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21.11.2023 - Ira Scheidig

Techno, Tanz und Törtchen

Kreativwirtschaft

Das Café Elektrik bietet einen Tanztee der anderen Art an

Uli Baumann und Nawar Alyamani organisieren einmal im Monat das Café Elektrik.
Uli Baumann und Nawar Alyamani organisieren einmal im Monat das Café Elektrik. © WFB/Lehmkühler

Für Fans elektronischer Musik gibt es einen Ort, der sich herumgesprochen hat. Kein Club, der seine Gäste in den Nächten willkommen heißt, sondern am Sonntagnachmittag. „Bock auf Tanz, aber kein Bock auf wach bleiben“, lautet das Motto vom Café Elektrik in der Bremer Schaulust.

Draußen taucht die Herbstsonne alles in goldenes Licht, drinnen zucken bunte Laserstrahlen durch den abgedunkelten Raum. Wummernde Bässe lassen die Tanzfläche beben, Nebelschwaden wabern über den Boden. Einmal im Monat in der dunklen Jahreszeit von Oktober bis März verwandelt sich die Bremer Schaulust in einen Technoclub. Nicht an einem Samstagabend, sondern zu ungewöhnlicher Zeit: am Sonntagnachmittag. Dann ist die Stunde des Café Elektrik. Schon vor dem Start um 15 Uhr bildet sich eine lange Schlange wartender Gäste, die nach Einlass innerhalb kürzester Zeit die Tanzfläche stürmen. So wie auch beim klassischen Tanztee am Sonntag gibt es natürlich Kaffee und Kuchen. Der Name ist Programm: Techno, Tanz und Törtchen.

Im Café Elektrik treffen sich Jung und Alt, die Verbindung ist die Liebe zur elektronischen Musik. Die 20-Jährige tanzt zu Techno-Beats neben dem 70-Jährigen. Das ist hier alles andere als ungewöhnlich, erzählen die Veranstaltenden. „Von 18 bis Mitte 70 sind die Besucherinnen und Besucher“, erzählt Uli Baumann. Sie ist Gründerin, 1. Vorsitzende der Schaulust und selbst Kulturschaffende. Als gelernte Komikerin und Sängerin produziert und organisiert sie eigene Shows, zum Beispiel den kultigen Salon Puschel, den sie zusammen mit ihrem Bühnenpartner als Komik-Duo „Charles & Erika“ moderiert.

Zusammen mit Veranstaltungstechniker Frank Barufke rief sie das Café Elektrik Anfang 2019 ins Leben. „Aus einer Laune heraus ist die Idee zum Techno-Tanztee in unserer Gruppe entstanden“, erzählt sie lachend. Barufke hat sich inzwischen zurückgezogen, seit diesem Jahr ist Nawar Alyamani als Veranstalter mit im Boot. Dieser hat bei Barufke seine Ausbildung als Veranstaltungstechniker absolviert und ist nun der Fachmann für Licht- und Tontechnik. „Ich fühle mich hier richtig zu Hause. Das Team ist wie eine Familie für mich“, erzählt er. Dieses innige Miteinander ist zu spüren. Das Kernteam vom Café Elektrik besteht aus sieben Personen. Auch die DJs bringen sich sehr ein, erzählt Baumann.

„Es ist jedes Mal magisch“ sagt DJ Mauro Basso.
„Es ist jedes Mal magisch“ sagt DJ Mauro Basso. © WFB/Lehmkühler

Bremer DJs heizen ein

Die beiden DJs Tobias Jodeit alias Needles Musik und Mauro Basso, beide aus Bremen und Profis der Szene, waren von Anfang an dabei und prägen mit ihrer Musik die Veranstaltung. An jedem Termin ist noch ein „Special Guest“ dabei, ein dritter DJ, der nach seinem Gusto auflegt. „Die sind manchmal geflasht, was hier in Bremen um diese Uhrzeit los ist, obwohl sie sonst in Berlin oder sonstwo auflegen“, lacht Jodeit. „Das hier ist das schönste Event, das ich je mitgemacht habe. Es ist einmalig und ich bekomme manchmal richtig Gänsehaut“, schwärmt er. Etwas Vergleichbares gäbe es in Bremen und der ganzen Region nicht, ist er sicher. Es sei anders als eine Party am Abend, findet er und freut sich über die Vielfalt des Publikums. Auch sein DJ-Kollege Mauro Basso legt hier mit Begeisterung auf. „Der Reiz ist, als Teil eines großartigen Teams musizieren zu dürfen. Und die Atmosphäre und die Menschen, die uns seit mehr als vier Jahren besuchen: Es ist jedes Mal magisch.“

Im Café Elektrik tanzen 20-Jährige neben 70-Jährigen.
Im Café Elektrik tanzen 20-Jährige neben 70-Jährigen. © WFB/Lehmkühler

Hier tanzen Jung und Alt

Auf der Tanzfläche ist mittlerweile kaum ein freier Platz zu finden. Lisa ist 25 und zum dritten Mal hier. „Ich mag natürlich die tolle Musik, aber auch die bunte Mischung der Leute. Und dass jeder so kommt, wie er möchte“, erzählt sie, während sie kaum stillstehen kann und sich schnell wieder unter die Tanzwütigen mischt. Manfred geht auf die 70 zu und ist hier, weil ihm Techno gefällt und er gerne „abhottet“, ohne sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. Außerdem freut er sich über das üppige Kuchenbuffet, das die Besucherinnen und Besucher gleich am Eingang erwartet. Auch Oli gehört zu den Tanzfreudigen und ist zum dritten Mal da. „Ich bin begeistert. Die Leute kommen rein und tanzen, und alle sind sehr authentisch.“ Der 50-jährige Oliver kommt seit zwei Jahren regelmäßig. „Tolle Uhrzeit, tolle Location und super Musik. Alle sind friedlich und freundlich. Ich mag die Atmosphäre hier sehr“, sagt er.

Raum für Kultur in der Schaulust

Das alles ist möglich in der Schaulust, einer Produktions- und Veranstaltungsstätte. Sie bietet Bremens freier Kulturszene Raum und Möglichkeiten – ob es nun Theater, Varieté, Show, Zirkus oder ein Konzert ist. Gegründet wurde sie 2011 von sieben Kulturschaffenden und hat sich seitdem fest etabliert mit rund 100 Veranstaltungen pro Jahr. „Das Besondere ist: Hier darf jeder eigenverantwortlich etwas anbieten, performen oder sie als Probenraum nutzen. Wir wählen nicht aus, es gibt keine Intendanz“, erklärt Baumann. Die Nutzer selbst bestimmen das Programm. „Jedes Wochenende ist hier was los“, freut sie sich. „Vor allem darstellende Kunst, aber auch ein bisschen Musik.“ Seit einigen Jahren wird das Projekt mit einer halben Stelle durch das Kulturamt gefördert. Schon vorher wurde die Schaulust komplett ohne öffentliche Förderung zum kulturellen Hotspot – durch viele Unterstützer, Spenden und vor allem durch hohen persönlichen Einsatz aller Beteiligten.

Kunst- und Kulturszene am Güterbahnhof

Die Schaulust befindet sich auf dem Gelände des Güterbahnhofs, einem 36.000 Quadratmeter großen Areal für Kunst und Kultur direkt neben dem Hauptbahnhof. Es ist die größte unabhängige Kunst- und Kulturproduktionsstätte Deutschlands und die größte Gemeinschaft von freien Künstlerinnen und Künstlern in Bremen. In den historischen Bahngebäuden sind rund 100 Atelier- und Probenräume entstanden, über 300 Kunst- und Kulturschaffende nutzen das Areal. Rund 200 Veranstaltungen finden hier pro Jahr statt, erzählt Geschäftsführerin Kerstin Kimmerle. „Es ist die geballte Ladung Kreativität, die sich hier an einer Stelle bündelt. Das Spannende daran ist, dass hier so viele verschiedene Sparten nebeneinander sind. Man kann Dinge ausprobieren, hat den Raum dazu und es kann als Experimentierfeld dienen“, beschreibt Kimmerle den besonderen Reiz. Ob Malerei, Musik, Theater, Bildhauerei – die Bandbreite ist riesig. 1997 siedelten sich die ersten Künstlerinnen und Künstler an, seitdem ist das Kulturprojekt immer größer und vielfältiger geworden. Der riesige Erfolg gibt den Macherinnen und Machern recht, Neues auszuprobieren.

Mittlerweile ist die Sonne untergegangen. Um 20 Uhr ist Schluss im Café Elektrik, das Kuchenbuffet hat nicht so lange gehalten. Die letzten Tanzenden verlassen erschöpft und zufrieden den Raum. Wer will, ist sogar pünktlich zum „Tatort“ am Sonntagabend zu Hause.

Pressekontakt: Schaulust, Uli Baumann, E-Mail: info@bremen-schaulust.de

Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Uli Baumann und Nawar Alyamani organisieren einmal im Monat das Café Elektrik. © WFB/Jens Lehmkühler

Foto 2: „Es ist jedes Mal magisch“ sagt DJ Mauro Basso. © WFB/Jens Lehmkühler

Foto 3: Im Café Elektrik tanzen 20-Jährige neben 70-Jährigen. © WFB/Jens Lehmkühler

Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen. Bei Fragen schreiben Sie einfach eine E-Mail an pressedienst@wfb-bremen.de.

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