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29.9.2022 - Jann Raveling

„Die Bremerinnen und Bremer sind entweder begeistert oder irritiert“

Immobilienstandort

Das Casino Futur im Bremer Ortsteil Ostertor: Markantes Gebäude mit Blick für die Zukunft

Gebäude von Außen
Das schmale Gebäude fällt im Bremer Stadtbild sofort auf. © Casino Futur

Ist es ein Fremdkörper oder eine gelungene Ergänzung im Stadtbild? Am Casino Futur schieden sich zur Eröffnung im Oktober 2021 die Geister. Das schmale, im metallischen Anthrazit eingekleidete Gebäude im Bremer „Viertel“ erregt auch ein Jahr später noch jede Menge Aufsehen.

„Viele Neugierige bleiben davor stehen, diskutieren miteinander. Das finden wir schonmal ziemlich gut“, sagt Marc Jaschik, Hausherr des Gebäudes.

4,5 Meter breit, 25 Meter lang, ein Veranstaltungsraum, zwei Etagen Bürofläche und eine Wohnung – das ist das Casino Futur. Das futuristische, nachhaltig gebaute Eckhaus fällt dabei nicht nur Bremerinnen und Bremern auf. Es gewann bereits einen Architekturpreis und steht aktuell auf der Nominiertenliste des „Dezeen Awards“, eines der renommiertesten Preise der Architekturwelt.

Viel davor und noch mehr dahinter

Aber das „Casino Futur“ ist mehr als nur Fassade. Denn die wahre Magie spielt sich innen ab. Auf den Etagen eins und zwei erstreckt sich ein Coworking-Space. Auf 12 Fix- und Flex-Arbeitsplätze verteilen sich hier 16 Kreative, vor allem aus den Bereichen Nachhaltigkeit, New Work und Organisationsentwicklung.

Hausherr Marc Jaschik und Communitymanagerin Ina Jäger
Hausherr Marc Jaschik und Communitymanagerin Ina Jäger © Casino Futur

„Es ist Absicht, dass wir mehr Menschen als Arbeitsplätze haben. Wir wollen so Dynamik schaffen“, sagt Ina Jäger. Sie ist Community-Managerin. „Wir gestalten aktiv die Gemeinschaft der Coworkerinnen und Coworker mit, bringen sie immer wieder neu zusammen. Denn erst so entsteht wirklich etwas Neues.“

Auch aus diesem Grund kommen alle Mitglieder im „Casino“ aus ähnlichen Themengebieten. Da ist etwa Andrea Kuhfuß, die mit ihrem Think Tank „QLab“ Unternehmen in der Energiewende berät. Oder die PR- und Social-Media-Expertin sowie Digitalstrategin Sandra Lachmann. Oder Astrid Hesse, die zusammen mit Ben Jurca ein Designstudio betreibt.

 

Experimentierraum geschaffen

Mit einem Coworking-Space ist es aber noch längst nicht getan im vor einem Jahr eröffneten Neubau. Wer durch die Etagen wandelt, bemerkt ein großes Potpourri aus Stühlen, Schreibtischen und Besprechungsrauminventar, mobilen Arbeitsstationen sowie Moderationsmöbeln.

Das ästhetisch anmutende Durcheinander hat durchaus Methode. „Der Bauherr dieses Hauses, Horst Dierking, hat das Einrichtungshaus POPO vor 40 Jahren gegründet. Für POPO ist das hier gleichzeitig Showroom und Experimentierlabor. Wir testen hier quasi Büromöbel im Alltag“, erklärt Jaschik, während er durch das Haus führt.

Bewusst zur Straße hin offen

Der Star der Hausführung ist natürlich der „Salon“ im Erdgeschoss des Gebäudes. Ein imposanter, modern anmutender Kronleuchter des spanischen Designers Jacopo Foggini dominiert den Saal, unter dessen gläsernen Zierelementen mal eine lange Tafel, mal ein lockerer Stuhlkreis steht.

Bis zu 25 Personen können hier gemeinsam arbeiten, diskutieren oder auch dinieren. „Wir haben uns gefragt: Was macht man nach Feierabend mit einem solchen Raum?“, so Jaschik, während er durch das große Frontfenster auf die Straße schaut. „Neben unseren eigenen Veranstaltungen nutzt jetzt auch das Restaurant Küche13 den Salon für große Gesellschaften und belebt das Gebäude auch abends.“

Blick in den Salon
Der Salon dient als Veranstaltungs- und Workshopraum. © Casino Futur

Die Offenheit zur Straße wurde bewusst gewählt, sie gibt dem Raum viel Licht und schafft Nähe zur Stadt. Das passt auch inhaltlich: In den zahlreichen Workshops und Events, die hier jeden Monat stattfinden, geht es häufig um die Zukunft der Arbeit oder des nachhaltigen Wirtschaftens, kurz darum, wie eine Stadtgesellschaft künftig zusammenleben will. Der Raum kann auch von Externen gemietet werden.

Mit “Hilde und Franz” zu mehr Akzeptanz

Auch Marc Jaschik steht diesen Themen nahe. Mit seiner Strategie- und Organisationsberatung  „Futur Zwei“ berät er Organisationen, Städte und Kommunen dabei, sich zukunftsfähig aufzustellen. Er greift auf ein kleines Team zurück, das er immer wieder mit den Kreativen aus dem Coworking-Space verstärkt – Win-Win für alle.

Ein ganz aktuelles Projekt ist etwa „Hilde und Franz“ in der Bremer Überseestadt. Der Hilde-Adolf-Park (‘“Hilde”) und das Franz-Pieper-Karree (“Franz”) sollen neu gestaltet werden: mehr Grünflächen, mehr Spielflächen, mehr Platz für Bewegung und Erholung. Die Bremer Bürgerinnen und Bürger reden dabei mit, denn die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH hat im Herbst 2022 ein öffentliches Beteiligungsverfahren gestartet.

Dieser Prozess wird von Futur Zwei begleitet. „Die Überseestadt zieht immer mehr Menschen an – und die kennen die Bedürfnisse ihres Stadtteils am besten. Sie mit einzubinden ist wichtig, ihre Ideen und Anforderungen kennenzulernen und den Planern damit eine Steilvorlage zu liefern. Das wollen wir mit dem Beteiligungsverfahren erreichen und ich freue mich jetzt schon auf die vielen spannenden Veranstaltungen, die wir geplant haben“, so Jaschik.

Auch hier hat er wieder sein Thema gefunden: Etwas Nachhaltiges für die Stadtgesellschaft schaffen, das wirklich gebraucht und tatsächlich genutzt wird. So wie das Casino Futur. „Wir haben hier eine tolle Gemeinschaft aufgebaut, wir lieben den Austausch. Und so möchte ich auch in den kommenden Jahren weitermachen“, sagt Jaschik.

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