Wie die Überseeinsel in Bremen zum Leben erwacht
ÜberseestadtFortschritt im neuen Quartier in der Überseestadt
Auf dem ehemaligen Kellogg‘s-Gelände in der Bremer Überseestadt entsteht ein Quartier mit verheißungsvollem Namen: die Überseeinsel. Sie gehört zu einem 41 Hektar großen Entwicklungsgebiet zwischen Europahafen und Weser. Grün soll sie werden, lebendig und modern. Viele Menschen, die hier vorbeikommen, blicken neugierig durch die langen Reihen an Bauzäunen. Noch benötigen sie aber etwas Vorstellungskraft, um sich das 15 Hektar große Stadtquartier vorzustellen, das dahinter entsteht. Die Umbauarbeiten rund um das alte Silo sind in vollem Gange und auf der gegenüberliegenden Seite warten zwei frisch ausgehobene Baugruben darauf, dass es weitergeht.
Übernachten, wo früher Getreide lagerte
Jemand, der das neue Stadtquartier schon jetzt klar vor Augen hat, ist Johannes Aderholz. Der Geschäftsführer der Überseeinsel GmbH läuft zielstrebig in Richtung „Leuchtturmprojekt“, wie er es nennt. Gemeint ist das Silo, auf dessen Dach das rote Kellogg’s-Schild prangt. Das Gebäude wird zum Hotel umgebaut, dessen 116 Zimmer an die runde Struktur der Silo-Tanks angepasst sind. Die Fertigstellung des Hotels ist für Ende 2023 geplant, einen Namen hat es schon. Vor zwei Jahren hatte die Überseeinsel GmbH zum Hotelnamen-Gewinnspiel aufgerufen und knapp 280 Bremerinnen und Bremer machten mit. „Wir hatten viele gute Ideen zur Auswahl, aber letztlich war die Entscheidung klar“, erinnert sich Aderholz. Als einhelliger Favorit machte „John & Will“ das Rennen. Die Vornamen der beiden Kellogg‘s-Gründer sollen ebenso wie das markante Firmenschild auf dem Hoteldach an die Geschichte des Standorts erinnern.
Eisspeicher sorgt für warme Wohnungen
Das Silo-Hotel mit seinen acht Türmen ist Teil des sogenannten Kellogg-Piers, zu dem auch andere Bestandsgebäude wie das Reis- und Vitaminlager gehören. „Gemeinsam bilden sie das Herz der Überseeinsel“, erklärt Aderholz. Ins ehemalige Reislager ziehen die Büning-Gruppe mit über 200 Mitarbeitenden und eine Markthalle ein. Ins Erdgeschoss des Vitaminlagers kommt ein Café, in den Etagen darüber sind Büroflächen und eine Ebene für Veranstaltungen geplant. Außerdem befindet sich auf dem Gelände des Kellogg-Piers ein weiteres Highlight, von dem allerdings noch nicht viel zu sehen ist. Aderholz zeigt auf eine 15 mal 30 Meter breite Baugrube und verrät: „Hier kommt ein Eisspeicher hinein, in dem Energie gespeichert wird, die dann zur Wärmeversorgung genutzt wird.“ Außerdem soll der Eisspeicher einen angenehmen Nebeneffekt haben: an der Oberfläche ist eine Eisbahn geplant, auf der die Menschen in den Wintermonaten Schlittschuh laufen können. Im Sommer dient sie als Sportfläche.
Gute Energie
Der Eisspeicher ist Teil des innovativen Energiekonzepts der Überseeinsel. Das Quartier soll möglichst CO2-neutral mit Strom, Wärme und Kälte versorgt werden. Dafür werden nahe Windkraftanlagen, Sonnenenergie und das Wasser der Weser genutzt. Gleichzeitig braucht es moderne Speichertechnologien – wie den Eisspeicher – denn nicht immer kann nachhaltige Energie exakt zu dem Zeitpunkt erzeugt werden, in dem sie auch tatsächlich benötigt wird.
Auch in Sachen Mobilität geht das Team der Überseeinsel GmbH neue Wege: Fußgänger:innen und Räder haben Vorrang. Geplant sind zudem unterirdische Parkgaragen, sichere Fahrradparkplätze und Aufladestationen für E-Bikes und Autos. „Und das erfreuliche ist, dass wir attraktive Kilowattstundenpreise anbieten können“, sagt Aderholz. „Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen also nicht unser Energiekonzept subventionieren, sondern das funktioniert auch so.“
Gemüsewerft bleibt
Auf dem Weg über das Gelände trifft Aderholz auf Michael Scheer, der die an das alte Reislager grenzende Gemüsewerft leitet. Auf 2.000 Quadratmetern baut er hier mit seinem Team Gemüse, Obst und Hopfen an und betreibt einen Biergarten mit Blick auf die Weser. “Wir schauen, was es Neues auf der Überseeinsel gibt“, sagt Aderholz zur Begrüßung. „Hier ist verdammt viel los“, antwortet Scheer lachend, der wegen des Baustellenlärms etwas lauter sprechen muss und guten Grund zur Freude hat: Sein inklusives Projekt ist nicht nur als Zwischennutzung vorgesehen, sondern hat eine feste Heimat auf der Überseeinsel gefunden. Als nächstes steht die Entsiegelung des Areals auf dem Plan. Wenn der Asphalt weg ist, können die bisher in Kübeln gehaltenen Hopfenpflanzen ihre Wurzeln dauerhaft auf der Überseeinsel schlagen.
Quartier füllt sich bereits mit Leben
Die Gemüsewerft ist nicht der einzige Ort auf der Überseeinsel, an dem schon etwas los ist. Auch eine Brauerei, ein vietnamesisches Restaurant, eine Pizzeria und diverse Eventlocations bereichern das neue Stück Stadt. Besonders lebendig geht es in dem historischen Backsteingebäude westlich des Silos in Richtung Europahafen zu: Dort hat eine Grundschule im Sommer 2020 ihren Betrieb aufgenommen. In direkter Nachbarschaft sollen die Kellogg-Höfe entstehen, die zwei Neubauten, drei Freiräume und die Bestandsbauten „Flakes Fabrik“ und „Maschinen- und Kesselhaus“ miteinander verbinden sollen. Die Arbeit an den Bebauungsplänen für dieses Areal wird jetzt aufgenommen.
Etwas weiter fortgeschritten sind die Vorbereitungen für das Gebiet östlich des Silos in Richtung Innenstadt. Dort entsteht das Quartier Stephanitor mit Platz für Unternehmen, Gewerbe, Gesundheitszentrum, Kindertagesstätte und rund 500 Wohnungen. Für dieses Projekt wurde der Bebauungsplan bereits verabschiedet und die Bauarbeiten könnten im Laufe des nächsten Jahres starten. Wenn alles nach Plan läuft, könnte etwa 55 Prozent des gesamten Geländes der Überseeinsel im Jahr 2027 fertig sein. Die Fertigstellung des restlichen Teils erfolgt dann ab 2030.
Offen für alle
Obwohl es etwas Fantasie braucht, um sich die fertig entwickelte Überseeinsel mit ihren Wohn- und Bürogebäuden, Parks, Cafés, Restaurants und Geschäften auszumalen, sind die Bremerinnen und Bremer laut Aderholz dem Projekt gegenüber sehr positiv eingestellt. „Die Menschen begrüßen vor allem die aufeinander abgestimmte Architektur und das nachhaltige Mobilitäts- und Energiekonzept.“ Außerdem freuten sich die Bremerinnen und Bremer über die Öffnung eines über Jahrzehnte nicht begehbaren Firmengeländes. „Wir machen 1,5 Kilometer Weserweg wieder erlebbar und davon profitieren nicht nur die Menschen, die hier leben oder arbeiten, sondern alle sind eingeladen, hier ihre Freizeit zu verbringen.“
Erfolgsgeschichten
Im Schuppen Eins in der Überseestadt entsteht auf mehr als 1.500 Quadratmetern ein neues Behandlungs- und Präventionszentrum – mit einem für Bremen einzigartigen Konzept. Besonders daran ist das Medical Hub, das Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit bietet, eine Praxis zu mieten und Verwaltungsaufgaben gegen Gebühr abzugeben. Welche Vorteile DRVN noch mit sich bringt, erläutert CEO Melanie Stade.
Mehr erfahren auf der Webseite der ÜberseestadtMit dem Einzug des Fachbereichs für Rechtswissenschaften und weiterer Institute der Universität Bremen in das ehemalige Gebäude der NordLB am Domshof entsteht ein lebendiger Ort im Zentrum der Stadt, der maßgeblich zur Entwicklung der Bremer City beiträgt. Tradition und Moderne verschmelzen in einer spannenden Architektur, die nicht nur Studierende begeistert.
Mehr erfahrenKann die Immobilienbranche ihren aktuellen Herausforderungen wirksam mit KI begegnen? Ansichten und Einsichten aus einer Fachtagung, zu der die WFB lokale Unternehmen mit renommierten Expertinnen und Experten ins Gespräch brachte.
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