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16.5.2018 - Volker Kölling

Strippenzieher auf Superyachten

Maritime Wirtschaft und Logistik

besecke sorgt für Automation an Bord

Mitarbeiterin bei besecke
Eine Mitarbeiterin der besecke GmbH & Co. KG bei der Arbeit © Lukas Lehmann

Darf es die komplette elektrotechnische Ausrüstung einer Superyacht sein, eine durchautomatisierte Produktionsanlage oder doch lieber ein hochspezialisierter Roboter? Bei der besecke GmbH & Co. KG im Gewerbegebiet Steindamm im Bremer Norden kümmern sich Automatisierungsexperten um alles von der Planung, dem Einbau und dem Betrieb bis zur Wartung und dem Refit solcher Anlagen.

Eine Schranke in der Zufahrt öffnet sich. Im Vorführraum der Firmenzentrale beobachten scharfe Kameraaugen die Umgebung und bilden dies in einem Security System ab. Hier warten die Konsolen und Bildschirme einer Schiffs-Brücke auf die nächste Vorführung. Wer es bis hier nicht wusste, begreift schnell, dass sich der Betrieb der Lürssen-Gruppe mit der Hälfte seiner Kapazitäten um Maritime Systeme kümmert.

Firmenzentrale von besecke
besecke hat am Bremer Steindamm in eine komplett neue Firmenzentrale investiert. Hier begann vor 70 Jahren die besecke-Erfolgsgeschichte. © Lukas Lehmann

Welches Schiffsprojekt war bisher das Spannendste? Die Geschäftsführerin Sonja Foremny reagiert an dieser Stelle diplomatisch: „Jeder Auftrag ist natürlich besonders.“ Und nicht nur im Neubau, auch in den Bereichen Service und Refit stehe ihre Mannschaft immer wieder vor tollen Aufgaben.

Immer höchste Qualität ist ein Firmengrundsatz

Sonja Foremny hält es aber irgendwann nicht mehr an dem schicken, langen Konferenztisch: Die besecke-Geschäftsführerin, selbst von der Pike auf gelernte E-Technikerin und Diplom-Wirtschaftsingenieurin, muss unbedingt den Serverraum nebenan zeigen. Hier geht es um das, was besecke im Kern ausmacht: E-Module blinken in klimatisierten Schränken geheimnisvoll vor sich hin. Die vielen hundert Kabel hier geben die Informationen der Radardome und Überwachungskameras in den Nebenraum. Server und Navigationssysteme spicken die Bildschirme mit Informationen, wohin man mit all der Technik fahren könnte, wenn man nur zweihundert Meter entfernt auf dem Fluss Lesum auf einem Schiff unterwegs wäre. Wer einmal in Schaltschränke asiatischer Großserienschiffe geguckt hat, weiß die gepflegte Ordnung dieser Anlage erst zu würdigen. Sonja Foremny nickt: „Wir arbeiten immer in der höchsten Qualität.“

Sonja Foremny und Thorsten Dannenfeldt
Mit Sonja Foremny leitet eine gelernte E-Technikerin die Lürssen-Tochter, Thorsten Dannenfeldt steht ihr als Prokurist zur Seite. © Lukas Lehmann

Das zeigt besecke inzwischen auch nach außen: Mit dem mittelständischen Handwerksbetrieb samt Zentrale im Einfamilienhaus, den die Lürssen-Gruppe 1989 übernahm, hat besecke Stand 2018 nicht mehr viel zu tun. Schuppen wurden in den vergangenen Jahren abgerissen, moderne Bürogebäude neu gebaut, Hallen modernisiert. Sonja Foremny: „Es war höchste Zeit auch einmal das Äußere zu verändern und zu zeigen, auf welchem Niveau wir hier arbeiten. Aber was vielleicht wichtiger ist: Wir konnten so auch alle Arbeitsabläufe optimieren.“

Vor 70 Jahren als Ankerwickelei in Bremen gegründet

Prokurist Thorsten Dannenfeldt erzählt von der Gründung des Unternehmens vor 70 Jahren als Ankerwickelei. Vom Umwickeln von Spulen mit Kupferdraht für die Herzen der Elektromotoren entfernte sich aber auch das Handwerksunternehmen in den vergangenen Jahrzehnten. Dannenfeldt: „Früher hat man von ortsansässigen Traditionsunternehmen gelebt und diese bei ihren Auslandsinvests in Richtung der neuen Produktionsstandorte begleitet.“ So gab es auch eine besecke-Niederlassung in Riga. Emden blieb immer fester besecke-Standort, weil man dort einen großen Kunden der Automobilindustrie betreut.

Inzwischen ist besecke ein Bremer Vorzeigeunternehmen, gerade erst kürzlich besucht von Bürgermeister Carsten Sieling in der Reihe „Starke Wirtschaft – Starkes Land“. Der Bürgermeister mit dem Zusatztitel „Präsident des Senats“ zeigte sich von der Rolle beeindruckt, die besecke inzwischen im Automatisierungsbereich spielt: „Das Unternehmen hat eine spannende Historie: Vom Handwerksunternehmen zum weltweit gefragten Dienstleister. Sie tragen einen erheblichen Beitrag zu Bremens Wirtschaftskraft bei. Durch sein breites Aufgabenfeld schafft besecke ein hohes Maß an Attraktivität für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,“ so Carsten Sieling.

CMC besecke - Carsten Sieling zu Besuch
Bremens Bürgermeister Carsten Sieling informierte sich kürzlich bei besecke, was eine Superyacht im Inneren zum Laufen bringt © Senatspressestelle

Wobei besecke genau an der Stelle noch mehr Mund-zu-Mund-Propaganda und Aufmerksamkeit gebrauchen kann, wie die Geschäftsführerin Sonja Foremny betont. 200 Mitarbeiter hat besecke momentan an den Standorten Emden, Rostock und Bremen. Hier arbeiten in Berufen ausgedrückt die klassischen Energieanlagenelektroniker, Inbetriebnehmer, Bauleiter, Elektrokonstrukteure, Softwareentwickler und Robotikfachleute. Aber es sind nicht genug: „Wir könnten noch viel mehr machen, wenn ich nur die Leute dazu hätte,“ sagt die Geschäftsführerin.

Bremen hat neuen Mitarbeitern viel zu bieten

Sie selbst hat vor zwei Jahren ihre Wurzeln in Düsseldorf gekappt und ist nach Bremen gekommen - ohne es bis heute zu bereuen: „Bremen hat so viel zu bieten. Man muss es den Menschen bloß immer erst einmal klarmachen. Hat man sie dann einmal hierher gelotst, um sich umzugucken, wird es leichter.“ Ein Studium sei heute nicht mehr das A und O, das persönliche Wollen und die richtigen „Skills“ seien entscheidend: „Was noch fehlt, bringen wir unseren Leuten hier schon noch bei.“ Gerne hätte die 49-Jährige auch noch mehr Frauen mit der ihr selbst angeborenen Lust auf Technik in der Firma, sagt Sonja Foremny ganz offen.

Werkhalle besecke
Ein Job bei besecke wird nie langweilig. Praktisch jedes Produkt der Automatisierungsexperten ist eine Maßanfertigung. © Lukas Lehmann

Was sicher ist: Der Job bei besecke wird nie langweilig. Beispiel gefällig: In Rostock sitzen die zwanzig Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung und betreuen von dort den besecke-Anteil am EU geförderten Forschungsprojekt PaXell II. besecke-Prokurist Thorsten Dannenfeldt erzählt von einem großen Kreuzfahrtschiff der Aida-Flotte und den Problemen mit dem Energiemanagement an Bord solch einer schwimmenden Stadt: „Alle Motoren und Generatoren sind dort grundsätzlich viel zu groß ausgelegt für den Maximalbedarf. In der Regel fahren sie nur mit 20 Prozent Last.“ Energie- und Materialverschwendung, die nach alternativen Möglichkeiten der Energieerzeugung schreit.

besecke entwickelt mit am Kreuzfahrtschiff der Zukunft

Mit PaXell II sind ganze Suiten zu Gunsten von großen Brennstoffzellen ausgebaut worden, um sie als Alternative für die großen Dieselmotoren zu untersuchen. besecke kümmert sich um die Software und darum, die Daten aus bis zu 30 000 Signalquellen an Bord eines solchen Riesenschiffes auszuwerten. besecke-Mitarbeiter müssen das System auf die Anforderungen ausrichten. Sonja Foremny: „Unsere Aufgabe ist es letztlich eine Energieoptimierung zu erzielen. Die Idee dahinter ist das Green Ship. An so etwas mit zu arbeiten ist natürlich auch für unsere Mitarbeiter täglich spannend.“

Rein in das Herz des Betriebs: Sie grüßt die Kollegen in alle Richtungen. Die schauen kurz auf, sind aber schnell wieder in die Arbeit vertieft. Besuch von der Chefin ist hier nichts Besonderes. Die Hierarchien sind flach. Auf der einen Seite des Gangs stehen hochglanzweiße Schaltschränke für einen Yachtauftrag, und auf der anderen Seite graue Schränke für einen Industrieaufträge für sechs Fahrzeuge.

„Das ist bei uns schon eine Serienfertigung“, lächelt die Rheinländerin, die ansonsten sehr oft Vokabeln wie Spezialbau, Manufaktur und Sonderanfertigung ausspricht. So auch für den Bereich Roboter- und Fördertechnik: „Wir kaufen die Roboter auch über unsere Partnerschaften, aber wir entwickeln für unsere Kunden dann die Speziallösungen daraus – von der Entwicklung der Software bis schlussendlich der Schulung der Mitarbeiter an unserem Roboterstand.“ Dann ist da auch noch das Hochregallager für einen Kunden, für das besecke gerade in Bremen die Software und die Elektrotechnik macht.

Fließfertigung für höchste Kosteneffizienz

Wer bei besecke Kunde ist, muss keine Angst haben, mit seiner Speziallösung irgendwann und irgendwo allein gelassen zu werden. Die Servicemitarbeiter sind 24 Stunden, sieben Tage die Woche weltweit im Einsatz. Fernüberwachung ist in der Automation noch so ein Zauberwort, mit dem sich über tausende Kilometer viele Probleme oder neue Anforderungen schon durch Gespräche kanalisieren lassen. Thorsten Dannenfeldt weiß als Kaufmännischer Leiter von besecke sehr genau, wie seine Kunden heute ticken: „Jeder Kunde will selbst immer schneller im Markt sein – das Schneller, Höher, Weiter gibt der Markt aber eben auch vor. Gleichzeitig bewegt sich alles auf immer höhere Kosteneffizienz zu.“ Lean Management, Fließfertigung oder der papierlose Betrieb sind dabei auch für besecke selbst der eigene Anspruch der künftigen Unternehmensentwicklung.

Gleichzeitig sprechen Foremny und Dannenfeldt beide mehrfach von Work-Life-Balance, wenn es darum geht, wie sich die Mitarbeiteransprüche in 70 Jahren besecke verändert haben. Modelle flexibler Arbeitszeit, das Home Office, aus dem der Mitarbeiter von zu Hause arbeitet oder auch die Absicherung über zusätzliche Rentenvorsorge - das sind bei besecke keine Dinge mehr, die man seiner Firma mühsam abtrotzen müsste. Thorsten Dannenfeldt: „Das Gehalt ist es heute nicht mehr alleine, weswegen man sich für einen Job entscheidet.“ Und Sonja Foremny lockt: „Wir bieten die Möglichkeiten zur Entfaltung, der persönlichen Entwicklung und die Chance sich einzubringen. Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich so richtig auszutoben.“ Wobei das auch für die Pullteams bei den Drachenbootrennen, Firmen-Grillpartys und andere Events gilt. Aber das ist eine andere Geschichte.


Erfahren Sie mehr über Bremen als Standort der maritimen Wirtschaft und Logistik.


Haben Sie noch Fragen zum Gewerbegebiet Steindamm oder Interesse an einer Gewerbefläche oder Immobilie? Alle Fragen dazu beantwortet Ihnen Volker Ballhausen, Projektleiter Region Bremen Nord, Tel. 0421 9600-243, volker.ballhausen@wfb-bremen.de.

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