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13.3.2025 - Mona Fendri

7 praktische Tipps für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln im Tourismus

Tourismus

Regional genießen, global denken: Best Practices und praktische Tipps

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem gelben Gebäude und lächelt in die Kamera
Beim Nachhaltigkeitsnetzwerk der WFB gaben Akteurinnen und Akteure aus dem Bremer Tourismus Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Tourismus. © WFB

Der nachhaltige Umgang mit Lebensmitteln ist ein zentrales Thema in der Tourismusbranche und bietet zahlreiche Ansätze, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Eine der größten Herausforderungen stellt die Reduzierung von Lebensmittelabfällen dar. Laut einer Studie der Welt-Tourismusorganisation aus dem Jahr 2023 gehen etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette verloren, bevor sie überhaupt auf den Teller kommen.

Wie vielseitig und praxisnah ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln aussehen kann, zeigte das dritte Treffen des touristischen Nachhaltigkeitsnetzwerks zum Thema „Regional genießen, global denken: Nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln im Tourismus“, organisiert von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Dort gaben Bremer Expertinnen und Experten aus Gastronomie und Hotellerie spannende Einblicke in ihre Best Practices und lieferten konkrete Handlungsempfehlungen für den nachhaltigen Tourismusalltag.

Nachhaltigkeitsnetzwerk Tourismus

Das Nachhaltigkeitsnetzwerk Tourismus wird von Bremen Tourismus (einer Abteilung der WFB) organisiert und ist im Rahmen der Aktivitäten der Tourismusstrategie entstanden. In regelmäßigen Austauschrunden bietet Bremen Tourismus Beratungs- und Schulungsangebote zu unterschiedlichen touristischen Nachhaltigkeitsthemen sowie eine Plattform für den Austausch unter den Teilnehmenden.

7 praktische Tipps für einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln im Tourismus

Tipp 1: Das Fleisch ist nicht „der Star“ auf dem Teller

Ein zentraler Aspekt der Nachhaltigkeit ist der bewusste Umgang mit Fleischkonsum. Die Produktion von Fleisch verursacht im Vergleich zu pflanzlichen Produkten deutlich höhere CO2-Emissionen sowie einen größeren Wasserverbrauch. Deshalb legt zum Beispiel die Jugendherberge Bremen den Fokus darauf, Fleisch weniger prominent auf der Speisekarte zu präsentieren und stattdessen mehr pflanzliche Alternativen anzubieten.

"Es geht nicht darum, Fleisch komplett vom Speiseplan zu verbannen, sondern es bewusst und in Maßen einzusetzen", erklärt Michael Karge, Food-Koordinator der Jugendherberge Bremen. Diese Umstellung erfordere kreative Rezeptideen, um die Gäste trotz weniger Fleisch voll zufriedenzustellen, so Karge weiter. Besonders erfolgreich ist der Ansatz, Fleisch geschickt in die Gerichte zu integrieren, etwa durch die Kombination mit Hülsenfrüchten oder Getreide. "Wir wollen zeigen, dass weniger Fleisch nicht weniger Genuss bedeutet", betont der Food-Koordinator.

Im "Schirmann's" im Erdgeschoss der Jugendherberge sind auch Gäste ohne Übernachtung jederzeit willkommen
Weniger Fleisch ist mehr: Das "Schirmann's" im Erdgeschoss der Jugendherberge bietet eine Vielfalt an pflanzlichen Alternativen an. © WFB/Rathke

Tipp 2: Bio-Qualität auf der Speisekarte – mit gutem Gewissen genießen

Joscha Frölich, Betreiber des Restaurants frölichs Bremen, legt besonderen Wert auf Bio-Produkte. "Wir haben inzwischen fast 96 Prozent Bio-Anteil in unserer Küche. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für unsere Gäste, die die Qualität schmecken", betont der Bremer Gastronom. Von Kaffee über Milch bis hin zu frischem Gemüse setzt das frölichs konsequent auf Bio-Standards und überzeugt dadurch mit einem authentischen und nachhaltigen Angebot.

Die Nutzung von Biozertifizierungen stärke die Glaubwürdigkeit der Nachhaltigkeitsstrategie und schaffe Vertrauen bei den Gästen. Eine Bio-Zertifizierung signalisiert, dass hohe Standards in Bezug auf Umweltfreundlichkeit und Produktionsbedingungen eingehalten werden.

Tipp 3: Regionale Lieferketten stärken – der kurze Weg ist das Ziel

Die bewusste Auswahl der Lieferantinnen und Lieferanten bildet einen weiteren wesentlichen Baustein nachhaltiger Gastronomie. Dabei spielen regionale Produkte eine zentrale Rolle, da sie nicht nur die Transportwege verkürzen und die CO2-Bilanz verbessern, sondern auch die lokale Wirtschaft unterstützen. Eine direkte Zusammenarbeit mit Landwirt:innen ermöglicht zudem eine bessere Kontrolle über die Produktionsbedingungen. "Wir können zu jedem unserer Produkte eine Geschichte erzählen", erklärt Joscha Frölich.

So sieht es auch Marius Ries vom Bremer Restaurant Canova. "Die persönliche Beziehung zu unseren Lieferanten ist uns extrem wichtig. In Bremen und Umgebung haben wir sehr gute Produzenten, die Strahlkraft in ganz Deutschland haben", sagt er. Das Restaurant ist ein weiteres Beispiel dafür, wie man durch den direkten Kontakt zu Erzeugerinnen und Erzeugern frische, qualitativ hochwertige, regionale Lebensmittel beschaffen kann.

Eine Speise
Alle Speisen im Restaurant Frölichs sind hausgemacht, aus regionalen Zutaten und in Bio-Qualität. © WFB / Jens Lehmkühler

Tipp 4: Lebensmittelverschwendung reduzieren – das Radisson Blu Hotel Bremen zeigt wie’s geht

Tim Hoffmann, Küchenchef im Radisson Blu Hotel Bremen, empfiehlt innovative Technologien zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Mithilfe einer KI-basierten Müllwaage kann das Küchenteam des Hotels Lebensmittelabfälle genau analysieren. "Jedes Kilo weniger Abfall ist ein Schritt in die richtige Richtung – für die Umwelt und die Wirtschaftlichkeit unseres Betriebs", sagt Hoffmann. Durch die Kategorisierung der Abfälle nach Art, Menge und Uhrzeit lassen sich Prozesse anpassen und gezielte Maßnahmen zur Reduzierung der Verschwendung ergreifen. Die Zahlen sprechen für sich: Durch den Einsatz dieser Technologie konnte das Radisson Blu laut eigenen Angaben zwischen 2022 und Anfang 2025 bereits 70.000 Kilogramm Abfall sowie 300.000 Euro einsparen.

Tipp 5: Apps und Plattformen nutzen – das Essen ist „too good to go“

Ein weiterer wirkungsvoller Ansatz zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen ist die Nutzung von Plattformen wie „Too Good To Go“. Diese Apps ermöglichen es Gastronomiebetrieben, überschüssige Lebensmittel zu vergünstigten Preisen an Verbraucher:innen zu verkaufen, anstatt sie wegzuwerfen. Dadurch werden nicht nur Abfälle vermieden, sondern auch zusätzliche Einnahmen generiert. Das Radisson Blu konnte durch die Nutzung von „Too Good To Go“ bereits 4.700 Tüten mit Lebensmitteln weiterverkaufen und dabei 12 Tonnen CO2 einsparen. Mit sozialen Plattformen wie „foodsharing.de“ besteht zudem die Möglichkeit, nicht verwendete Lebensmittel kostenfrei an gemeinnützige Organisationen weiterzugeben.

Ein Teller mit einem Fleischkloß und Gemüse. Mit einem Löffel tröpfelt eine Hand eine braune Soße über das Gericht
Das Radisson Blu hat sich auf die Fahne geschrieben, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren - unter anderem durch kleinere Portionen und Resteverwertung. © WFB / Jan Rathke

Tipp 6: Kleinere Portionen und kreative Resteverwertung

Eine der einfachsten Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen ist die Optimierung der Speiseplanung. So kann man zum Beispiel die Portionsgrößen anpassen oder die Reste kreativ verwerten. „Wir haben nicht den größten Teller am Buffet, sondern eher den kleinsten, dass der Gast gezwungen ist, mindestens zweimal zu gehen“, erklärt Tim Hoffmann dazu. Diese einfache Maßnahme zeigt bereits große Wirkung, da die Gäste dadurch bewusster und in kleineren Portionen essen. Zusätzlich können übrig gebliebene Lebensmittel kreativ weiterverarbeitet werden, etwa durch die Herstellung von Suppen oder Aufläufen.

Tipp 7: Soziale Nachhaltigkeit im Team – Fairness und Inklusion als gelebte Praxis

Zwar nicht ganz ein Tipp zum nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, aber neben ökologischer Nachhaltigkeit spielt auch soziale Verantwortung eine immer wichtigere Rolle in der Gastronomie. Beim Restaurant frölichs spiegelt sich dies nicht nur in der fairen Bezahlung der Mitarbeitenden und der Implementierung einer Vier-Tage-Woche wider, sondern auch in der Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen. Der Betreiber erklärt: „Es ist mir wichtig, dass meine Mitarbeitenden eine gute Work-Life-Balance haben und zugleich voll und ganz hinter dem Restaurant stehen.“ Diese Maßnahmen zeigen, dass nachhaltige Gastronomie nicht nur aus umweltfreundlichen Konzepten bestehen sollte, sondern auch die Wertschätzung und Förderung der Mitarbeitenden umfassen muss.

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