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25.6.2019 - Jann Raveling

Warum Coworking das neue Home Office ist

Kreativwirtschaft

Büroflächen mieten in Bremen: Spaces bietet innenstadtnahe Räume

Stefanie Lürken, Country Manager Spaces in Deutschland
Stefanie Lürken, Country Manager Spaces in Deutschland © Spaces

Coworking boomt, die Zahl der flexiblen Büro-Arbeitsplätze nimmt stetig zu. Auch in Bremen – wo mittlerweile zwölf Coworking-Spaces eröffnet haben. Mit ihrer niederländischen Tochtergesellschaft „Spaces“ hat die International Workspace Group (IWG) ein neues, 3.000 Quadratmeter großes Angebot geschaffen.

Das setzt sich aus einem Coworking-Bereich mit eigenem Barista-Café sowie flexibel anmietbaren Büroräumen zusammen. Für den Konzern ist die Eröffnung in Bremen ein Novum. Warum, das erzählt uns Stefanie Lürken, Country Manager Spaces, in unserem Interview.

Frau Lürken, Coworking läuft wie geschnitten Brot – warum boomt diese Arbeitsform gerade so?

Lürken: Es gibt drei Stränge: Der eine beginnt interessanterweise im Home Office. Der Trend zum Home Office hat nachgelassen, weil man festgestellt hat, dass sich Angestellte einsam fühlen oder zu Hause oft abgelenkt werden. Sie verlieren den Kontakt zur Zentrale, sind nicht mehr so stark im Team eingebunden. Diese Personen wollen aber oft auch nicht mehr zurück in die fernen Konzerne mit ihren starren Strukturen und separierten Einzelbüros.

Die Frage war also: Wie bekomme ich diese Talente trotzdem involviert? Die Antwort: Eine Arbeitsatmosphäre an einem zentral gelegenen Ort zu schaffen, die mit attraktiven Möbeln, Ausstattung, Design und Services überzeugt. Etwa mit einem Business Club oder einem Café, in denen Menschen verschiedener Unternehmen aufeinandertreffen und sich austauschen können. Und gleichzeitig dort Rückzugsorte zu schaffen, wie etwa ein eigenes Büro.

Und die anderen beiden Stränge?

Lürken: Der zweite ist die Digitalisierung. Durch sie müssen Angestellte nicht mehr unbedingt dort arbeiten, wo die Zentralen sind. Unternehmen, die auf dem Land sitzen, finden heute nicht mehr die passenden Beschäftigten vor Ort. Städterinnen und Städter wollen aber nicht unbedingt aufs Land ziehen. Mit flexiblen Officelösungen können weit entfernte Konzerne Angestellten Räumlichkeiten an ihrem Wohnort bieten, die mit denen anderer Großkonzerne oder hipper Start-ups mithalten. Der letzte Strang kommt eher von Unternehmensseite. Bürolösungen wie in unseren „Spaces“-Locations geben Konzernen die Chance, die Kosten für einen neuen Standort gering zu halten.

Was spricht denn aus Sicht der Unternehmen dafür, keinen eigenen Standort aufzubauen, sondern fertige Büros in solchen Business Centern anzumieten?

Lürken: Die Kosten und die Flexibilität. Bei uns mieten sich Unternehmen ein, die stark expandieren und uns nutzen, um neue Standorte aufzubauen und vielleicht später dann eigene Gebäude vor Ort zu kaufen. Sie sparen dabei Kosten für Einrichtung, Unterhalt und Infrastruktur des Standorts.

Der Business Club von Spaces: Café, Internet, flexibler Arbeitsplatz und Zugang zu allen Spaces weltweit
Der Business Club von Spaces: Café, Internet, flexibler Arbeitsplatz und Zugang zu allen Spaces weltweit © WFB/Pusch

Der Immobilienentwickler Colliers hat in einer Studie 2018 herausgefunden, dass das mangelnde Flächenangebot in Großstädten auch ein Grund für Unternehmen ist, alternative Bürolösungen zu suchen. Sehen Sie das in der Praxis auch so?

Lürken: Ja, nehmen wir einmal München. Das Immobilienangebot ist da quasi nicht existent. Oder Berlin, dort wird das Angebot an Büroflächen in attraktiven Lagen auch knapp. Und genau das ist heute vielfach der entscheidende Punkt: die Lage. Unser Klientel hat meist kein Auto, kommt mit Bus, Bahn und Fahrrad und will nah am Wohnort im Stadtzentrum arbeiten. Finden Sie da mal eine Fläche!

Wer ist denn die typische Nutzerin oder Nutzer von Coworking-Lösungen und flexiblen Arbeitsräumen?

Lürken: Das Klischee ist, dass hier nur Start-ups sitzen. Das stimmt aber nicht. Es sitzen viele aus dem Bereich IT und Marketing hier, oft Projektgruppen. Die Zahl der Großkonzerne nimmt zu, die hier Leuten einen „coolen“ Arbeitsplatz bieten wollen. In Berlin haben wir sogar ein Objekt komplett für ein Unternehmen vermietet, das dieses als Headquarter nutzt.

Welche verschiedenen Arbeitsmodelle gibt es denn bei Ihnen?

Lürken: Der Einstieg ist die Membership, mit der es möglich ist, den flexiblen Coworking-Bereich in allen Spaces weltweit zu nutzen. Wer bei uns seinen Unternehmenssitz registrieren will, muss die nächste Stufe erklimmen, einen festen Arbeitsplatz anmieten – entweder als Einzelbüro oder in unserer Freifläche. Bei höherem Bedarf können dann größere Büros bezogen werden.

Sie erwähnten gerade die hohen Ansprüche der Zielgruppe. In Bremen haben Sie ein eigenes Café eingerichtet, mit Barista-Service und Kaffee aus der eigenen Rösterei. Was muss ein Coworking-Space heute bieten?

Lürken: Wir haben uns bewusst für ein Begegnungskonzept entschieden. Wir wollen, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Häuser miteinander austauschen – und sie fragen auch danach. Deshalb gibt es etwa in Bremen ein Café mit Barista, gutem Kaffee und Snacks. Zusätzlich bauen wir hier eine Gaming-Ecke und einen Nap-Room* auf, haben eine Dachterrasse, die zum Verweilen einlädt, wo man auch mal Fußballmatches ansehen kann. Es geht immer ums Netzwerken. Wir veranstalten hier regelmäßig Events, mit Input von außen, geben Yogakurse und lassen auch Mitgliederinnen und Mitglieder zu Wort kommen.

*Anm. der Redaktion: Ruheraum

Neben Büros und Arbeitsplätzen gehören auch Meeting-Räume zum Spaces-Angebot
Neben Büros und Arbeitsplätzen gehören auch Meeting-Räume zum Spaces-Angebot © WFB/Pusch

Hängt damit auch die Entscheidung zusammen, drei Stockwerke im Bremer Carree zu beziehen, mitten in der Innenstadt, wo sonst nur Einzelhandelsgeschäfte zu finden sind?

Lürken: Ja, die Innenstadtlage ist uns wichtig, sowie die Nähe zum öffentlichen Nahverkehr und zum Hauptbahnhof. Unser Eingang liegt ebenerdig, mit großen Glasflächen, direkt neben Einzelhandelsgeschäften. Wir wollen dieses Schaufenster nach draußen. Bei uns kommen Passanten vorbei, schauen rein und sind neugierig. Wir wollen das Leben von außen hereinbringen, das trägt zum Netzwerkgedanken bei – da war dieser Standort ideal.

Was war überhaupt ausschlaggebend, nach Bremen zu kommen?

Lürken: Wir haben in den sieben größten deutschen Städten angefangen. Bremen ist der erste Versuch, in einer der kleineren Großstädte Fuß zu fassen. In Bremen sehen wir großes Potenzial. Durch unsere anderen Unternehmensmarken, zum Beispiel die Regus Business Center, haben wir schon positive Erfahrungen gesammelt und gemerkt, dass es hier eine Nachfrage gibt.

Direkt an der Einkaufsmeile in der Bremer Innenstadt: Eine attraktive Lage
Direkt an der Einkaufsmeile in der Bremer Innenstadt: Eine attraktive Lage © WFB/Pusch

Wie sehen Sie den Bedarf in den kommenden Jahren?

Lürken: Hoch – wir sind erst am Beginn des Trends. Als International Workspace Group bereiten wir uns auf die Zukunft vor, wir wollen deutlich expandieren, neue Markenkonzepte entwickeln. Wir eröffnen drei Spaces in Berlin, in Frankfurt wird einer mit 8.000 Quadratmetern starten. Dieses Jahr haben wir weltweit 153 Spaces Locations und es wird weitergehen. Auch in Bremen: Am Hauptbahnhof eröffnen wir im Citygate in Kürze einen neuen Standort, der sich auf das höherpreisige Segment konzentriert, also Flächen für Anwältinnen und Anwälte oder Unternehmensberaterinnen und Unternehmensberater.

Frau Lürken, vielen Dank für das Gespräch!

Karin Take

Unternehmensservice und Standortentwicklung

Projektleiterin Unternehmensbetreuung Bremen Mitte

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Anke Jacobj

Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Referentin Innovation, Digitalisierung & neue Themen

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