Sommer in Lesmona – Wenn ein Park zum Konzertsaal wird
TourismusSeit über zwanzig Jahren verwandelt sich einmal im Jahr ein Teil von Knoops Park in einen Open-Air-Konzertsaal der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Für ein Wochenende im August ist dann Sommer in Lesmona – mit Live-Musik, Picknick und Strohhut – egal, bei welchem Wetter. Ich war in diesem Jahr am Eröffnungsabend dabei.
Es ist Freitagabend Mitte August und als ich meinen Wagen auf den Parkplatz beim Knoops Park lenke, kommen mir schon zahlreiche Klappstuhl- und Strohhuttragende entgegen. Für jemanden, der nicht weiß, was sich hier im Bremen-Norder Stadtteil St. Magnus an diesem Wochenende abspielt, muss es ein ziemlich absurdes Bild abgeben. Vor allem, weil durch Strohhut und Picknick-Korb alles doch sehr sommerlich wirkt, obwohl es gerade wieder angefangen hat, zu regnen.
Kurz darauf trage auch ich meinen Klappstuhl durch den zum Glück nur leichten Regen in Richtung Park und baue schließlich mein Picknick-Lager zwischen all den anderen Tischen und Stühlen der Zuschauer auf.
Musik und Picknick zur gleichen Zeit
Während sich der Tag langsam dem Ende zuneigt, entzünden sich nach und nach Kerzen auf den umliegenden Tischen. Auch die Bäume werden in buntes Licht getaucht. Ein seichtes Klappern von Besteck auf Tellern und ein sanfter Duft von Knoblauch und anderen Leckereien liegen in der Luft. Der Wind bringt die Baumblätter zum Rascheln. Es dämmert bereits, als einer der Veranstalter auf die Bühne tritt und verkündet, dass der Sommer in Lesmona nun endlich losginge. Außerdem verrät er uns, dass es auch deswegen eine ganz besondere Nacht würde, weil sie die sternschnuppenreichste des Jahres sei. Großes Gelächter in allen Rängen, pardon, an allen Tischen beim Blick in den wolkenverhangenen Himmel. Doch das kann die Stimmung nicht trüben. Immer mal wieder werden kurzzeitig Regenschirme aufgespannt und Kapuzen aufgesetzt. Aber zum Glück kann man hier eher von sehr hoher Luftfeuchtigkeit sprechen denn von richtigem Regen.
Die Geschichte dahinter
Seit Mitte der 1990er Jahre findet das Festival der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen in Knoops Park statt. Ursprung und Namensgeber des Festival ist der Briefroman „Sommer in Lesmona“ von Magdalene Pauli, 1875 geborene Melchers. Ihre Geschichte ist eine Geschichte verbotener und unerfüllter Liebe, über die sich die junge Frau mit ihrer Cousine Bertha Schellhass in Briefen austauschte. Schauplatz ist des Onkels Sommeranwesen am Rande der Lesum, dessen Namen die lateinische Form des Flusses ist – nämlich Lesmona. Hier verliebte sich Magda in einen entfernten Cousin und dieser auch in sie. Doch ihre Liebe wurde von der Familie nicht geduldet. So heiratete Magda schließlich einen anderen, um den familiären Erwartungen gerecht zu werden.
Anfang der 1950er Jahre veröffentlichte sie den Briefwechsel mit ihrer Cousine. Das Buch hatte großen Erfolg und wurde in den 80er Jahren sogar verfilmt – mit Katja Riemann in ihrer ersten Rolle. Der Film ist stets Teil des dreitägigen Kammerphilharmonie-Festivals.
Unerfüllte Liebe in musikalischer Form
Im Zeichen der unerfüllten Liebe steht auch der Freitagabend, den ich verfolgen darf. Die Kammerphilharmonie spielt unter anderem die Ouvertüre von Peter Tschaikowskys „Romeo et Juliette“, Auszüge aus Sergej Prokofjews Ballett „Romeo und Julia“ und Teile der „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Auch andere Stücke modernerer Komponisten werde dargeboten, der Percussionist und Moderator Martin Grubinger aus Österreich ist zu Gast und die mexikanische Dirigentin Alondra de la Parra. Die „Bremer Freitagnacht“ ist eine Neuheit des Festivals und löst die bisherige Operngala ab.
Bei allen Stücken hören auch solch ungeübte Ohren wie die meinen deutlich die Klasse des Orchesters heraus – mich wundert es nicht, dass die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen das erste Orchester ist, das den 2016 vom Deutschland Radio Kultur neu ins Leben gerufenen Titel Orchester des Jahres verliehen bekommen hat.
Jeder Blick ein Treffer
Kaum zu glauben, aber wahr: Nach der ersten von zwei Pausen des insgesamt dreistündigen Programms reißt sogar die Wolkendecke auf und der nächtliche Himmel zeigt sich nun doch noch von seiner sternschnuppenreichen Seite. Ich kann noch ganz schön viele Wünsche in Auftrag geben (ein kurzer Blick nach oben reicht in dieser Nacht) und verlasse schließlich mit dem „West Side Story“-Ohrwurm America das Gelände.
Erfolgsgeschichten
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