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14.3.2018 - Kerstin Radtke

„Bremen-Nord hat mehr Strahlkraft gewonnen“

Kreativwirtschaft

Kulturmanager Malte Prieser gestaltet den Kulturstandort im Bremer Norden mit

Malte Prieser, Geschäftsführer des Kulturbüros Bremen-Nord
Malte Prieser im Ausstellungssaal des Overbeck-Museums, einer der Einrichtungen des Kulturbüros Bremen-Nord. © WFB/Frank Pusch

Als Geschäftsführer im Kulturbüro Bremen-Nord koordiniert Malte Prieser die Programmplanung von Overbeck-Museum, KITO, Kulturbahnhof und Gustav-Heinemann-Bürgerhaus. Der studierte Kulturwissenschaftler und Kulturmanager ist seit rund einer Dekade im Kulturleben des Stadtteils aktiv. Dort kooperiert er seit Kurzem mit Elvira Krol, der WFB-Projektkoordinatorin für das Freizeit- & Naherholungskonzept Bremen-Nord.

Malte Prieser ist ein alter Hase im bremischen Veranstaltungsgeschäft: Obwohl gerade erst 40 Jahre alt, gehört er seit Mitte der 90er Jahre zu den Akteuren im Kulturbetrieb der Stadt, kennt die Szene wie die sprichwörtliche Westentasche. Überraschend ist das angesichts seines Werdegangs nicht. Er organisierte bereits als Teenager Partys und Konzerte in Weyhe und Bremen, tourte später mit seiner Soulpunk-Band Schwarz auf Weiß durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Im Interview berichtet er, wie er den aufstrebenden Kulturstandort Bremen-Nord erlebt und mitgestaltet.

Was macht den Bremer Norden zum idealen Kulturstandort?
Malte Prieser: Die kurzen Wege und das Kompakte. Wer hier ein Kulturwochenende verbringen will, hat fußläufig verschiedenste Möglichkeiten – vom Café über das Museum bis zur Veranstaltung. Die hiesigen Programmmacher stellen ein extrem unterschiedliches Programm für alle Generationen und alle Geschmäcker auf die Beine. Was auffällt: Nicht nur Gäste, auch die Bewohner entdecken ihn zunehmend als kulturellen Lebensmittelpunkt. Das zeigt sich am gestiegenen Interesse für Angebote, die sich an Kinder, Familien und Senioren richten. Hinzu kommt, dass die Kulturschaffenden verstärkt an einem Strang ziehen. Das macht Sinn und sorgt für Erfolg.

Das KITO in Bremen-Nord
Das KITO überzeugt mit seinem Charme Künstler und Publikum. © PR

Wird Bremen-Nord auf der bremischen Kulturstadtkarte besser wahrgenommen?
Ja, tatsächlich. In den elf Jahren, die ich in der örtlichen Veranstaltungsszene aktiv bin, habe ich den positiven Wandel des Stadtteils live miterlebt. Große Veranstaltungen wie „La Strada“ haben den Bremer Norden entdeckt und Nordbremer Häuser waren 2017 erstmals bei der „Langen Nacht der Bremer Museen“ mit einem spannenden Programm vertreten. Außerdem präsentiert sich der Bremer Norden im Rahmen der „jazzahead! Clubnacht“ sowie beim „Musikfest Bremen“. Der Stadtteil wird von der Presse bedeutend positiver aufgenommen. Parteien, Veranstalter und Initiativen aus der Region, aber auch aus dem gesamten Stadtgebiet nutzen zunehmend unsere Räumlichkeiten. In Kulturbahnhof und Bürgerhaussaal laufen die Planungen aufgrund der Anfragedichte mindestens ein Jahr im Voraus, für die Wochenenden sogar eineinhalb Jahre.

Erinnern Sie sich an die ersten Herausforderungen Ihres Jobs?
Die einzelnen Zielgruppen für die Einrichtungen zu erreichen und sich ein neues Publikum zu erobern – das bedeutete nicht unbedingt junge Leute, sondern insgesamt mehr Menschen zu begeistern. Seit fünf, sechs Jahren bemerken wir deutliche Zuwächse bei den Besucherzahlen, sind häufiger ausverkauft, geraten auch schon mal an unsere Logistikgrenzen und bekommen wahnsinnig viele positive Rückmeldungen seitens der Künstler.

Wer steht denn in Bremen-Nord auf der Bühne?
Nach der Renovierung des Bürgerhauses haben wir ein paar Highlights gesetzt und mit der Verpflichtung bekannter Künstler wie Gregor Meyle, Gitte Hænning und Teenie-Schwarm Mike Singer bewiesen, dass wir in der Oberliga mitspielen können. Das ist dennoch nicht unser Schwerpunkt, weil wir festgestellt haben: Indem wir die vorhandene Nachfrage vom Kind bis zum Senior bedienen, tun wir viel mehr für die Region, stärken gleichzeitig den Stadtteil und unsere Angebote. Also legen wir mit speziellen Modellen den Fokus darauf. Zum Beispiel haben Kinder freien Eintritt im Overbeck-Museum, im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus wurde der Bereich Kindertheater und -zirkus stärker ausgebaut. Natürlich gibt es alle zwei, drei Monate immer wieder herausstechende Highlights, zuletzt war Puppenspieler René Marik zu Gast, die Veranstaltung Monate im Voraus ausverkauft. Unser aktuell größter Überraschungserfolg ist der junge Stand-up-Comedian Felix Lobrecht, von dem man sicher noch viel hören wird. Dessen Gastspiel war geplant für das KITO mit Platz für 150 Besucher, gelandet sind wir im ausverkauften Bürgerhaus mit 600 Sitzplätzen. Diese Flexibilität unter dem Dach des Kulturbüros ist der große Vorteil des Zusammenschlusses der einzelnen Häuser. Speziell das junge Publikum hat übrigens den Kultcharakter des KITO-Raumes kennen und lieben gelernt, deshalb kommen auch immer mehr neue Künstler insbesondere aus der Kabarettszene gern her. Wobei das KITO in der Hinsicht natürlich schon seit mehr als 25 Jahren einen Namen hat.

Der Saal des Kulturbahnhofs
Der Kulturbahnhof KUBA ist unkaputtbar und partyerprobt. © PR

In wenigen Worten: Was macht die einzelnen Einrichtungen des Kulturbüro-Zusammenschlusses aus? Starten wir mit dem Kulturbahnhof …
… der Kulturbahnhof KUBA ist flexibel, unkaputtbar und partyerprobt. Dort finden Kinder- und Jugendprojekte, Theater, Partys sowie Konzerte statt.

Das KITO
… ist charmant, intim und einmalig. Ultravox-Sänger Midge Ure fand es zum Beispiel „really, really cosy“. Es ist kein Wunder, dass Radio Bremen unter dem Dach des atmosphärischen Alten Packhauses aus dem 18. Jahrhundert dank modernster Technik und phänomenaler Akustik regelmäßig Sendungen aufzeichnet.

Und das Overbeck-Museum?
Das ist unser traditionsbewusstes, zukunftsorientiertes Kleinod. Seit der Eröffnung 1990 – im gleichen Jahr wie das KITO – gab es zig Ausstellungen mit Werken der Namenspaten aus Worpswede und von anderen Künstlern und Künstlerinnen. Übrigens beherbergt das Packhaus neben KITO und Overbeck-Museum seit einiger Zeit das gemütliche Retro-Café „Erlesenes“. Ob junge Eltern Menschen im Rentenalter oder Studierende von der Jacobs University – hier fühlen sich wirklich alle wohl.

Zu guter Letzt das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus
Das Bürgerhaus in der Mitte Vegesacks positioniert sich mit Kinderzirkus, Seniorentreff, Medienwerkstatt, modernem Konzertsaal und Volkshochschule in der Mitte der Gesellschaft.

Die Wirtschaftsförderung Bremen GmbH WFB unterstützt das Kulturbüro seit 2015 im Bereich Networking?
Richtig, wir haben von dieser Seite große Unterstützung erfahren. Die WFB hat das kulturelle Potenzial von Bremen-Nord klar erkannt und wollte die verschiedenen Akteure an einen Tisch bringen. Mit Elvira Krol, der WFB-Projektkoordinatorin für das Freizeit- und Naherholungskonzept Bremen-Nord, gibt es seit Juli 2015 eine großartige Netzwerkerin, die das Ganze koordiniert. Sie hat ein Gespür für die Potenziale, bringt Kulturschaffende zusammen, bündelt positive Aspekte und Möglichkeiten und rückt sie ins Bewusstsein.

Wie sieht die Zusammenarbeit konkret aus?
Unser gemeinsames Gremium ist die Begleitgruppe „Freizeit- und Naherholungskonzept“ (FuNK). Dort präsentiert Elvira Krol drei- bis viermal im Jahr Maßnahmen, die mit den unterschiedlichen Arbeits- und Projektgruppen erarbeitet wurden. Außer mir sind die drei Nordbremer Ortsamtsleiter, Akteure aus dem Stadteilmarketing sowie Vereine und Initiativen dabei. FuNK ist die Voraussetzung dafür, in der Kreativbranche und bei Publikum anders und stärker wahrgenommen zu werden. Bremen-Nord hat mehr Strahlkraft durch die Bündelung der Angebote gewonnen – und mit Blick auf die innerstädtischen Kulturhäuser mehr Gewicht entwickelt. Beispielhafte Projekte sind der Programmheftteil Nord mit den Shuttles zur „Langen Nacht der Bremer Museen“, aber auch die druckfrische Broschüre „Grüner wird’s nicht“ und die Freizeitbroschüre „Frische Brise – grüne Wiese“, die im Sommer in der überarbeiteten vierten Auflage erscheint. Im offiziellen Online-Portal der Stadt Bremen unter der Adresse www.der-bremer-norden.de sind immer wieder neue interessante Veranstaltungen der Nordakteure aus den unterschiedlichen Bereichen wie z. B. Parks & Maritimes, Wissenschaft, Kunst und Kultur, zu finden und die Angebote werden dort gebündelt für die user dargestellt. Die WFB-Koordinatorin hat durch ihre Netzwerkarbeit maßgeblich dazu beigetragen, dass die Veranstaltungen „La Strada entdeckt den Bremer Norden“ und „die lange Nacht der Bremer Museen“ sich hier etablieren. Mit Elvira Krol haben wir hier vor Ort die richtige Ansprechpartnerin, wenn es darum geht, interessierte Akteure zusammenzubringen, Ideen an die richtigen Stellen weiterzuleiten und Projekte anzuleiern.

Malte Prieser, Geschäftsführer des Kulturbüros Bremen-Nord
Malte Prieser koordiniert das Programm von Overbeck-Museum, KITO, Kulturbahnhof und Bürgerhaus Vegesack. © WFB/Frank Pusch

Also geht es auch um Imageaufbau?
Auf jeden Fall. Mit FuNK unterstreichen wir, was für ein wunderbarer, grüner, wassernaher Ortsteil Bremen-Nord ist. Die drei lebenswerten Stadtteile zum Wohnen und Arbeiten bergen zahlreiche Chancen, das Thema Freizeit- und Naherholung als Identitäts- und Imagestifter zu nutzen. Bremen-Nord hat eine lange Sommerfrischetradition und ist mit seinen Open-Air-Veranstaltungen und den wunderbaren Landschaften ein attraktives Ausflugsziel, das auch per Schiff und Rad zu erreichen ist.

Als gemeinnützige GmbH bekommt das Kulturbüro Bremen-Nord Fördergelder von der Stadt.
Im Rahmen des FuNK-Projektes fördert und unterstützt die WFB den Info-Point im KITO, der vom Kulturbüro Bremen-Nord betrieben und von den FuNK-Akteuren mit Input, zum Beispiel zum Thema Führungen, versorgt wird. Seit Frühsommer 2017 ist er im frisch sanierten Alten Packhaus eingerichtet und donnerstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr für Interessierte geöffnet. Dort gibt es Informationen und Tickets für alle möglichen Freizeit- und Kultureinrichtungen bei uns im Bremer Norden. 

Was ist vom Kulturstandort Bremen-Nord in Zukunft zu erwarten?
Wir haben im Veranstaltungsbereich bereits bewiesen, was wir alles können. Jetzt geht es darum, immer mehr Bremer und Gäste dazu zu bringen, das kulturelle Bremen-Nord zu entdecken. Deswegen die ganz herzliche Einladung: Kommt vorbei, es gibt ein so vielfältiges Angebot, man muss es nur wahrnehmen!

Vielen Dank für das Gespräch!


Sie haben Fragen zum Bremer Norden? Besuchen Sie den Info-Point im KITO:
Tickets, Informationen zu Ausflugszielen, Veranstaltungen und Führungen, abwechslungsreiche Freizeit-Tipps und -Anregungen sowie Broschüren und Veranstaltungspläne.

Adresse: Alte Hafenstraße 30, Telefon: 0421-654848, E-Mail: infopoint@kulturbuero-bremen-nord.de

Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr.


Ansprechpartnerin für die Umsetzung des Freizeit- und Naherholungskonzepts Bremen-Nord:

Projektkoordinatorin Elvira Krol, Telefon +49 (0) 421 6587-199, E-Mail: elvira.krol@wfb-bremen.de.

Ansprechpartner für das Kulturbüro in Bremen-Nord:

Malte Prieser, Telefon +49 (0) 421 985040-14, E-Mail: m.prieser@kulturbuero-bremen-nord.de.

Ausführliche Informationen zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Bremen gibt es hier.

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