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14.7.2020 - Reinhard Wirtz

„Wer mehrere Vertriebswege aufbaut und das Onlinegeschäft nutzt, kommt besser durch die Krise“

Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft

Der Interessenverband der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft NaGeB über die Branche in Coronazeiten

Rainer Frerich-Sagurna beim Runden Tisch der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft im Februar 2020
Rainer Frerich-Sagurna beim Runden Tisch der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft im Februar 2020 © SWAE/Rathke

Die Coronakrise hat in vielen Branchen Spuren hinterlassen. Auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie spürt die Auswirkungen. Zwar wird immer gegessen – wie es so schön heißt – aber nicht immer überall.

Während Supermärkte Ende März und Anfang April kaum hinterherkamen mit dem Nachfüllen der Regale, mussten Restaurants schließen oder auf reinen Außer-Haus-Verkauf umstellen. Mit der zurückgehenden gewerblichen Nachfrage brach auch für viele Unternehmen in der Lieferkette ein wichtiges Standbein weg. Wir haben uns mit Rainer Frerich-Sagurna, Vorsitzender des Interessenverbands Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft Bremen (NaGeB) e. V. unterhalten. Über die Verbandsarbeit in Coronazeiten, über Trends in Krisen und Auswirkungen auf kleine und große Unternehmen.

Was bedeutet die Corona-Krise für kleinere Unternehmen und Start-ups in Bremen und Bremerhaven, auf die bisher viel Hoffnung gesetzt wurde?

Rainer Frerich-Sagurna: Eine generelle Aussage hierzu ist natürlich schwierig. Aber viele Unternehmen in der Lebensmittelbranche, insbesondere solche, die im Großhandel tätig sind, wurden von der Corona-Krise glücklicherweise in einer beherrschbaren Form getroffen. Die Geschäfte liefen im Wesentlichen weiter.

Corona hat die Insolvenz von Unternehmen, die ohnehin am Rande der Profitabilität arbeiteten, vermutlich etwas beschleunigt. In der Gastronomie war und ist die wirtschaftliche Situation aber insgesamt wohl deutlich schlimmer. Dies gilt auch für Unternehmen der Ernährungswirtschaft, die vorrangig die Gastronomie und die Veranstaltungsbranche zu ihrem Kundenkreis zählen. Start-ups, die hauptsächlich Lieferanten für die Gastrobranche sind oder die zum Beispiel Nahrungsmittel an Fitnessstudios oder ähnliche Kunden liefern, kämpfen um ihre Existenz.

Zeigen große Unternehmen der Branche Interesse an neuen Impulsen aus der Region?

Rainer Frerich-Sagurna: Das ist sehr schwer einzuschätzen. Regionalität und Nachhaltigkeit sind sicherlich nach wie vor wichtige Themen, der aktuell überall zu beobachtende Trend zu mit Protein angereicherten Lebensmitteln ebenso. Dies hat aber bisher keine erkennbaren Auswirkungen speziell auf den Standort Bremen.

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Was wir allerdings durch unsere krisenbegleitenden Umfragen unter unseren Mitgliedern und durch direkte Rückmeldungen aus der Branche festgestellt haben ist, dass die Unternehmen, die vor der Krise stark im Online-Geschäft waren, eher profitiert haben. Ebenso berichten Unternehmen, die ein Geschäftsmodell mit mehreren Standbeinen haben, zwar über Beeinträchtigungen, sind aber nicht in ihrer Existenz grundsätzlich gefährdet.

Unternehmen, die entweder nur den Gastro- oder Eventbereich beliefert haben, die keine weiteren Vertriebswege aufgebaut hatten oder die ihr Online-Geschäft vernachlässigt haben, suchen nun nach einer Diversifizierung ihrer Geschäftsmodelle. Das wird Traditionsunternehmen und Start-ups wahrscheinlich schneller näher zusammenführen, um zu frischen, weiterführenden Ideen zu kommen.

Und auch Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, regionale Lieferketten, Bioprodukte, verpackungsarme Lebensmittel, dezentrale Manufakturen für die Nahversorgung, angemessene Wertschätzung von Lebensmitteln, moderne Mobilität werden einen großen Einfluss auf die zukünftigen Geschäftsmodelle haben.

Noch vor der Corona-Krise ist der Runde Tisch Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft im Land Bremen, angestoßen durch die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation (damals Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa) zusammengekommen. Neue Ideen, Initiativen, Netzwerke und Kooperationsmöglichkeiten standen auf der Agenda. Wie geht der NaGeB als Mitglied des Runden Tischs mit den unter Corona veränderten Rahmenbedingungen um?

Rainer Frerich-Sagurna: Nach dem Auftaktmeeting des Runden Tisch am 13. Februar haben bereits vor Beginn der Corona-Krise erste Arbeitsgruppensitzungen stattgefunden, in denen Schwerpunktthemen bearbeitet wurden. Nach Einbruch der Krise haben wir die Arbeiten digital weitergeführt. Dank Videokonferenz-Tools und anderen praktischen Hilfsmitteln kommen wir hier auch in der aktuellen Lage weiter in den Diskussionen. Der Runde Tisch ist ein Baustein des Clusters Ernährungswirtschaft, das nun der Bedeutung des zweitgrößten verarbeitenden Gewerbes mit fast 10.000 Beschäftigten im Lande Bremen gerecht wird. Die Initiative stößt auf großes Interesse in der Branche.

Wir arbeiten stetig an Lösungen, um uns mit unseren Mitgliedern und der interessierten Öffentlichkeit auszutauschen. Neben klassischen, digitalen Formaten nutzen wir inzwischen auch eine LinkedIn-Unternehmensseite. Dort informieren wir über Neuigkeiten aus unserem Verein und der Lebensmittelbranche.

Herr Frerich-Sagurna, vielen Dank für das Gespräch!

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