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25.9.2017 - Rike Oehlerking

Eine Oase des guten Geschmacks – Die Markthalle Acht

Tourismus
Ein Weinglas
© Rike Oehlerking

Seit einem guten Jahr hat Bremen eine Markthalle. Dabei handelt es sich weniger um einen überdachten Markt als vielmehr um eine Essensmeile, die mit Produkten aus der Region und nachhaltigem Konzept zum Schlemmen durch die Weltkulturen einlädt. Ich war da und hätte am liebsten “einmal alles” bestellt. Die Markthalle Acht am Domshof verwöhnt sowohl Gaumen als auch alle anderen Sinne.

Als ich durch die Schiebetüren ins Innere des ehemaligen Bank-Gebäudes am Domshof trete, empfangen mich angenehme Wärme und ein anregender Duft von Leckereien. Von dort, wo sich vor mir der Raum zur Halle mit Oberlicht öffnet, dringt Geschirrgeklapper an meine Ohren. Ich kann mir bestens vorstellen, wie man hier im stressigen Alltag um die Mittagszeit einkehrt und direkt zur Ruhe kommt. Die Atmosphäre entschleunigt und lässt mich vom Gehen ins Schlendern umschalten. Zunächst einmal begrüßen mich im Eingangsbereich eine ganze Menge Tafeln und Schilder.

Das Eingangsschild der Markthalle Acht
Das Eingangsschild fasst es ziemlich passend zusammen. © Rike Oehlerking
Collage: verschiedene Info-Tafeln bei der Markthalle Acht
Augen auf – beim Betreten der Markthalle Acht gibt es eine ganze Menge Infos auf Tafeln. © Rike Oehlerking
Pinboard der Markthalle Acht
Das Pinboard zeigt, wer hier alles einen Stand hat. © Rike Oehlerking

Ich lerne, dass das Projekt „Markthalle Acht“ bewusst auf das Motto setzt: „Weniger, dafür besser.“ Man setze auf Eines und das sei „der gute Geschmack“. Eine große Pinboard-Wand verrät mir, welche Stände im Innern der Markthalle für diesen Punkt sorgen. Hier lässt sich tatsächlich durch die halbe Welt schlemmen – von Spanien über Italien durch die türkisch-arabische sowie syrische Küche bis nach Korea und Vietnam. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen.

Collage: verschiedene Stände in der Markthalle
Auch äußerlich erscheint hier alles irgendwie “lecker” :-) Beim Dünenbrand könnte man sich theoretisch sogar sein eigenes Geschirr vor dem Essen töpfern. © Rike Oehlerking

Stände mit Geschichte(n)

Ich schlendere weiter auf den großen, einladenden Stand mit rot-weißer Markise zu. Der ovale Pavillon bildet gewissermaßen das Herzstück der Markthalle und wurde erst vor wenigen Monaten hier installiert. Die Würstchenbude hat historischen Wert. Lange stand sie vorm Bremer Bahnhof – geradezu als die Bratwurst-Institution der Stadt –, bis sie Umbaumaßnahmen zum Opfer fiel. Das Focke-Museum nahm die „alte Lady“ in ihre Obhut und lagerte sie ein. Vor einiger Zeit kam dann der Deal mit der Markthalle Acht zustande. Die Bude wurde restauriert und mit ihren monströsen Ausmaßen in einer nächtlichen Aktion ins Innere des alten Bankgebäudes am Domshof gebracht. Würstchen gibt es hier nicht mehr, wie ich beim Blick auf die Auslagen schnell feststelle, aber jede Menge andere Leckereien. M8 – Die Aperitivo-Bar setzt auf den italienischen Brauch des Aperitivo, also auf das Feierabendgetränk vor dem Abendessen. Die Geselligkeit steht hierbei im Vordergrund und tatsächlich steht, während ich um den Stand herumschleiche, gerade eine kleine Gruppe bei einem Gläschen Wein zusammen und unterhält sich angeregt.

Wurststand von Martin Kiefert
Ein Stück Bremer Zeitgeschichte – heute gibt es beim Kiefert-Stand allerdings keine Wurst mehr. © Rike Oehlerking

Die vielleicht beste Pizza der Stadt

Nachdem ich ein wenig durch die gemütlich eingerichteten Gänge an den bunten Ständen geschlendert bin, bestelle ich mir bei Ray Gun eine Pizza (der Stand ist inzwischen nicht mehr in der Markthalle zu finden, Nachtrag vom 19.5.2020; stattdessen gibt es dort jetzt Pizza bei Pizza Glück). „Lovely Rita“ heißt das mit Oliven, Tomaten und Mozzarella belegte Rund und als mir die nette Pizzabäckerin einen Moment später das Holzbrettchen mit meiner Bestellung auf den Tisch stellt, ist es schon beim Anblick um mich geschehen. Der Eindruck bestätigt sich: Das ist eine verdammt leckere Pizza. Ich bin keine Freundin der Superlative, aber dieses runde schmackhafte Stück wird von nun an sicherlich ganz oben in meiner Pizza-Bestenliste auftauchen. Für einen Moment lang schalte ich ab und genieße schweigend. Mjamm.

Pizza auf einem Holzbrett
Eine der besten Pizzen der Stadt – sieht man sofort. © Rike Oehlerking
Collage: Geschirr, Kräuterpflanzen und weitere frische Zutaten
Frische Zutaten, ein Mehrweg-Geschirr-System und lokale Produkte – das sind die Eckdaten für ein nachhaltiges Konzept. Auch Fleisch aus der Region zählt dazu. Das gibt es beim Urban Beef Club. © Rike Oehlerking

Grund genug für einen Besuch

Heute, an einem Mittwochabend, ist es relativ ruhig hier in der Markthalle Acht. An anderen Tagen locken verschiedene Events zahlreiche Neugierige und Schlemmerfreunde an und füllen die „heiligen Hallen“. Ich war selbst bisher noch nicht da, habe aber schon aus verschiedenen Richtungen nur Gutes über den Donnerstag gehört, der ganz im Zeichen des „Streetfood“ steht. Ab 18 Uhr gibt es dazu auch noch Live-Musik, sodass sich der Donnerstagabend hier langsam als willkommene Afterwork-Anlaufstelle etabliert hat.

Die Geschirr-Rückgabe und Fässer für Müll
Auch ökologisch mitgedacht: Der Müll wird getrennt und es gibt ein Mehrwegsystem für das Geschirr. © Rike Oehlerking
Das Geschirrsystem der Markthalle
So funktioniert das mit dem Geschirr… © Rike Oehlerking

Es gibt, so entnehme ich verschiedenen Infotafeln, auch noch zahlreiche weitere, regelmäßige Events: Das Repair-Café an jedem 3. Mittwoch im Monat, in dessen Rahmen kaputte Gegenstände gemeinsam repariert werden. Die „Soundkitchen“, die neben Musik aus der Kochwerkstatt für 15 Euro zum „Walking Dinner“ durch die Markthalle einlädt. Einzelne Veranstaltungen wie beispielsweise ein „Manufakturen“-Markt finden zusätzlich in unregelmäßigen Abständen statt. Es gibt also genügend Gründe, hier immer mal wieder vorbeizuschauen.

Collage: Essensmeile
Schummrig, aber gemütlich, saisonale Deko, alles irgendwie im Selfmade-Ambiente – wo anfangs noch leere Räume waren, ist eine bunte Essensmeile entstanden. © Rike Oehlerking
Ruhetag-Schild in der Markthalle
Merken: Sonntags und montags hat die Markthalle zu. © Rike Oehlerking

Parallelwelt – jederzeit

Inzwischen ist es kurz vor halb Acht und so langsam verlassen die letzten Markthallen-Gäste ihre Plätze. Auch vor dem Bierstand der Bremer Braumanufaktur und vorm Popcorn-Stand wird es leer. In den Ständen wird hier und da bereits aufgeräumt. Ich habe meine Pizza vertilgt und meine Weißweinschorle geleert. Gut gesättigt und zufrieden schlendere ich gen Ausgang. Als ich auf dem Domshof trete schlägt mir feiner Regen ins Gesicht. Am liebsten würde ich direkt umdrehen und es mir im Innern der Markthalle auf einer der schicken Holzbänke wieder gemütlich machen. Für heute entscheide ich mich dann doch dagegen. Aber ich bin mir sicher, dass ich schon bald wieder hier sein werde.

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