Der Solarexperte – ein neues Angebot der WFB
NachhaltigkeitPhotovoltaik-Anlagen für Unternehmen: Neues Beratungsangebot für Bremen
Immer mehr Unternehmen überlegen, ob es sich für sie lohnt, Strom mit Photovoltaik (PV) oder Wärme mit Solarthermie für den Eigenbedarf und/oder für weitere Nutzende zu erzeugen. Bevor Entscheidungen darüber getroffen werden können, sind in der Regel etliche Fragen zu klären. Stefan Hueck ist neu als Solarexperte für die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH tätig.
Der erfahrene Elektroingenieur berät seit April dieses Jahres Bremer Unternehmen bei der Realisierung von Solarprojekten. Seinen Kundinnen und Kunden kann er individuelle Wege zur Implementierung und Inbetriebnahme von Solaranlagen aufzeigen.
Herr Hueck, Sie bringen als Solarexperte ein neues Beratungsangebot in die WFB ein, in welchen Fällen werden Sie tätig und was bieten Sie Bremer Unternehmen?
Hueck: Ich berate kleine und größere Unternehmen in Bremen, zum Beispiel in den Bremer Gewerbegebieten, von der Idee bis zur Inbetriebnahme einer PV-Anlage. Im Grunde genommen ist das eine Prozessbegleitung. Aus der Erfahrung können Hinweise gegeben werden, wie man Hemmnisse aus dem Weg räumt oder wie man mache Prozesse angeht. Die Solarenergie umfasst ja nicht nur Strom und Photovoltaik, sondern auch Solarthermie, also die Warmwassererzeugung.
Sie machen also keine Erstberatung, sondern legen los, wenn der Boden vorbereitet ist, das sind nicht Unternehmen, die sie überzeugen sollen, sondern überzeugte Unternehmen, die von Ihnen wissen wollen, was jetzt zu tun ist, oder?
Hueck: Im Zusammenhang mit Energiekonsens, ja. Ein direkter Kontakt zu mir ist sinnvoll, wenn Unternehmen bereits eine Solaranlage konkret errichten wollen. Es erfolgt dann die Begleitung der Umsetzung. Es geht um Fragen wie: Was muss ich an welcher Stelle entscheiden, wen spreche ich dabei an, wie und wo hole ich Angebote ein, was ist mit dem Stromanschluss, etc.
Wo sehen Sie die Schwerpunkte, bei denen Ihre Erfahrung und Expertise voraussichtlich besonders gefragt sein werden?
Hueck: Die Koppelung zwischen Erzeugung und Verbrauch ist bei einem Einfamilienhaus relativ einfach, weil ich den Verbrauch mit der Dachfläche ganz gut in Kombination bringen kann, aber bei Unternehmen ist das völlig anders. Ich denke an Unternehmen, die einen sehr hohen Stromverbrauch haben, zum Beispiel durch Kühlhäuser, oder bei Bäckereien, da können die Betreiber die Solarenergie oft nicht direkt nutzen, weil Erzeugung und Verbrauch entweder zeitversetzt sind, oder weil der Verbrauch viel zu hoch ist. Es kann auch eben genau andersherum sein wie bei Lagerhallen, die oft eine sehr große Fläche aufweisen, während der Energieverbrauch sehr gering ist. Also Erzeugung und Verbrauch in Einklang zu bringen, das ist der Ansatz, wo ich meine Beratung hauptsächlich sehe.
Wie wichtig ist das Thema Speichertechnologie in diesem Zusammenhang?
Hueck: Ja, Speichertechnologie ist wichtig. Ein Speicher ist ja nichts anderes als eine zeitliche Versetzung. Es gibt inzwischen auch für Gewerbe und Industrie Speichertechnologien, die sich durchaus lohnen können, allerdings spezialisieren sich nur wenige erfahrene Hersteller darauf. Aber das ist ein Thema, das man ernst nehmen soll. Dazu gehört auch die Sektorenkopplung, beispielsweise Strom aus Wärme gewinnen oder die Elektromobilität, bei der aus Strom Fortbewegung entsteht. Das wird immer interessanter.
Gibt es Zahlen darüber, wie groß der Handlungsbedarf bei den Unternehmen ist?
Hueck: Genaue Zahlen zu erhalten, ist ziemlich schwierig. Es gibt einen Wettbewerb, der nennt sich 'Wattbewerb'. Das ist eine Statistik darüber, wie viel Watt pro Einwohnenden durch erneuerbare Energieerzeugung errichtet wurden. Da haben wir in der Stadtgemeinde Bremen aktuell, abgelesen am 27.06.2023, eine Zahl von 103 W pro Einwohner:in an bereits installierter Photovoltaik-Leistung. Bei rund 569.000 Menschen in Bremen müssten das etwa 58 Megawatt sein. Wir müssen aber für die Energiewende nicht in den Megawatt-, sondern in den Gigawattbereich hineinkommen. Ein Gigawatt sind bekanntlich 1000 Megawatt. Wir müssen also mehr Strom erzeugen, als wir verbrauchen. Wir brauchen Reserven. Wir wollen heizen, wir wollen Mobilität, wir wollen Wasserstoff, mit Strom kann man so ziemlich alles machen.
Es wird ja oft argumentiert, Deutschland habe die Solarwende verschlafen und China das Feld überlassen. Und nun gebe es für uns kaum Möglichkeiten, wieder auf eigene Füße zu kommen. Sehen Sie das auch so?
Hueck: Ja, 95 bis 99 Prozent der Solarzellen kommen aus China. Solarmodule werden inzwischen auch wieder in Deutschland produziert. Die Solarzellen und die Wafer, also das Vorprodukt, kommen aber fast vollständig aus China. Dieser Stand wurde auf einer Fachtagung im Februar dieses Jahres veröffentlicht.
Welches sind die größten Hemmnisse für eine rasche Solarwende?
Hueck: Unser größtes Manko sind die fehlenden Fachkräfte. Ich bewerte dieses Problem noch höher als die Zustände auf dem Materialmarkt. Man kann die tollsten Studien machen, Planungen, Schaltpläne, Preise einholen und die Solarmodule aufs Dach bringen. Soweit ist das keine so komplizierte Arbeit, aber irgendwann muss ich mit den Kabeln runter Richtung Erdgeschoss, um die ganze Anlage anzuschließen, Mess- und Regelungstechnik einbauen und die Energie auf Niederspannungs- oder Mittelspannungsebene mit dem Stromnetz in Verbindung bringen, und da ist der größte Flaschenhals. Dafür sind die richtigen Elektrofachkräfte gefragt. Weiterhin müssen die Anlagen abgenommen und zertifiziert werden.
Sind wir bei der Abnahme und Zertifizierung neuer Anlagen in Deutschland zu bürokratisch?
Hueck: Ja, deutlich. Die Probleme, die sie benannt haben, beurteilen sicher auch viele Unternehmen ähnlich. Möglicherweise stellt sich da bei einigen Ratlosigkeit ein.
Was können Sie Unternehmen empfehlen, wie kommen Sie von A nach B?
Hueck: Mittelständische Unternehmen sollten eine Person als Ansprechperson haben, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Energiesparen und Umweltschutz intensiv befasst, die auch mal die Energiekostenabrechnungen genau anschaut und Überlegungen in Richtung Nutzung von Solarenergie macht. Es gibt das Solarkataster Bremen, auf das jeder Zugriff hat. Daraus kann man zumindest laienhaft schon eine Richtung für sich ableiten. Die Ansprechperson im Unternehmen sollte sich also mit dieser Thematik beschäftigen und dann tatsächlich, unterstützt durch die Agentur Energiekonsens oder mich in die Projektanalyse gehen. Schritt für Schritt. Vielleicht auch erst einmal sich telefonisch beraten lassen.
Was reizt Sie an der Stelle bei der WFB?
Hueck: Die Objektivität und eine Passion für Technik. Ich möchte das Beste für die Kunden:innen und für das jeweilige Objekt. Weil das Klima nicht auf uns wartet, sehe ich hier auch meine Motivation, das Thema weiter in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Die Sonne stellt keine Rechnung, nutzen wir sie.
Kontakt: Stefan Hueck, Tel.: +49 (0) 421 9600-245, stefan.hueck@wfb-bremen.de
Zur Person
Stefan Hueck ist seit Ende seines Studiums 1999 in der Photovoltaik tätig. Seine erste feste Stelle trat der Elektroingenieur am 1.4.2000 pünktlich mit Inkrafttreten des ersten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an. Seither hatte er fast ausschließlich mit der Planung und Realisierung von Photovoltaikanlagen zu tun. Seit 2012 ist Hueck von der Handelskammer Bremen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für das Fachgebiet photovoltaische Anlagentechnik. Diese Funktion übt Hueck unabhängig von seiner neuen 30-Stunden-Stelle als Solarexperte bei der WFB nebenberuflich weiter aus.
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