3 Beispiele für nachhaltige Büroimmobilien
ImmobilienstandortKlimafreundliche Immobilien aus Bremen, die attraktiv für Fachkräfte sind
Nachhaltige Bürogebäude weisen ökologisch, ökonomisch wie auch sozial in die Zukunft: Das zeigen diese drei Beispiele aus Bremen.
In der Immobilienwirtschaft wird die Nachhaltigkeit zunehmend zu einem entscheidenden Faktor. Mehr und mehr Investorinnen und Investoren legen bei Neubau oder Sanierung Wert auf Nachhaltigkeits- oder ESG-Kriterien.
Dabei geht es um mehr als nur ein Lippenbekenntnis zum grünen Gewissen: Einerseits verlangen Käuferinnen und Käufer immer öfter die Einhaltung von Nachhaltigkeitskriterien, andererseits sind sie auch ökonomisch sinnvoll. Denn aufgrund von steigenden Energiepreisen müssen Immobilien energiesparend oder sogar -erzeugend gebaut werden, um wirtschaftlich zu bleiben. Und auch die dritte Dimension der Nachhaltigkeit – die soziale – ist mehr als nur ein Add-on: Fachkräfte bleiben, wenn ihr Arbeitsumfeld attraktiv gestaltet wird.
Aber was macht eine Immobilie jetzt ganz konkret nachhaltig? Anhand von drei Beispielen aus Bremen zeigen wir, wie Unternehmen und Projektentwickler:innen die Herausforderung angehen. Alle Gebäude sind nach dem in der Branche anerkannten DGNB-Standard zertifiziert.
DGNB-Zertifizierung
Das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) gilt als einer der internationalen Branchenstandards. Es betrachtet dabei Gebäude in jedem Stadium der Planung bis hin zum Bau und Rückbau nach vielfältigen ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeitskriterien. In Planung/Bau befindliche Gebäude können “vorzertifiziert“ werden. Insgesamt gibt es vier Zertifikatsstufen, die höchste ist „Platin“. Mit dem Zertifikat wollen Investor:innen und Bauherr:innen hohe Qualität und eine Nachweisbarkeit ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen nachweisen. In Bremen gibt es zwei „Platin“-Auszeichnungen, ebenso in Bremerhaven.
Nachhaltige Büroimmobilie, Beispiel 1: hanseWasser, Hauptverwaltung
Das Bremer Abwasserunternehmen ist sich seiner besonderen Vorbildfunktion bewusst, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Beim Neubau der Hauptverwaltung 2016 setzte der Versorger auch deshalb auf zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen, wie:
- Regenwassernutzung für Sanitäranlagen
- Regenwasserversickerung
- Gebäudekühlung über wassergekühlte Betondecken
- energieverbrauchsreduzierende Einrichtungen und eine Dachbegrünung
Daneben trug auch die Dimensionierung des Gebäudes zu mehr Nachhaltigkeit insbesondere im Punkt Wirtschaftlichkeit bei: „Das alte Gebäude am Schiffbauerweg war fast doppelt so groß, hatte einen hohen Energieaufwand und war auch noch mit hohen Instandhaltungskosten belastet. Im neuen Gebäude haben wir dagegen nur ein Drittel dieses Energiebedarfs und sehr geringe Instandhaltungskosten“, erklärt Oliver Ladeur, Pressesprecher des Unternehmens.
Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt bei der Planung stellten die Bedürfnisse der Mitarbeitenden dar, so Ladeur: „Sie sind entscheidend für die Motivation, den Spaß und die Freude an der Arbeit und damit für den Erfolg eines Unternehmens.“ Beim Innendesign setzte das Unternehmen deshalb auf helle Räume, Glastüren und Gemeinschaftsflächen, um eine offene Atmosphäre zu schaffen, die zur Interaktion beiträgt. Meeting-Points auf jeder Etage bieten Platz für unkomplizierten Austausch, eine Kantine bringt mittags Kolleginnen und Kollegen zusammen. Zudem gibt es keine feste Sitzordnung – auch nicht für die Geschäftsführung. Das soll den Austausch und die Transparenz fördern.
Ladeur betont zudem, dass die Fortentwicklung den Standort stetig begleitet: „Aktuelles Beispiel ist unsere Green Car Policy zur Neuausrichtung der Mobilität. Unser Ziel ist es, eine sukzessive Umstellung des gesamten Fuhrparks auf alternative Antriebsarten zu erreichen. Bereits heute zählen 26 Elektroautos und 15 Plug-In zum Fuhrpark.“ Dazu kämen geschützte Fahrradabstellplätze, eine Bikesharing-Station sowie die stete Auseinandersetzung mit New Work-Themen, die sich wiederum auf die Nutzung des Gebäudes auswirken.
Eckdaten:
- 5.000 m² Geschossfläche
- 4 Geschosse
- 190 Arbeitsplätze
- Fertigstellung: 2016
Nachhaltige Büroimmobilie, Beispiel 2: Hauptsitz Sparkasse Bremen
Mitte 2022 wurde der neue Hauptsitz der Sparkasse Bremen mit dem DGNB-„Platin“-Zertifikat für nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Eine ganze Reihe an Maßnahmen stellen dabei die ökologische Nachhaltigkeit sicher:
- Geothermiefeld: 75 Bohrungen, je 150 Meter tief, versorgen das Gebäude über eine Wärmepumpe zu zwei Dritteln mit Wärmeenergie, das letzte Drittel wird über Fernwärme bezogen
- Energiesparendes Lichtkonzept über zentrale Steuerung und LED
- Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
- 2 Stellplätze für E-Pkw und 58 Stellplätze für E-Bikes
- Zentrale Klimasteuerung
Insgesamt spart das Gebäude damit drei Viertel der CO2-Emissionen im Vergleich zum ehemaligen Standort ein. Ein großer Antrieb beim Neubau sei zudem auch der Wunsch nach neuen Arbeitsformen gewesen, so Sprecherin Nicola Oppermann: „Ziel war es, auf drei Stockwerken insgesamt 600 Mitarbeitende unterzubringen, die in einem vollkommen neuen Bürokonzept, ähnlich den offenen Bürokonzepten eines Technologieunternehmens, arbeiten sollen. Klassische Einzel- oder Doppelbüros entfallen, an ihrer Stelle haben wir jetzt sogenannte „Heimat-Zonen“ für Teams, an denen aufgabenbezogen gearbeitet werden kann.“ So solle der Austausch über Teams hinweg gefördert werden, Ideen schneller in die Umsetzung kommen und die Agilität gefördert werden.
Neben der Arbeitsorganisation spielt auch das Thema Gesundheit und Familie eine Rolle im neuen Gebäude. So gibt es einen Familienraum und ein internes Fitness-Studio.
Eine weitere Besonderheit ist der 400 Quadratmeter messende „Campus Space“, ein Innovation- und Kreativraum. „Er soll abseits des Tagesgeschäfts Interessierten die Möglichkeit geben, agil, kreativ und vor allem schneller arbeiten zu können. Wir stellen ihn in erster Linie unseren Firmenkunden, aber auch jungen Start-ups zur Verfügung. Wir wollen auf Augenhöhe zusammen mit unseren Partnern für mehr Lebensqualität am Standort Bremen sorgen.“
Eckdaten:
- 15.500 m² Nutzfläche
- 4 Stockwerke
- 600 Arbeitsplätze
- Gastronomiebereich
- 400 m² Innovationslabor Campus-Space
- Fertigstellung: 2020
Nachhaltige Büroimmobilie, Beispiel 3: SPURWERK Bremen
Im Gegensatz zu den übrigen beiden Gebäuden befindet sich das Bremer SPURWERK noch im Bau – und zeigt damit, wie Nachhaltigkeit bereits in die Planung einbezogen werden kann. Im Herbst 2022 wurde das Projekt auf der Immobilienmesse Expo Real in München DGNB-vorzertifiziert in Gold.
Das SPURWERK ist ein Quartiersentwicklungsprojekt des Bremer Projektentwicklers und Investors Peper & Söhne, das einem lange Zeit brach liegenden Areal neues Leben einhaucht. Die insgesamt 90.000 Quadratmeter sollen künftig gemixt genutzt werden – Büros, Gewerbe, Einkaufen.
Bei den Büroimmobilien legt das Unternehmen großen Wert auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen:
- Wärmetauscher im anliegenden Misch-/Abwasserkanal sorgen für die Wärme- und Kälteversorgung
- Wärmepumpen werden durch den Strom der gebäudeeigenen Photovoltaik-Anlage mitversorgt
- Dachbegrünung
- Bauweise nach EG-40-Standard
- Wertstoffmanagement bereits in der Bauphase
Zudem sieht das Projekt Aufenthaltsräume mit Grünbepflanzung sowie Sitzmöglichkeiten vor, die den Angestellten die Arbeitspausen angenehmer machen und auch den unternehmensübergreifenden Austausch fördern sollen. Zum Areal gehört deshalb auch ein Biotop. Das Quartier wie auch die Büros werden barrierefrei gestaltet. Ein Nutzungsmix inklusive Nahversorgung soll Wege kurz halten, darüberhinaus sind Sharing-Angebote geplant, die den motorisierten Individualverkehr reduzieren sollen. „Wir sind absolut davon überzeugt, dass eine nachhaltige Projektierung sowohl ökologische als auch handfeste ökonomische Vorteile mit sich bringt – nicht nur für uns als Unternehmensgruppe, sondern für alle Beteiligten“, so Christoph Peper, Geschäftsführender Gesellschafter der Peper & Söhne Unternehmensgruppe.
Eckdaten:
- 90.000 m² Gesamtfläche Areal
- Flexible Büroeinheiten ab 500 m² Quadratmeter
- Fertigstellung: 2026
Tipps für nachhaltige Büroimmobilien
An diesen drei Beispielen zeigt sich, dass Nachhaltigkeit in Bürogebäuden viele Vorteile bringt: Sie spart laufende Betriebskosten und CO2-Emissionen ein und schafft neue, attraktive Arbeitswelten. Dabei nutzen moderne Bürogebäude die natürlichen Ressourcen des direkten Umfelds: Ob nun Regenwasser oder Fließgewässer für die Kühlung, oder Sonne und Erde für die Wärmegewinnung. Zudem setzen sie alle auf begrünte Dachflächen – denn diese fördern nicht nur die Biodiversität, sondern sorgen auch für ein attraktiveres Stadtklima. Zuletzt achten nachhaltige Bürogebäude auch immer auf die Bedürfnisse ihrer Nutzerinnen und Nutzer: Neben Barrierefreiheit und Mobilitätsangeboten geht es vor allem darum, Büroräume zu schaffen, die der komplexen Arbeitswelt von morgen gerecht werden.
Den Prozess bis hin zur idealen Immobilie sollten Unternehmen dabei nicht auf die leichte Schulter nehmen, wie Oliver Ladeur von hanseWasser betont: „Sie brauchen ein starkes Projektteam, das die Mitarbeiter:innen nicht nur auf die Reise mitnimmt, transparent kommuniziert und den Prozess gut moderiert, sondern auch mutig ist und spezifischen Bedürfnisse der Organisationseinheiten abbildet. Es waren drei Jahre intensive Zusammenarbeit, Auseinandersetzungen, kreative und operative Phasen, Ärger und Freude. Aber am Ende hatten wir ein tolles Ergebnis: ein wirklich gelungenes und attraktives Arbeitsumfeld.“
Erfolgsgeschichten
Mit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
Mehr erfahrenKann die Immobilienbranche ihren aktuellen Herausforderungen wirksam mit KI begegnen? Ansichten und Einsichten aus einer Fachtagung, zu der die WFB lokale Unternehmen mit renommierten Expertinnen und Experten ins Gespräch brachte.
Mehr erfahrenDas „Zukunftsquartier Piek 17“ ist die letzte freie Entwicklungsfläche in der Bremer Überseestadt und umfasst 16 Hektar. An der sogenannten Hafenkante sollen innovative Lösungen für urbane, gewerbliche und kulturelle Anforderungen zusammenkommen, um einen modernen und zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort zu schaffen. Was diesen Ort besonders reizvoll macht, erläutern Dr. Valerie Hoberg und Sven Jäger im Interview.
Mehr erfahren