Mit dem Stadtmusikanten-Express durch Bremen
TourismusSeit Juli 2017 können Touristen und Einheimische auf Bremens Straßen ein auffälliges Gefährt beobachten. Eine rot-weiße Bimmelbahn rollt täglich durch Innenstadt und Überseestadt. Ganz bequem lässt sich Bremen mit dem Stadtmusikanten-Express kennen lernen. Dazu gibt’s jede Menge Anekdoten und Infos – live vom Fahrer. Ich durfte ihn bei einer Rundfahrt begleiten.
Um 10.15 Uhr an einem Dienstagmorgen kommt der Stadtmusikanten-Express am Abfahrtsort an der Langenstraße zum Stehen. Ich habe die kleine Bahn schon von Weitem entdeckt, als sie zwischen Dom und Rathaus hindurch über den Marktplatz rollte. Jetzt darf ich selbst einsteigen – und zwar vorne in die Lok zum Fahrer Götz-Ullrich Johl.
Los geht’s
„Wir sind hier nur mit Elektrokraft unterwegs“, betont der Fahrer, als es um 10.30 Uhr los geht. Tatsächlich rollt das dreigliedrige Gespann aus Lok und zwei Wagons nahezu geräuschlos über den Straßenbelag. „128 Batterien hat die Lok unter der Haube“, erzählt Herr Johl. Seine Stimme wird über ein Mikrofon in die beiden Wagons hinter uns übertragen. Die haben sich in den letzten fünfzehn Minuten gut gefüllt. Touristen aus ganz Deutschland haben Platz genommen und lauschen nun Herrn Johls Informationen und Anekdoten, während draußen die Bremer Innenstadt vorbeizieht.
Auf der Martinistraße fahren wir Richtung Osten und biegen auf Höhe der Wilhelm-Kaisen-Brücke gleich wieder nach links in Richtung Domsheide ab. Herr Johl berichtet nicht nur über die Herausforderungen des Baugewerbes in einer so eng bebauten Stadt wie Bremen, sondern verweist natürlich auch auf das jetzt rechts von uns liegende Schnoor-Viertel mit seinen schmalen Gassen. „Ein Besuch dieses historischen Viertels setzen Sie bitte ganz oben auf Ihre Prioritätenlisten“, betont der Fahrer, während er mit dem schätzungsweise fünfzehn Meter langen Straßenzug nun in den Altenwall abbiegt und wieder Richtung Weser fährt.
Vorbei an Glocke, Schnoor und “umgedrehter Kommode”
Ich schaue mich derweil ein wenig im „Cockpit“ um. Ich entdecke ganz klassische Bedienungselemente, die ich aus dem Auto auch kenne. Mit den Füßen gibt Herr Johl Gas oder bremst, mit dem Lenkrad steuert er uns durch die Straßen. Oben über der schmalen Frontscheibe hängt ein kleiner Bordcomputer, der ihm die Geschwindigkeit verrät. Die meiste Zeit bewegen wir uns im Schritttempo durch die Stadt, damit die Gäste hinten auch Zeit haben, alles zu entdecken.
Inzwischen sind wir auf dem Osterdeich stadtauswärts unterwegs. Hier fährt Herr Johl mal ein bisschen schneller und erzählt währenddessen, was es mit dem sonderbaren Gebäudespitznamen der „umgedrehten Kommode“ auf sich hat und verweist auf das Café Sand, das nun am gegenüberliegenden Weserufer zu sehen ist. Am Sielwall biegen wir ab, Herr Johl berichtet seinen Gästen von der typischen Bremer Hausbauweise, die hier im sogenannten „Viertel“ noch gut zu erkennen ist. Auch die Sielwallkreuzung, als wahrscheinlich berühmteste Kreuzung der Stadt, lassen wir nicht aus und fahren hier nach links den Ostertorsteinweg wieder in Richtung Innenstadt. Draußen ziehen die mir wohlbekannten Straßenzüge entlang und ich frage mich, was sie wohl auf jemanden für einen Eindruck machen, der hier noch nie war. Ein kleines bisschen verschiebt sich mein Blick und ich sehe – mal wieder – die mir eigentlich so wohlbekannte Stadt mit neuen Augen. Immer wieder schön, stelle ich fest :)
Vorbei an Theater und Kunsthalle biegen wir erneut in den Altenwall ab, fahren dann am Ende eine Rampe hinunter zur Weser und befinden und nun an der Schlachte, Bremens Ufer- und Flaniermeile. Hier fahren wir nun in Richtung Westen. Auch ich erfahre noch so einiges Neues über den „Blanken Hans“, wie Bremer den starken Nordwind bezeichnen, der zu Sturmfluten führt. „Wie gut, dass die Weserufer an dieser Stelle schon vor rund 700 Jahren befestigt wurden“, betont Herr Johl und ich höre echte Erleichterung in seiner Stimme.
Schlachte – Uferpromenade entlang der Weser
Wir fahren vorbei an all der Gastronomie auf Innenstadthöhe. Immer wieder zieht unser Straßenzug die Aufmerksamkeit von Passanten auf sich. Die rot-weiße Bahn scheint ein echter Blickfang zu sein. Nachdem wir mit der Stephanibrücke die letzte Überquerungsmöglichkeit für den Individualverkehr vor der Nordsee unterquert haben, befinden wir uns am Eingang zur Überseestadt. Auch hierzu erzählt der Fahrer eine ganze Menge und verweist auf die Überseetour, die mit dem Stadtmusikanten-Express ebenfalls buchbar ist. Wir drehen eine Ehrenrunde um den kleinen Kreisel am Fuße des Wesertowers und gelangen wieder an die Weserpromenade, die wir aber schon auf Höhe von Radio Bremen wieder verlassen. Hier verweist Herr Johl natürlich auf das Loriot-Sofa, das inzwischen zu einem der beliebtesten Fotoobjekte der Stadt avanciert ist.
Weiter geht’s entlang der Wallanlagen zurück Richtung Innenstadt, am Herdentor biegen wir nach rechts ab, fahren an den berühmten „Schweinchen“ und ihrem Hirten vorbei und landen schließlich wieder hinterm Dom auf dem Marktplatz.
In 45 Minuten durch die Stadt
Herr Johl hat binnen der 45 Minuten-Fahrt fast ununterbrochen geredet und dabei ziemlich spannende Informationen und Anekdoten preisgegeben. Dabei lenkte der gelernte Busfahrer den Stadtmusikanten-Express souverän an den Sehenswürdigkeiten vorbei. Am Ausgangspunkt an der Langenstraße kommen wir zum Stehen. Herr Johl verabschiedet sich über sein Mikrofon, die Gäste drücken ihre Zufriedenheit mit Applaus aus. Am Straßenrand stehen schon die nächsten Neugierigen, die jetzt einsteigen dürfen. Herr Johl scheint sich schon auf die nächste Tour zu freuen.
Erfolgsgeschichten
Bremen gehört seit Anfang November 2024 offiziell als Street Art City zu den exklusiven Partner:innen der international agierenden „Street Art Cities“-App.
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