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24.1.2025 - Insa Lohmann

Wie die Bremerin Sara Fazilat für mehr Diversität im Film kämpft

Pressedienst

Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin ist in der Hansestadt aufgewachsen

Portraitaufnahme von Sara Fazilat, eine junge Frau mit lockigem schwarzen Haar. Im Hintergrund sieht man verschwommen das Schnoorviertel.
Zu einem Heimatbesucht gehört für Sara Fazilat ein Abstecher ins Schnoor-Viertel dazu. © WFB/Lehmkühler

Sara Fazilat ist eine preisgekrönte Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Film „Nico“. Heute macht sie sich für mehr Diversität und Gleichstellung in der Filmbranche stark. Aufgewachsen ist die 37-Jährige in Bremen. Mit der Hansestadt ist die Wahl-Berlinerin nach wie vor eng verbunden.

Gerade erst war Sara Fazilat, die schon einige Jahre in Berlin lebt, auf Heimatbesuch in Bremen. Ein Spaziergang durch das Schnoor-Viertel darf dabei nicht fehlen. „Ich mag die Architektur, die kleinen Häuser“, schwärmt sie, es erinnere sie an England. Wenn die 37-Jährige durch die schmalen Gassen in Bremens ältestem Quartier schlendert, entspannt sie. „Es ist immer schön in Bremen, um runterzukommen.“ Sie mag die Nähe zum Wasser, das Grün im Bürgerpark. Sie trifft in der Hansestadt Freunde und Familie, wann immer es möglich ist. Seit sie nicht nur als Schauspielerin vor der Kamera steht, sondern auch als Produzentin und Drehbuchautorin aktiv ist, ist sie in der ganzen Welt unterwegs. Doch ihr Weg dahin war steinig.

„Es war ein harter Weg“

Als Sara Fazilat sich nach dem Abitur in Bremen an deutschen Schauspielschulen bewarb, hagelte es Absagen. An ihrem Talent mangelte es nicht, das wurde ihr versichert. Sie kam in die Endrunden, doch die Wahl fiel stets auf andere Bewerberinnen und Bewerber. „Ich wurde aufgrund der äußeren Erscheinung abgelehnt“, berichtet sie. „Das fand ich absurd.“ Sara Fazilat ging nach London, absolvierte dort ihre Schauspielausbildung. Für die Darstellerin eröffnete sich eine neue Welt: „Da habe ich die unterschiedlichsten Menschen in allen möglichen Rollen gesehen“, sagt sie. Und auch sie fand ihren Platz. „Endlich bekam ich Rollen wegen meiner Leistung, nicht wegen meines Aussehens.“ Für Sara Fazilat eine Zeit, die sie stark geprägt hat: „Es war ein harter Weg.“

Eine junge Frau lehnt am Geländer einer Weserbrücke.
Sara Fazilat ist regelmäßig in ihrer Heimatstadt Bremen. © WFB/Jens Lehmkühler

Heute prägt sie mit ihrer Arbeit als Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin selbst die Filmwelt. Als Darstellerin war sie im Fernsehen unter anderem im „Tatort“, in der Krimi-Reihe „Die Füchsin“ oder in der Streaming-Serie „Check Check“ zu sehen. Im Kino verzeichnete sie zuletzt Erfolge in Michael Bully Herbigs „Tausend Zeilen“ über einen Medienskandal sowie in dem mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Film und Cannes-Gewinner „Holy Spider“.

Der internationale Durchbruch gelang ihr mit dem Spielfilm „Nico“ (2021), in dem sie als Hauptdarstellerin, Produzentin und Co-Autorin beteiligt war. Sara Fazilat verkörpert darin eine Altenpflegerin, die Opfer eines rassistischen Angriffs wird. Sie ist danach nicht mehr dieselbe. Mithilfe ihrer Freundinnen und Freunde sowie Karate kämpft sie sich zurück in den Alltag. „Nico“ hat für Sara Fazilat eine besondere Bedeutung: Es war ihr Tor in die Filmproduktion.

Mit Stereotypen im Film brechen

In London hatte sie erstmals erlebt, dass Schauspiel anders funktionieren kann: ohne Klischee. Sie wollte Inhalte selbst mitgestalten, nicht nur als Schauspielerin. Nach ihrer Ausbildung begann sie daher ein Produktionsstudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin und an der Columbia University in New York, das Werk „Nico“ ist ihr Abschlussfilm. „Der Film will mit Stereotypen brechen“, sagt sie. „Uns war es wichtig, dass wir selbstverständlich ganz verschiedene Menschen abbilden, und zwar bezogen auf Haarfarbe, Hautfarbe, Herkunft, Sprache, Körperform, Alter, sexuelle Orientierung und so weiter.“

Dass ihr Abschlussfilm es nicht nur bis in die deutschen Kinos schaffte, sondern auch internationalen Erfolg verzeichnete, war für Sara Fazilat ein wichtiges Signal. „Ich habe mich deswegen so über den Erfolg von „Nico“ gefreut, weil er Sachen zeigt, die ich wirklich erzählen wollte. Er hat viele Türen für andere Menschen geöffnet.“

Einsatz für mehr Vielfalt und Gleichstellung

Vielfalt und Gleichstellung liegen Sara Fazilat am Herzen. Deshalb engagiert sie sich unter anderem bei „Pro Quote Film e.V.“ für mehr Präsenz von Frauen in der Filmproduktion. Frauenfiguren sollten nicht nur so divers wie möglich, sondern auch mit mehr Leichtigkeit erzählt werden, findet sie. Zwar sei in Bezug auf Diversität eine zunehmende Sensibilisierung in der Filmbranche spürbar, aber es sei noch immer ein weiter Weg. Sara Fazilat arbeitet dafür, dass Menschen, die aufgrund ihrer kulturellen oder sozialen Herkunft lange übersehen wurden, sichtbarer werden. Ihre Filme sieht sie als Sprachrohr. „Sie sind eine wichtige Stimme, um etwas zu erreichen.“

Bei Rollenangeboten entscheide das Drehbuch darüber, ob Sara Fazilat sich vorstellen kann, diese Figur zu verkörpern. Vielschichtige, facettenreiche Charaktere, die nicht den gängigen Stereotypen entsprechen, gefallen ihr. Zuletzt war Sara Fazilat als Produzentin an der nepalesischen Co-Produktion „My Share of Sky“ beteiligt, die sich gerade in der Postproduktion befindet. Der Film spielt während der Hochzeitssaison in einer kleinen nepalesischen Stadt und erzählt die Geschichte einer jungen Frau aus der Mittelschicht, die versucht, gesellschaftliche Erwartungen mit ihrem Wunsch nach Freiheit in Einklang zu bringen. „Das Interesse an präsenten, vielfältigen und mutig erzählten Frauenfiguren ist da“, ist Sara Fazilat überzeugt.

Eine indische Familie steht in festlicher Kleidung in einem Garten
Am Film „My Share of Sky“ ist Sara Fazilat als Produzentin beteiligt. © Gauthali Entertainment

„Man kann vieles schaffen, wenn man an sich glaubt“

Schon in ihrer Kindheit und Jugend merkte die Bremerin, welche Macht das Medium Film haben kann. In besonders nachhaltiger Erinnerung ist ihr das Drama „Philadelphia“ geblieben, das sie als Jugendliche sah. In dem Oscar-prämierten Film kämpft Tom Hanks als homosexueller HIV-Infizierter für seine Würde. Obwohl sie kaum Berührungspunkte mit dem Thema hatte, informierte sie sich beim Bremer Rat & Tat-Zentrum umfassend, hielt in der Schule Referate zum Thema und sammelte Spenden.

Geboren wurde Fazilat in Teheran, in Bremen-Walle wuchs sie auf. Hier entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Bühne. Tanzunterricht, Gitarrenunterricht, Basketball, Handball, Theatergruppe – „Ich hatte schon immer eine Neugier, Sachen auszuprobieren.“ Schauspiel und Tanz waren für sie bereits in der Kindheit wichtige Ausdrucksformen. Als Teenagerin war sie Teil einer Jugendtheatergruppe. „Es war früh klar, dass ich in Richtung Schauspiel möchte“, erinnert sie sich. Und eines hat sie auf ihrem Weg dahin gelernt: „Man kann vieles schaffen, wenn man an sich glaubt.“

Pressekontakt:

Spielkind GmbH & Co. KG, Tel.: +49 30 2593880, E-Mail: office@spiel-kind.com

Bildmaterial:

Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Zu einem Heimatbesucht gehört für Sara Fazilat ein Abstecher ins Schnoor-Viertel dazu. ©WFB/Lehmkühler
Foto 2: Sara Fazilat ist regelmäßig in ihrer Heimatstadt Bremen. ©WFB/Jens Lehmkühler
Foto 3: Am Film „My Share of Sky“ ist Sara Fazilat als Produzentin beteiligt. ©WFB/Gauthali Entertainment

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