Maritimes Matchmaking: Wie das MCN seine Mitglieder vernetzt
Maritime Wirtschaft und LogistikDer Maritimes Cluster Norddeutschland e. V. unterstützt die maritime Wirtschaft mit seiner Bremer Geschäftsstelle
Norddeutsche Unternehmen der maritimen Branchen und wissenschaftliche Einrichtungen bilden ein gewichtiges Wirtschaftscluster. Die fünf Küstenbundesländer Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachen und Schleswig-Holstein sind im Maritimen Cluster Norddeutschland verbunden und unterstützen die Vernetzung der Branchen. Im Gespräch erläutert Andreas Born, Leiter der MCN-Geschäftsstelle in Bremen, welche Aufgaben das Cluster wahrnimmt.
Herr Born, was genau verbirgt sich hinter dem Namen Maritimes Cluster Norddeutschland e. V.?
Im Maritimen Cluster Norddeutschland sind alle fünf norddeutschen Küsten-Bundesländer vereint. Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind bereits seit 2011 dabei, 2014 kamen dann Mecklenburg-Vorpommern und Bremen dazu. Das MCN fördert die länder- und branchenübergreifende Vernetzung und bringt Themen voran, die für die Mitglieder wichtig sind. Das MCN hat Ansprechpartner in jedem Bundesland, damit es zu einer Vernetzung und einem Austausch untereinander kommen kann.
Wie groß ist die maritime Branche und wen vertritt das MCN dabei?
Aktuell hat das MCN über 250 Mitglieder entlang der gesamten maritimen Wertschöpfungskette, verteilt über die fünf Mitgliedsbundesländer. 28 Unternehmen und Forschungseinrichtungen kommen dabei aus dem Land Bremen. Die Branche besteht aus zahlreichen ganz unterschiedlichen Unternehmen: Schiffbau und Meerestechnik, Logistik und Systemtechnik aber auch Forschungseinrichtungen gehören dazu. Die maritime Wirtschaft hat in Bremen einen großen Anteil am Bruttoinlandsprodukt: Etwa 1.300 Unternehmen in der maritimen Wirtschaft und Logistik erwirtschaften ein Drittel des BIP unseres Bundeslandes – insgesamt rund 40.000 Menschen arbeiten in Bremen und Bremerhaven im Transport und in der Weiterverarbeitung von Waren.
Was können Mitglieder vom MCN erwarten?
Wir nehmen persönlich Kontakt zu Unternehmen der maritimen Wirtschaft auf. Einerseits wollen wir in Erfahrung bringen, welche Themen relevant sind und was Mitglieder sich von uns wünschen. Andererseits versuchen wir Mitglieder zusammenzubringen, damit sie gemeinsam an Lösungen und Projekten arbeiten.
Neben der norddeutschen Vernetzung streben wir auch eine bessere regionale Vernetzung an. In Bremen betrifft dies vor allem KMUs. Wir führen regelmäßig Veranstaltungen für die Region Bremen-Oldenburg durch, bei denen Mitglieder sich treffen und neue Kooperationen bilden können. Gerade haben wir in Zusammenarbeit mit der Oldenburgischen Industrie- und Handelkammer und der Wirtschaftsförderung Wesermarsch den Maritimen Marktplatz Nordwest initiiert.
Einige Firmen haben Standorte in mehreren Bundesländern und sind daher auf eine gute Zusammenarbeit angewiesen.
Schließlich stoßen wir auch Forschungsprojekte an und unterstützen unsere Mitglieder in der Antragsphase und bei der Auswahl der Konsortien.
Das klingt nach einer großen maritimen Themenvielfalt – wo liegt die Gemeinsamkeit der unterschiedlichen Mitglieder?
Das MCN, beziehungsweise seine Mitglieder, zeichnen sich durch eine hohe Branchen- und Kompetenzvielfalt entlang der gesamten maritimen Wertschöpfungskette aus. Es wird beispielsweise immer wichtiger, frühzeitig zu erkennen, wie sich logistische Prozesse verändern: Was passiert, wenn der Markt sich für den Kunden ändert? Logistikunternehmen wünschen sich da etwa vorausschauende Daten und Mechanismen, um zum Beispiel Personal kurzfristig planen zu können. Wir unterstützen den Austausch darüber.
Gibt es inhaltliche Schwerpunkte, die sich aus der aktuellen Situation der maritimen Branche ergeben?
Die Digitalisierung ist derzeit in allen Branchen ein großer Themenschwerpunkt. Das ist bei Werften so, bei Reedern bei Zulieferern, im Seehafen, aber auch in der Binnenschifffahrt. In allen Bereichen geht es primär um die Frage, welche neuen Formen der Zusammenarbeit und welche Geschäftsmodelle zukünftig für Unternehmen entstehen. Doch wenn auch Digitalisierung für alle von Interesse ist – die Anforderungen sind immer individuell. In der Handelsschifffahrt gehört es beispielsweise mittlerweile zum Standard, dass Schiffspositionen, Schiffsbetriebsdaten, Daten über die Schiffsladung oder Wetterdaten in Echtzeit verfügbar sind.
Ein weiteres spannendes Thema ist beispielsweise die Idee eines gemeinsamen Datenpools, der von verschiedensten Unternehmen genutzt werden könnte. Dabei stellen sich natürlich auch viele Fragen – zum Beispiel im Hinblick auf den Datenschutz.
Bremen hat sich erfolgreich beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) um ein neues Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0 beworben und wird voraussichtlich ab Anfang 2018 ein Kompetenzzentrum mit dem Schwerpunkt Digitalisierung für die maritimen Branchen im Norden eröffnen. Ziel wird es sein, KMU in ihren Digitalisierungsstrategien durch individuelle Angebote zu unterstützen und in Demoprojekten neue digitalisierte Geschäftsmodelle und neue Formen der Zusammenarbeit zu erproben.
Welche Maßnahmen kann das MCN anbieten, um Projekte zu unterstützen?
Wir haben zahlreiche anwendungsnahe Forschungseinrichtungen (wie das ISL und das BIBA aus Bremen) im Cluster, die die Bedarfe der Branchen sehr genau analysieren können und sehr erfahren in der Initiierung von Projekten sind. Das Fraunhofer IGD Rostock hat beispielsweise eine große Kompetenz im Visual Computing. Das könnte in der Anwendung konkret interessant sein für das Verladen von Autos auf RoRo-Schiffe: Vor der Verschiffung wird jedes Auto einzeln inspiziert. Derzeit wird die Inspektion von Mitarbeitern durchgeführt und ist entsprechend fehleranfällig. Das Fraunhofer IGD hat eine Visualisierungstechnik entwickelt, die möglicherweise auch an der Kaikante zum Einsatz kommen könnte. Damit könnten etwaige Schäden auf dem gesamten Transportweg gerichtsbeständig dokumentiert werden.
Es gibt schon verschiedene Verbände für maritime Unternehmen – wie sehen Sie die Stellung des MCN in der maritimen Verbändelandschaft?
Im Sinne einer weiteren strategischen Ausrichtung suchen wir den Dialog mit anderen maritimen Verbänden – auch um Veranstaltungen inhaltlich und terminlich abzustimmen. Außerdem wollen wir die Internationalisierung vorantreiben, es soll zukünftig einen verstärkten Austausch mit internationalen maritimen Clustern geben. Im vergangenen Jahr hatten wir beispielsweise erste Kontakte in Richtung Cluster Maritime Luxembourgeois. Das mag zunächst überraschend wirken – doch Luxemburg ist ein großer internationaler Flaggenstaat. Wir suchen Kontakte im Sinne unserer Mitglieder – wir machen sozusagen Matchmaking mit norddeutscher Brille.
Herr Born, vielen Dank für das Gespräch!
Weitere Informationen zum Maritimen Cluster Norddeutschland erhalten Sie bei Andreas Born, Innovationsmanager Maritimes Cluster Norddeutschland und Industrie 4.0, T +49 (0) 421 9600-316, andreas.born@maritimes-cluster.de
Weitere Informationen zur Maritimen Wirtschaft/Logistik in Bremen und zu den Services der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.
Erfolgsgeschichten
Es klingt unglaublich: Zuchtfische erhalten in Aquakulturen häufig Futter, für dessen Herstellung wild lebender Fisch gefangen wird. Um diesen Raubbau einzuschränken, arbeiten Fachleute der Hochschule Bremerhaven an einer Alternative. Mehlwürmer sollen den Proteinbedarf von Forellen, Lachs und Co. decken.
zur BiS BremerhavenHandel, Rösterei, Logistik – wenn es um Kaffee geht, macht niemand den Bremer Betrieben etwas vor. Aber wer bestimmt das Geschäft in der deutschen Kaffeehauptstadt? Ein Blick auf 10 Kaffee-Unternehmen.
Mehr erfahrenIm neunten Teil unserer Reihe „Meine Überseestadt“ werfen wir einen Blick auf das Wirken dreier Menschen im Quartier: Ein langjähriger Mitarbeiter des Hafenarchivs Bremen, ein passionierter Hobbyfotograf und eine freischaffende Künstlerin erzählen von ihrem Alltag und was sie mit der Überseestadt verbinden.
Mehr erfahren