Der Technologiepark Bremen – 5 Perspektiven auf Forschung, Hightech und Innovation
Technologiepark BremenWirtschaft und Wissenschaft an einem Ort
Im Technologiepark Bremen – gegründet vor 34 Jahren – stehen die Zeichen mehr denn je auf Innovation mit neuen Ansätzen für den Transfer zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Das Potenzial dieses Areals, dessen Mittelpunkt die Universität Bremen bildet, beruht wesentlich auf der besonderen Qualifikation der hier tätigen Menschen: Sie haben ein dichtes Netzwerk zwischen Wirtschaft und Wissenschaft geknüpft und genießen die Vorzüge eines attraktiven Stadtteils mit hoher Arbeits- und Lebensqualität.
5 Erfolgsgeschichten aus den Technologiepark Bremen:
1.) NEOS und DIGITAL HUB INDUSTRY: Zukunftsweisende Strukturen einer neuen Generation
Hightech-Unternehmen und exzellente Forschung in hoher Dichte und direkter Nachbarschaft – das öffnet Raum für Austausch, Kooperationen und Synergien. Welche zukunftsweisenden Strukturen dabei entstehen, zeigt das Beispiel des neuen Gebäudekomplexes NEOS.
„Aus diesem Traum ist tatsächlich ein Stück Wirklichkeit geworden, es ist alles sogar noch viel besser, als wir uns das vorgestellt haben.“ Der Bremer Software-Unternehmer Christoph Ranze ist begeistert. Mit der Kernbelegschaft seiner encoway GmbH ist er Mitte April dieses Jahres in das neue Gebäude NEOS im Technologiepark Bremen gezogen.
Ranze, einst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bremer Technologie-Zentrum Informatik (TZI), startete sein Software-Unternehmen im Jahr 2000, mit Unterstützung durch die Hamelner Lenze Gruppe, zu der encoway bis heute gehört. Mittlerweile ist das Bremer Unternehmen zum Marktführer für digitale Konfiguratoren in Europa herangewachsen.
Das NEOS gilt als eines der wichtigsten industrie- und innovationspolitischen Projekte Bremens. Auf 15.000 Quadratmetern sind neben den Räumen für encoway und für das DIGITAL HUB INDUSTRY des Landes Bremen moderne Büroflächen entstanden. Die Mieter können hier ihre Arbeitsbereiche individuell gestalten und darüber hinaus Labore, Coworking-Spaces, Projekt- und Start-up-Büros oder die „FishBowl‟ – eine 500 m² große Veranstaltungsfläche für Events und Präsentationen – nutzen.
Im NEOS entsteht mit dem DIGITAL HUB INDUSTRY ein interdisziplinäres, industrieübergreifendes Umfeld aus Universitätsinstituten, Forschungs- und Transfer-Einrichtungen, sowie jungen und etablierten Unternehmen. Für das Gemeinschaftsprojekt des Unternehmens encoway, der senatorischen Behörden für Wirtschaft, Arbeit und Europa und für Wissenschaft und Häfen sowie der Universität Bremen hat das Land Bremen rund 3.000 Quadratmeter im NEOS angemietet.
Daten und Fakten zum Technologiepark Bremen:
- Gesamtgröße (brutto): 174 Hektar
- Universität Bremen mit rund 19.000 Studierenden an 12 Fachbereichen
- rund 510 Unternehmen, ausgerichtet maßgeblich auf Informations- und Kommunikationstechnik, Luft- und Raumfahrt, maritime Sicherheit, Werkstoff-, Mikrosystem- und Produktionstechnik sowie auf Sensor- und Nanotechnologie
- 13 nicht-universitäre wissenschaftliche Institute
- circa 15.500 Beschäftigte an der Universität Bremen, an den weiteren Instituten sowie bei den ansässigen Firmen
- direkte Anbindung an die A27, Nähe zum Bremer Kreuz (A1), direkter ÖPNV-Anschlus
2.) Auf Offenheit, Austausch und Kooperation ausgerichtet: Die Universität Bremen
Die Universität bildet quasi das Rückgrat des Technologieparks Bremen. Gefragt, ob sich das seit Anbeginn verfolgte Konzept der kurzen Wege zwischen Universität, Unternehmen und Forschungsinstituten im Alltag bewährt, antwortet Professorin Dr. Jutta Günther, seit 2020 Konrektorin für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und Transfer und designierte Rektorin ab September 2022, ohne Zögern mit einem klaren „Ja‟: „Es ist eben nicht egal, wo man sitzt und von wo aus man mit Partnern in der Wirtschaft und in der Gesellschaft kooperiert. Unsere Umgebung hier im Technologiepark ist eine Win-Win-Konstellation für beide Seiten. Für Studierende, die als studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Unternehmen und Instituten vor Ort erste Erfahrungen sammeln, vielleicht dort ihre Jobs finden, vielleicht auch gemeinsam Promotionen angehen, und für die Wirtschaft durch den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Unternehmen, außeruniversitäre Institute eingeschlossen.‟
Die Struktur ist auf Offenheit, Austausch und Kooperation ausgelegt. Gute Voraussetzungen für das, was die künftige Rektorin als Schwerpunkte für die kommenden Jahre sieht: „Ganz oben auf der Agenda steht das Anliegen, Nachhaltigkeit und Klimawandel in der Universität weiter zu unserem Leitthema zu entwickeln. Das sind wichtige Themen in der Forschung, in der Lehre, und im Transfer in die Gesellschaft und in die Wirtschaft.“
3.) OHB-Gruppe: Ein europäisches Schwergewicht der Raumfahrt im Technologiepark Bremen
Mit der Konzernzentrale der börsennotierten OHB SE-Gruppe hat ein europäisches Schwergewicht der Raumfahrt seinen Sitz im Technologiepark Bremen. Das international aufgestellte Unternehmen, das rund 3.000 Mitarbeitende in zehn Ländern beschäftigt, ist an zahlreichen europäischen, deutschen und transatlantischen Raumfahrtprojekten beteiligt, ein Fokus liegt dabei auf Satelliten für Navigation, Telekommunikation, Exploration und Erdbeobachtung.
Zum 1. Januar 2022 hat OHB SE ihren Vorstand durch die 39-jährige Juristin Daniela Schmidt erweitert. Sie ist gruppenübergreifend für Nachhaltigkeit, Integrität, Recht und Unternehmenssicherheit zuständig. Bei der Zielsetzung „Nachhaltigkeit“ gehe es OHB „nicht nur darum, gesetzliche Normen zu implementieren und zu überwachen, sondern auch eigene Standards zu überprüfen und dabei hohe ethische und moralische Ansätze zu verfolgen“, erklärt Schmidt.
Engagement für Nachhaltigkeit
Was bedeutet dieses Engagement für den OHB-Standort Bremen? An verschiedenen Gebäuden auf dem Betriebsgelände seien bereits Verbesserungen zur Energieeinsparung vorgenommen worden, berichtet Schmidt. Geprüft werde derzeit, ob auf den Flachdächern Solarpaneele angebracht werden könnten. Bei den Reinräumen, in denen unter anderem an Satelliten gearbeitet werde, sei das allerdings aus Versicherungsgründen nicht möglich. Zu den weiteren Themen, die OHB anstoßen wolle, zähle auch grüner Strom. Das alles seien erste Schritte. Wichtig seien aber nicht nur solche ad-hoc-Maßnahmen, sondern sich im Rahmen einer Strategie mit dem Thema Nachhaltigkeit insgesamt auseinanderzusetzen.
Nachhaltigkeit sei wichtig, um ein Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Auch gebe es einen Zusammenhang zwischen Zukunftsfähigkeit und Unternehmenssicherheit. Ein Thema, das für OHB nicht erst seit dem Brandanschlag zu Beginn des Jahres aktuell ist. Seither habe man verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Bremer Standort sicherheitstechnisch aufzuwerten. Nun wolle OHB ausloten, wie ein höherer Sicherheitslevel mit dem bisher verfolgten Grundgedanken eines offenen Campus' im Technologiepark Bremen „wieder zu vereinen sei.“
Zur Person:
Daniela Schmidt (* 1982) war vor Ihrer Berufung in den Vorstand bei der OHB SE seit 2014 als Legal Counsel und Syndikusrechtsanwältin beschäftigt. Zuvor war sie als Anwältin für die Kanzleien Jones sowie White & Case LLP in Frankfurt tätig. Die Hanseatische Rechtsanwaltskammer hat Frau Schmidt im Januar 2019 zur Fachanwältin für Internationales Wirtschaftsrecht ernannt.
Bei OHB SE besteht der Vorstand aus fünf Mitgliedern, dazu zählt nun mit Daniela Schmidt auch eine Frau. In der größten operativen Gesellschaft der Gruppe, der OHB System, gehören zwei Frauen zum siebenköpfigen Vorstandsgremium. Zusammengenommen haben es bisher also drei Frauen in die Spitzen der OHB-Gruppe geschafft. Eine „Insel‟ inmitten einer Männerdomäne?
„Es wäre schön, wenn ich sagen könnte, das ist ordentlich durchmischt‟, räumt Schmidt ein. Zwar habe man bei OHB dieses Thema im Blick. Aber es bleibe schwierig, in einem Technologieunternehmen in allen Bereichen ein Geschlechterverhältnis von 50 zu 50 zu haben, „weil die einschlägigen Studiengänge nur zu etwa 20 Prozent Frauen hervorbringen.“ Das sei eben nicht nur ein Unternehmens-, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. „Für ein Technologieunternehmen haben wir mit einer gut 20-prozentigen Frauenquote in Bremen bereits eine gute Position erreicht‟, so Schmidt.
Nicht-universitäre Institute im Technologiepark Bremen
- ATB - Institut für angewandte Systemtechnik Bremen GmbH
- BIAS - Bremer Institut für angewandte Strahltechnik GmbH
- BIBA - Bremer Institut für Produktion und Logistik GmbH
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)
- DFKI - Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz
- Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS
- Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM)
- Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS
- Leibniz-Institut für Werkstofforientierte Technologien - IWT
- Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) GmbH
- Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie
- ZARM - Fallturm – Betriebsgesellschaft mbH
- Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL)
4.) Der Technologiepark Uni Bremen e.V baut die Netzwerke aus
Im Technologiepark Uni Bremen e.V engagiert sich seit über 20 Jahren das „Who is Who‟ der Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Institute vor Ort. Der Verein positioniert sich, wann immer es um die Gestaltung im Technologiepark geht, bietet seinen Mitgliedern Dienstleistungen an und setzt sich für eine rasche Integration von Neuankömmlingen ein. Im Zentrum steht das Ziel, die Vernetzung zwischen den Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft und Wissenschaft voranzutreiben.
Mittemang ist Technologieparkmanagerin Katja Schulz aktiv, seit 2011 für die Schülerpraktika im Technologiepark, seit 2012 auch für den Regionalwettbewerb Jugend forscht. „Das ist ein Traumjob‟, sagt sie, „weil es so vielfältige Aufgaben und zahlreiche Spielräume bei der Ausgestaltung gibt.‟ Mit dem Technologiepark Bremen habe man „ein Alleinstellungsmerkmal, das eine große Anzahl sehr spannender Unternehmen bietet, und das alles auf sehr engem Raum.‟ Davon würden auch die Jugendlichen nachhaltig profitieren.
„Mit dem Technologiepark Bremen haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, das eine große Anzahl sehr spannender Unternehmen bietet, und das alles auf sehr engem Raum. Davon profitieren auch die Jugendlichen nachhaltig.“
Katja Schulz, Technologieparkmanagerin
Beim firmenübergreifenden Praktikum im MINT-Sektor haben Jugendliche ab der 10. Klasse in ihren Herbstferien die Chance, Spitzenforschung und -technologie aus nächster Nähe kennenzulernen. Geboten werden auch Kurzvorträge und Unternehmensbesuche. Seit 2012 ist der Verein Patenunternehmen von „Jugend forscht‟. Gemeinsam mit der thyssenkrupp System Engineering GmbH und der Nehlsen AG richtet er den Regionalwettbewerb für Bremen-Nord aus.
„Viele Unternehmen beteiligen sich schon seit Jahren und gestalten die Programme gemeinsam, dabei entstehen immer wieder neue Ansätze‟, sagt Katja Schulz. Es kämen auch stetig neue Firmen dazu, die sich engagieren wollten. Der Technologiepark Uni Bremen e.V. koordiniere diese Aktivitäten und schaffe geeignete Rahmenbedingungen. Das Interesse der Jugendlichen an den naturwissenschaftlichen MINT-Fächern zu wecken, ist das Ziel all dieser Bemühungen. Und ja, hartnäckig halte sich bei jungen Menschen die (falsche) Auffassung, MINT-Fächer seien in erster Linie etwas für Jungen. Schulz: „Im Herbstpraktikum laden wir deshalb gerade auch Mathematikerinnen und Expertinnen ein um zu zeigen: seht her, so geht es auch.‟
5.) Gelungene Nahversorgung: ALDI, die Bäckerei-Konditorei Behrens-Meyer und der Biosupermarkt Aleco
Mit der Ansiedlung von ALDI gelang die Ergänzung der Infrastruktur im Technologiepark Bremen um die so wichtige Nahversorgung. Am 11. Oktober 2018 eröffnete der Discounter seine neue Filiale an der Enrique-Schmidt-Straße 1, wo Kunden seitdem auf 960 Quadratmetern ein vielfältiges Angebot vorfinden. ALDI hatte mit einem 7.000 Quadratmeter großen Grundstück nicht nur das Areal für den eigenen Supermarkt erworben, sondern auch für einen größeren Gebäudekomplex für weitere Nutzer. Schon bald komplettierten die Bäckerei-Konditorei Behrens-Meyer und der Biosupermarkt Aleco das Angebot vor Ort.
Inzwischen zieht Longinus Flenker, Leiter Immobilien und Expansion bei der für Bremen zuständigen ALDI Regionalgesellschaft in Weyhe, ein positives Fazit: „Wir sind mit der Entwicklung unseres Markts im Technologiepark Bremen sehr zufrieden. Wir sind am Standort angenommen und fühlen uns als fester, nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des Technologieparks.“ ALDI werde als Nahversorger von seinen Kunden „für den kleinen Hunger zwischen zwei Vorlesungen oder in der Mittagszeit, aber auch für den Bedarf zu Hause gerne besucht.“
„Strategisch klug‟ sei es gewesen, den ganzen Gebäudekomplex gekauft zu haben: „Der Bäcker mit Außensitzplätzen und der Biomarkt sind bewusst als Ergänzung zu unserem Markt angesiedelt worden. Mit unserer Filiale bilden sie den Treffpunkt für einen Kaffee am Morgen, die Mittagspause oder das Stück Kuchen am Nachmittag“, so Flenker.
Ausblick
Der Technologiepark Bremen ist zu einem Zentrum für Forschung, Hightech, Innovation und Transfer geworden. Seine Anziehungskraft hat dazu geführt, dass die Flächen für eine weitere Entwicklung inzwischen knapp sind. Neue Perspektiven werden – teils kontrovers – diskutiert, beispielsweise eine Verlagerung der geisteswissenschaftlichen Fachbereiche der Universität in die Bremer Innenstadt oder eine Erweiterung des Areals um die sogenannte „Horner Spitze‟. Wachstum zu ermöglichen, zugleich die wertvollen Synergien zu erhalten, die aus der Verdichtung vor Ort resultieren, darin besteht die Herausforderung für die Zukunft.
Erfolgsgeschichten
Mit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
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