter anderem durch die Houthi-Krise) verdoppelt bis verdreifacht. Damit steigen Exportkosten, was wiederum eigene Standorte direkt in Asien attraktiver macht, um den dort wachsenden Markt zu bedienen.

Europäische Unternehmen sahen zuletzt positiv auf das Investmentklima in Vietnam, auch wenn sie bestehende Unsicherheitsfaktoren wie hohe Bürokratie, komplexe Steuerregularien, Visaprobleme und Datenschutz nach wie vor als Hürden ansehen.

Einen aktuellen Überblick und guten ersten Einstige über die Wirtschaft und Investmentchancen in Vietnam bietet die neue Broschüre der Außenhandelskammer Vietnam 2024: https://vietnam.ahk.de/infothek/publikationen/ahk-broschuere

Kambodscha strebt nach größerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit von Vietnam – neue Chancen für beide Länder?

© unsplash/sethizelo phat

Wie Vietnam hat auch sein Nachbar Kambodscha in den vergangenen Jahrzehnten ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum erlebt, angetrieben durch wirtschaftliche und politische Reformen sowie Investitionen in Bildung. Mit Rang 178 nach Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt Kambodscha zwar rund 50 Plätze hinter Vietnam, strebt jedoch weiterhin nach Aufstieg. In vielen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft sind noch Reformen notwendig, um nachhaltig internationale Investor:innen anzuziehen.

Großen Reformbedarf hat die Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Logistik. Das Land ist derzeit stark von Vietnam abhängig, da eine der Hauptverkehrsadern – der Mekong-Fluss – von der Hauptstadt Phnom Penh nach Vietnam führt und erst dort das Meer erreicht. Über diese Route gelangen heute rund 30 Prozent aller Importgüter ins Land. Zwar verfügt Kambodscha über eigene Häfen sowie Straßen- und Zugverbindungen nach Phnom Penh, diese haben jedoch deutlich höhere Logistikkosten als der Binnenflusstransport.

Kambodscha möchte diese Abhängigkeit in Zukunft reduzieren und hat im Sommer 2024 mit dem Bau des Funan-Techo-Kanals begonnen, einem 1,8 Milliarden Dollar teuren Kanalprojekt, das von der Küste Kambodschas direkt zum Mekong und damit zur Hauptstadt führt. 2028 soll er fertiggestellt werden und dann den Warenverkehr nach Vietnam um 70 Prozent reduzieren.

Den Häfen im Süden Vietnams drohen dadurch aller Voraussicht nach Verluste an Umschlagsgütern und damit potenziell Umsatzeinbußen. Zudem gibt es auf vietnamesischer Seite Bedenken hinsichtlich der Umwelt- und geopolitischen Auswirkungen (das Projekt wird von China unterstützt), die ein solches Projekt mit sich bringen könnte.

Gleichzeitig bietet das Projekt jedoch auch neue Chancen: Ein besserer Anschluss an die Weltwirtschaft könnte den wirtschaftlichen Aufschwung Kambodschas weiter beflügeln. Dies wiederum eröffnet auch für Vietnam neue Möglichkeiten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und des binationalen Handels aufgrund steigender Kaufkraft in seinem Nachbarland. Auch für westliche oder andere asiatische Investierende wird ein Blick auf die gesamte Mekong-Region damit attraktiver.

Ein Beispiel für eine gelungene länderübergreifende Kooperation zeigte sich bereits im Sommer 2024 in Bremen: Bremeninvest betreut zurzeit ein erstes Ansiedlungsprojekt eines kambodschanischen Unternehmens, dessen Gründer:innen aus Kambodscha und Vietnam stammen. Das Vietnam-Büro von Bremeninvest unterstützte dabei mit Kontakten und Informationen rund um Behördengänge.

Bildung verbindet – Hochschule Bremen und HUFLIT unterzeichnen Memorandum of Understanding

Hochschule Bremen © WFB/Lehmkühler

Mit einer jungen Bevölkerung bietet Vietnam ein großes Fachkräftepotenzial. Internationalisierung spielt bei vietnamesischen Hochschulen eine wichtige Rolle, viele Institutionen heißen Gaststudierende willkommen und schicken wiederum eigene Studierende ins Ausland. Ein wichtiger Schritt, um auch westliche Hochtechnologie-Unternehmen für das Land zu gewinnen, die ihrerseits gut ausgebildete Fachkräfte vor Ort benötigen.

Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Kooperation zwischen der Hochschule Bremen und der Ho Chi Minh City University of Foreign Languages – Information Technology, kurz: HUFLIT. Die Universität mit Programmen im Bereichen Sprachen, IT-Technologien, Tourismus sowie Business Administration und Recht hat im August 2024 ein Memorandum of Understanding mit ihrem Bremer Pendant unterzeichnet. Künftig wollen beide Institutionen gemeinsame Austauschprogramme, gegenseitige Besuche, gemeinsame Forschungsprojekte und Lehrveranstaltungen auf die Beine stellen.

Bei der Kontaktanbahnung unterstützte Bremeninvest mit seinen Services. „An der HSB leben wir einen internationalen und interkulturellen Austausch auf vielfältige Weise: Herzstück ist der Studierendenaustausch mit unseren Partnerhochschulen weltweit. Mit der HUFLIT wollen wir an den globalen Herausforderungen arbeiten und Studierenden insbesondere in den Informatikstudiengängen beider Institutionen eine attraktive Studienmöglichkeit im Rahmen eines Exchange Semesters oder in Form von Projektarbeiten bieten. Danke an Bremeninvest für die großartige Unterstützung bei der Kontaktanbahnung und -vernetzung mit der HUFLIT“, sagt Birgit Averbeck, Head of International Affairs in der Fakultät Elektrotechnik und Informatik an der Hochschule Bremen. Und fährt fort: „In einer globalisierten Welt sind internationale und interkulturelle Kompetenzen essenzielle Erfolgsfaktoren für die berufliche Karriere auch die bremischen Unternehmen profitieren von Young Professionals, die sich dieser Herausforderung stellen und weltweit Erfahrungen sammeln.“

Der lange Kick – Werder Bremen engagiert sich weiterhin in Vietnam

Fußballer
© WFB

Über die Internationalisierungsstrategie des deutschen Fußballklubs SV Werder Bremen mit Vietnam berichteten wir bereits in vergangenen Ausgaben. Die Bande, die bei jeweils einem gegenseitigem Besuch im vergangenen Jahr geknüpft wurden, vertiefte der Verein in diesem Jahr: Im Juni 2024 besuchten Vereinsvertreter verschiedene Schulen im fernöstlichen Land, um für den Fußballsport und Bewegung im Allgemeinen zu werben und auch einen Einblick in Bremen zu geben.

Jetzt vereinbarte der Verein mit der Organisation Football for All in Vietnam (FFAV) eine Kooperation, mit deren Hilfe bis zu 3.000 Kinder und Jugendliche im Fußball und Sport gefördert werden können. Auch mit weiteren Institutionen wie der Fußball-Schmiede VJSS setzte der Verein seine Aktivitäten fort. Immer mit dabei: Bremeninvest, das als Partner den Bremer Erstligisten mit Know-how und Kontakten vor Ort unterstützt.

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