Spielen, spielen, spielen – Hafenrummel und Schwarzlichthof
TourismusSoviel steht fest: Ich bin ein Spielkind. Kaum gibt es Dinge zum Zusammentüfteln, Geschicklichkeitstests oder Denksportaufgaben, stürze ich mich darauf. Seit meinem Besuch im Schwarzlichthof und dem Hafenrummel weiß ich – mit dieser Leidenschaft bin ich offensichtlich nicht allein.
Ulrich Möllmann und Claudia Geerken sitzen mir auf der rückwärtigen Terrasse der Gastronomie im Schwarzlichthof gegenüber. Wir sind sofort beim Du und schweifen während unseres Gesprächs immer mal wieder ab, reden über Whisky, über die Mentalität der Bremerinnen und Bremer, über richtige Entscheidungen und gutes Timing.
Letzteres haben die beiden vor vier Jahren bewiesen: Damals hatten sie mit ihrem reisenden Theaterensemble einen Auftritt in der Alten Stauerei in der Cuxhavener Straße im Überseehafen geplant. Doch kurz vorher erreichte sie die Hiobsbotschaft, dass das damalige betreibende Theater pleite gegangen war. Auf Rücksprache mit dem Vermieter konnten sie dennoch ihr Stück aufführen und standen schließlich vor der Entscheidung, die Räumlichkeiten zu übernehmen. „Da kam ich dann nochmal mit meiner Idee einer Schwarzlichtminigolfanlage, das ich schon 2009 in Berlin kennen gelernt hatte“, erinnert sich Claudia. Eigentlich sei Uli stets dagegen gewesen, aber als sich die Gelegenheit der Räumlichkeiten bot, lenkte er ein. Gemeinsam mit Theaterdesigner Gianni konzipierten sie in der großen Halle der Stauerei eine Minigolfanlage mit 18 Bahnen, bemalten die Wände in Schwarz und die Bahnen mit Schwarzlichtfarbe.
Mut zahlt sich aus
Zum 1. Dezember 2012 eröffneten sie nach einem halben Jahr Bauzeit den Schwarzlichthof. „Das war damals eine totale Aufbruchsstimmung, obwohl wir natürlich auch ein ganz schönes Risiko eingegangen sind“, erzählt Uli angetan. Aber der Mut zahlte sich aus. Seither haben die beiden Betreiber im Schnitt 4500 Besucher im Monat.
Mit Claudia begehe ich schließlich die heiligen Schwarzlichthallen und probiere mich an der einen oder anderen Bahn aus. Schnell stelle ich fest, dass man sich hier doch ein bisschen Zeit nehmen muss. Auf Anhieb gelingt mir kein Einlochen – dafür schafft es Claudia an einer der Pit-Pat-Bahnen, an denen man den Ball mit dem Ende des Schlägers wie beim Billard anstößt, mit nur einem Stoß den Golfball über eine Rampe ins Loch zu befördern. „Das habe ich ja noch nie geschafft“, stellt sie jubelnd fest. Vorführ-Effekt mal andersrum ;-)
Kreativität und die Liebe zum Detail
Meine Augen haben sich inzwischen komplett an die dunkle Umgebung mit neonfarbenden Tauen, Rohren und weiteren Bahnenbauten gewöhnt. Alles ist hier handgemacht und genau darin liegt auch der Charme der Anlage. An jeder Bahn gibt es soviel zu Gucken und zu Entdecken, dass es sich durchaus lohnt, einen Moment länger zu verharren.
Vor dem Rundgang durch den Schwarzlichthof bin ich übrigens schon schräg gegenüber in der ehemaligen Energieleitzentrale mit Uli im Hafenrummel unterwegs gewesen. Hier sind die Wände eher hell und das Licht gleicht einer schummrigen Abendbeleuchtung im Hafenquartier. Der Fußboden ist gepflastert und ich erfahre gleich zu Beginn, dass diese Pflastersteine doch tatsächlich handgegossen sind.
Überhaupt steckt auch hier die Liebe zum Detail in jeder noch so kleinen Ecke. Allerlei Gerätschaften, Originalschilder und andere Hafenutensilien bilden in dem großen Raum die Kulisse der 1950er Jahre. An insgesamt elf Stationen können Besucherinnen und Besucher ihre Geschicklichkeit, Zielsicherheit und eine ruhige Hand beweisen. Vorlage der Spiele sind oftmals klassische Jahrmarktspiele, die vom Team des Hafenrummels an das maritime Thema angepasst wurden. Da muss man schon mal mit Kaffeebüddeln auch Fenster werfen, mit Hämmern Flipper spielen und am einzigen elektrisch betriebenen Stand mit Bällen in kleine Löcher treffen, um den Matrosen wie beim Kamelrennen voranzutreiben.
Wie schon drüben im Schwarzlichthof ist auch hier alles von Hand gebaut. Theatermaler, Kulissenbauer und andere Gewerke haben mit gewirkt und aus dem Raum ein Spielparadies gezaubert. Ich staune über die Rubustheit der Bauten, die komplett mechanisch funktionieren. „Da steckt viel Tüftelarbeit drin“, betont auch Uli.
Ideen über Ideen
Seit Oktober 2015 ist der Hafenrummel eröffnet. Die Idee dazu hatte wieder einmal Claudia: „Ich hab einfach überlegt, was man noch so machen könnte“, erinnert sie sich. Da sei ihr der Gedanke an ein Spielparadies im Hafenambiente gekommen.
Aus dem Hafenrummel müssen wir bald raus, weil Gastroleiter Arne etwa 100 Leute zum Spielen über Mittag erwartet. Drüben im Schwarzlichthof macht die Gastro gerade auf, während ich mich im schwarzen Raum an den leuchtenden Bahnen versuche. In einem kleinen Seitenraum ist für das Special am Wochenende übrigens schon eine Tischtennisplatte in Schwarzlichtoptik aufgebaut. Ich merke, wie es mir in den Fingern juckt.
Als ich in den ersten Herbstregen hinaustrete, ist mir eines klar: Ich komme demnächst nochmal mit mehr Zeit wieder und probiere mich in beiden Spielstätten aus. Am besten mit ein paar Leuten zusammen – dann macht es bestimmt noch mehr Spaß.
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