Was liegt denn da? – Schiffe an der Schlachte
TourismusVon Zeit zu Zeit unternehme ich einen Spaziergang an der Schlachte. Bremens einstiger Hafenanleger dient auch heute immer noch Schiffen als Liegeplatz. Vom Dampfschiff bis zum Dreimaster ist hier eine ganze schöne Bandbreite historischer Boote vertreten. Ich habe mir die Schiffe bei einem Spaziergang mal etwas genauer angeschaut.
Betonschiff „Treue“
Ich beginne ganz östlich der Schlachte und gleich mal mit einem der besonders besonderen Schiffe: die MS Treue. Es ist nämlich ein Betonschiff, was doch irgendwie recht paradox klingt. Oder kann Beton etwa schwimmen? Die „Treue“ kann das und tut es schon seit 1943. Das Baujahr lässt erahnen, wieso Mensch auf die Idee kommt, ein Schiff aus Beton zu bauen. Stahl war knapp in Zeiten des Krieges und ließ sich durch die Betonbauweise bei Schiffen einsparen.
Zwanzig Jahre diente die Treue als Transportschiff, dann legte sie dauerhaft zunächst in Hamburg und vor fast zwei Jahrzehnten dann schließlich am Weserufer in Bremen an. Heute ist hier ein Club untergebracht, der vor allem an den Wochenenden mit elektronischer Musik Feierlustige anlockt.
Theaterschiff
Einige Meter flussabwärts hat seit 2002 das Theaterschiff Bremen festgemacht. Der Laderaum des ehemaligen Binnenschiffs „Rügen“ wurde vor rund 20 Jahren zu zwei Theatersälen umgebaut, die gemeinsam fast 300 Plätze haben. „Hier lacht Bremen“ steht auf der Außenwand des über 70 Meter langen Schiffs. Vor allem unterhaltsame Komödien bringt das Theater auf die beiden Bühnen. Aber auch Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen finden hier ab und zu statt.
Martinianleger
Vom Theaterschiff aus setze ich meinen Gang entlang der Schlachte fort. Unter der Wilhelm-Kaisen-Brücke hindurch gelange ich zum Martinianleger. Gerade tummeln sich einige Menschen um das kleine Verkaufshäuschen, denn gleich startet eine Hafenrundfahrt. Die „Hanseat“ liegt schon am Anleger und nimmt die Passagiere in Empfang. Gerade im Sommerhalbjahr ist hier auch unter der Woche reges Treiben. Die Schiffe von Halöver starten dann regelmäßig zu Rundtouren durch das Hafengebiet und die Weser aufwärts. Auch die beliebte Stadionfahrt aus Bremen-Nord macht hier an den Heimspieltagen Halt.
Alexander von Humboldt
Hinter dem Martinianleger liegt seit 2016 der jüngste Zuwachs der Schlachteflotte. Die Alexander von Humboldt dient seit ihrer Ausmusterung als Gastronomie- und Hotelschiff. Der stattliche Dreimaster ist nicht nur ein wahrer Weltreisender, sondern auch eine Leinwandberühmtheit. Viele kennen ihn nämlich aus dem Fernsehen. Hier stellte das Segelschiff mit den grünen Segeln die Kulisse für eine Beck’s-Kampagne dar.
Ursprünglich wurde die „Alex“ 1906 von der AG Weser als Feuerschiff gebaut, damals noch unter dem Namen „Reserve Sonderburg“ und rot gestrichen. In den 1980er Jahren wurde es zum dreimastigen Segelschiff umgebaut, bekam seinen heutigen Namen und diente anschließend als Jugend- und Ausbildungsschiff.
Pannekoekschip
Gleich neben der „Alex“ wird es geradezu seeräuberisch. Zumindest erinnert mich das hier festgemachte Schiff an zahlreiche Piratenfilme. Wie des Schild über dem Kai allerdings vermuten lässt, gibt es hier keine Seeräuber, sondern jede Menge „Pannekoeken“, also Pfannkuchen.
Die Admiral Nelson machte 2001 in Bremen fest. Der Name der originalgetreu nachgebauten Fregatte bezieht sich übrigens auf den britischen Admiral Horatio Nelson, der in der Schlacht von Trafalgar die Invasionspläne Napoleons für die britischen Inseln endgültig vereitelte.
Nedeva
Hinter der Teerhof-Fußgängerbrücke gelange ich zu einem Schiff deutlich kleineren Kalibers. Die Nedeva ist mit ihren rund 23 Metern Länge wohl eher ein Boot, zumindest wirkt sie in meinen Augen so. Später finde ich heraus, dass die richtige Bezeichnung „Motoryacht“ lautet. Da auch sie schon von 1930 ist, strahlt sie eine angenehmes altmodisches Ambiente aus. Die „Nedeva“ wird vor allem für standesamtliche Hochzeiten eingesetzt. Bis zu 55 Gäste können an Bord in Empfang genommen werden. Für zwölf Gäste ist in fünf Kabinen Platz für Übernachtungen. Ich stelle mir vor, wie es sich wohl anfühlen muss, in einer der kleinen Kabinen zu liegen, den nächtlichen Wellengang der Weser unter sich, überall knatscht das verarbeitete Edelholz und strömt einen urigen Charakter aus. Könnte ganz schön sein :)
(Anmerkung der Redaktion, 20.01.2020: Die Nedeva wird auf unbestimmte Zeit nicht mehr vermietet.)
MS Friedrich
Sie ist wohlmöglich das älteste Schiff an der Bremer Schlachte. Immerhin wurde die Friedrich schon 1880 gebaut und hat damit aktuell fast 140 Jahre auf dem Buckel. Anfangs wurde sie in ihrer Heimatstadt Hamburg als Beförderungsfähre für Werftarbeiter eingesetzt, damals noch als Dampfschiff. Nebenbei diente sie außerdem als Löschschiff. 1918 kaufte ein Bremer Reeder das Schiff, um Hafenarbeiter damit auf der Weser zu befördern. Mitte der 20er Jahre beauftragte er die Aufstockung um ein zweites Geschoss und setzte die „Friedrich“ anschließend für Hafenrundfahrten ein.
Um 1950 herum wurde das Schiff zum Motorschiff umgebaut und schipperte noch bis 1963 auf der Weser herum, bis es von der Reederei Schreiber schließlich außer Dienst gestellt und als Werkstattboot am Martinianleger eingesetzt wurde. In den 1980er Jahren gründete sich ein Verein, der das Schiff restaurierte. Seit 2000 liegt es an der Schlachte und wird für Veranstaltungen und Sonderfahrten eingesetzt.
Weserstolz und Pusdorp
Ich schlendere weiter flussabwärts und erblicke auf der anderen Seite der Weser noch zwei schwimmende Berühmtheiten. Dort liegen die Weserstolz und die Pusdorp. Ersteres ist ein historischer Schaufelraddampfer, der auch heute noch mit Dampf betrieben wird. Es wird für Ausflugsfahrten eingesetzt und gehört zu „Halöver“.
Die „Pusdorp“ hingegen fungiert im Sommerhalbjahr als Linienschiff. Sie verbindet im Westen der Stadt die rechte mit der linken Weserseite. Ehemals wurde die Pusdorp als Schlepper eingesetzt, was ihr ein sehr robustes Äußerliches verleiht. Ich mag die gedrungene, kräftige Form des Schiffs, auf dem knapp 50 Personen befördert werden können.
Die Weser
Mein Spaziergang endet auf Höhe des Anlegers 8. Das Schiff, das hier liegt, fällt allein durch seine sonderbare Form ins Auge. Ein schwarzer Schornstein ragt mittig über dem Schiffsrumpf überdimensional lang in die Höhe. An den Seiten des Schiffs sind große, unförmige Kästen installiert. Es ist der Nachbau eines Raddampfers, der Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland gebaut wurde. Das Original gilt als das erste von einem deutschen Schiffbauer gebaute und einem deutschen Reeder betriebene Dampfschiff. 2008 wurde in Vegesack ein Nachbau der „Weser“ zu Wasser gelassen. Allerdings ohne Motor. Auch weitere wichtige Antriebselemente fehlten, da die Werft während des Baus insolvent ging. Schließlich wurde der Nachbau an den Anleger 8 an der Schlachte geschleppt. Hier übernahm die Jugendherberge Bremen den Betrieb und vermietet es seitdem als Gästeschiff. Insgesamt 30 Personen finden unter Deck in den Kajüten Platz. Wer also einmal auf der Weser übernachten möchte, kann dies hier im doppelten Wortsinn :)
Ich mache mich auf den Rückweg. Zahlreiche Spaziergänger schlendern an der Uferpromenade entlang oder sitzen auf einer der Bänke und lassen sich die Frühjahrssonne ins Gesicht scheinen. Die vielen Schiffe liegen festgemacht an den Anlegern und schaukeln mit den kleinen Weserwellen hin und her. Bei den großen Seglern in der Nähe des Martinianlegers knatscht es in den Tauen und Schoten. Ich bekomme richtig Sehnsucht nach Meer und Abenteuer. Ein kleinbisschen konnte ich mir ja zum Glück auf meinem Spaziergang entlang der Schlachte abholen.
Informationen zu allen Schiffen, Fahrten und Übernachtungsmöglichkeiten gibt es auch von unserem Service-Team unter 0421-3080010.
Für Gruppen gibt es übrigens ein schönes Angebot: Schiffe schauen an der Weserpromenade.
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