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2.2.2022 - Huong Thi Hoang

Briefe aus Vietnam – Winter 2021/2022

Internationales

Informationen und Wissen rund um Wirtschaft und Investitionen in Vietnam

Hafen und so

Fahren wir bald vietnamesische Autos? Und warum hat Corona Vietnam 2021 deutlich stärker getroffen als 2020? Mehr dazu und ein kleiner Ausblick auf das Jahr 2022 in unserem Vietnam-Brief direkt aus Ho-Chi-Minh-City.

Direkt vor Ort sitzt Huong Thi Hoang, Direktorin unseres Bremeninvest-Büros, und gibt uns alle vier Monate einen Überblick über Trends, Chancen und neue Entwicklungen. Wollen Sie diesen Brief regelmäßig als Newsletter erhalten? Dann melden Sie sich hier an.

Unsere Themen im Winter 2021/2022:

Aktuelle Lage und Reisebeschränkungen

Roller
© pixabay

Für viele Reisende, vor allem Touristinnen und Touristen, war die Einreise in Vietnam seit März 2020 unmöglich. Internationale Flüge waren lange Zeit beinahe komplett eingestellt. Ausnahmen galten nur für Diplomatinnen und Diplomaten, offizielle Delegationen, Investierende, Studierende, Familienangehörige sowie Fachkräfte. Das ändert sich nun. Seit Januar 2022 können nun auch Freizeitreisenden wieder das fernöstliche Land besuchen, wenn sie sich an einige Maßnahmen halten. Dazu gehören PCR-Tests vor und nach der Einreise, dreitägige Quarantäne, Visa, Impfstatus, Selbstüberwachung und eine festgelegte Reiseroute. Für Business-Reisende, die weniger als 14 Tage vor Ort sind, wird eine Ausnahme von der Quarantäne gemacht.

Die ersten internationalen Flüge steuern vietnamesische Flughäfen bereits wieder an. Bisher verkehren Flugzeuge aus den USA, Taiwan, Japan, Singapur, Thailand, Laos und Kambodscha. Weitere Länder sollen in Kürze folgen. Wer eine Vietnamreise plant, sollte sich aktuell über alle Beschränkungen und Vorgaben auf dem Laufenden halten: https://vietnam.travel/things-to-do/information-travellers-novel-coronavirus-vietnam

Vietnam auf wirtschaftlichem Erholungskurs nach Katastrophenjahr 2021

Hafen
© pixabay

Während für die westliche Welt das Jahr 2020 die größten wirtschaftlichen Einschnitte mit sich brachte, markierte für Vietnam erst 2021 das größte Krisenjahr. Das erste Mal seit dem Jahr 2000 sank das Bruttoinlandsprodukt innerhalb eines Quartals (Q3 2021), insgesamt wuchs die Wirtschaft 2021 nur um 2,6 Prozent. Weit entfernt von den knapp 7 Prozent, die das Land jahrelang vermelden konnte und mit denen es sich an die Spitze der Weltwirtschaft setzte. Schuld daran war ein Mix aus unterbrochenen Lieferketten und der Delta-Variante, die das Land hart traf. Bis zum Juli 2021 verzeichnete Vietnam dank restriktiver Coronapolitik keine nennenswerten COVID-Fälle. Dann traf die Delta-Variante das südostasiatische Land und zwang es in einen weitgehenden Lockdown. Viele Nationen, Institutionen und Unternehmen stellten Hilfe und Notfalllieferungen bereit.

Die Impfkampagne startete erst verspätet im Juli – lange Zeit setzte die Regierung noch Hoffnung in die Entwicklung eines eigenen Impfstoffs – hat aber mittlerweile rund 70 Prozent der Bevölkerung erreicht. Viele Unternehmen mussten ihre Produktion für Tage oder Wochen schließen, während die Bevölkerung in den harten Lockdown ging.

2022 soll sich diese Situation deutlich verbessern. Das Land erwartet mit einer milderen Omikron-Welle die Rückkehr zu alten Wirtschaftswachstumsraten von annähernd 7 Prozent im besten Fall, Institute wie die Weltbank gehen von rund 5,5 Prozent aus. Das BIP-Plus soll auch durch ein neues Stimulus-Paket der Regierung von 15 Milliarden US-Dollar beflügelt werden, dass sich mit Steuervergünstigungen vor allem an die Bevölkerung richtet.

Viel erhofft sich das Land auch von neuen Handelsvereinbarungen. Das EU-Vietnam-Freihandelsabkommen EVFTA, das Mitte 2020 offiziell an den Start ging, wird seit Anfang 2022 ergänzt durch RCEP, einem Handelsabkommen der südostasiatischen Staaten sowie Australien, Neuseeland, China, Japan und Südkorea.

Des Weiteren hofft das Land auf ein stärkeres Engagement internationaler Investoren. Zwar erreichte der monetäre Wert der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) auch 2021 eine neue Rekordhöhe, aber die Anzahl an neuen Projekten ging zurück. Zusätzlich berichteten manche Firmen von Teilproduktionsverlagerungen ins Ausland, um die Produktionsausfälle aufgrund der Lockdowns kompensieren zu können. Im neuen Jahr sollen diese Faktoren wegfallen und so abermals auch 2022 ein neuer FDI-Rekord möglich werden. Chancen für ausländische Firmen gibt es dabei in zahlreichen Sektoren – etwa Pharma (nur 47 Prozent der Arzneimittel stammen aus vietnamesischer Produktion), aber auch Technologie und erneuerbare Energien. Ein weiterer Erholungsfaktor könnten die Rückkehr ausländischer Fachkräfte sowie eine sich erholende Tourismusindustrie darstellen.

Bremeninvest stellt sich dem neuen Vietnam-Botschafter in Deutschland vor

Ein Botschafter
Minh Quang Vu mit Huong Thi Hoang, Direktorin Bremeninvest in Vietnam © WFB

Minh Quang Vu wurde zum neue Botschafter Vietnams in Deutschland ernannt und tritt ab März 2022 sein Amt an. Vor seiner Abreise nach Deutschland traf er sich im Januar 2021 mit Vertreterinnen und Vertretern deutscher Institutionen im Investment and Trade Promotion Center (ITPC) in Ho-Chi-Minh-City (HCMC). Darunter auch Huong Thi Hoang, die als Direktorin des Bremeninvest-Büros in Vietnam für die Hansestadt wirbt. Hoang nutzte die Gelegenheit und stellte dem Botschafter die Bremeninvest-Aktivitäten vor Ort vor, die Vorzüge des norddeutschen Hafenstandorts für vietnamesische Investorinnen und Investoren und warb für eine engere Beziehung zwischen den beiden Ländern.

Fahren wir bald vietnamesische Autos?

Vinfast
© Vinfast

In den vergangenen Wochen hat die Nachricht, dass Vietnams erster Autobauer Vinfast in Deutschland eine Fabrik bauen möchte, in den Wirtschaftsseiten vieler Zeitungen Beachtung gefunden. Die Wahl könnte dabei auf Thüringen fallen, wo zwei Modelle, die Elektroautos VF 8 und VF 9, gebaut werden sollen.

Vinfast entstand 2017 als Teil von Vietnams größtem Industrie-Konglomerat, der Vin Group. Das Start-up begann als Lizenzbauer von BMWs 5er-Serie und des X5-SUVs sowie einem weiteren Modell basierend auf einem SUV von US-Autobauer General Motors. Alle Modelle wurden aber bisher nur in Kleinserien produziert und sollen jetzt durch selbstentwickelte Elektroautos ersetzt werden. Zwei davon gelangen auf den europäischen Markt, fünf sind insgesamt in Planung. Neben der deutschen Autofabrik soll auch in den Vereinigten Staaten eine Fabrik sowie eine Batteriefertigung entstehen.

Die Fahrzeuge können dabei zumindest auf dem Papier mit denen westlicher Hersteller mithalten, sowohl in Sachen Sicherheitsrating, Fahreigenschaften und Reichweite wie auch Design und Preis. Mit Preisen zwischen 44.000 und 50.000 Euro startet das vietnamesische Unternehmen durchaus ambitioniert. Dieses Jahr will Vinfast bereits 42.000 Autos verkaufen.

In Vietnam produziert das Unternehmen in Cát Hải, einer kleinen Insel in der Nähe von Hai Phong, Vietnams drittgrößter Stadt. Das Autowerk nimmt den größten Teil des Eilands ein und wurde teilweise auf zugeschütteten Seeboden errichtet. Auf der Insel befindet sich außerdem der Hafen Lach Huyen Port und die Cat Hai Economic Zone, die zusammen einen Anziehungspunkt für den internationalen Handel bilden sollen. Im Norden Vietnams gelegen, ist die Verbindung zu China kurz, ebenso wie zu Japan. Das Land ist zugleich ein zentraler Investor im Ausbau des Hafens. Für Vinfast bietet sich also die Möglichkeit, direkt von vor Ort aus zu exportieren.

Der aufstrebende Autobauer zeigt auch, wie europäische Unternehmen von der neuen automotiven Konkurrenz aus Fernost profitieren können. Das Design der Autos stammt aus der italienischen Schmiede Pininfarina, die Fabrik wurde mithilfe von Siemens errichtet und wichtige Fahrzeugkomponenten kommen vom deutschen Zulieferer ZF, der auch direkt auf der Insel Cát Hải einen Standort betreibt. Gleich nebenan sitzt der amerikanische Zulieferer Lear, bekannt für seine Innenraumsysteme, der auch in Bremen einen Standort betreibt.

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