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10.10.2018 - Volker Kölling

Zu Besuch in der Stoff-Schatzkiste

Maritime Wirtschaft und Logistik

Sabine Grimm Yacht & Interior Design ist auf die Innenausstattung großer Yachten spezialisiert

Sabine Grimm hat ihren Sohn Jan-Dirk Grimm mit in die Firma an der Grenzpappel 41 geholt.
Sabine Grimm hat ihren Sohn Jan-Dirk Grimm mit in die Firma an der Grenzpappel 41 geholt. © WFB/Frank Pusch

Spaß an feinen Stöffchen muss man schon mitbringen, wenn man den Showroom von Sabine Grimm besucht: Die gelernte Kauffrau hat sich auf die Innenausstattung großer Yachten spezialisiert. 2000 Stoffmuster kann sie vorführen, über 45 000 hat sie im Katalog, bald kommen noch 20 000 dazu. Bei ihr bekommt man Rochenhaut genauso wie Seidenstoffe mit Applikationen zu über 800 Euro den laufenden Meter. Neu sind Lederoberflächen aus einer eigenen Produktserie, die praktisch unbrennbar sind.

„Designer wollen bei uns etwas finden, was andere nicht haben. Normalen karierten Stoff zu Sechsfünfzig den Meter kann ich überall kriegen. Bei uns wird es etwas höherpreisiger: Von 35 bis 850 Euro der laufende Meter,“ lautet die Ansage von Sabine Grimm zu ihrem Geschäftsmodell. Da sind dann aber an die hellen Deko-Vorhänge mit dem Namen „Sea Queen“ auch echte Muschelschalen genäht und zusätzlich mit Handstickereien verziert. Das Ledergeflecht mit dem durchgezogenen Goldgarn eignet sich hervorragend für die Handläufe in Superyachten und schlägt mit 600 Euro pro Meter zu Buche. Die Rochenhäute sind zu achtzig Euro das Stück zu haben und eignen sich etwa für Schreibtischoberflächen. Grimm: „Wobei der Rochen schwierig im Zuschneiden ist, weil wir es hier nicht mit Kuhhaut, sondern Horn zu tun haben.“ Der leuchtend gelbe, edel geprägte Stoff für die Wandbespannung daneben ist einfacher zu handhaben, heißt passenderweise „Versailles“ und ist schon für 350 Euro pro laufendem Meter zu haben.

Glatt, verziert, bestickt oder mit Quasten und Accessoires versehen: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
Glatt, verziert, bestickt oder mit Quasten und Accessoires versehen: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt © WFB/Frank Pusch

Auch wer ganz eigene Vorstellungen mitbringt, ist bei Sabine Grimm Yacht & Interior Design in Bremen Hastedt, nahe dem Hemelinger Hafen, an der richtigen Adresse: „Ab Größenordnungen von 300 Quadratmetern aufwärts setzen wir auch Designs nach Kundenwunsch um.“ Eine Anfrage nach Aalhaut hat sie aber auch schon abgelehnt: „Bei geschützte Tierarten hört bei uns der Spaß auf.“ Tatsächlich kämen Designer aber eher mit bestimmten fast machbaren Vorstellungen. Sabine Grimm: „Dann hat es vielleicht an irgendeiner Stelle mit der Umsetzung einer Idee gehakt. Dann sind wir zur Stelle und helfen bei der Umsetzung.“ Praktischerweise hat sie als gelernten Tischler seit zwei Jahren ihren Sohn Jan-Dirk Grimm an ihrer Seite: „Der schnackt auf den Baustellen bei der Auslieferung mit unserem eigenen Fahrzeug dann natürlich noch ganz anders als ich mit den Innenausbauern, weil er deren Praxis kennt. Ich komme mehr von den Stoffen und der kaufmännischen Seite.“

Die gesamte Kollektion lässt sich über das Internet vorbegutachten. Gefällt ein Stoff, schickt die Bremer Spezialistin gerne Stoffmuster.
Die gesamte Kollektion lässt sich über das Internet vorbegutachten. Gefällt ein Stoff, schickt die Bremer Spezialistin gerne Stoffmuster. © WFB/Frank Pusch

Und beide kommen sie von der Seite der Segler: Jan-Dirk Grimm ist praktisch auf den Booten seiner Eltern aufgewachsen und hat sich gerade von einer X-79 auf eine X-99 namens „Xara“ vergrößert, beides schnelle Segelyachten aus dänischer Produktion. Bei den Regatten im Revier wie der Weser-Herbst-Regatta ist der Junior dabei, während die Mutter auf der fast 13 Meter langen „Nis Randers“, einer Mahaghoni-Yacht aus der Konstruktionsabteilung von Judel/Vrolijk und Co aus Bremerhaven, mit Mann Carsten gerne durch die Ostsee cruised.

Sabine Grimm hat ihre Wurzeln tief in Bremens Wassersportszene

So entspringt auch die Entwicklung ihres Geschäfts einigen Zufällen, die immer eng mit Bremens Segelszene zu tun hatten: 2004 arbeitslos geworden, startet sie eine Ich-AG. Seitdem sie drei Jahre alt ist, segelt die heute 54jährige. Im Thema Wassersport und Yachten kennt sie sich aus. Von zu Hause aus erledigt sie Schreibarbeiten für den Yachtausstatter Jens F. Dörgeloh. Als dessen Geschäft pleitegeht, kommt sie durch einen Vegesacker Kunden mit der Welt der Superyachten in Kontakt. Sie lernt den Deutschlandvertreter des weltweit größten Edelstoffherstellers, der Agentur Robert Allen aus den USA kennen. Der Mann will aus Altersgründen aufhören. Sabine Grimm telefoniert daraufhin umgehend mit der Europazentrale in London - und hat eine Woche später den Vertrag für die Deutschlandvertretung in der Tasche. Heute vertritt sie Robert Allen im gesamten deutschsprachigen Raum und Dänemark.

„Bedingung für das Geschäft war ein Showroom für die Ware. Beim Einzug im Januar 2016 wirkten die 110 Quadratmeter Geschäftsfläche hier riesig – bis die Container mit den Mustern aus den USA kamen,“ erinnert sie sich und meint, jetzt werde es schon fast etwas eng, weil jede Woche neue Muster kämen. Dazu hat sie auch noch die Marke „Duralee“ ins Sortiment aufgenommen, die gerade in die US-Firma aufgegangen sei: „Das sind eher Stoffe und Muster nach einem jungen und europäischen Geschmack,“ sagt Sabine Grimm und berichtet, dass auch noch eine Eigenproduktion das Sortiment abrunden soll: „Wir sind da gerade mit dem Germanischen Lloyd als Zertifizierungsgesellschaft bei den letzten Brandtests, sind aber sicher, dass wir ab dem 1. Januar 2019 liefern können.“

Mit ihrem Angebot ist Sabine Grimm auch auf Superyachtmessen unterwegs
Mit ihrem Angebot ist Sabine Grimm auch auf Superyachtmessen unterwegs © WFB/Frank Pusch

Ein fast unbrennbares spezialbeschichtetes Leder ist eine Eigenentwicklung

Konkret hat Sabine Grimm herausgefunden, dass das Thema Brandschutz auf großen Yachten eine immer größere Rolle spielt und die Auflagen die Materialhersteller vor echte Herausforderungen stellen: „Wir verwenden zugerichtetes Leder, beschichten es aber auf eine ganz spezielle Art und Weise. Das Produkt wollen wir weltweit vermarkten.“ 200 verschiedene Oberflächen gibt es schon in allen erdenklichen Farben aus dem Kuhspaltleder „made in Germany“. Über die Mitgliedschaft im DBSV, dem Deutschen Boots- und Schiffbauerverband und in dem Messefirmenpool „Deutsche Yachten“ ist Sabine Grimm mit ihrer jungen Firma schon auf einigen Leitmessen mit dabei: Im September steht die Monaco Boat Show und eine Stoffmesse in Paris auf dem Plan, im November die Wassersport-Branchenmesse Metstrade in Amsterdam und im Januar die „boot“ in Düsseldorf.

„Wir haben aber auch Kontakte etwa nach Finnland. Ich fahre viel herum – auch bis nach Süddeutschland, wo wir Hotels und Residenzen machen. Vier freie Handelsvertreter sind auch noch für uns unterwegs. Aber den Versand und die Qualitätskontrolle wickeln wir grundsätzlich hier in Bremen ab,“ erläutert Sabine Grimm. Mit rund 200 000 Euro gibt sie den momentanen Jahresumsatz an. Der Standort Bremen ist aus ihrer Sicht goldrichtig gewählt: „Viele von außen bekommen ja gar nicht so mit, was sich hier auf den Werften alles so tut und wie viele kleine Zulieferer es inzwischen gibt.“ Von Hastedt aus ist sie auch schnell auf der Autobahn und bei ihren Kunden im Süden Deutschlands. Sabine Grimm: „Wir machen ja auch Residenzen und Hotels – da fährt man dann eben mal ein paar Stunden, um sich mit Architekten oder Designern zu treffen.“

Mit ihrem Sohn Jan-Dirk besorgt Sabine Grimm auch immer noch normale Yachtausrüstung

Aus den ersten Jahren ihres Start-ups als Yachtausrüsterin hat die Kauffrau immer auch noch ein offenes Ohr für Yachties, wenn die etwas anderes als Stoff brauchen: „Das liegt mir so im Blut, weil ich eben schon ewig auf dem Wasser unterwegs bin vom Opti bis jetzt zum Dickschiff: Ich verkaufe den Leuten auch Blöcke oder die Dose Yachtfarbe, wenn ich gefragt werde.“ Ihr Sohn Jan-Dirk soll außerdem im Bereich der Yachtpflege aktiver werden, findet die Seniorchefin: „Jan-Dirk soll sich im Winter mehr bewegen.“ Wie ein topgepflegtes Boot aussieht, kann man sich dabei bei der fast 13 Meter langen Familienyacht aus formverleimtem Mahaghoni ansehen. Auf das tägliche Morgen-Wienern von lackiertem Holz selbst im Urlaub angesprochen, lacht Sabine Grimm: „Das Boot ist natürlich schon so etwas wie eine Visitenkarte von uns.“

Was ihr jetzt noch fehlt? Sie denkt kurz nach und erzählt offen, dass nach ihrem Geschmack gerade Neubauaufträge für Yachten oft einen zu langen Vorlauf hätten: „Refits sind oft schneller abzuwickeln. Aber richtig gerne würde ich einmal eine komplette große Yacht ausschließlich nur mit unseren Materialien einrichten – es muss ja nicht gleich eine Megayacht sein.“


Mehr über die maritime Wirtschaft / Logistik am Wirtschaftsstandort Bremen.

Ansprechpartner ist Dr. Ralf Wöstmann, Referent Industrie und Cluster beim Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, +49 (0) 421 361-3217, ralf.woestmann@wah.bremen.de sowie Andreas Born, Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfe, Referent Industrie & Cluster, +49 (0) 421 361-3217, andreas.born@wah.bremen.de

Ansiedlung in Bremen Hemelingen/Gewerbegebiet Hemelinger Hafen ist, Jutta Zernikow, Unternehmensservice und Vertrieb, Projektleiterin Region Bremen Ost, +49 (0) 421 9600-249, jutta.zernikow@wfb-bremen.de ihre Ansprechpartnerin.

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