Meine Überseestadt, Teil 7: ein Quartier, viele Geschichten
ÜberseestadtVerkehrswege zu Land und zu Wasser und um das ehrenamtlich organisierte Nachbarschaftscafé im Quartier
Viele Menschen wollen in der Überseestadt etwas in Bewegung bringen. Der siebte Teil unserer Reihe „Meine Überseestadt” dreht sich rund um die Verkehrswege zu Land und zu Wasser und um das ehrenamtlich organisierte Nachbarschaftscafé im Quartier. Hier geht es zu den anderen Teilen:
- Teil 1: Julia Sievers, Esmail Gök und Esther Joas
- Teil 2: Timo-Noé Chitula, Watertuun, Natalia und Lars Grochla
- Teil 3: Imme Gerke, Peter Stöcker, Selina Schlüsselburg
- Teil 4: Heiner Heseler, Claudia Schreiber, Hans Drechsler
- Teil 5: Svenja Weber, Maria und Nordbert Kaufhold, Ulrich Möllmann
- Teil 6: Jumnean Paisong, Oliver Platz, Julia Kothe
Jürgen Zachar: Der Wegbereiter
„Mein Name ist Jürgen Zachar. Ich habe 34 Jahre lang für die Hafengesellschaft bremenports gearbeitet und war zuletzt in der Straßenerhaltung im Sondervermögen Hafen und Überseestadt tätig. Insgesamt sind es rund 70 Kilometer Straße (20 km in der Überseestadt) gewesen, für die ich in unserem Team zuständig war. Seit Juni 2022 bin ich Rentner, freue mich nun auf das Reisen mit dem Wohnwagen und engagiere mich weiterhin ehrenamtlich als zweiter Vorsitzender im Sportverein.
Angefangen als Steinsetzer habe ich meinen Meister als Straßenbauer gemacht und war die letzten 15 Jahre im Team Hafeninfrastruktur als Projektingenieur im Bereich Straßenerhaltung tätig. Ich habe in meiner aktiven Zeit beim Hafenbauamt noch miterlebt, dass im Überseehafen Schiffe lagen und abgefertigt wurden. Aufgrund der unzähligen Gleisanlagen musste man weite Wege fahren, um zum Beispiel vom Europahafen zum Überseehafen zu kommen. Nach Dienstschluss ging es jeden Tag über die Zollgrenze, da das Hafengebiet Zollfreigebiet war.
Das erste große Überseestadt-Projekt an dem ich dann aktiv mitwirken durfte, war der Neubau der Konsul-Smidt-Straße. Dazu gehörte ein Stück vom Überseetor und der Anschluss an den Großmarkt. Da die Konsul-Smidt-Straße eine Hauptverkehrsader ist, musste die Straßendecke mittlerweile in mehreren Abschnitten wieder erneuert werden; einige Stücke stehen noch aus.
Die für mich schönsten Ecken in der Überseestadt sind der Waller Sand, die Stufenanlage vor den Neubauten von Zech am Europahafenkopf und die Europahafenpromenade. Als Findorffer fahre ich gerne mit dem Rad bis zum Waller Sand und von dort weiter Richtung Weserwehr. Enttäuschend finde ich, dass es auf der Südseite des Europahafens nicht weitergeht. Da schaut man nach wie vor auf die unansehnliche alte Kaimauer und die verkommenen Schuppen. Mit Interesse verfolge ich die Pläne zum Franz-Pieper-Karree und Hilde-Adolf-Park. Gerade für „Hilde“ finde ich eine bessere Nutzung, Zuwegung und Verkehrsführung wichtig.“
Irene Gerke und Katharina Zideller-Schmidt: Auf gute Nachbarschaft
„Wir sind Irene und Katharina. Gemeinsam mit einer dritten Partnerin, Sabine, organisieren wir abwechselnd das Nachbarschaftscafé in der Überseestadt. Alle 14 Tage treffen wir uns mittwochs auf Kaffee und selbstgebackenen Kuchen in den Räumlichkeiten von Jetzt & Hier Überseequartier.
Los ging es Ende März und seitdem ist das Café kein einziges Mal ausgefallen. Die Nachbarinnen und Nachbarn nehmen diesen Treff sehr gut an, auch weil wir uns über ganz unterschiedliche Themen austauschen. Wir reden zum Beispiel über Dinge, die uns hier in der Überseestadt bewegen – wie der geplante Bau einer Straßenbahn durchs Quartier.
Vorbeizukommen lohnt sich in jeder Beziehung: Alle sind nett, der Kuchen schmeckt und wir haben uns immer etwas zu erzählen. Es kommt nie Langeweile auf. Wenn man sich alle 14 Tage sieht, kommt man sich natürlich auch näher. Und wir hoffen, dass sich mit der Zeit kleine Gruppen für Unternehmungen zusammenfinden – zum Beispiel für gemeinsame Fahrradtouren, Spaziergänge oder Museumsbesuche.“
Jens Wrieden: Nimm mich mit, Kapitän
„Moin, mein Name ist Jens Wrieden. Ich bin einer der Kapitäne der Weserfähre Bremen, die die Überseestadt mit den angrenzenden Stadtteilen verbindet. Schon als Kind habe ich Zeit im Überseehafen verbracht, der dort war, wo jetzt die Überseestadt ist.
Mein Vater war Kapitän und ging von hier aus auf große Fahrt. Später bin ich dann so wie er Seemann geworden. Nach meiner Ausbildung zum Matrosen war ich einige Jahre bei der Marine und bin dann zur Wasserschutzpolizei in Bremen gewechselt, wo ich über 30 Jahre Dienst gemacht habe. Angefangen habe ich als Boots- und Streifenbeamter und zuletzt war ich Maschinist am Streckenboot. Zwischendurch war ich auch mal Sachbearbeiter in der Einsatz- und Nachrichtenzentrale. Die Funkzentrale war direkt am alten Überseehafen und durch mein Bürofenster konnte ich damals dabei zuschauen, wie der alte Hafen zugeschüttet wurde. Die Entwicklung der Überseestadt habe ich also live miterlebt.
Seit einigen Jahren bin ich nun im Ruhestand und steuere als Kapitän die „Pusdorp“ weil ich einfach gerne Schiffe fahre und den Kontakt zu den Fahrgästen mag. Da gibt es zum Beispiel dieses ältere Paar, das jedes Wochenende mitfährt. Über solche Stammgäste freut man sich besonders. Ich bemerke auch, wenn Menschen mal längere Zeit nicht mitfahren, und freue mich dann, wenn ich sie wiedersehe.“
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